Return to flip book view

RWR 3 25 Web

Page 1

Message DAS MAGAZIN DER AUSLANDSÖSTERREICHER 3|2025ROTWEISSROTÖsterreichische Post AG, PZ06Z036826P, AÖWB, Postgasse 6/1/2, 1010 WienÖsterreichische Post AG, PZ06Z036826P, AÖWB, Postgasse 6/1/2, 1010 WienSCHWERPUNKT EU BM CLAUDIA PLAKOLMÜBER IHR EU-VERSTÄNDNIS LEBENSART DIE WIENER HOCHQUELL-WASSERLEITUNGSCHWERPUNKT GENERATIONEN JUGEND 2025: KATASTROPHEN, KRISEN UND DER TRIUMPH DES ÄSTHETISCHEN LEBENSLEBENSART DIE WACHAU SCHWERPUNKT EU 30 JAHRE EU-MITGLIEDSCHAFT ÖSTERREICHSVON VIERTEL ZU VIERTEL Streifzug durch Niederösterreich001_Cover_Master_korr.indd 1001_Cover_Master_korr.indd 1 27.07.25 12:3227.07.25 12:32

Page 2

DER ABGABE- UND ERSCHEINUNGSTERMIN FÜR DIE LETZTE DIESJÄHRIGE AUSGABE IST: RWR 04/ 2025 Redaktionsschluss: 10. Oktober, Erscheinungstermin: Ende NovemberWIR FREUEN UNS AUF IHRE BEITRÄGE!Der Vorstand des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES hat beschlossen, ab dem Jahr 2025 wieder vier Hefte des Magazins RWR zu produzieren.003_Editorial_korr.indd 1003_Editorial_korr.indd 1 27.07.25 12:3327.07.25 12:33

Page 3

Liebe Leserinnen und Leser!Am 12. Juni 1994 entschieden sich knapp zwei Drittel der Österreicher in einer Volks-abstimmung für den Beitritt Österreichs zur EU. Vor 30 Jahren, am 1. Jänner 1995, ist Österreich dann der Europäischen Uni-on beigetreten. In der Bewältigung grenz-überschreitender Herausforderungen muss das europäische Projekt im Sinne der Menschen weiterentwickelt werden, denn die Zukun kann man nur gemeinsam ge-stalten. Claudia Plakolm, Bundesministe-rin für Europa, Integration und Familie, erklärt ihr EU-Verständ-nis. Die beiden Universitätspro-fessoren Dr. Alina Lengauer und Dr. Gerald Kohl zeigen anhand ihrer Beiträge verfassungsrecht-liche Veränderungen sowie eine gezielte Standortbestimmung Österreichs in der Europäischen Union 30 Jahre später sowie ei-nen Ausblick auf die Zukun.Die Generationenfrage ist der-zeit viel diskutiert, sie beschäf-tigt auch den Weltbund. In vier unterschiedlichen und interessanten Auf-sätzen wird dies vielseitig betrachtet. Prof. Bernhard Heinzlmaier ist Jugendforscher und Publizist, seit über 30 Jahren analy-siert er jugendkulturelle Entwicklungen und Kommunikationsstrategien. Josef Kraus studierte Deutsch und Sport sowie Psychologie. Er war 20 Jahre lang Oberstu-diendirektor an einem Gymnasium und 30 Jahre lang Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Manès Kerschbaumer ist Experte für Fundraising, Dialogmarketing und Non-Profit-Kommunikation und berät Organisationen strategisch bei der Anspra-che und Aktivierung ihrer Zielgruppen. Zu guter Letzt erläutert unser Ehrenpräsident Gustav Chlestil seine Sicht. Zwei Beiträge beschäigen sich mit au-ßergewöhnlichen Themen. „Mit der Leh-re um die Welt“ erzählt von der Möglich-keit, dass es auch Auslandsprogramme für Lehrlinge gibt. Und vor 155 Jahren wurde mit dem Bau der ersten Wiener Hochquell-wasserleitung begonnen. Dies legte den Grundstein für die herausragende Trink-wasserqualität in Österreichs Hauptstadt.Vor der Weltbund-Tagung widmen wir uns Niederösterreichs unterschiedlichen und in jeder Hinsicht vielseitigen vier Vier-teln sowie der Wa-chau, die in diesem Jahr ein Jubiläum fei-ert, nämlich 25 Jahre Weltkulturerbe. Das Rezept kocht origi-nal Wachauer Maril-lenknödel. Das Außenminis-terium stellt sei-ne Ministerin mit ihrem Vorstoß, ab 2027/2028 einen Sitz im UNO-Sicherheits-rat zu bekommen, in den Mittelpunkt. Die Bundesländer haben professionelle und äußerst interessante Beiträge geliefert und Eisenstadt feiert in diesem Jahr seine Lan-deshauptstadt.Schöne Berichte mit außergewöhnlichen Veranstaltungen können Sie im 10. Bun-desland lesen und Heinz Lukas-Kinder-mann erzählt von österreichischen Kom-ponistinnen und meint, es ist endlich Zeit, sie zu hören.Mit meinen herzlichen Grüßen aus WienDr. Irmgard Helperstorfer, ChefredakteurinEditorialROTWEISSROT3„Die Generatio-nenfrage ist derzeit viel diskutiert, sie beschäigt auch den Weltbund. “003_Editorial_korr.indd 2003_Editorial_korr.indd 2 27.07.25 12:3327.07.25 12:33

Page 4

4 SCHWERPUNKT GENERATIONEN 06 Die Generation Z Generationen im Überblick: Die bekanntesten sind die Babyboomer, Generation X, Generation Y (Millennials), Generation Z und Generation Alpha. Ihre Merkmale und was ihnen wichtig ist.09 Das Generationenquiz Eine spannende Auseinandersetzung mit dem Trend, Menschen anhand ihrer Geburtsjahre in Generationen wie X, Y, Z oder Alpha einzuordnen. Ein Plädoyer für mehr Individualität statt Schub-ladendenken. 11 Ist mit der Generation Z Staat zu machen? Ist die Gen Z wirklich orientierungslos, verwöhnt und digital überfordert? Hinterfragt werden gängige Klischees, gewarnt wird vor einer ent-grenzten Jugendphase. Im Fokus stehen die Folgen überbehütender Erziehung und die digitale Entfremdung von Natur und Wirklichkeit. Was ist falsch gelaufen? 13 Jugend 2025: Katastrophen, Krisen und der Triumph des ästhetischen Lebens Die Jugend unserer Tage lebt in einem andauern-den Ausnahmezustand. Normalität hat sie niemals kennengelernt. Sie ist aufgewachsen mit der Coronapandemie, der Migrationskrise, dem Krieg in der Ukraine, dem Krieg im Nahen Osten, der Klimakrise und einer ständig wachsenden Ver-schuldung der europäischen Staatshaushalte, was bis heute eine rigide Sparpolitik zur Folge hat. BILDUNG 15 Mit der Lehre um die Welt Früher zogen Gesellen auf die Walz, um die Welt kennenzulernen. Heute öffnen gezielte Auslands-programme Lehrlingen, Ausbildnern und Unterneh-mern ähnliche Türen. SCHWERPUNKT EU 17 Mein EU-Verständnis Claudia Plakolm, Bundesministerin für Europa, Integration und Familie, über den klaren Fokus des Regierungsprogramms auf eine starke, hand-lungsfähige und subsidiär organisierte EU.19 Zu Österreichs EU-Beitritt vor 30 Jahren Der Beitritt brachte nicht nur politischen und wirtschalichen Wandel, sondern auch tiefgreifen-de verfassungsrechtliche Veränderungen – inklusi-ve einer Volksabstimmung. 21 30 Jahre Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union Rechtliche Vorgaben, eine Reflexion, eine gezielte Standortbestimmung Österreichs in der Europäi-schen Union 30 Jahre später sowie ein Ausblick auf die Zukun. LEBENSART 23 Im Schatten der Männer Österreichische Komponistinnen – Zeit, sie endlich zu hören! Talent braucht kein Geschlecht.15 17INHALTROTWEISSROTFoto: © BKA/DunkerFoto: © 123rf.com004-005_Inhalt_SW_korr.indd 1004-005_Inhalt_SW_korr.indd 1 27.07.25 12:3427.07.25 12:34

Page 5

24 Frisches Wasser für Wien – die Wiener Hochquellwasserleitung Wien zählt zu den Großstädten mit herausragender Trinkwasserqualität. Dafür sorgen Hochquellwas-serleitungen aus den Rax- und Hochschwab-Gebie-ten. Vor 155 Jahren wurde mit dem Bau der ersten Wiener Hochquellwasserleitung begonnen. 26 Die Wachau, ein inspirierendes Flusstal Burgen, Schlösser, Stie, Museen. Entlang der Donau versammeln sich viele Kulturschätze des Landes, moderne Kunst und Musikfestivals sind kulturelle Treffpunkte. 30 Von Viertel zu Viertel Ein Land, vier Viertel und unzählige Gründe, unterwegs zu sein. Niederösterreich ist wie ein gut komponiertes Menü: Jede Region hat ihren ganz eigenen Geschmack. Ein Streifzug durch Niederös- terreich versammelt lohnenswerte Ziele und Anregungen für neugierige Entdecker. DIE 9 BUNDESL RECHT & POLITIK 38 Multilateralismus ist in unserer DNA Österreich strebt für 2027/2028 einen Sitz im UNO-Si-cherheitsrat an, um internationale Verantwortung zu übernehmen und die Sicherheit aktiv mitzugestal-ten – im Einsatz für Rechtsstaatlichkeit, Dialog und Partnerscha.B DIE 9 BUNDESLÄNDER 40 Darüber spricht man in Österreichs Regionen 44 Eisenstadt feiert 100 Jahre Landeshauptstadt Seit 100 Jahren ist die Stadt Sitz der burgenländi-schen Landesregierung und somit Landeshauptstadt des Burgenlandes. 10. BUNDESLAND 45 Österreicher in aller Welt Auf einen Blick gibt es hier Berichte über die vielfältigen Aktivitäten der Vereine weltweit. LEBENSART 48 Unser Schmankerleck Ein Rezept für original Wachauer Marillenknödel aus dem Restaurant Hofmeisterei Hirtzberger. 49 Buchtipps 50 Impressum INHALTROTWEISSROT5243026Foto: © Wiener Wasser/ZinnerFoto: © Waldviertel Tourismus/Jonah PettrichFoto: © Martina Siebenhandl004-005_Inhalt_SW_korr.indd 2004-005_Inhalt_SW_korr.indd 2 27.07.25 12:3427.07.25 12:34

Page 6

ROTWEISSROT6Jede dieser Generationen hat ihre eigenen, durch die jeweiligen Lebensverhältnisse geprägten Eigen-schaften und Werte. 1. BABYBOOMER-GENERATION Die Babyboomer-Generation umfasst die Menschen, die zwischen 1946 und 1964 geboren wurden. Der Begriff stammt aus dem starken Anstieg der Geburtenraten nach dem Zweiten Weltkrieg, dem sogenannten Baby-boom. Diese Generation wuchs in einer Zeit des wirt-schalichen Aufschwungs, technologischen Fortschritts und sozialer Umbrüche auf.Merkmale der Babyboomer-Generation:• Wirtschalicher Wohlstand: Die Babyboomer profitier-ten von stabilen Arbeitsmärkten, wirtschalichem Wachstum und steigenden Lebensstandards. Viele konnten durch sichere Jobs und gute Rentensysteme Wohlstand auauen.• Technologische Entwicklung: Sie erlebten den Wandel von Schwarz-Weiß-Fernsehen zu Computern und später zum Internet.• Gesellschalicher Wandel: Die 68er-Bewegung, Bürger-rechtsbewegungen und die Emanzipation der Frauen prägten ihre Jugend. Viele setzten sich aktiv für gesell-schaliche Veränderungen ein.Foto: © 123rf.comDIE GENERATION Z Generationen im Überblick: Die bekanntesten Generationen sind die Babyboomer, Generation X, Generation Y (Millennials), Generation Z und Generation Alpha. Manès KerschbaumerMit sicherem Blick für den besten Winkel und einem Lä-cheln auf den Lippen: Die Generation Z feiert sich und den Augenblick.SCHWERPUNKT GENERATIONEN006-008_Kerschbaumer_korr.indd 1006-008_Kerschbaumer_korr.indd 1 27.07.25 12:3627.07.25 12:36

Page 7

ROTWEISSROT7• Karriereorientierung: Arbeit und beruflicher Erfolg spielten eine zentrale Rolle. Viele blieben über Jahr-zehnte bei einem Arbeitgeber.• Demografische Herausforderung: Da die Babyboomer eine große Bevölkerungsgruppe darstellen, führt ihr Renteneintritt zu Herausforderungen für Rentensyste-me und den Arbeitsmarkt. 2. GENERATION X (Geburtsjahrgänge ca. 1965–1980)Merkmale:• Pragmatisch und unabhängig: Sie wuchsen in einer Zeit wirtschalicher Unsicherheit und hoher Scheidungsra-ten auf, wodurch sie eine hohe Selbstständigkeit entwi-ckelten.• Work-Life-Balance: Sie waren die Ersten, die dieses Kon-zept aktiv verfolgten, da sie die Arbeitskultur der Baby-boomer als zu stressig empfanden.• Technologische Adaption: Sie erlebten den Übergang von analoger zu digitaler Technologie, einschließlich der Einführung von Personal Computern und Internet.• Bildung und Karriere: Viele strebten eine gute Aus-bildung an, um finanziellen Wohlstand zu erreichen, ohne sich jedoch vollständig mit ihrer Arbeit zu identi-fizieren.Gesellschalicher Einfluss:• Entstehung der ersten digitalen Berufe• Förderung flexibler Arbeitsmodelle• Einfluss auf Popkultur (Musik, Filme, Subkulturen) 3. GENERATION Y (Millennials, Geburtsjahrgänge ca. 1981–1995)Merkmale:• Digitalisierung und Globalisierung: Aufgewachsen mit dem Internet, Social Media und Mobiltelefonen, sind sie stark vernetzt, die ersten Digital Natives.• Bildung und Karriereorientierung: Sie legen Wert auf hö-here Bildung, o mit akademischem Hintergrund, und suchen nach sinnstienden Jobs.• Work-Life-Integration: Arbeit und Freizeit verschmelzen zunehmend durch flexible Arbeitszeiten und Home-office.• Soziale Verantwortung: Sie engagieren sich für Umwelt- und soziale Themen und erwarten von Unternehmen ethisches Handeln.Gesellschalicher Einfluss:• Wandel hin zu agilen Arbeitsmethoden• Zunahme von Freelancing und Start-ups• Bedeutender Einfluss auf digitale Kommunikation und Marketing 4. GENERATION Z (Geburtsjahrgänge ca. 1996–2012)Merkmale:• Vollständig digital: Sie sind die erste Generation, die mit Smartphones, Social Media und Streaming aufgewach-sen ist, Digital Native Generation II.• Individuell und werteorientiert: Authentizität, Diversität und Inklusion sind ihnen wichtig.• Pragmatisch und sicherheitsbewusst: Sie haben durch wirtschaliche Unsicherheiten (z. B. Finanzkrisen) eine vorsichtige Haltung gegenüber Karriere und Finanzen entwickelt.• Konsumverhalten: Sie bevorzugen nachhaltige Produkte und erwarten personalisierte Erlebnisse.Gesellschalicher Einfluss:• Neue Trends in Kommunikation (TikTok, Influencer-Marketing)• Förderung nachhaltiger Wirtschasmodelle• Veränderung der Arbeitswelt durch hohe Erwartungen an Flexibilität 5. GENERATION ALPHA (Geburtsjahrgänge ca. 2013–2030)Merkmale:• Technologisch tief integriert: Sie wachsen mit künstli-cher Intelligenz, Virtual Reality und Sprachassistenten auf.• Bildung neu definiert: Digitale Lernplattformen und hy-bride Bildungssysteme sind selbstverständlich.• Hohe Multitasking-Fähigkeiten: Sie konsumieren Inhal-te gleichzeitig auf mehreren Geräten.• Soziale und Umweltbewusstheit: Sie werden von ihren Eltern (Millennials) stark in ethische Werte und nach-haltige Denkweisen eingeführt.Zuküniger Einfluss:• Weiterentwicklung der digitalen Arbeitswelt• Wandel in der Erziehung und Bildung durch neue Tech-nologien• Neue wirtschaliche Konzepte durch verändertes Kon-sumverhalten GENERATION ZDie Generation Z, geboren zwischen ca. 1995 und 2012, ist die erste Generation, die in einer vollständig digitalen Welt aufgewachsen ist. Merkmale der Generation Z: Die Generation Z zeichnet sich durch eine Reihe von charakteristischen Eigen-schaen aus:• Digital Natives II: Sie sind mit Smartphones, sozialen Medien und dem Internet aufgewachsen.• Individualismus: Sie legen Wert auf Authentizität und SCHWERPUNKT GENERATIONEN006-008_Kerschbaumer_korr.indd 2006-008_Kerschbaumer_korr.indd 2 27.07.25 12:3627.07.25 12:36

Page 8

ROTWEISSROT8persönlichen Ausdruck.• Multikulturell und divers: Sie sind die bislang diverseste Generation in vielen Ländern.• Sozial und umweltbewusst: Sie engagieren sich stark für Themen wie Klimaschutz, Gleichberechtigung und so-ziale Gerechtigkeit.• Work-Life-Balance-orientiert: Sie bevorzugen flexible Arbeitsmodelle und achten auf eine gute Balance zwi-schen Arbeit und Privatleben. TECHNOLOGISCHE PRÄGUNG DER GENERATION ZDie Technologie ist für diese Generation nicht nur ein Hilfsmittel, sondern eine Erweiterung ihres täglichen Lebens. Plattformen wie Instagram, Snapchat, TikTok und YouTube sind nicht nur Kanäle zur Unterhaltung, sondern auch Räume der Selbstdarstellung und des so-zialen Austauschs. BERUFSWELT UND DIGITALE KOMPETENZENDer Arbeitsmarkt der Zukun wird stark von technolo-gischen Entwicklungen geprägt sein. Die Generation Z bringt bereits ein hohes Maß an digitalen Kompeten-zen mit, was sie für viele Unternehmen attraktiv macht. Gleichzeitig verändern sich Berufsbilder rasant. Berufe im Bereich IT, künstliche Intelligenz, digitales Marke-ting und Datenanalyse gewinnen an Bedeutung, wäh-rend klassische Tätigkeiten zunehmend automatisiert werden. DER ARBEITSPLATZ DER GENERATION ZDurch die Digitalisierung veränderte wirtschaliche Rahmenbedingungen und die Erfahrungen der Co-vid-19-Pandemie haben sich neue Erwartungen an den Arbeitsmarkt entwickelt. Die Generation Z legt großen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Flexibili-tät in der Arbeitszeitgestaltung, Remote-Work-Möglich-keiten und eine klare Trennung zwischen Berufs- und Privatleben sind zentrale Aspekte ihrer Erwartungen. Manès Kerschbaumer ist Geschäsführer der little talks Fundraising GmbH mit Standorten in Wien und Berlin. Der Experte für Fundraising, Dialogmarketing und Non-Pro-fit-Kommunikation verfügt über langjährige Erfahrung im Auau und in der Führung international tätiger Vertriebs-teams. Er absolvierte den Masterlehrgang für Marketing und Verkaufsmanagement an der FH Wien WKW und berät Organisationen strategisch bei der Ansprache und Aktivie-rung ihrer Zielgruppen.SCHWERPUNKT GENERATIONENWenn Jung und Alt gemeinsam lachen, wird deutlich, wie viel uns trotz aller Unterschiede verbindet.Der Autor Manès Kerschbaumer, selbst ein Millennial oder Generation Y.Foto: © Manès Kerschbaumer/canva.comFoto: © 123rf.com006-008_Kerschbaumer_korr.indd 3006-008_Kerschbaumer_korr.indd 3 27.07.25 12:3627.07.25 12:36

Page 9

Genau kann ich nicht sagen, was mich mehr är-gert: meine eigene Unwissenheit oder die an-maßende Überheblichkeit der Medien, in ihren Artikeln Begriffe zu gebrauchen, die mehr in ein Quiz gehören als in einen normalen Informationstext. Würde man zehn Personen auf der Straße um eine Erklärung fragen, ständen wahrscheinlich neun von zehn der Frage ziemlich hilflos gegenüber. Ach so, warum es eigentlich geht? Ein Beispiel: „Die Generation X zeigt in ihrer Ver-haltensweise …“ oder „Du fühlst dich weder als klassi-scher Millennial noch als waschechter Z-ler? Das könnte daran liegen, dass du zur Übergangsgeneration der Zil-lennials gehörst.“ Können Sie mir sagen, was das alles genau bedeutet? Offenbar sind Altersgruppen gemeint. Aber welche? Dann gibt es noch die Generation Y, die Ba-byboomer und so weiter.Obwohl man dazu neigt, beim Lesen von Texten Be-griffe, die man nicht kennt, geflissentlich zu überlesen, habe ich mich schließlich in dem angeführten Fall dazu durchgerungen, der Sache auf den Grund zu gehen. In der nachstehenden Zusammenstellung finden Sie nun die relevanten Informationen zur Generationenklassifi-zierung. Sollten Sie allerdings dies schon alles ganz ge-nau kennen, ersparen Sie sich einfach das Weiterlesen.Nun fragt man sich natürlich: Wann und wer hat eigent-lich mit diesem Katalogisierungswahn begonnen? Die Generationen bestimmter Zeitperioden hat man schon relativ lange mit einem Namen versehen. Gestartet mit Buchstaben hat offenbar dann der Autor Douglas Coup-DAS GENERATIONENQUIZBegriffsursprung „Quiz“: entlehnt von englisch „quiz“ (Befragung), von „to quiz“ (befragen), in seiner heutigen Schreibweise seit 1886 oder früher, vorher „quies“, wahrscheinlich entlehnt aus dem lateinischen „Qui es?“ („Wer bist du?“). (www.wortbedeutung.info)Dkfm. Ing. Gustav ChlestilWie viele Generationen sind wohl auf diesem Foto abgebildet?Foto: © de.freepik.comSCHWERPUNKT GENERATIONENROTWEISSROT9009-010_GenZ_Chlestil_korr.indd 1009-010_GenZ_Chlestil_korr.indd 1 27.07.25 12:3727.07.25 12:37

Page 10

land. Im Jahr 1991 packte er jeden, der in den 60ern und 70ern geboren wurde, in die Generation X. Damit hatte die Generation der wenigen einen persönlichen Buchsta-ben und von da an ging es mit der alphabetischen Klassi-fizierung munter weiter.So ordnete man im Zusammenhang mit den in den je-weiligen Perioden ablaufenden Geschehnissen in der Welt den in dieser Zeit lebenden Personen bestimm-te Eigenschaen, Verhaltensweisen und Denkmuster zu, die sie als Gruppe beschreiben sollen. Dabei wur-de offensichtlich jedoch vor allem die in Europa und den USA beurteilte Lebensweise berücksichtigt.Ein philosophischer Zeitzeuge, Gert Schüler, sagte al-lerdings auch vor Kurzem: „Ich halte diese Gleichma-cherei für eine bestimmte Generation für baren Un-sinn. Sicher gibt es in jeder Generation Personen, die sich einer Gruppe mit gleichem Sinn zugehörig fühlen. Aber es gibt nicht nur die eine Gruppe. Jeder Mensch ist ein Individuum und hat eigene Interessen und Be-dürfnisse.“Wenn man nun auch o die Meinung hört, die heuti-ge Jugend, also die Generation Z, hätte nur die Selbst-verwirklichung, die „Life-Work-Balance“ oder bei der Arbeit die Teilzeit im Kopf und sie wäre mit ihrem Le-ben höchst unzufrieden, würde man sich wundern, wenn man die Ergebnisse einer jüngsten Umfrage innerhalb dieser Gruppe sieht. Demnach möchten 80 % dieser jun-gen Generation in Vollzeit arbeiten und 86 % von ihnen sind mit ihrem Leben durchaus zufrieden. Wenn es also keinen Kometeneinschlag, keinen Vulkanausbruch, keine Virenkatastrophe und keinen von uns Menschen selbst verschuldeten Atomkrieg gibt, können wir absolut opti-mistisch in die Zukun blicken. Dies gilt dann für alle bisherigen und zukünigen Generationen von A bis Z. Nach diesem erhellenden Überblick habe ich lange da-rüber nachgedacht, ob ich das System der Zuordnung von Alphabetbuchstaben zu Jahrgängen und Gene-rationen auswendig lernen soll, um in Zukun Tex-te schneller zu verstehen. Schließlich habe ich mich aber dazu durchgerungen, dies nicht zu tun und da-mit auf einem niedrigeren Bildungsniveau zu verblei-ben. Denn Bildung wird offenbar im Zeitalter der KI immer weniger wichtig. Wenn heute jemand flüs-sig lesen und schreiben kann, wird er mit etwas Nachhilfeunterricht nahe-zu schon zum Intellektu-ellen. Sollte er dann auch noch einige Grundkenntnisse der Mathematik besitzen, also beispielsweise erkennen, dass 80 % Handelszoll das Vierfache von 20 % sind, hätte er schon große Chancen in der Spitzenpolitik. Dann ist vielleicht nicht „The sky the limit“, aber zumindest die Position eines Präsidenten. „Ich halte diese Gleichmache-rei für eine be-stimmte Gene-ration für baren Unsinn. Jeder Mensch ist ein Individuum und hat eigene Interessen und Bedürfnisse. “INFOSBezeichnung Geboren Alter MerkmaleSilent 1928–1945 80–97 auch Traditionalisten / im Fokus: die Arbeit / geprägt durch den Zweiten Weltkrieg / Kommunikation: das persönliche GesprächBoomer 1946–1964 61–79 auch Babyboomer / zählen zu den größten Populationen aller Zeiten / Leben, um zu arbeitenX 1965–1980 45–60 Arbeit = Mittel zum Zweck / Wohlstandsdenken / Sicherheitsbedürfnis / hohe ScheidungsrateY 1981–1995 30–44 auch Millennials / hoher Wert der Freizeit / Selbstverwirklichung / Globalisierung / Beginn des InternetsZ 1996–2009 16 –29 „Digital Natives“ / Individualisierung / Klimaschutz / Smartphones und soziale Medien / EinsamkeitAlpha 2010–2024 1–15 technologiegeprägt / politische Unsicherheit / starkes Umweltbewusstsein / digitale Denk- und LebensweiseBeta 2025–2040 - Leben mit KI und Fake News / völlig neue Berufe / ZukunftsangstSCHWERPUNKT GENERATIONENROTWEISSROT10009-010_GenZ_Chlestil_korr.indd 2009-010_GenZ_Chlestil_korr.indd 2 27.07.25 12:3727.07.25 12:37

Page 11

Kann man bei so viel Heterogenität von einer homo-genen „Generation“ sprechen? Nur eingeschränkt, denn innerhalb der Generation Z gibt es mehr Unterschiede als Unterschiede zu anderen Generationen, etwa der Generation Y (geboren zwischen 1980 und 1995). Die Übergänge sind fließend. Eine Homogenität inner-halb einer 15-Geburtsjahre-Generation kann es auch kaum geben, weil der kulturelle Hintergrund immer di-verser wird.Im Grunde sind alle Jugendetiketten semantische Spie-lereien. „Die“ Jugend gibt es nur grammatisch im Sin-gular, phänotypisch nur im Plural. Zu vielfältig und zu kurzlebig sind die Bezeichnungen, die medial als trendy gelten. Die Gefahr dabei ist: Das Operieren mit „Genera-tionen“ verstärkt Vorurteile und Stereotype. Erinnern wir uns, was es schon alles an Etiketten für „die“ Jugend gab: die skeptische Generation, die Null-Bock-Generation, die Generation Golf, die Generation Benedikt, die Generation Spießer … Dazu die Yuppies, die Nerds, die Stinos (die Stinknormalen). Und als i-Tüp-felchen die No-Label-Generation: sich jeder Etikettierung verweigernd. Bezeichnend ist, dass sich zuletzt Etiketten eingebürgert haben, die auf den medialen Konsum abhe-ben: die Generationen @, WLAN, Facebook, Twitter usw. Wahrscheinlich haben diese Namen eine ähnlich kurze Halbwertszeit wie die Technik der genutzten Medien. Zurück zur Gen Z: Mit „Z“ ist wohl „Zoom“ gemeint. Es ist dies eine Alterskohorte, die sich die Welt wie mit dem Zoom-Objektiv heranholt oder wegschiebt. Verschiedent-lich heißt die Gen Z auch Generation Digital Natives. Skeptiker meinen wortspielerisch, es handele sich hier SCHWERPUNKT GENERATIONENROTWEISSROT11IST MIT DER GENERATION Z STAAT ZU MACHEN?Seit geraumer Zeit verbreiten sich Analysen zur Generation Z. Gemeint sind die zwischen 1995 und 2010 Geborenen. Die Charakterisierung dieser „Gen Z“ pendelt zwischen über-fordert, orientierungslos, zukunftsängstlich. Es heißt: Die Gen Z sei im Work-Life-Verhältnis auf „Life“ fixiert. Traditionelle Sicherheiten bröckeln. Ein verpflichtender Dienst am Gemeinwesen wird abgelehnt. Zugleich ist eine Polarisierung erkennbar: Ein Viertel der Gen Z tendiert nach links, ein anderes Viertel nach rechts, wie am Wahlverhalten der Jungwähler ablesbar ist.Josef Kraus, Oberstudiendirektor a. D.Jugend heute: verwöhnt, fordernd und leidend zugleich?Foto: © 123rf.com011-012_Kraus_korr.indd 1011-012_Kraus_korr.indd 1 27.07.25 12:4127.07.25 12:41

Page 12

nicht um einen souveränen Umgang mit der Digitalisie-rung, sondern um „digitale Naivlinge“. WORÜBER WIR UNS SORGEN MACHEN MÜSSENDie Jugendphase dehnt sich aus: nach unten und oben. Dabei gab es Jugend vor Jahrhunderten gar nicht. Aus der Kindheit (Kinderarbeit) ging es direkt ins Erwachsenenal-ter. Heute beginnt jugendliches Konsum- und Medienver-halten mit zehn Jahren und endet o erst weit nach dem 30. Lebensjahr. Die Ungehobeltheiten der Flegeljahre fin-det man heute schon bei Grundschülern und bis hinauf ins höhere Erwachsenenalter. Die Grenzen zwischen Kindheit, Jugend und Erwachsen-sein werden fließend. Postadoleszente oder Adultoleszen-te nennt man schließlich die 30-Jährigen. Letzteres hat mit verlängerten Bildungszeiten zu tun. Das wiederum hängt mit einer gestiegenen Studierquote zusammen.Die fortschreitende Digitalisierung vermittelt Heranwach-senden eine Wirklichkeit aus zweiter Hand. Soeben wurde in einer Studie des Instituts für Ökologie der TU Berlin fest-gestellt: Die aktuelle Jugend verliert den Bezug zur Natur. Junge Menschen kennen weniger Tier- und Pflanzenarten als ältere. Diese Entwicklung begann mit dem Massen-fernsehen. Günther Anders warnte lange vor der Digitali-sierungswelle vor einem Dasein eines durch Me-dien kollektiv vereinzelten Masseneremiten. Es kommt hinzu: Durch KI werden Menschen im-mer weniger wissen, ob hinter einer Information ein physischer Mensch steckt. Folge wird eine Enteignung des Denkens und Urteilens, der Ver-zicht auf ein Vorratswissen sein, das erst mündig macht. Das Massachusetts Institute of Technolo-gy (MIT) hat eben anhand der Aufzeichnung von Gehirnströmen sogar nachgewiesen, dass über-mäßige KI-Nutzung verknüpfendes Denken und Kreativität einschränkt. WAS IST FALSCH GELAUFEN? Über Jahrzehnte hinweg hat man der Schul-jugend und deren Eltern weisgemacht, dass Lernen keine Anstrengung kosten soll. Und man gaukelte Millionen junger Leute vor, der Mensch beginne erst mit Matura/Abitur. Matu-ra/Abitur-Vollkasko-Politik und immer bessere Zensuren sind angesagt. Die Folge ist eine Pseudoakademisierung.Die Eltern sind nicht unschuldig: bloß kein „Nein“, kein Tadel! Das Kind könnte ja traumatisiert werden. Eltern machten sich als Transporthelikopter, Rettungshelikop-ter und Kampelikopter zu Befehlsempfängern ihrer Kinder. Lebenstüchtigkeit, notwendige Frustrationstole-ranz und Resilienz können in solcher Art von verwöhnen-der Erziehung nicht entstehen. IST DAS LAMENTO SYMPTOM EINES URALTEN GENERATIONENKONFLIKTS?„Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, böse, gottlos und faul ... Es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten“ (auf einer babylonischen Tontafel). „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Ma-nieren und verachtet die Autorität“ (Sokrates, 470–399 v. Chr.). „Wenn sich Väter daran ge-wöhnen, ihre Kinder einfach ge-währen zu lassen und sich vor ih-ren Kindern geradezu fürchten …, so ist das der jugendfrohe Anfang der Tyrannis“ (Platon, 375 Jahre v. Chr. in seiner „Politeia“). Man kann darauf antworten: All das ist ein uraltes Allerwelts-lamento. Die Welt ist darüber nicht untergegangen. Man kann aber auch sagen: Die hier be-schriebenen Kulturen sind real verschwunden. Wir sollten da-raus lernen. Durchaus im Sinn der griechischen Sentenz: „Ὁ μὴ δαρεὶς ἄνθρωπος οὐ παιδεύεται“ (Ho mē dareis anthrōpos ou pai-deuetai): „Der Mensch, der nicht geschunden wird, wird auch nicht erzogen.“ Josef Kraus (*1949) studierte Deutsch und Sport für das Lehramt an Gymnasien sowie Psychologie. Er war 20 Jahre lang Oberstudiendirektor an einem Gymnasium in Bayern und 30 Jahre lang Präsident des Deutschen Lehrerverbands (DL). Kraus ist vielfältig publizistisch tätig. Sein jüngster Buchtitel lautet: „Im Rausch der Dekadenz. Der Westen am Scheideweg“.Josef Kraus ist Oberstudiendirektor a. D., Diplompsycho-loge und Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbands. 2018 war er Träger des Deutschen Sprachpreises, 2009 erhielt er das Bundesverdienstkreuz.Foto: © privat„Die aktuelle Ju-gend verliert den Bezug zur Natur. Junge Menschen kennen weniger Tier- und Pflan-zenarten als äl-tere. Diese Ent-wicklung begann mit dem Massen-fernsehen. “SCHWERPUNKT GENERATIONENROTWEISSROT12011-012_Kraus_korr.indd 2011-012_Kraus_korr.indd 2 27.07.25 12:4127.07.25 12:41

Page 13

Zudem gerät die Jugend zunehmend unter Kontroll-druck. Die Spielräume für autonomes und selbst-bestimmtes Handeln werden geringer, wenn ein ausufernder Staat Jahr für Jahr neue Altersbeschränkun-gen erfindet und Schulen und Universitäten mit rigiden Auslesekriterien und Zugangsprüfungen aufwarten. Zu-nehmend kommt unter jungen Menschen das Gefühl auf, dass nicht mehr ihre Eltern die Erziehungsberechtigten sind, sondern eine anonyme Staatsmacht, die für ihre populistischen dirigistischen Maßnahmen immer die schwächsten Gruppen – junge Menschen, alte Menschen und sozial Schwache – ins Visier nimmt. KRISE DER SCHULE UND ZUNEHMENDE CHANCENUNGLEICHHEITEin typisches Beispiel der letzten Wochen für die heute verbreitete weltfremde populistische Symbolpolitik ist die Diskussion über die Altersbeschränkung bei der Nutzung von Social-Media-Plattformen auf 15 Jahre. Warum gera-de 15-Jährige dem Umgang mit Instagram oder TikTok besser gewachsen sein sollten als die Jüngeren, kann kei-ner von denen, die diese Forderung erheben, sagen. Ein schlüssiger Grund dafür wäre eine profunde Medienerzie-hung in den Grundschulen, die Jugendliche mit genügend Resilienz und Urteilsvermögen ausstattet, um den An-fechtungen und Herausforderungen der sozialen Medien gerecht zu werden. Eine solche gibt es aber nicht einmal in Ansätzen. Vielmehr schlägt man sich in den Neuen Mit-telschulen vorwiegend damit herum, wie man migranti-sche Jugendliche aus Krisenregionen, die sich ohne deut-sche Sprachkenntnisse nach Österreich durchgeschlagen haben, in den Unterricht integrieren kann. Vor allem in Wien ist dieses Problem dramatisch, weil in Bezirken wie Ottakring, Favoriten und Rudolfsheim-Fünaus der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund bei nahe-zu 50 % liegt. Ein für alle Beteiligten gewinnbringender Unterricht ist unter diesen Bedingungen nicht mehr mög-lich. Kein Wunder, dass die Privatschulen in Wien boo-men. Jeder füne Wiener Schüler besucht bereits eine solche, Tendenz steigend. Nachdem Privatschulen kosten-pflichtig sind, stehen sie nur Schülern offen, die aus eher begüterten Haushalten kommen. Die Reichen können also aus dem unerfreulichen öffentlichen Schulsystem aussteigen, die Kinder der Armen bleiben dort zurück. Da-mit nimmt die Chancenungleichheit zwischen Arm und Reich weiter zu.SCHWERPUNKT GENERATIONENROTWEISSROT13JUGEND 2025: KATASTROPHEN, KRISEN UND DER TRIUMPH DES ÄSTHETISCHEN LEBENSDie Jugend unserer Tage lebt in einem andauernden Ausnahmezustand. Normalität hat sie niemals kennengelernt. Sie ist aufgewachsen mit der Coronapandemie, der Migrations-krise, dem Krieg in der Ukraine, dem Krieg im Nahen Osten, der Klimakrise und einer stän-dig wachsenden Verschuldung der europäischen Staatshaushalte, was bis heute eine rigide Sparpolitik zur Folge hat. Prof. Mag. Bernhard HeinzlmaierNicht auffallen und nirgendwo anecken ist das Erfolgs- modell unserer Zeit.Foto: © Fotostudio Wilke 1010 Wien013-014_Jugend_2025_korr.indd 1013-014_Jugend_2025_korr.indd 1 27.07.25 12:4027.07.25 12:40

Page 14

DIE SCHRANKENLOSE KONKURRENZGESELLSCHAFT FÜHRT ZUM ABSTERBEN DER MORALIm pädagogischen Fachjargon wird die Jugend unserer Zeit als „außenorientiert“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass junge Menschen ihr Verhalten vorwiegend pragmatisch und egozentrisch an den Vorgaben und Notwendigkeiten ihrer sozialen Umwelt aus-richten und nicht an inter-nalisierten Tugenden und moralischen Grundsätzen. Man vermeidet es, sich politisch zu positionieren, und hält sich aus Konflik-ten in Schul- und Berufs-welt heraus. Aufstieg durch Anpassung lautet die Devi-se und nirgendwo auffal-len, wo das Image Schaden nehmen könnte. So sind Schulen und Universitäten zu Orten der kleinbürgerlichen Freundlichkeit und der ge-spielten Nettigkeit heruntergekommen. Jeder sucht kühl kalkulierend seinen Vorteil, das Wort Solidarität ist zum Codewort für zum Scheitern verurteilten Idealismus ver-kommen. Wie in Hobbes Leviathan dominiert der Kampf jeder gegen jeden die soziale Szenerie. Die giigste Intri-ge gilt als legitim, solange sie formgewandt und manier-lich vollzogen wird. In der Erfolgsgesellscha ist amora-lisches „Anything goes“ erlaubt, solange die äußere Form gewahrt bleibt. Moral als handlungsleitendes Prinzip wurde getauscht gegen einen ästhetischen Moralismus, der sich jedes Mittel erlaubt, wenn es nur dem eigenen Vorteil dienlich ist. DAS TIEFSTE AM MENSCHEN IST DIE HAUTDer italienische Literat Italo Calvino hat mit diesem Bon-mot den Beginn des Zeitalters des Zaubers der Oberflä-che markiert. Vor allem die jungen Leute sind heute „äs-thetische Wesen“. Ihnen ist das Aussehen unvergleichbar wichtig und beim Erwerb von Konsumartikeln, der als Sinn des Lebens gilt, ist in der Regel die Form relevanter als der Inhalt. Selbst beim Essen sind das Arrangement des Tisches und die Telleranrichtung bedeutsamer als der Geschmack der Speisen. Die „Bildfähigkeit“, also die „Social-Media-Tauglichkeit“, eines Abend-essens im Restaurant ist allem anderen übergeordnet. Es hat den Anschein, als wäre der Jugend das herzeigbare Bild von dem, was sie tun, wichtiger als die Tat selbst. Die Bedeutung des brillanten Bil-des ist größer als der Erlebniswert des realen Geschehens. Das ästhetische Prinzip hat auch die Arbeitswelt und die Politik ergriffen. So ist im Beruf das „Sich-selbst-Verkau-fen“ wichtiger als die Kompetenz. Karriere machen die, die über die größte Selbstinszenierungsfähigkeit ver-fügen. Und so auch in der Politik. Nicht das Parteipro-gramm gewinnt die Wahlen, sondern die Attraktivität des Spitzenkandidaten, das heißt, nicht die Vernun lenkt die Wahlentscheidung, sondern das Gefühl. Wer die Ju-gend gewinnen will, muss ihre Gefühle erreichen. Um die Ratio geht es erst an zweiter Stelle. Prof. Bernhard Heinzlmaier ist Jugendforscher, Publizist und Geschäsführer der tfactory Trendagentur in Ham-burg. Seit über 30 Jahren analysiert er jugendkulturelle Entwicklungen und Kommunikationsstrategien. Er ist Mitbegründer und Vorsitzender des Instituts für Jugendkul-turforschung in Wien und wurde 2018 für seine Verdienste von Bundespräsident Van der Bellen mit dem Berufstitel „Professor“ ausgezeichnet. Zu seinen aktuellen Schwer-punkten zählen Jugendwertestudien, Jugendmarketing und die strategische Beratung zu Kommunikation mit jungen Zielgruppen. Zudem ist er Autor zahlreicher Fachpubli-kationen zu Jugendkultur, Werten und gesellschalichen Wandlungsprozessen. Unter anderem mit diesen Themen: „Generation Ego: Die Werte der Jugend im 21. Jahrhundert“ (Promedia-Verlag, 2013), „Verleitung zur Unruhe“ (Ecowin-Verlag, 2015), „Anpassen, Mitmachen, Abkassieren. Wie dekadente Eliten unsere Gesellscha ruinieren“ (Hirnkost, 2016), „Generation Corona. Über das Erwachsenwerden in einer gespaltenen Gesellscha“ (Hirnkost, 2021). „Warum gerade 15-Jährige dem Umgang mit Instagram oder TikTok besser gewach-sen sein sollten als die Jünge-ren, kann keiner von denen, die diese Forderung erheben, sagen.“BUCHTIPPBabyboomer gegen Generation Z Vom Ende des neuen Biedermeier Die jüngste Veröffentlichung von Bernhard HeinzlmaierMehr Informationen und Bestellhinweise:tfactory.com/Detail/1243SCHWERPUNKT GENERATIONENROTWEISSROT14013-014_Jugend_2025_korr.indd 2013-014_Jugend_2025_korr.indd 2 27.07.25 12:4027.07.25 12:40

Page 15

Was früher vor allem Studenten vorbehalten war, steht heute vielen offen. Internationale Praxis sammeln mittlerweile Lehrlinge, Mit-arbeiter und Unternehmer. Von einem mehrtägigen bis zu einem mehrmonatigen Praktikum ist vieles möglich. VORTEILE FÜR ALLE SEITENEin Auslandspraktikum bietet Lehrlingen die Möglich-keit, über den Tellerrand zu blicken und ihre Ausbildung um wertvolle Erfahrungen zu erweitern. Sie lernen, sich in neuen beruflichen und kulturellen Umgebungen zurecht-zufinden, verbessern ihre Sprachkenntnisse und stärken wichtige Kompetenzen wie Eigenverantwortung, Flexibili-tät und Teamfähigkeit. Nicht selten kommen sie mit ei-nem ganz neuen Selbstvertrauen und frischer Motivation zurück in ihren Lehrbetrieb. Auch für Unternehmer zahlt sich der Schritt ins Ausland aus, denn ihre Auszubilden-den kehren mit einem erweiterten Fachwissen und einem neuen Blick auf Arbeitsabläufe und Problemlösungen zu-rück. Das ist ein Mehrwert, der den gesamten Betrieb be-leben kann. Gleichzeitig positionieren sich Unternehmen, die solche Erfahrungen ermöglichen, als fortschrittliche, engagierte Ausbildungsstätten und erhöhen ihre Attrakti-vität im Wettbewerb um die besten Nachwuchskräe. IFA: INTERNATIONALER FACHKRÄFTEAUSTAUSCHDer Verein IFA ist Österreichs zentrale Drehscheibe für internationale Berufserfahrung in der Lehrausbildung. Als erfahrene Partnerorganisation im Rahmen von Eras-mus+ Berufsbildung organisiert IFA Auslandspraktika für BILDUNGROTWEISSROT15MIT DER LEHRE UM DIE WELTFrüher zogen Gesellen auf die Walz, um ihr Handwerk zu perfektionieren und die Welt kennenzulernen. Heute öffnen gezielte Auslandsprogramme Lehrlingen, Ausbildnern und Unternehmern ähnliche Türen. Sie ermöglichen berufliche Erfahrungen im Ausland, fördern interkulturelles Lernen und stärken Kompetenzen, die weit über Fachwissen hinausgehen.Sabine WolframEin Auslandspraktikum macht die Ausbildung internatio-nal erlebbar und persönlich bereichernd.Foto: © 123rf.com015-016_Auslandsprogramme_korr.indd 1015-016_Auslandsprogramme_korr.indd 1 27.07.25 12:4327.07.25 12:43

Page 16

Lehrlinge ab dem zweiten Lehrjahr und macht damit in-ternationale Mobilität einfach zugänglich. Von der Prakti-kumsvermittlung über Reiseorganisation und Unterkun bis hin zur administrativen Abwicklung der Fördermittel übernimmt IFA den kompletten Ablauf. Auch Lehrlings-ausbildner und Fachkräe können über das Programm an Weiterbildungen im Ausland teilnehmen. Mit einem breiten Netzwerk an Partnerbetrieben in Europa und darüber hinaus, langjähriger Erfahrung und enger Zu-sammenarbeit mit den Wirtschaskammern der Bundes-länder begleitet IFA jährlich Hunderte Jugendliche auf ihrem Weg ins Ausland. Das Ergebnis: praxisnahe Lern-erfahrungen, internationale Kontakte und ein gestärkter Berufseinstieg für Lehrlinge, Betriebe und Fachkräe. ERASMUS+ FÜR LEHRLINGE UND FACHKRÄFTEMit Erasmus+ Berufsbildung haben Lehrlinge die Mög-lichkeit, Auslandspraktika zwischen zehn Tagen und einem Jahr zu absolvieren oder an internationalen Be-rufswettbewerben teilzunehmen. Hier seien zum Beispiel die AustrianSkills angeführt, die nationale Staatsmeis-terscha der Berufe. Die besten Teilnehmer quali-fizieren sich darüber hinaus für internationale Wett-bewerbe wie die EuroSkills (Europameisterscha) und die WorldSkills (Weltmeisterscha). Diese Berufs-wettbewerbe bieten jungen Fachkräen eine Bühne, ihr Können auf höchstem Niveau zu zeigen – national wie international. Bei den internationalen Berufswett-bewerben räumt Österreich regelmäßig zahlreiche Medaillen und Auszeichnungen ab. Wir zählen zur Weltspitze, was auf die hohe Qualität der dualen Aus-bildung zurückzuführen ist.Bei Erasmus+ können ebenso Ausbildner und Fach-kräe im Rahmen des Programms Weiterbildungen im Ausland wahrnehmen. Die Aufenthalte sind – je nach Projekt – innerhalb Europas und weltweit möglich. Eras-mus+ unterstützt dabei durch Reisekostenzuschüsse, Tagessätze und organisatorische Pauschalen für ent-sendende Betriebe. Zusätzlich können Begleitreisen und Vorbereitungsbesuche gefördert werden. LET’S WALZ!Ein Blick nach Niederösterreich holt ein Erfolgspro-gramm vor den Vorhang. Mit der bewährten Initiative „Let’s Walz“ bekommen Lehrlinge die Möglichkeit, vier Wochen in einem passenden Betrieb im Ausland mitzu-arbeiten. Immerhin gehen 2025 fast 150 Lehrlinge auf Wanderscha. Dabei gewinnen sie wertvolle Einblicke, erweitern ihre Fähigkeiten – und kehren mit neuer Si-cherheit, Eigenständigkeit und innerer Stärke zurück. Teilnehmen können alle Lehrlinge ab dem zweiten Lehr-jahr (Mindestalter 16 Jahre), unabhängig von Branche oder Beruf. Getragen wird die Initiative von der Wirt-schaskammer Niederösterreich (WKNÖ) und der Arbei-terkammer Niederösterreich (AKNÖ). Die Initiative „Let’s Walz“ macht internationale Berufserfahrung für junge Menschen niederschwellig und kostenlos zugänglich. Sie gilt als Erfolgsmodell weit über Niederösterreich hinaus. Praktika sind in vielen Ländern möglich, darunter span-nende Ziele wie Helsinki, Pistoia, Sonderborg oder sogar Rabat.Fest steht: Wer den Schritt ins Ausland wagt, kommt mit mehr zurück als nur beruflicher Praxis. Dazu zählen neue Perspektiven, frisches Know-how und eine spürbare persönliche Entwicklung, was das Prak-tikum zu einer echten Be-reicherung macht, für die Lehrlinge selbst genauso wie für ihre Betriebe. Gerade in einer digitalisierten, ver-netzten Arbeitswelt sind solche Erfahrungen ein echter Vorsprung und zeigen, wie internationale Mobilität zum Erfolgsfaktor für die Fachkräe von morgen wird. Über den Tellerrand geblickt. Lehrlinge sammeln Erfahrung im Ausland.Foto: © 123rf.com„Wer den Schritt ins Ausland wagt, wächst über sich hinaus. “INFOSIFA: Internationaler Fachkräfteaustauschifa.or.at/Erasmus+erasmusplus.oead.atLet’s Walz!lehre-respekt.at/blog/let-s -walz-das-auslandspraktikum-fuer-lehrlingeWKNÖ – Auslandspraktikawko.at/lehre/auslandspraktika-l ehrlingeAKNÖnoe.arbeiterkammer.atBILDUNGROTWEISSROT16015-016_Auslandsprogramme_korr.indd 2015-016_Auslandsprogramme_korr.indd 2 27.07.25 12:4327.07.25 12:43

Page 17

Österreich ist ein europäisches Land durch und durch – historisch, kulturell und wirtschaft-lich. Mit acht Nachbarstaaten sind wir eng ver-flochten. Unsere Grenzregionen sind tagtäglich gelebtes Europa. Diese Verbindungen wollen wir weiter stärken, bürokratische Hürden abbauen und die Chancen der europäischen Zusammenarbeit noch besser nutzen. EIN EUROPA, DAS NICHT REGULIERT, SONDERN REGELTÖsterreich steht für ein Europa der großen Linien. Unser Ziel ist es, dass Europa nicht im Kleinklein der Überre-gulierung erstickt, sondern kluge Rahmenbedingungen setzt, die unseren Bürgern, unseren Betrieben und Regi-onen Freiraum lassen. Ein Europa, das sich auf das We-sentliche konzentriert, statt sich in Details zu verlieren. Das bedeutet weniger Bürokratie, mehr Effizienz und eine stärkere Fokussierung auf jene Themen, die unsere Zukun bestimmen: Wettbewerbsfähigkeit, Sicherheit, Wohlstand und eine nachhaltige Entwicklung. GRENZREGIONEN ALS HERZSTÜCK DER EUROPÄISCHEN IDEEUnsere Grenzregionen sind nicht nur geografische Räu-me, sondern lebendige Beweise für die europäische Integration. Österreich ist mit acht Nachbarstaaten verbunden – das bedeutet Chancen, aber auch Heraus-forderungen. Ich selbst bin in einer Grenzregion aufge-wachsen – eine Region, die über Jahrzehnte durch den Eisernen Vorhang geteilt war. Die Trennung war nicht MEIN EU-VERSTÄNDNISUnser Regierungsprogramm legt einen klaren Fokus auf eine starke, handlungsfähige und subsidiär organisierte Europäische Union. Eine Union, die schützt, Wohlstand schafft und Raum für die Entfaltung ihrer Bürger bietet. Eine Union, die nicht reguliert, sondern regelt.Claudia Plakolm, Bundesministerin für Europa, Integration und FamilieBM Claudia Plakolm (r.) mit der dänischen Europaministerin Marie Bjerre.Foto: © BKA/DunkerSCHWERPUNKT EUROTWEISSROT17017-018_Plakolm_korr.indd 1017-018_Plakolm_korr.indd 1 27.07.25 12:4227.07.25 12:42

Page 18

nur eine politische, sondern hat auch Wunden für die Menschen auf beiden Seiten hinterlassen.Heute erlebe ich jeden Tag, wie diese Wunden geheilt wurden: durch offene Grenzen, wirtschaliche Zusam-menarbeit und ein friedliches Miteinander. Die EU hat uns diese Realität ermöglicht, und es ist unsere Aufga-be, sie weiter zu festigen. Grenzregionen sind mehr als Linien auf der Landkarte – sie sind Orte der Begegnung, des Handels, des kulturellen Austauschs. Menschen, die in diesen Regionen leben, wissen, was europäi-sche Integration wirklich bedeutet. Sie spüren es, wenn Pendler problemlos zwischen Ländern reisen, wenn Unternehmen jenseits von Staatsgrenzen flo-rieren und wenn junge Menschen in Nachbarländern studieren können. Doch wir wissen auch: Es gibt im-mer noch Herausforderungen – von administrativen Hürden bis hin zu infrastrukturellen Lücken. Deshalb setze ich mich dafür ein, dass wir die grenzüberschrei-tende Zusammenarbeit weiter ausbauen, Barrieren ab-bauen und die Lebensqualität der Menschen in diesen Regionen weiter verbessern. EUROPA ALS GEMEINSAMER KULTURRAUMEuropa ist mehr als ein Binnenmarkt, mehr als ein institutionelles Konstrukt. Es ist ein gemeinsamer Kul-turraum, verwurzelt in einer über Jahrhunderte gewach-senen (christlichen) Tradition. Dieser kulturelle Zusam-menhalt ist unser Fundament, gerade in Zeiten großer Herausforderungen. Es ist unser gemeinsamer Werte-kanon, der uns in schwierigen Momenten Orientierung gibt: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit. Die-se Werte müssen wir entschlossen verteidigen – nach in-nen wie nach außen. STÄRKUNG DER EU ANGESICHTS GEOPOLITISCHER HERAUSFORDERUNGENWir leben in einer Zeit globaler Umbrüche. Die geopoliti-schen Spannungen nehmen zu, wirtschaliche und sicher-heitspolitische Herausforderungen wachsen. Gerade des-halb muss Europa stark, ge-eint und handlungsfähig sein. Unsere Antwort kann nicht Rückzug sein, sondern strate-gische Souveränität: Eine EU, die in der Lage ist, ihre Inter-essen durchzusetzen – wirt-schalich, politisch und si-cherheitspolitisch. Österreich wird sich dafür einsetzen, dass Europa nicht Spielball globaler Mächte wird, sondern selbstbewusst seinen Platz in der Welt einnimmt.Wir wollen ein Europa, das Orientierung gibt. Ein Europa, das Klarheit in seinen Werten zeigt. Ein Europa, das unsere wirtschaliche Basis stärkt, unsere Freiheit schützt und unsere gemeinsame Zukun sichert. Es liegt an uns, diese europäische Zukun aktiv zu ge-stalten – mit Mut, mit Verantwortung und mit einer kla-ren Vision. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten. „Unser Ziel ist es, dass Europa nicht im Klein-klein der Über-regulierung er-stickt, sondern kluge Rahmen- bedingungen setzt.“ROTWEISSROT18Kranzniederlegung beim Denkstein des Eisernen Vorhangs in Guglwald.Mit slowakischem EU-Staatssekretär Marek Estok (m.) und tschechischem Europaminister Martin Dvorak.Foto: © BKA/DunkerFoto: © BKA/SchrötterSCHWERPUNKT EU017-018_Plakolm_korr.indd 2017-018_Plakolm_korr.indd 2 27.07.25 12:4227.07.25 12:42

Page 19

Vor diesem Hintergrund musste Österreich auch keinen sowjetischen Widerstand gegen eine Annä-herung an die Europäischen Ge-meinschaften (EG) mehr befürch-ten: Zweieinhalb Jahre vor ihrem Ende im Dezember 1991 war die Sowjetunion nämlich nicht mehr in der Lage, in Mitteleuropa jenen Einfluss auszuüben, von dem die österreichische Politik jahrzehnte-lang abhängig gewesen war; unter Verweis auf das „Anschlussverbot“ des Staatsvertrags und auf Öster-reichs Neutralität hätte eine macht-volle Sowjetunion österreichische EG-Ambitionen im Keim erstickt. Nun aber schlug die wirtschaftliche Attraktivkraft der europäischen In-tegration durch: Daher stellte Öster-reich am 17. Juli 1989 sein Beitritts-ansuchen; dieser „Brief nach Brüssel“ wurde tatsächlich dem französischen Außenminister als dem Vorsitzenden des Außenministerrats übergeben. Noch im Juli stimm-ten die Mitgliedsstaaten der EG dem Beitrittsverfahren zu. Erst zwei Jahre später, im Juli 1991, befürwortete die Europäische Kommission die Aufnahme Österreichs. Diese Verzögerung lag nicht zuletzt daran, dass gerade ein weiterer Schritt in der europäischen Integrationsge-schichte vorzubereiten war, nämlich die Gründung der Europäischen Union durch den Vertrag von Maastricht (1992). Obwohl damit u. a. eine Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) als „zweite Säule“ neben die EG trat, hielt Österreich sein Beitrittsansuchen aufrecht. Am 1. Februar 1993 begannen die Verhandlungen, die nach rund 200 Expertentreffen und neun Runden auf Minis-terebene mit 12. April 1994 – somit nach nur etwa 14 Mo-naten – formell abgeschlossen werden konnten. Schon zweieinhalb Monate später wurde beim Europäischen Rat von Korfu am 24. Juni 1994 der Beitrittsvertrag offiziell unterzeichnet, für Österreich von Bundeskanzler Vranitz-ky, Außenminister Mock und zwei Beamten. HERAUSFORDERUNGENVerfassungsrechtlich brachte der EU-Beitritt große Herausforderun-gen. Vor allem bedeutete er eine „Gesamtände-rung“ der Bundesverfas-sung (B-VG), weil gleich in mehrere von deren Grundprinzipien eingegriffen wur-de – in das demokratische, das gewaltenteilende, das rechtsstaatliche und das bundesstaatliche Prinzip. Mit dem demokratischen Prinzip nicht vereinbar war die Rechtssetzung durch exekutive und judikative Organe der EU statt durch die österreichische Volksvertretung; der Gegensatz zu Art. 1 B-VG („Österreich ist eine demo-kratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.“) ist au-genfällig. Die Setzung von neuem Recht durch exekutive Organe (Rat und Kommission) stand aber auch mit dem gewaltenteilenden Prinzip in Widerspruch. Schließlich erschien die Integration Österreichs in die Europäische Union als Gefährdung des föderalistischen Prinzips, weil die österreichischen Bundesländer auf europäischer Ebe-ne nicht in Erscheinung treten konnten. All diese Prob-leme hatten ihren Kern in der Übertragung von Hoheits-rechten an Organe der EU, insbesondere darin, dass mit SCHWERPUNKT EUROTWEISSROT19ZU ÖSTERREICHS EU-BEITRITT VOR 30 JAHRENAb dem Sommer 1989 zerfiel der sogenannte Ostblock der Staaten des Warschauer Pakts, weil die Sowjetunion unter Michail Gorbatschow (seit 1985 Generalsekretär des ZK der KPdSU) das System des realen Sozialismus nicht mehr mit Gewalt aufrechterhalten wollte und konnte. ao. Univ.-Prof. Dr. iur. Gerald KohlFoto: © G. KohlEin Blick in den Innenteil des EU-Beitrittsvertrags.019-020_EU_30Jahre_korr.indd 1019-020_EU_30Jahre_korr.indd 1 27.07.25 12:4427.07.25 12:44

Page 20

dem Beitrittsvertrag die supranationale Gemeinschas-rechtsordnung übernommen werden musste: Hier wird Recht durch Gemeinschasorgane gesetzt, wobei für alle Mitgliedsstaaten bindende Beschlüsse auch gegen die Stimme eines Mitgliedsstaates zustande kommen können. Dieses Gemeinschasrecht hat auch Vorrang vor den Rechtsordnungen der Mitgliedsstaaten, und sei-ne Auslegung erfolgt durch den Europäischen Gerichts-hof (EuGH).Ein weiteres Problem bestand darin, dass es schwierig war, die durch den EU-Beitritt eintretenden Veränderun-gen konkret zu bestimmen. Umgekehrt schien es aber nicht empfehlenswert, den gesamten Beitrittsvertrag in österreichisches Verfassungsrecht zu „transponieren“. Und schließlich war es strittig, ob eine Gesamtänderung der Verfassung überhaupt auf Grundlage eines Staatsver-trags erfolgen könnte.Das schließlich gewählte Verfahren trug all diesen Problemen Rechnung. Die Gesamtänderung wurde in einer einzelnen, mit nur drei Artikeln äußerst kurzen Norm gleichsam verpackt, nämlich in einem „Bundes-verfassungsgesetz über den Beitritt Österreichs zur Eu-ropäischen Union“ (Beitritts-BVG). Mit ihm wurden die „bundesverfassungsgesetzlich zuständigen Organe er-mächtigt“, den Staatsvertrag über den EU-Beitritt abzu-schließen. Damit lag die Gesamtänderung schon in die-sem „Ermächtigungsgesetz“, nicht erst im Staatsvertrag über den EU-Beitritt. NATIONALRAT STIMMTE ZUDas Beitritts-BVG wurde zunächst dem parlamentari-schen Abstimmungsverfahren unterzogen; am 5. Mai 1994 stimmte der Nationalrat zu (140 zu 35 Stimmen), am 7. Mai der Bundesrat (51 zu 11 Stimmen). Zwei Tage spä-ter ordnete der Bundespräsi-dent die Durchführung einer Volksabstimmung für den 12. Juni 1994 an. Dabei wurde die Komplexität noch weiter vereinfacht, denn um „volks-abstimmungstauglich“ zu sein, musste eine mit „ja“ oder „nein“ zu beantwortende Frage formu-liert werden. Sie lautete: „Soll der Gesetzes-beschluss des Nationalrates vom 5. Mai 1994 über das Bun-desverfassungs-gesetz über den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union Gesetzes-kra erlangen?“ Diese Frage wurde vom Volk mit 66,6 gegen 33,4 % der abgegebenen Stimmen bejaht; die Be-teiligung lag bei 82,3 %. Eine Klage beim Verfassungs-gerichtshof, die neben dem Fristenlauf auch eine unzu-lässig einseitige Propaganda geltend machte, scheiterte im August 1994. Nach der Ratifizierung des Beitrittsver-trags wurde Österreich mit 1. Jänner 1995 Mitglied der EU. Univ.-Prof. Dr. iur. Gerald Kohl ist außerordentlicher Uni-versitätsprofessor und stellvertretender Institutsvorstand am Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Uni-versität Wien. Er lehrt und forscht seit über 30 Jahren mit Schwerpunkten in der österreichischen und europäischen Rechts-, Justiz- sowie Wissenschasgeschichte. Neben über 100 Fachbeiträgen hat er 25 Bücher verfasst oder heraus-gegeben, darunter das Standardwerk „Manual Rechts- und Verfassungsgeschichte“. Univ.-Prof. Dr. iur. Gerald Kohl lehrt und forscht seit über 30 Jahren.Foto: © tv.orf.at/program/orf3/erbeoester602.htmlSCHWERPUNKT EUROTWEISSROT20Foto: © G. KohlEin Teil des EU-Beitrittsvertrags war die Absicherung österreichischer Lebensmittelbezeichnungen.019-020_EU_30Jahre_korr.indd 2019-020_EU_30Jahre_korr.indd 2 27.07.25 12:4427.07.25 12:44

Page 21

Am 12. Juni 1994 sprachen sich 66,6 % der wahl-berechtigten österreichischen Bevölkerung für einen Beitritt zur EU aus. Damit wurde der Weg für eine grundlegende Änderung der österreichischen Bundesverfassung freigemacht, Nationalrat und Bun-desrat ratifizierten den kurz vorher vorliegenden Bei-trittsvertrag. Der Aufnahme von offiziellen Verhandlungen war ein jahrelanger Prozess vorangegangen, der in Österreich von der Übernahme europäischer Normen bestimmt war, in der öffentlichen Diskussion von dem dringenden Wunsch nach Beitritt, um auch an der Erarbeitung die-ser Normen (von Standardisierung technischer Geräte bis hin zu Verbraucherschutz) mitwirken zu können. Die-ser Wunsch nach Mitsprache gewann mit Jahresbeginn 1990 an Relevanz durch die Wiedervereinigung Deutsch-lands und den Rückzug der Sowjetunion aus Europa. An Dringlichkeit gewann das Anliegen der Mitsprache jedoch durch den Vertrag von Maastricht 1992: Dieser sah die Einführung einer Währungsunion zwischen den Mitgliedstaaten der Union vor. Dies wiederum bedeutete potenziell für Österreich, dass die damalige Währung in den Euro konvertiert werden müsste, und sohin für eine kleine, offene Volkswirtscha mit beträchtlichen Nach-teilen zu rechnen sein würde. Prof. Dr. Alina-Maria Lengauer, LL.M. ist auf Europarecht spezialisiert.Foto: © privatSCHWERPUNKT EUROTWEISSROT2130 JAHRE MITGLIEDSCHAFT ÖSTERREICHS IN DER EUROPÄISCHEN UNIONAm 1. Jänner 1995 wurde Österreich Mitglied der Europäischen Union. Dieser Beitrag soll einige rechtliche Vorgaben ansprechen, dies jedoch nur kurz. Wichtiger erscheinen eine Reflexion, eine gezielte Standortbestimmung Österreichs in der Europäischen Union 30 Jahre später und schließlich ein Ausblick auf die Zukunft. Ao. Univ.-Prof. Dr. Alina Lengauer021-022_EU_30Jahre_Lengauer_korr.indd 1021-022_EU_30Jahre_Lengauer_korr.indd 1 27.07.25 12:4427.07.25 12:44

Page 22

SCHWERPUNKT EUROTWEISSROT22Die österreichische Bundesverfassung erfuhr 1995 tief-greifende materielle und prozessuale Änderungen, die das bis dahin in Geltung stehende System der Bundes-verfassung an die Mitwirkung in der Europäischen Uni-on anpassten. Während in sämtlichen Mitgliedstaaten an Beschlüssen des Rates der Europäischen Union be-teiligte Minister der verfassungsrechtlich vorgesehenen parlamentarischen Verantwortlichkeit unterliegen, ha-ben manche Mitgliedstaaten – so auch Österreich – den nationalen Parlamenten darüber hinausgehende Mit-bestimmungs- und Informationsrechte eingeräumt. An dieser Stelle soll insbesondere Art 23 c B-VG an-geführt werden, der eine unverzügliche Unterrich-tung des Nationalrats über Vorhaben im Rahmen der Europäischen Union vorsieht, diesem die Möglich-keit gewährt, das österreichische Ratsmitglied mit-hilfe einer Stellungnahme zu binden, von der nur aus zwingenden integrations- und außenpolitischen Gründen abgegangen werden kann. EURO ALS BARGELDDie folgenden Jahre waren von der mit der Einfüh-rung des Euro als Bargeld 2002 in das Bewusstsein der Bevölkerung dringenden Währungsunion ge-prägt – diese wurde gerade noch rechtzeitig einge-führt. Es ist nicht auszudenken, wie und in welchem Ausmaß Österreich von der Finanz- und Zahlungskri-se 2008 getroffen worden wäre und insbesondere wie diese ohne EU- und Währungsunionsmitgliedscha hätte bewältigt werden können. Die EU-Osterweite-rung öffnete für Österreich nicht nur neue Märkte für hierorts ansässige Unternehmen, sondern auch einen kulturell und gesellschalich bedeutenden Raum. Auch in den Bereichen Bildung und Internationali-sierung brachte die Mitgliedscha Österreichs in der Europäischen Union bedeutende Erfolge hervor: Allein ERASMUS+ förderte von 2021 bis 2024 116.000 Aus-landsaufenthalte und rund 2.300 Projekte in Schulbil-dung, Berufsbildung, Hochschulbildung, Erwachsenen-bildung, Jugend und Sport. Hiervon stellt Hochschul-bildung, demnach die Mobilität von Studierenden und Lehrenden, einen beträchtlichen Teil dar: Über 43.000 Personen wurden bei Studienaufenthalten, Lehrtätigkei-ten und Praktika gefördert. ERFOLGSGESCHICHTEDie oben angeführten Zahlen sprechen für sich und stel-len eine beeindruckende Erfolgsgeschichte dar. Doch hat sich nicht nur die österreichische Bildungsland-scha modernisiert und internationalisiert, denn die Teilnehmer dieser Programme nahmen ihr Wissen mit in Unternehmen und Verwaltung. Der Modernisierungsschub der letzten 30 Jahre hat die österreichische öffentliche Entscheidungsfindung und Diskussion vor Herausforderungen gestellt, von denen ein Teil noch bewältigt werden muss. Als die österreichi-sche Bevölkerung zu der Volksabstimmung 1994 über den Beitritt zur EU aufgefordert wurde, wurde diese zu-gleich umfassend und gründlich informiert. In den da-rauffolgenden Jahren wäre es unter Umständen hilfreich gewesen, klarer und besser zu kommunizieren: Schon aufgrund seiner Lage mit-ten in Europa erlebte Ös-terreich 2016 die Migrati-onskrise und 2020 die Co-vid-19-Krise deutlicher als weiter westlich oder weiter östlich gelegene Mitglied-staaten. Dies ist jedoch der Lage geschuldet – und nur teilweise allfälligen Entscheidungen auf euro-päischer oder nationaler Ebene. In der österreichischen Bevölkerung ist und bleibt die Zustimmung zur Euro-päischen Union hoch – im Durchschnitt sind es über 70 %, die sich für einen Verbleib des Landes im Verbund aussprechen. Für die Zukun ist zu wünschen, dass die Herausforderungen, vor denen die Europäische Union und Österreich stehen, gemeinsam erfolgreich bewältigt werden. Prof. Dr. Alina-Maria Lengauer, LL.M. (College of Europe) ist Jean-Monnet-Professorin für Europarecht ad personam an der Universität Wien. Sie lehrt und forscht am Institut für Europarecht, Internationales Recht und Rechtsverglei-chung mit Schwerpunkten im europäischen Verfassungs-recht, Energie- und Klimarecht sowie im vergleichenden Verfassungsrecht. Nach ihrem Studium der Rechtswissen-schaen in Wien und einem LL.M.-Studium am Europakol-leg Brügge habilitierte sie sich mit einer Arbeit zur Dritt-wirkung von Grundfreiheiten. Für ihre wissenschalichen Leistungen wurde sie mit dem Figdor-Preis und dem DOC-Award der Österreichischen Akademie der Wissenschaen ausgezeichnet sowie mit dem Maria-Schaumayer-Preis für ihre Dissertation.„In der österrei-chischen Bevöl-kerung ist und bleibt die Zustim-mung zur Euro-päischen Union hoch – im Durch-schnitt sind es über 70 %, die sich für einen Verbleib des Lan-des im Verbund aussprechen. “021-022_EU_30Jahre_Lengauer_korr.indd 2021-022_EU_30Jahre_Lengauer_korr.indd 2 27.07.25 12:4427.07.25 12:44

Page 23

LEBENSAR TROTWEISSROT23Jahrhundertelang hieß es, Komponieren sei nichts für Frauen. Kein Zugang zu Konservatorien, keine Bühne, kein Applaus, bestenfalls ein höfliches Lächeln. Und trotzdem: Sie komponierten, heimlich, hartnäckig – und himmlisch gut.Olga Neuwirth schrieb 2019 als erste Frau eine Oper für die Wiener Staatsoper. Nur 150 Jahre nach der Eröffnung, man lässt sich eben Zeit. 2025 dann die nächste Premiere. Beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ertönte erst-mals Musik einer Frau – der charmante Ferdinandus-Walzer von Constanze Geiger (1836–1890).Schon viel früher mischten Komponistinnen mit: Margarete von Österreich, Tochter des Kaisers Maximilian I. und Statthalterin der Niederlande, gilt als erste Komponis-tin des Landes. Sie schrieb schon im 16. Jahrhundert liturgi-sche Musik und Chansons, als andere noch dachten, Frauen düren höchstens spinnen – Wolle, versteht sich.Maria Theresia Paradis, blind, genial, als Pianistin europa-weit gefeiert, spielte sich durch Königshäuser und kompo-nierte mit einem für sie gebauten Notensetzkas-ten, vor Erfindung der Blindenschri.Marie Antoinette (1755–1793), Erzherzogin und spätere französische Königin, war, was nahe-zu unbekannt ist, mu-sikalisch talentiert. Sie schrieb Arien und Ro-manzen und wurde von niemand Geringerem als Christoph Willibald Gluck unterrichtet.Caroline Unger-Sabatier drehte den gehörlosen Beethoven bei der Uraufführung seiner 9. Sinfonie zum Publikum – ein echter Bühnenmoment. Sie avancierte in Italien, gehuldigt von Komponisten wie Gaetano Donizetti, zur Primadonna der Oper und schrieb ihre eigenen Lieder.Alma Mahler-Werfel, Grande Dame der Wiener Kulturszene in der ersten Häle des 20. Jahrhunderts, stellte auf Wunsch ihres berühmten Gatten Gustav Mahler ihre Kompositionen zu „Opfer der Liebe“ ein. Später veröffentlichte er doch eini-ge ihrer Lieder, die große Anerkennung fanden.Interessant sind die von Schumann geschätzten Kompositi-onen von Julie von Webenau und der Anton-Bruckner-Schü-lerin Mathilde Kralik sowie Camila Frydan, der vielseitig begabten Sängerin. Sie komponierte, dirigierte, gründete in Berlin einen Musikverlag, 1938 emigrierte sie in die USA, wo sie mit ihrem Sohn den Empress-Music-Publishing-Verlag eröffnete. Jede für sich eine musikalische Heldin und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Foto: © Lydia OermannIM SCHATTEN DER MÄNNERÖsterreichische Komponistinnen – Zeit, sie endlich zu hören!Heinz Lukas-KindermannManche gefeiert, viele vergessen – zu Unrecht. Fazit: Diese Frauen zeigen: Talent braucht kein Geschlecht. Komponie-ren können Frauen schon immer – voller Fantasie, Kra und Gefühl. Ihre Musik verdient Gehör – damals wie heute.„Sie komponier-ten, heimlich, hartnäckig – und himmlisch gut. “023_Komponistinnen_korr.indd 1023_Komponistinnen_korr.indd 1 27.07.25 12:4527.07.25 12:45

Page 24

ROTWEISSROT24Vor 155 Jahren wurde mit dem Bau der ersten Wie-ner Hochquellwasserleitung begonnen, die auch heute noch über 40 % des Wiener Wasserbedarfs deckt. Gemeinsam mit der zweiten Wiener Hochquell-wasserleitung sind damit 96 % der Wiener Bevölkerung mit frischem Quellwasser versorgt. SCHLECHTES TRINKWASSER WIRD ZUM GESUNDHEITLICHEN PROBLEMMit Beginn des 19. Jahrhunderts stellte die Wasserversor-gung Wiens zunehmend ein Problem dar. Die beiden 1804 und 1836 errichteten Wasserleitungen konnten den stei-genden Bedarf schnell nicht mehr decken, zudem ließ die Wasserqualität zu wünschen übrig. Wasser wurde auch aus zahlreichen Brunnen und teilweise sogar aus Neben-armen der Donau entnommen. Das Wasser aus diesen Bezugsquellen war gesundheitlich bedenklich, ein Prob-lem aller europäischen Großstädte jener Zeit. Insbeson-dere die sich seit den 1810er-Jahren ausbreitende Cholera wurde bald zu einer Geißel der Metropolen, der in regel-mäßigen Epidemien Zehntausende Bürger zum Opfer fie-len; Wien war 1831, 1855, 1866 und 1873 stark betroffen. 1854 konnte der britische Arzt John Snow in London erst-mals den empirischen Nachweis erbringen, dass die Cho-lera durch verunreinigtes Trinkwasser verursacht wurde. AUF DER SUCHE NACH EINER LÖSUNGSpätestens nach der Stadterweiterung 1851 war den Ver-antwortlichen bewusst, dass dringend eine Lösung für Foto: © Wiener Wasser/ZinnerFRISCHES WASSER FÜR WIEN – DIE WIENER HOCHQUELL- WASSERLEITUNG Wenn die Wiener heutzutage Durst verspüren, so müssen sie nur die Wasserleitung auf- drehen. Sofort steht ihnen Quellwasser aus den Alpen in höchster Qualität zur Verfügung. Dies wird durch zwei Hochquellwasserleitungen aus den Gebieten Rax und Hochschwab ermöglicht. Damit zählt Wien zu den Großstädten mit herausragender Trinkwasserqualität. Arnulf HelperstorferDas imposante Aquädukt Brentenmais bei Wiental.LEBENSAR T024-025_WienerWasser_korr.indd 1024-025_WienerWasser_korr.indd 1 27.07.25 12:4627.07.25 12:46

Page 25

ROTWEISSROT25das Wasserproblem gefunden werden musste. 1861 be-fasste sich der Wiener Gemeinderat mit dem Problem, ein Jahr später wurde die Wiener Wasserversorgungs-kommission gebildet. Dabei konzentrierte man sich zu-nächst auf Gewässer und Quellen in der näheren Umge-bung Wiens wie die Traisen, die Leitha oder die Fischa. Wegen mangelnder Wasserqualität oder technischer Pro-bleme wie zu geringem Gefälle, wurde die Suche danach auf die Wien am nächsten gelegenen Teile der Kalkalpen um Schneeberg und Rax ausgedehnt. Sowohl das Gefälle als auch die Anzahl qualitativ hochwertiger Quellen wa-ren ausreichend. Dem Entschluss um den Bau ging den-noch ein zähes Ringen voraus. Insbesondere der liberale Vizebürgermeister Wiens – ab 1868 Bürgermeister –, Ca-jetan Felder, der bereits für die Regulierung der Donau gesorgt hatte, war ein unermüdlicher Verfechter des Pro-jekts und wurde 1863 Vorsitzender der Kommission. Sei-nen wichtigsten Mitstreiter fand Felder im Wiener Geo-logieprofessor Eduard Suess, der auch Abgeordneter zum Niederösterreichischen Landtag und Wiener Gemeinde-rat war. Suess erstellte einen Bericht, der die Quellen im Raxgebiet bevorzugte, und ließ diesen auch auf eigene Kosten publizieren.Schützenhilfe bekam er dabei von der Wiener Ärzte-scha. Hygiene und Epidemiologie waren neue Bereiche der Medizin, die in dieser Zeit einen ersten großen Auf-schwung nahmen. 1866 wurde im Gemeinderat der Be-schluss zum Bau gefasst, 1868 die Genehmigung durch die k. u. k. Statthalterei erteilt. DER BAU DER LEITUNG ALS NACHHALTIGES GROSSPROJEKT1869 erhielt der britische Staatsbürger italienischer Her-kun Antonio Gabrielli den Zuschlag zum Bau des Groß-projekts; Gabrielli hatte bereits zuvor mehrere bautech-nische Großprojekte europaweit realisiert. Zum Dank für die Auragsvergabe spendete er 100.000 Gulden, mit de-nen der aus der Hochquellwasserleitung gespeiste Hoch-strahlbrunnen am Schwarzenbergplatz errichtet wurde. Gabrielli erwies sich rasch als tatkräiger Unternehmer mit Einfallsreichtum. Als ein Mangel an Arbeitskräen drohte – in und um Wien waren viele Großprojekte in Gang wie die bereits erwähnte Donauregulierung –, er-suchte er um Unterstützung durch Genie(Pionier)-Ein-heiten der Armee, die bei der Sprengung der Stollen zum Einsatz kamen. 1873, ein Jahr vor dem Plan, war die Was-serleitung fertig. Der Choleraausbruch im selben Jahr sollte dann auch die letzte Heimsuchung Wiens von die-ser Krankheit gewesen sein. Am 24. Oktober wurde die Hochquellwasserleitung beim Brunnen am Schwarzen-bergplatz von Kaiser Franz Joseph feierlich eröffnet.Aufgrund der hervorragenden Wasserqualität sowie des Gefälles sind weder Filtrierung noch Pumpanlagen auf dem Weg notwendig. DIE WIENER WASSERVERSORGUNG HEUTEDie erste Wiener Hochquellwasserleitung wurde bei einer damaligen Stadtbevölkerung von rund 600.000 Men-schen bereits auf eine Einwohnerzahl von einer Million ausgelegt. Durch das rasante Wachstum Wiens war dies jedoch bald zu wenig, sodass seit 1910 die zweite Wiener Hochquellwasserleitung in Betrieb ging. Zusammen de-cken die beiden Leitungen mit 137 Millionen Kubikme-tern fast den gesamten Wasserbedarf Wiens ab. Daneben werden durch die Leitungen noch mehrere Leitungs-krawerke betrieben.Wer sich genauer über die Hochquellwasserleitungen informieren möchte, kann dies im Wasserleitungsmuse-um in Kaiserbrunn im Höllental tun, das auch Ausgangs-punkt des Wasserleitungswanderweges ist. Foto: © Wiener Wasser/NowotnyFoto: © Wiener Wasser/LammerhuberDas Aquädukt bei Mödling überquert das Tal eindrucks-voll und zählt zu den bedeutenden Ingenieurbauten der Wiener Wasserversorgung.Mit beeindruckender Kra tritt das Wasser der ergiebigen Kläfferquelle bei Wildalpen zutage.LEBENSAR T024-025_WienerWasser_korr.indd 2024-025_WienerWasser_korr.indd 2 27.07.25 12:4627.07.25 12:46

Page 26

ROTWEISSROT26Kultur für alle Sinne – zwischen Klassik und Moder-ne: Wir wandeln auf Niederösterreichs Wein- und Kulturpromenade. Die schlängelt sich entlang der Donau – vom Nibelungengau ganz im Westen bis ins Marchfeld und Carnuntum im Osten. 260 Kilometer, die viele Entdeckungen bereithalten. Von den historischen Kulturgütern bis hin zu klassischen Musikfestivals oder zeitgenössischem Kulturgeschehen. Neben den großen Museen bietet die Donauregion auch jede Menge kleiner, feiner Kunstadressen. Die Festivalsaison in der Donaure-gion hat es generell in sich – vom Avantgarde-Programm des Donaufestivals über Glatt & Verkehrt bis zur Klassik im „Wolkenturm“ in Grafenegg. Momente, die bewegen. IM LAND DER RÖMERCarnuntum stand als Hauptstadt des mit Rom verbünde-ten Königreiches Noricum und später als Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien immer wieder im Rampen-licht der Weltpolitik: mit einem Donauhafen, einer fort-schrittlichen Badekultur mit öffentlichen Thermenanlagen und einem Amphitheater für 13.000 Besucher. Neben den Überresten der einstigen Hauptstadt dreht es sich in vielen Jahrhunderten um die fünf prächtigen Marchfeldschlösser Schloss Hof, Niederweiden, Eckartsau, Marchegg & Orth, in denen höfische Eleganz auf die Pracht der Natur tri. AUF DEN SPUREN DER MONARCHIEDas ehemalige kaiserliche Jagdschloss Eckartsau ist je-des Jahr im Mai traditioneller Schau- und vor allem Hör-platz der Eckartsauer Schlosskonzerte. Der prächtige Festsaal und die zahlreichen Jagdtrophäen des Thronfol-Foto: © Robert HerbstDIE WACHAU, EIN INSPIRIERENDES FLUSSTAL Burgen, Schlösser, Stifte, Museen. Entlang der Donau versammeln sich viele Kulturschätze des Landes, moderne Kunst und Musikfestivals sind kulturelle Treffpunkte. Eintauchen in ver-gangene Epochen oder aktuelle Kunst sehen, hören, erleben, aber auch Naturgenuss und Kulinarik lassen an Niederösterreichs Wein- und Kulturpromenade keine Wünsche offen. Dr. Irmgard HelperstorferDie Ruine Hinterhaus, das „castrum in monte“ der Wachau, ragt auf einem Ausläufer des Jauerlings über das Donautal in Spitz.LEBENSAR T026-029_Wachau_korr.indd 1026-029_Wachau_korr.indd 1 27.07.25 12:4727.07.25 12:47

Page 27

ROTWEISSROT27gers Franz Ferdinand erzählen von Glanz und Gloria der Habsburgerzeit. Im Schloss endete seinerzeit auch die Donaumonarchie: Das letzte österreichische Kaiserpaar floh von hier aus ins Exil. WACHAU: INSPIRIERENDES FLUSSTAL – KULTUR, KULINARIK UND OUTDOORIn Melk geht der Nibelungengau in die Wachau über. Das bekannteste Aushängeschild ist das Sti Melk, das größte einheitliche Barockensemble Europas mit dem größten barocken Treppenhaus Österreichs. Opulenz in all ihren Facetten. Da will sich das Auge kaum sattsehen.Hier spürt man die Geschichte hautnah: die Spuren der Römer, die vielen Verbindungen zu bayrischen Klöstern. Sie lassen sich bis heute an den Lesehöfen der Wachau ablesen. Die sind vielerorts beeindruckende Beispie-le für die Wachauer Baukultur. Im Osten thront Öster-reichs „Montecassino“ – das prachtvolle Sti Göttweig. Die bekannteste Ansicht der Wachau und ihr heimliches Wahrzeichen ist wohl der blaue Turm der Stiskirche von Dürnstein. Hier befindet sich auch die Ruine jener Burg, in der Richard Löwenherz nach seiner Gefangen-nahme 1192 lange Zeit eingekerkert und der Sage nach vom Sänger Blondel gefunden worden war. Vom Mittelal-ter stark geprägt ist auch die Stadt Krems, eine Stadt, die die Brücke durch die Epochen schlägt, bis zum Zeitge-nössischen. Zum Beispiel auf der Kunstmeile Krems, auf der es sich wieder bestens promenieren lässt – von der Landesgalerie Niederösterreich zur Kunsthalle Krems bis zum Karikaturmuseum. MIT DEM RAD DURCHS WELTERBE WACHAUDer Donauradweg ist einer der bekanntesten und belieb-testen Fernradwege Europas. Die niederösterreichische Donauregion mit dem Durchfluss durch die Welterbe-landscha Wachau ist für Radfahrer besonders attraktiv. Wer gerne Perspektive und Ufer wechselt, findet Fähren, mit denen man aufs andere Ufer übersetzen kann. Die Donau trennt das von üppigen Weinterrassen und Wein-gärten geprägte Nordufer von jenen stärker durch Obst-bau bestimmten und bewaldeten Hängen des Südufers. Lohnend für alle, die eine Bergetappe nicht scheuen, ist der Besuch der Burgruine Aggstein: Von hier eröffnet sich ein traumhaer Blick über das geschlungene Do-nautal. Wer es lieber etwas anspruchsvoller mag, ist bei den neuen Mountainbike-Strecken gut aufgehoben. WEIN UND KULINARIKDer Weinbau an der Donau darf auf eine zweitausend-jährige (Kultur-)Geschichte zurückblicken. Bereits die Kelten und Illyrer düren Wein aus Wildreben gekeltert haben, die systematische Kultivierung begann jedoch zur Zeit der römischen Besetzung. Unbedingt verkosten sollte man die hervorragenden Weine der niederösterrei-chischen Donauregion zum Beispiel in der Domäne Wa-chau, oder so wie es die Einheimischen am liebsten tun: in der besonderen Atmosphäre eines Heurigen. Hier ge-nießt man Eigenbauweine und typische Heurigenjausen. Mit hochwertigen regionalen Produkten und einer hohen Dichte an Haubenrestaurants, bodenständigen Wirts-häusern und urigen Heurigen ist die niederösterreichi-sche Donauregion ein Paradies für Feinschmecker und anspruchsvolle Genießer. Mit „Genuss on Tour“ rundet die Wachau das Kulinarik-Angebot ab und führt trendbe-wusste Entdecker zu ausgezeichneten „Best of Wachau“- Restaurants – je nach Vorliebe zu Fuß oder mit einer Zille auf der Donau. Mit welchen Wachauer Köstlichkeiten die Gäste in den Top-Lokalen verwöhnt werden, bleibt dabei bis zuletzt eine Überraschung. WELTERBESTEIG WACHAU: WANDERN AUF DIE SANFTE TOURDer Welterbesteig Wachau verbindet alles, was diese Re-gion in Niederösterreich ausmacht: traditionelle Archi-tektur, ursprüngliche Ortschaen, historische Kultur-güter und eine traumhae Natur. Und wie könnte man die wunderschöne Landscha besser entdecken als mit einer Wanderung durch die Region? 14 Etappen des Weitwanderwegs verteilen sich auf etwa 180 Kilometer entlang der Flusslandscha Wachau. Von Ort zu Ort wandern, durch malerische Winzerdör-fer und schmucke Renaissancestädte, durch schattige Hohlwege, blühende Gärten und sonnendurchflutete Weinrieden, zu prachtvollen Kulturdenkmälern, stets mit Blick auf das harmonisch gewundene Flusstal – der Welterbesteig Wachau legt seinen Besuchern die schöns-Foto: © Robert HerbstDas Projekt Schaeweidung der Trockenrasen ist auch heuer wieder angelaufen, insgesamt 210 Schafe aus drei Schaetrieben stehen derzeit auf den Naturschutzflächen in der Wachau als „Rasenpfleger“ im Einsatz.LEBENSAR T026-029_Wachau_korr.indd 2026-029_Wachau_korr.indd 2 27.07.25 12:4727.07.25 12:47

Page 28

ROTWEISSROT28ten Plätze dieses einzigartigen Donautals san zu Füßen. Belohnt werden Wandernde nicht nur mit traumhaen Ausblicken und einer Vielzahl an kulturellen Sehenswür-digkeiten am Wegesrand, sondern auch mit einer para-diesischen Dichte an wunderbaren Labstationen – von urigen Heurigen und Winzerbetrieben über gemütliche Wirtshäuser bis hin zu haubengekrönten Restaurants. In ungefähr einer Woche lässt sich jeweils das Süd- und Nordufer erwandern. Auf drei Fähren kann man vom Nord- zum Südufer der Wachau wechseln. Für in-nere Einkehr und zum Kratanken eignet sich der nah gelegene Jakobsweg zwischen den Stien Göttweig und Melk. Das gewundene Flusstal der Wachau ist mit all seinen landschalichen Reizen und den imposanten Stien, Burgen und Ruinen ein wahres Gesamtkunst-werk. Sane Weinrieden treffen auf schroffe Felswände, sonnige Wege führen zu schattigen Ruinen. Der Reiz des Widersprüchlichen begleitet den Wanderer auf Schritt und Tritt. Höhepunkte der Route sind zum einen die idyllischen Riedenwanderwege entlang der berühmten Urgesteinsterrassen aus Trockensteinmauern. Hier ge-deihen die weltberühmten Weine der Wachau, die dann am Abend zur Heurigenjause verkostet werden können.Zum anderen wandert man durch selten gewordene Naturlandschaen. Die Wachau zählt zu den am strengs-ten geschützten Lebensräumen innerhalb der EU, sie ist auch eine der wenigen Stellen, wo die Donau in ihrem natürlichen Bett fließt. Auf den typischen Trockenrasen-flächen wachsen seltene Pflanzen wie das Steinfedergras, nach dem eine der Weinkategorien der Wachauer Weine benannt ist. Mit etwas Glück erheischt man in den Wein-terrassen einen Blick auf eine Smaragdeidechse, lauscht im Naturpark Jauerling-Wachau den Rufen des Uhus oder beobachtet im Rossatzer Auengebiet einen Eisvogel. Den wohl weitesten und höchsten Donaublick hat man von der schön gelegenen Wachauterrasse des Naturpark-hauses am Jauerling, mit 960 Metern einer der höchsten Punkte am gesamten Donaulauf. Eine ebenfalls wunder-bare Sicht auf einen Großteil der Wachau genießt man von der Starhembergwarte auf 564 Metern in Dürnstein, von der Ferdinandwarte in Unterbergern auf der 370 Meter hohen Wand im Dunkelsteinerwald, von der See-kopfwarte bei Rossatz von 671 Meter Höhe oder von der Dachbergwarte in Emmersdorf. Wer entlang des Welt-erbesteiges Wachau wandert, spaziert vorbei an den be-rühmtesten Weinrieden der Wachau wie zum Beispiel dem „Loibenberg“ in Dürnstein, den Rieden „Achleiten“ und „Klaus“ in Weißenkirchen sowie durch die Spitzer Rieden „Singerriedl“, „Setzberg“ und „Tausendeimer-berg“ oder über die höchste Weinriede auf 450 Metern, die sich am Berg Trenning befindet. REICHES ERBEAuch die kulturellen Highlights der Wachau sind in den Welterbesteig Wachau eingebunden. Neben imposanten Burgen und Schlössern erwarten die Wandernden weite-re kulturelle Sehenswürdigkeiten wie die bereits erwähn-ten Stie Göttweig und Melk, die Altstadt von Dürnstein mit dem charakteristischen blauen Turm des Augus-tinerchorherrenstis oder der Teisenhoferhof in Wei-ßenkirchen – ein Schmuckstück aus der Renaissance. Römische Spuren wie der Römerturm und Römerweg in Bacharnsdorf sowie das römische Kastell in Mautern er-innern an die Zeit, als die Donau Grenze des römischen Reiches im Norden war.Eine neue Besonderheit am Welterbesteig Wachau sind die 50 fein kuratierten Welterbe-Spots entlang des We-ges, an denen der Charakter des Welterbes in den Fokus gerückt wird. Die Welterbe-Spots sind leicht an ihrer Form erkennbar (Welterbesteig-Logo umfasst von einem Eisenring) und sind mit einem QR-Code versehen. Von historischen Hintergründen über kulturelle Eigenheiten bis hin zur Pflanzen- und Tierwelt in der Wachau – die neuen Spots bereichern das Naturerlebnis um wertvol-le Wissensaspekte direkt vor Ort. Jede Etappe offenbart neue Einblicke in die Themen Bauten & Stätten, Flora & Fauna, Rieden & Gärten, Land & Fluss, Routen & Wege, Kultur & Brauchtum, Orte & Gassen, Geschichte & Ge-schichten und Wein & Genuss. wachau.at/welterbespots 25 JAHRE WELTERBE WACHAUDie Wachau feiert heuer 25 Jahre UNESCO-Welterbe. Die Kulturlandscha zwischen Melk und Krems gilt als Pa-LEBENSAR TFoto: © Robert HerbstDen wohl weitesten und höchsten Donaublick hat man vom schön gelegenen Naturparkhaus am Jauerling.026-029_Wachau_korr.indd 3026-029_Wachau_korr.indd 3 27.07.25 12:4727.07.25 12:47

Page 29

ROTWEISSROT29radebeispiel für das harmonische Zusammenspiel von Natur, Kultur und regionaler Identität. Ein Rückblick auf ihre Geschichte und ein Ausblick auf neue Perspektiven. Die Wachau, jene malerische Flusslandscha zwischen Melk und Krems, zählt zu den wertvollsten Kulturland-schaen Europas. Vor 25 Jahren wurde sie in die Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen. Sie ist das lebendige Beispiel für die harmonische Verbindung von Natur, Kultur und menschlicher Gestaltungskra über Jahrtausende hinweg. Der Weg dorthin war geprägt von Bürgersinn und Weit-blick: Schon in den 1970er-Jahren wehrten sich engagier-te Menschen erfolgreich gegen den Bau eines Donau-krawerks, das große Teile der einzigartigen Auland-scha überflutet hätte. 1994 folgte die Verleihung des Europäischen Naturschutzdiploms, ehe die UNESCO im Jahr 2000 den internationalen Schutzstatus verlieh – eine Anerkennung, aber auch eine Verpflichtung: die Wachau bewahren und behutsam weiterentwickeln. Die Region ist bekannt für ihre steilen Weinterrassen, die von rund 720 Kilometer Trockensteinmauern getragen werden. Diese Landschasbaukunst ist selbst immaterielles Kul-turerbe. Zusammen mit den historischen Ortskernen, prächtigen Stien, Burgen und Ruinen bildet sie das Herzstück der Kulturlandscha, die so bedeutend ist wie die Pyramiden von Gizeh oder die Chinesische Mauer – ein Erbe der gesamten Menschheit.Heute ist die Wachau ein Aushängeschild für nachhal-tigen Kulturtourismus und sane Regionalentwicklung. Über eine Million Gäste besuchen jährlich die Region: Sie wandern durch die Rieden, genießen Wachauer Wein beim Heurigen und erleben Geschichte hautnah auf Bur-gen, in Klöstern und Museen. Der Welterbesteig Wa chau bietet dabei ein besonderes Erlebnis: Sane Weinrie-den wechseln sich auf den Wegen mit schroffen Felsen, schattigen Waldwegen und Ruinen ab. Neu sind die 50 sogenannten Welterbe-Spots entlang des Weges – Orte, die den Charakter und die Attribute des Welterbes be-sonders greiar machen. Über QR-Codes erfahren Wan-derer mehr über Natur, Kultur und Geschichte.Der Schutzgedanke prägt heute viele Projekte: Vom „Leitbild zum Bauen im Welterbe“ über Renaturierungen der Donauufer bis hin zu Bildungsprojekten wie „Welt-erbe goes School“. Kinder und Jugendliche werden zu Exkursionen in die Wachau eingeladen und lernen spie-lerisch, warum ihre Heimat so einzigartig ist und was es bedeutet, sie zu bewahren. Auch Schaerden tragen dazu bei: Sie pflegen die artenreichen Trockenrasen, in denen seltene Pflanzen wie das Federgras gedeihen – Namensgeber der bekannten Wachauer Weinstilistik „Steinfeder“.Das Jubiläumsjahr 2025 steht unter dem Motto „Schät-zen und schützen, was uns ausmacht“. Die Feierlichkei-ten spannen einen Bogen von Exkursionen in die Kultur-landscha über Sonderausstellungen bis hin zu kreati-ven Formaten wie der Reihe „Vermessung der Wachau“. Hier nähern sich Künstler, Architekten und Musiker der Region auf ganz neue Weise an. Höhepunkt ist ein Fest-akt im historischen Ambiente des Stis Melk. Die Auf-nahme in die UNESCO-Liste hat der Wachau nicht nur weltweite Sichtbarkeit gebracht, sondern auch Koopera-tionen und Partnerschaen gestärkt. Heute arbeiten Ge-meinden, Winzer, Tourismusbetriebe und Naturschutz-organisationen Hand in Hand, um das fragile Gleich-gewicht zwischen Nutzung und Schutz zu sichern. Die Wachau zeigt damit, dass „Schützen durch Nützen“ mehr ist als ein Slogan: Es ist ein Versprechen an kommende Generationen. LEBENSAR TFoto: © Rita NewmanDer alte Winzerort Spitz mit seinen Renaissance- und Ba-rockhäusern, dem wunderbaren Platz vor der spätgotischen Kirche aus dem 15. Jahrhundert lädt zum Verweilen ein. Um den Ort erheben sich terrassenförmig die Weingärten.INFOSInformationen zu Jubiläum, Veranstaltungen und aktu-ellen Projekten finden Interessierte auf der Website des Welterbemanagements: weltkulturerbe-wachau.atweltkulturerbe-wachau.at/25jahreWeitere Hinweise unter folgenden Links:welterbesteig.atdonau.com/donauradwegdonau.com/mountainbikendonau.com/heurigenkalenderwachau.at/genuss-on-tourwww.kunstmeile.at/de/institutionen/landesgalerie026-029_Wachau_korr.indd 4026-029_Wachau_korr.indd 4 27.07.25 12:4727.07.25 12:47

Page 30

Auch wenn die warme Jahreszeit noch in vollem Gange ist, lohnt sich jetzt schon der Blick auf das, was kommt: Der Herbst bringt nicht nur farben-prächtige Landschaen, sondern auch Feste, Erntezeit und stimmungsvolle Ausugsziele. Vier Viertel, viele Fa-cetten! Wir zeigen, was Sie sich für die goldene Jahreszeit vormerken können. Der guten Ordnung halber sei gesagt: Aufgrund der Regionalentwicklung wird die traditionelle Gliederung vielfach durch einen fünen Teil ergänzt, den sogenannten Zentralraum oder NÖ Mitte. Dabei stehen die Landeshauptstadt St. Pölten und die erweiterte Region im Fokus. Dennoch prägen die vier Viertel weiterhin maß-geblich das Bild des Landes. Den Auakt macht das Wald-viertel: rau, ruhig und voller Geschichten. Es ist ein Land-strich, der entschleunigt und überrascht. WALDVIERTELGanz im Norden des Bundeslandes liegt das Waldvier-tel. Diese weitläuge Region zwischen Donau und tsche-chischer Grenze, begrenzt vom Manhartsberg im Osten und Oberösterreich im Westen, ist das größte und am dünnsten besiedelte der vier Viertel. Auf einer Fläche von rund 4.900 Quadratkilometern leben hier etwa 220.000 Menschen. Das Waldviertel umfasst die Bezirke Gmünd, Zwettl, Waidhofen an der Thaya, Horn und Krems (Land), außerdem Teile von Melk (nördlich der Donau) und Holla-brunn. Die Landscha ist geprägt von dichten Wäldern, moorigen Hochächen, sanen Hügeln und stillen Dör-fern – ein Landstrich, der entschleunigt. UNTERWEGSUnsere Reiseroute führt von Wien aus beginnend zum südöstlichen Eingang und weiter nach Westen und Nor-den. Die Amethyst Welt Maissau ist der erste funkelnde Zwischenstopp. Unter der Erde verbirgt sich Europas größ-ter zugänglicher Amethystgang, ein geologisches Natur-wunder, das in einer interaktiven Ausstellung erlebbar gemacht wird. Wer selbst auf Schatzsuche gehen will, ist VON VIERTEL ZU VIERTEL Ein Land, vier Viertel und unzählige Gründe, unterwegs zu sein. Niederösterreich ist wie ein gut komponiertes Menü: Jede Region hat ihren ganz eigenen Geschmack. Vom mystischen Waldviertel im Norden über das sanft-hügelige Weinviertel im Osten bis zum fruchtbaren Mostviertel im Westen und dem lebendigen Industrieviertel im Süden. Dieser Streifzug durch Niederösterreich versammelt lohnenswerte Ziele und Anregungen für neugierige Entdecker.Sabine WolframDie Amethyst Welt Maissau ist ein geologisches Naturwunder.Blütenmeere, Kräutergärten und Spiellandschaen, ein Genuss für alle Sinne in den Kittenberger Erlebnisgärten.Fotos: © Kittenberger Erlebnisgärten, Martin Mathes, Lichtstartk, Waldviertel Tourismus, Studio KerschbaumLEBENSAR TROTWEISSROT30030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 1030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 1 27.07.25 12:4927.07.25 12:49

Page 31

hier genau richtig: Edelsteinwissen tri Abenteuergefühl. Nur wenige Kilometer weiter nördlich zeigt sich das Wald-viertel von seiner farbenfrohen und fantasievollen Seite mit den Kittenberger Erlebnisgärten in Schiltern. Über 40 liebevoll gestaltete Themenbereiche laden ein, durch Blütenmeere, Kräutergärten oder Spiellandschaen zu wandeln. Auch im Spätsommer und Herbst ein Genuss für Augen, Nase und Seele. Ganz in der Nähe thront hoch über dem Kamp die Rosenburg mit ihrer Falknerei. Das Renaissanceschloss bildet die Kulisse für eindrucksvolle Flugshows, bei denen Adler, Falken und andere Greifvö-gel scheinbar mühelos durch die Lu gleiten. Hier wird Geschichte greiar und majestätisch lebendig. Wer jetzt Lust auf etwas Frischgezapes hat, besucht die Privat-brauerei Zwettl. Sie verbindet moderne Technik mit tradi-tionsbewusstem Brauhandwerk. Im Sortiment benden sich Klassiker wie Zwettler Original, Export Lager oder das prämierte Premium-Pils „Saphir“. Besucher genießen Zwickl-Verkostungen, professionelle Führungen durch die Brauerei und das angeschlossene Biermuseum. Weiter im Westen, eingebettet in dichte Wälder, liegt der Bärenwald Arbesbach. Es ist ein Ort, an dem Braunbären aus schlechter Haltung ein artgerechtes Zuhause gefun-den haben. In weiten Gehegen kann man die Tiere beim Baden, Dösen oder Spielen beobachten. Ganz im Norden, fast schon an der Grenze zu Tschechien, bendet sich Schrems, ein Naturparadies mit Tiefgang. Das Hochmoor Schrems lässt sich auf Holzstegen durchqueren, vorbei an Moorseen und Moospolstern. Im angeschlossenen Un-terWasserReich erfahren Besucher Spannendes über die Tier- und Panzenwelt dieser einzigartigen Landscha. Zu empfehlen, wenn der Durst groß wird, ist die Brauerei Schrems. Sie ist stark regional verankert und bietet ein na-turtrübes Bio-Zwickl, ein kräiges Doppelmalz oder gar ein rustikales Hanf-Bier. Führungen mit Verkostung und Bierverkauf laden ein. Weiter geht es zum nördlichsten Punkt in die Käsemacherwelt Heidenreichstein, ein echtes Genusserlebnis. In der Schaukäserei kann man dem Käse bei der Reifung zusehen, spannende Einblicke in die Pro-duktion gewinnen und natürlich: probieren. Von Frisch-käse bis Weichkäse reicht die Vielfalt, regional, hand-Das Renaissanceschloss Rosenburg ist für seine Falknerei berühmt und bietet atemberaubende Greifvogel-Flugshows.Das traditionelle Abschen der Teiche – jedes Fest hat hier seinen eigenen Charakter.WALDVIERTEL-INFOWaldviertel waldviertel.at Amethyst Welt Maissau amethystwelt.atKittenberger Erlebnisgärten kittenberger.at Rosenburg Falknerei rosenburg.at/falknerei/Privatbrauerei Zwettl zwettler.at Bärenwald Arbesbach baerenwald.at Hochmoor Schrems unterwasserreich.at Brauerei Schrems schremser.atKäsemacherwelt Heidenreichsteinkaesemacher.at/de/kaesemacherwelt Genussfestewaldviertel.at/genussfeste-im-waldviertler-herbstHandwerkwaldviertel.at/handwerk-und-manufakturWie wäre es mit einem Frühstück auf einer Zille mitten am Mondsee in Oberösterreich?LEBENSAR TROTWEISSROT31030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 2030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 2 27.07.25 12:4927.07.25 12:49

Page 32

werklich, köstlich. Noch ein Biertipp: Das Gallien Bräu in Pernegg wurde bereits mehrfach ausgezeichnet und bietet naturbelassene Biere wie das goldene Helle und ein öster-reichisches Red Ale an. Das Erlebnis wird ergänzt durch den Erlebnispark mit Hütten, Tipis und Spielplatz sowie die Möglichkeit, Bier in Kursen selbst zu brauen. GENUSS UND HANDWERK Von August bis tief in den goldenen Herbst laden zahlrei-che Genussfeste dazu ein, die Vielfalt der Region mit al-len Sinnen zu erleben. Ob aromatische Kräuter, herzhae Erdäpfel, nussiger Mohn oder das traditionelle Abschen der Teiche – jedes Fest hat seinen eigenen Charakter. Hier hat auch das Handwerk Tradition. In oenen Werkstätten und kleinen Manufakturen zeigen Glasbläser, Korbech-ter oder Seifensieder, wie Besonderes entsteht. WEINVIERTELDas Weinviertel erstreckt sich nördlich der Donau vom Manhartsberg bis zur slowakischen Grenze, von der March im Osten bis in die sanen Ausläufer des Waldviertels. Mit rund 4.480 Quadratkilometer Fläche und etwa 348.000 Einwohnern ist es das ächenmäßig größte Viertel und zugleich das größte zusammenhängende Weinbaugebiet Österreichs. Dazugehörige Bezirke sind: Mistelbach, Hol-labrunn, Gänserndorf sowie weite Teile von Korneuburg, ergänzt um kleinere Anteile aus den Bezirken Tulln, Horn und Krems. Es ist eine Region der weiten Blicke und wei-chen Linien: sane Lösshügel, endlose Weingärten, kleine Dörfer mit typischen Presshäusern und schattige Keller-gassen, die sich durch die Landscha ziehen. ZWISCHEN WEIN, WIND UND GESCHICHTEDie Region verbindet landschaliche Weite mit feinsinni-ger Kultur, gelebtem Brauchtum und liebevoll gepegten Ausugszielen. Hoch über Korneuburg thront die Burg Kreuzenstein. Wie aus einem Historienlm ragt sie über das Tullnerfeld und wurde tatsächlich mit Originalteilen aus mittelalterlichen Burgen wiederaufgebaut. Typisch für das Weinviertel und einzigartig in Europa sind die Keller-gassen. Wie stille Straßenzüge liegen sie o etwas abseits der Ortschaen, gesäumt von Presshäusern und Weinkel-lern, in denen jahrhundertelange Weintradition lebendig geblieben ist. Dass sich Wein und Kultur wunderbar ver-binden lassen, zeigen viele Winzer im Weinviertel, die ihre Höfe für Lesungen oder kleine Konzerte önen. Inmitten von Reben wird hier probiert und gefeiert. Ein Highlight im Herbst ist das Kürbisfest im Retzer Land. Was hier in Form von leuchtenden Früchten heran-rei, wird nicht nur verkocht und verkau, sondern kreativ inszeniert, von kunstvoll geschnitzten Kürbissen bis zur Kulinarik rund um Kernöl, Suppe & Co. Ebenfalls in Retz lohnt sich der Besuch der Windmühle – die letzte ihrer Art in Österreich, die noch regelmäßig betrieben wird. In ganz Niederösterreich nden sich historische Mühlen, von der Getreidemühle bis zur Ölpresse, die o als kleine Museen erhalten wurden und spannende Einblicke in die Alltags-kultur vergangener Jahrhunderte geben. Etwas verspielter zeigt sich das Weinviertel auf Schienen mit der Weinvier-teldraisine. Zwischen Ernstbrunn und Asparn/Zaya geht es auf stillgelegten Bahngleisen per Tretfahrzeug durch die Weinlandscha. Dabei steht weniger die Geschwindigkeit Fotos: © Peter Buchgraber, Weinviertel Draisine, Nadja Meister, Weinviertel Tourismus/HerbstLEBENSAR TROTWEISSROT32Das Kürbisfest in Retz, kreativ inszeniert und mit Kulinarik rund um Kernöl, Suppe & Co.Weinvierteldraisine: Zwischen Ernstbrunn und Asparn geht es auf stillgelegten Bahngleisen per Tretfahrzeug lustig dahin.030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 3030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 3 27.07.25 12:4927.07.25 12:49

Page 33

als vielmehr das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund: radeln, lachen, rasten. Wer das Weinviertel wirklich verste-hen will, sollte auch in einen Heurigen einkehren, ob urig im Innenhof oder modern interpretiert. Regionale Jausen, eigener Wein und ehrliche Gespräche machen jeden Heu-rigenbesuch zu einem echten Stück Kultur. Ein besonders eindrucksvolles Fenster in die Vergangenheit bietet das Museumsdorf Niedersulz, das größte Freilichtmuseum Niederösterreichs. Über 80 historische Gebäude– von der Schule bis zum Pfarrhof – zeigen das Landleben, wie es einst war. TYPISCH WEINVIERTEL: IM GLASDer unangefochtene Star des Weinviertels ist der Grüne Veltliner – frisch, lebendig und mit seiner typischen pferi-gen Würze das Aushängeschild der Region. Daneben zeigt sich das Weinviertel auch in Weiß von seiner charmanten Seite: Der Welschriesling ist leicht, fruchtig sowie spritzig und ideal für warme Tage. Der Weißburgunder wirkt etwas eleganter, o mit Noten von Birne und Nüssen, während der Rivaner (Müller-Thurgau) mit milder Säure punktet. Auch bei Rot tut sich etwas: Zweigelt, Österreichs belieb-teste Rotweinsorte, bringt fruchtige Kirschnoten, weiche Tannine und angenehme Würze ins Glas. Blauburger zeigt sich samtig und rund mit dunklen Beerenaromen. HOPFIGE ÜBERRASCHUNGEN IM LAND DES WEINSWas man nicht erwartet, ist, dass die Region in Sachen Bier einiges zu bieten hat. In Untersiebenbrunn etwa über-rascht das Marchfelder Storchenbräu mit naturtrüben Bie-ren in Bio-Qualität. Vom sügen Märzen bis zum aroma-tisch-herben Pale Ale reicht die Auswahl, gebraut mit Was-ser aus dem Marchfeld und Hopfen aus Österreich. Das Hubertus Bräu in Laa an der Thaya ist schon etwas größer, aber nach wie vor ein Familienbetrieb mit langer Traditi-on. Seine Biere – allen voran das mehrfach prämierte Hu-bertus Zwickl – sind weit über die Region hinaus bekannt. Eher experimentell geht es in Hollabrunn bei der Hopus Brauerei zu. Hier entstehen Kleinchargen in Handarbeit, von klassischen Bieren bis zu kreativen Spezialitäten wie IPA oder Roggenbier. LEBENSAR TROTWEISSROT33Museumsdorf Niedersulz mit historischen Gebäuden von der Schule über Lebensmittelgeschäe bis zum Pfarrhof.Ein Blick auf die malerische Kellergasse Zellerndorf aus der Vogelperspektive.WEINVIERTEL-INFOWeinviertel weinviertel.atBurg Kreuzenstein kreuzenstein.com Kellergassen weinviertel.at Winzer im Weinviertel – Kulturweinvierteldac.atWeinsorten weinniederoesterreich.at/wein/weinbaugebiete/weinviertel Kürbisfest im Retzer Landretzer-land.at/kuerbisfest-im-retzer-land Windmühle Retzretzer-land.at/retzer-windmuehle Weinvierteldraisine weinvierteldraisine.at Museumsdorf Niedersulz museumsdorf.at Marchfelder Storchenbräu bauersbier.atHubertus Bräu hubertus.atHopfius Brauerei hopfius.at 030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 4030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 4 27.07.25 12:4927.07.25 12:49

Page 34

INDUSTRIEVIERTELIm Südosten liegt das Industrieviertel, eine Region, die urbanes Leben, traditionsreichen Weinbau, Thermalquel-len und alpine Landschaen vereint. Von den Weingärten an den sanen Hängen des Wienerwaldes bis zu den Ber-gen der Rax und des Semmering spannt sich ein Viertel, das weit mehr zu bieten hat, als der Name vermuten lässt. Mit rund 4.200 Quadratkilometern und über 600.000 Ein-wohnern ist es wirtschalich stark und eine der dyna-mischsten Regionen des Landes. Die Nähe zu Wien macht es attraktiv für Pendler, Kreative und alle, die das Wech-selspiel von Stadt und Natur schätzen. Die Bezirke Baden, Mödling, Bruck/Leitha, Wiener Neustadt (Stadt und Land), Neunkirchen sowie Teile von Purkersdorf und Klosterneu-burg prägen das Industrieviertel. GESCHICHTE, GENUSS UND BEWEGUNGDas Industrieviertel hat seinen Namen aus der Zeit der Industrialisierung, als sich entlang der Flüsse und Bahn-linien zahlreiche Fabriken, Textilbetriebe und Maschinen-werke ansiedelten. Besonders im 19. Jahrhundert entwi-ckelte sich die Region südlich von Wien zum industriel-len Herzstück Niederösterreichs, eine Rolle, die bis heute in Teilen nachwirkt, auch wenn sich das Bild der Region stark gewandelt hat. Ein besonderes Erlebnis ist jedes Jahr im November das traditionelle Fasslrutschen zu Leopol-di in Klosterneuburg. Der heilige Leopold III., Landespa-tron von Niederösterreich, gründete im 12. Jahrhundert das Sti Klosterneuburg und gilt als frommer, volksna-her Herrscher. Ihm zu Ehren ndet der Brauch statt, bei dem man über große Weinfässer rutscht und sich Glück für das kommende Jahr erho. Für Familien bietet der Naturpark Sparbach südlich von Wien ein echtes Naherho-lungsjuwel. Er wartet mit frei laufenden Wildschweinen, idyllischen Wanderwegen und einem Abenteuerspielplatz im Wald auf. Wer es etwas herrschalicher mag, besucht den Schlosspark Laxenburg. Es war einst kaiserliche Som-merresidenz, heute eine weitläuge Parkanlage mit ro-mantischen Teichen, historischen Bauten und einer der idyllischsten Fährenfahrten des Landes.Im Inneren der Region lohnt ein Abstecher ins Industrie-viertel-Museum in Wiener Neustadt. Hier wird deutlich, wie eng Geschichte, Technik und Alltagsleben in dieser Region miteinander verochten sind, vom Bergbau bis zur Textilindustrie. Einen ganz anderen Zugang zur Vergan-genheit bietet das elegante Kaiserhaus Baden, wo Kaiser Franz I. seine Sommer verbrachte. Weniger spektakulär, aber nicht weniger charmant sind die Mühlen im Bezirk Baden – einst zahlreich entlang der wasserreichen Bäche und Flüsse angesiedelt, die ideale Bedingungen für den Mühlenbetrieb boten. Ein besonderes Kleinod ist die Kunstmühle Dornau bei Leobersdorf. Die sorgfältig res-taurierte Wassermühle erzählt auf eindrucksvolle Weise vom traditionellen Müllerhandwerk. Im kleinen Museum mit original erhaltener Tischlerwerkstatt lässt sich nach-vollziehen, wie eng früher Handwerk, Technik und All-tag miteinander verwoben waren. Richtung Süden steigt das Gelände an und mit ihm die Ausugsmöglichkeiten. Die legendäre Schneebergbahn bringt Besucher von Puch-berg aus auf über 1.700 Meter Seehöhe. Die Zahnradbahn Fotos: © M. Weller, Thomas Gobauer, Paul Landl, Petra Wentner, NB/ZwicklLEBENSAR TROTWEISSROT34In Krumbach, mitten in der Buckligen Welt, braut das Schwarzbräu charaktervolle Biere.Industrieviertel-Museum: Hier ist sichtbar, wie Geschichte, Technik und Alltagsleben miteinander verochten sind.030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 5030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 5 27.07.25 12:4927.07.25 12:49

Page 35

ist nicht nur technisch beeindruckend, sondern bietet auch herrliche Ausblicke. Oben angekommen, locken Hüt-ten, Höhenwege und frische Berglu. DIE LÄNGSTE SCHANK DER WELTDie Thermenregion zählt zu den ältesten Weinbauregio-nen Österreichs. Typisch sind hier die Sorten Zierfandler und Rotgiper, die nur in wenigen Regionen weltweit ge-deihen. Sie bringen vollmundige, elegante Weißweine mit feiner Säure und Lagerpotenzial hervor. Auch Pinot noir und St. Laurent sind hier heimisch – fruchtig, strukturiert und perfekt für regionale Küche. Heurigenkultur pur: In schattigen Innenhöfen, alten Presshäusern oder moder-nen Vinotheken tri unkomplizierter Genuss auf regiona-le Gastfreundscha. Ein Höhepunkt für Weinfreunde ist die Genussmeile entlang des Thermenradwegs zwischen Mödling, Gumpoldskirchen und Bad Vöslau. Auf rund 25 Kilometern verwandelt sich das Tal der Wiener Wasserlei-tung für zwei Wochenenden im September zur „längsten Schank der Welt“, mit vielen Winzern, regionaler Küche und atemberaubendem Blick in die Weingärten. REGIONAL, FRISCH UND MIT HERKUNFTAuch kulinarisch zeigt das Industrieviertel, was in ihm steckt. Aus der klaren, kühlen Umgebung der Buckli-gen Welt stammen feine Forellen, frisch verarbeitet und o direkt ab Hof erhältlich. Wer es edler mag, ndet im Alpenlachs eine regionale Delikatesse: in reinstem Quell-wasser gezüchtet, mit zartem Fleisch und feinem Aroma. Kräiger geht’s mit dem Schneebergrind weiter, einer regionalen Spezialität mit besonderer Fleischqualität. Wirtshaus hat hier Tradition und die besten servieren, was die Region hergibt: frisch, ehrlich und mit Herkun. AUCH BIER HAT HIER SEINEN PLATZIn Krumbach braut das Schwarzbräu charaktervolle Biere wie Märzen, Zwickl und saisonale Spezialitäten. Die Klein-brauerei ist bekannt für ihre bodenständige Qualität und bietet oene Führungen zweimal im Monat. Im hauseige-nen Shop gibt’s neben Bier regionale Produkte zum Mit-nehmen. In Lichtenwörth betreibt die Brauerei Zusag eine LEBENSAR TDie Genussmeile ist ein Höhe-punkt für Weinfreunde.Kunstmühle Dornau: Die Getreidemühle erzählt vom traditionellen Müllerhandwerk.Die legendäre Schneebergbahn bringt Besucher auf über 1.700 Meter Seehöhe.INDUSTRIEVIERTEL-INFOFasslrutschn stift-klosterneuburg.at/event/leopoldi Naturpark Sparbachnaturpark-sparbach.atSchlosspark Laxenburg schloss-laxenburg.at Industrieviertel-Museummuseum-wn.at/de/ausstellungen/was-und-wo Kaiserhaus Baden kaiserhaus-baden.at Kunstmühle Dornau kunstmuehledornau.at Schneebergbahn schneebergbahn.at Genussmeile thermenregion-wienerwald.at/genussmeile Weinsorten oesterreichwein.at/unser-wein/weinbaugebiete/niederoesterreich/thermenregion Alpenlachs alpenlachs.at Schwarzbräu schwarzbraeu.atBrauerei Zusag brauerei-zusag.atGasthof Diewald gasthof-diewald.at030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 6030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 6 27.07.25 12:4927.07.25 12:49

Page 36

Heurigenbrauerei mit Verkostungen und Führungen. Im gemütlichen Garten werden passende Schmankerln ser-viert, ideal für Gruppen und Familienausüge. Im Gasthof Diewald in Raach am Hochgebirge wird nicht nur aufge-kocht, sondern selbst gebraut. Die Wirtshausbrauerei bie-tet Brauseminare, saisonale Bierspezialitäten und Nächti-gung im Haus, alles in ruhiger Lage, umgeben von Natur. MOSTVIERTELIm Südwesten, zwischen Donau und Alpen, liegt das Most-viertel, eine Region voller Gegensätze, die sich auf wunder-bare Weise ergänzen. Nördlich breitet sich sanes Hügel-land aus, durchzogen von Streuobstwiesen, Birnbäumen und alten Vierkanthöfen. Im Süden dagegen steigen die Ausläufer der Alpen steil an. Rund um den Ötscher zeigt sich das Mostviertel wild, schro und majestätisch. Mit etwa 5.600 Quadratkilometern ist es das ächenmäßig größte der vier Viertel Niederösterreichs. Rund 488.000 Menschen leben hier zwischen bäuerlicher Tradition, wachsender Kleinstadtstruktur und kravoller Natur. Zum Mostviertel gehören die Bezirke Amstetten, Scheibbs, Melk (südlich der Donau), Lilienfeld, Teile von St. Pölten (Stadt und Land) sowie kleinere Gebiete des Bezirks Tulln.Ganz im Osten des Mostviertels, dort, wo die Donau ge-mächlich vorbeizieht, ragen eindrucksvolle Klosteranla-gen aus der Landscha: das prächtige Sti Herzogenburg, das barocke Sti Melk hoch über der Donau, das vielseiti-ge Sti Seitenstetten und das mächtige Sti Lilienfeld, das zugleich Ausgangspunkt einer der ältesten Pilgerrouten des Landes ist. Von hier führt die Via Sacra durch Wäl-der und Dörfer, vorbei an der Kartause Gaming, bis nach Mariazell. Nicht weit davon entfernt erhebt sich über dem Donautal die eindrucksvolle Wallfahrtsbasilika Maria Ta-ferl, ein spiritueller Kraort mit weiter Aussicht und baro-cker Strahlkra. Nur wenige Kilometer entfernt liegt das Traisental, das kleinste Weinbaugebiet Niederösterreichs, bekannt für seinen frisch-fruchtigen Grünen Veltliner, der auf kalkreichen Böden wächst und mit feiner Mineralik und Würze überzeugt. Auch Riesling gedeiht hier hervor-ragend. Die Weine sind geradlinig, lebendig und passen perfekt zur regionalen Küche. Wer lieber im Tal der Mostbirnbäume bleibt, folgt der Moststraße, die sich durch das Herz des Viertels zieht. Vorbei an mächtigen Vierkanthöfen, Mostheurigen und Panoramablicken, die bis in die Alpen reichen. Hier wird das üssige Gold der Region gefeiert, fruchtig, kräig und unverwechselbar: der echte Most, nicht zu verwechseln mit dem alkoholfreien Traubenmost aus dem Wein- und Industrieviertel. Er entsteht durch natürliche Gärung, enthält typischerweise vier bis acht Prozent Alkohol und wird traditionell aus Birnen und Äpfeln hergestellt. Auch kulinarisch trägt das Mostviertel seine Identität im Na-men und auf den Teller. Klassiker wie Mostsuppe, Most-geschnetzeltes oder der süße Mostschober bringen das fruchtige Regionalgetränk in die Küche. Dazu gesellen sich Spezialitäten wie der würzige Mostviertler Schoas oder die feine Ybbstal-Forelle.Richtung Westen wird das Gelände wilder – hier beginnt die historische Eisenstraße, wo einst Schmiede und Berg-leute das Land prägten. Spuren davon nden sich noch heute: bei RIESS Email in Ybbsitz, wo in der letzten Email-lemanufaktur Österreichs hochwertiges Kochgeschirr pro-Eine eindrucksvolle Klosteranlage ist das prächtige Sti Herzogenburg. Die Ötscher Tropfsteinhöhle zählt zu den faszinierendsten Naturwundern Niederösterreichs.LEBENSAR TROTWEISSROT36030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 7030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 7 27.07.25 12:4927.07.25 12:49

Page 37

Das Sti Melk ist eines der schönsten und größten einheit-lichen Barockensembles Europas.Eine zünige Jausn mit Bratl, Bauernbrot und einem Glas Most – typisch für das Mostviertel. Guten Appetit!LEBENSAR TROTWEISSROT37duziert wird, oder im Wilhelmsburger Geschirr-Museum, das Design- und Alltagsgeschichte verbindet. Etwas weiter breitet sich das Panorama der Voralpen aus: Der Ötscher thront über der Region, imposant und schro. Seine Tropf-steinhöhle zählt zu den eindrucksvollsten Naturwundern Niederösterreichs. Wer gemütlicher unterwegs ist, lässt sich von der traditionsreichen Mariazellerbahn durchs Ge-birge bringen – ein echtes Erlebnis auf Schienen mit Nos-talgie und Aussicht. Ein Besuch im Tierpark Stadt Haag lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Inmitten eines weitläugen Schlossparks leben über 700 Tiere aus rund 70 Arten, von heimischen Wildtieren bis zu exotischen Bewohnern. Mit Abenteuerspielplatz, Spazierwegen und viel Natur ist der Tierpark ein echtes Familienhighlight.Auch Bier darf im Mostviertel nicht fehlen, und das zeigt sich ebenso vielfältig wie die Region selbst. In Gaming wird im ehemaligen Kloster das Kartausenbräu gebraut – ein kräiges, bernsteinfarbenes Bier mit leicht malziger Note, das in der historischen Umgebung besonders gut schmeckt. In Zaina bei Münichreith verbindet das Hasel-bräu Braukunst mit Wirtshauskultur: Das süge Zwickl und das charaktervolle Hausbier werden direkt im Famili-enbetrieb der Wirtshausbrauerei Haselböck ausgeschenkt. Und in Hainfeld, am Rand des Mostviertels, setzt die Brau-erei Hainfeld auf Vielfalt – vom feinherben Märzen über ein würziges Dunkles bis hin zum saisonalen Bockbier.Hier endet unsere Tour durch die vier Viertel, dabei gäbe es noch mehr zu erzählen ... Hier beginnt Ihre eigene!Dem aufmerksamen Leser wird es vielleicht schon auf-gefallen sein: Zwei bekannte Namen fehlen in unserem Streifzug durch das Mostviertel – die Wachau und St. Pöl-ten. Das hat einen guten Grund: Die Wachau wird in die-ser Ausgabe eigens gewürdigt, St. Pölten wiederum war bereits in der letzten Ausgabe Thema. Vier Viertel, unzählige Facetten – und doch ist das längst nicht alles. Wer durch Niederösterreich reist, entdeckt nicht nur landschaliche Vielfalt, sondern auch gelebte Kultur, Handwerk mit Herz und Genuss mit Herkun. MOSTVIERTEL-INFOMostviertel mostviertel.at Stift Herzogenburg stift-herzogenburg.at Stift Melk stiftmelk.at Stift Seitenstetten stift-seitenstetten.at Stift Lilienfeld stift-lilienfeld.at Via Sacra via-sacra.at Wallfahrtsbasilika Maria Taferl basilika.at Traisental traisental.mostviertel.at Moststraße moststrasse.mostviertel.at RIESS Email riess.at Wilhelmsburger Geschirr-Museum geschirr-museum.at Naturpark Ötscher naturpark-oetscher.at Mariazellerbahn mariazellerbahn.at Tierpark Stadt Haag tierparkstadthaag.at Kartausenbräu, Gaming kartause-gaming.atHaselbräu wirtshausbrauerei.at Brauerei Hainfeld brauerei-hainfeld.at Fotos: © weinfranz.at, Naturfreunde Kienberg - Gaming, Stift Melk/Brigitte Kobler, Mostviertel Tourismus, schwarz-koenig.at030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 8030-037_NÖViertel_SW_korr.indd 8 27.07.25 12:4927.07.25 12:49

Page 38

Österreich bewirbt sich für die Jahre 2027 und 2028 zum vierten Mal für einen nicht-ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat.Die Vereinten Nationen und die internationale, regelba-sierte Weltordnung sind so etwas wie eine „Lebensversi-cherung“ für Staaten von der Größe Österreichs. Als Sitz zahlreicher internationaler Organisationen und als mili-tärisch neutraler Staat steht Österreich mit seiner Außen-politik für Dialog und Stabilität. Im Lichte der sich rasch verändernden geopolitischen Lage ist es uns wichtig, mit der Kandidatur auch den Standort Österreich als Ort für Diplomatie zu stärken. Das hat nicht nur außenpolitische Relevanz, sondern ist darüber hinaus mit realem sicher-heitspolitischem und wirtschalichem Nutzen für die ös-terreichische Bevölkerung verbunden. BEWERBUNG FÜR SITZ IM UNO-SICHERHEITSRATÖsterreich gab seine Bewerbung für einen der beiden freien Sitze für den Zeitraum 2027/2028 in der „westeuro-MULTILATERALISMUS IST IN UNSERER DNAGerade für Länder von der Größe Österreichs ist es besonders wichtig, dass sich auf inter-nationaler Ebene die Stärke des Rechts und nicht das Recht des Stärkeren durchsetzt. In einer Zeit, in der die Welt immer instabiler zu werden scheint, wollen wir erneut Verantwortung übernehmen und unsere Sicherheit aktiv mitgestalten. Daher kandidieren wir für einen nicht-ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat für 2027/2028. Dabei setzen wir auf Partnerschaft, Dialog und Vertrauen.BMEIATeilnahme von Bundesministerin Meinl-Reisinger an der Offenen Debatte zur Zukun von friedenserhaltenden Ope-rationen im UNO-Sicherheitsrat im März 2025.Foto: © BMEIA/Michael GruberRECHT & POLITIKROTWEISSROT38038-039_BMEIA_korr.indd 1038-039_BMEIA_korr.indd 1 27.07.25 12:4927.07.25 12:49

Page 39

päischen Regionalgruppe“ bereits vor 14 Jahren, im Jahr 2011, als erstes Land bekannt. Im Anschluss folgte Por-tugal. Deutschland stieg 2019 in das Rennen als dritter Mitbewerber ein. Gewählt werden die zehn nicht-ständi-gen Mitglieder für jeweils zwei Jahre von den 193 Mitglie-dern der UNO-Generalversammlung. Jeder Staat, egal wie groß, klein oder einflussreich, hat eine Stimme. Das entspricht dem grundlegenden Prinzip der UNO-Generalversammlung, dass alle Staaten dort gleichbe-rechtigt vertreten sind. Österreich setzt sich seit Jahren für eine faire Rotation in internationalen Gremien ein; auch kleinere und mittelgroße Staaten sollen die Chan-ce haben, auf internationaler Ebene mitzubestimmen.Die Intensivphase der Bewerbung wurde mit der Amts-übernahme von Außenministerin Beate Meinl-Reisinger lanciert. Mit ihrem Besuch in New York und der Teil-nahme an einer Diskussion im UNO-Sicherheitsrat zur Zukun von friedenserhaltenden Operationen im März 2025 konnte Österreich Flagge zeigen und sein langjäh-riges Bekenntnis zu friedenserhaltenden Operationen be-kräigen; über 100.000 Österreicher haben sich seit 1960 an UNO-Missionen und Operationen weltweit beteiligt. Anfang Juni ernannte die Bundesregierung außerdem vier Sonder-emissäre, die ehrenamtlich die Bemühungen der gesamten Bundesregierung für die Kampagne unterstützen werden.Der konkrete Nutzen einer Sicherheitsratsmitgliedscha ist für uns klar: Als Mitglied im UNO-Sicherheitsrat hat Österreich die Möglichkeit, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen und Brücken zwischen Staaten zu bauen – ins-besondere bei Themen, die uns unmittelbar betreffen. Anstatt nur passiv zuzusehen, können wir aktiv unsere Prioritäten einbringen. Inhaltlich kann Österreich auf der letzten Mitgliedscha im Sicherheitsrat 2009/2010 auauen: Mit unserem Einsatz für Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, das humanitäre Völkerrecht und ins-besondere den Schutz von Zivilpersonen können wir auf ein glaubhaes Profil setzen. Beispielsweise konnte Österreich während seiner letzten Mitgliedscha 2009 durch Verhandlungs- und Vorsitzführung zur Annahme der Resolution 1864 zum Schutz von Zivilpersonen in be-waffneten Konflikten maßgeblich beitragen. Außerdem waren wir federführend bei der Etablierung der Ombuds-person für das Al-Qaida/Taliban-Sanktionsregime. Öster-reich setzt sich auch seit vielen Jahren für effizientere Ar-beitsmethoden des UNO-Sicherheitsrats sowie für mehr Transparenz und Inklusion ein; beim Prozess der längst überfälligen Reform des UNO-Sicherheitsrats hatte Öster-reich bis vor Kurzem den Kovorsitz inne. NEUE AKZENTE SETZENGleichzeitig will Österreich neue Akzente setzen: Heraus-forderungen wie der Klimawandel, der Kampf gegen den Terrorismus oder hybride Bedrohungen können nur ge-meinsam gelöst werden. Zudem haben wir die Chance, gezielt an der Eindämmung jener Krisen mitzuwirken, die maßgeblich zur irregu-lären Migration beitragen.Die Kandidatur und Mit-gliedscha sehen wir auch als langfristige Investition in unsere globalen Be-ziehungen. Sie dient zum weiteren Ausbau unserer internationalen Partner-schaen und soll das Pro-fil Österreichs in der Welt nachhaltig schärfen. Wir wollen auch jenen Staaten, mit denen unsere Bezie-hungen traditionell weni-ger intensiv sind, bspw. im Pazifik, beweisen, dass Öster-reich ein verlässlicher Partner ist, der sich für deren An-liegen wie den Kampf gegen den Klimawandel einsetzt; österreichische Unternehmen sind bereits in der Region aktiv und leisten einen aktiven Beitrag zur Stärkung der Nachhaltigkeit in der Region.Die geheime Wahl findet Anfang Juni 2026 in New York statt. Bis dahin wird Österreich im Rahmen der Kampa-gne weiter seine Qualitäten für einen Sitz als nicht-stän-diges Mitglied unter Beweis stellen. Und sollte die Kandi-datur Österreichs durch einen Wahlsieg gekrönt werden, heißt es voller Fokus auf die zweijährige Mitgliedscha im UNO-Sicherheitsrat. RECHT & POLITIKROTWEISSROT39„Österreich kan-didiert für einen nicht-ständigen Sitz im UNO- Sicherheitsrat 2027/2028.“Foto: © BMEIA/Michael GruberGespräch von FBM Meinl-Reisinger mit UNO-General- sekretär António Guterres im März 2025.038-039_BMEIA_korr.indd 2038-039_BMEIA_korr.indd 2 27.07.25 12:4927.07.25 12:49

Page 40

DIE 9 BUNDESLÄNDERROTWEISSROT40DEM LEER STEHENDEN Seerestaurant in Neusiedl am See wird neues Leben einge-haucht: Es wird zum Kulturzentrum im Be-zirk – mit viel Rücksicht auf die Natur, ohne zusätzliche Bodenversiegelung und mit einem vielfältigen Nutzungskonzept. Der Standort in See- und Zentrumsnähe wurde nach eingehen-der Analyse und in enger Abstimmung mit dem Natur- und Landschasschutz sowie dem Ver-ein Welterbe Neusiedler See ausgewählt. Darauf hat LH Hans Peter Doskozil Wert ge-legt. „Wir haben uns im Zukunsplan Bur-genland dazu bekannt, in jedem Bezirk ein modernes Kulturzentrum zu schaffen – damit wird dieses Ziel vollständig realisiert“, so der Landeshauptmann, der den Startschuss für die Detailplanungen gab. „Dabei steht ein ressour-censchonender Umgang mit dem Bestand und der umgebenden Natur im Zentrum. Das KUZ soll ein multifunktionaler Ort für Kultur, Natur, Begegnung und Bildung sein.“ www.burgenland.atStartschuss für neues Kulturzentrum in Neusiedl Multifunktionaler Ort für Kultur, Natur und Bildung.BurgenlandLH Hans Peter Doskozil (l.) präsentierte die Pläne zum Bau des neuen Kulturzentrums in Neusiedl am See.IN TECHELSBERG am Wörthersee haben LH Peter Kaiser und LH-Stv. Martin Gruber den 30. freien Seezugang Kärntens eröffnet. Ermöglicht hat das die Zusammenarbeit des Landes mit den Österreichischen Bundesforsten. „Die freien See-zugänge sind für einen kurzen Sprung in den See gedacht und sollen keine Konkurrenz zu unseren vielen Strandbädern sein“, erklärt Kaiser. „Der neue Seezugang in Techelsberg ist eine wirkliche Bereicherung entlang des sehr beliebten R4-Wör-therseeradwegs“, betont Gruber. Er verweist da-rauf, dass diese Einstiegsstelle von der Straßen-bauabteilung des Landes gepflegt und erhalten wird. Die Bundesforste setzen beim Seezugang auch Maßnahmen für Naturschutz und Artenviel-falt. Es gibt Nistkästen für Fledermäuse, Lebens-räume für Wasservögel wurden aufgewertet und Laichplätze für Fische verbessert. Bei der Initia-tive um die freien Seezugänge mit an Bord sind auch Gemeinde- und Städtebund sowie die Öster-reichische Wasserrettung. www.ktn.gv.at/freierseezugang30. freier Seezugang eröffnet Initiative für kurzen Sprung ins kühle Nass mit breiter Unterstützung.KärntenVolker Bidmon (Land Kärnten), LH-Stv. Martin Gruber, LH Peter Kaiser, Antje Güttler (Bundesforste) (v. l. n. r.).Foto: © LPD Kärnten/Helge Bauer Foto: Landesmedienservice Burgenland040-044_Bundesländer_korr.indd 1040-044_Bundesländer_korr.indd 1 27.07.25 12:5227.07.25 12:52

Page 41

UNTER DEM MOTTO „Die beste Zukun für unsere Kinder“ reiste eine Delegation aus Niederösterreich unter der Leitung von Landes-hauptfrau Johanna Mikl-Leitner nach Japan. Im Zentrum standen Kooperationen in Wirt-scha, Forschung, Mobilität und Kultur. Höhe-punkte waren der Besuch bei Toyota Industries, ein Arbeitsgespräch mit der Gouverneurin von Tokio und ein Partnerschasabkommen mit der Präfektur Yamanashi. Bei der EXPO in Osaka präsentierte sich Niederösterreich als starker Wirtschas- und Kulturstandort. Be-sonders im Bereich Wasserstoechnologie und Digitalisierung sollen Synergien mit Japan genutzt werden. Ein Konzert des Tonkünstler-Orchesters und eine geplante Ausstellung mit Exponaten aus der Kaiserhaussammlung setz-ten kulturelle Glanzpunkte. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betont: „Wir wollen die Erfolgsgeschichte mit Japan weiterschreiben – zum Nutzen kommender Generationen.“ www.noe.gv.atBrücken nach Japan – Zukunft gestalten Delegationsreise stärkt Partnerschaften für Innovation und Kultur.NiederösterreichLandeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (M.) auf Betriebsbesuch bei Toyota Industries in Nagoya.„WIR KÖNNEN die Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen – dafür müssen wir an einem Strang ziehen, und zwar in eine Rich-tung“, waren sich Finanzminister Dr. Markus Marterbauer und Finanzreferent LH Mag. Tho-mas Stelzer einig. Wobei Stelzer mit Blick auf das heurige 1,5-Milliarden-Euro-Investment-programm des Landes betont: „Sparen ist zwar das Gebot der Stunde, darf aber nicht um jeden Preis erfolgen – gleichzeitig müssen wir auch in-vestieren, um die Wirtscha wieder in Schwung zu bringen. Wir werden deshalb die Gemeinden nicht hängen lassen.“ So wurde von der Landes-regierung ein Gemeindepaket von 50 Millio-nen Euro beschlossen. Auch vom Bund kommt Unterstützung für die Gemeinden, in Oberös-terreich heuer 28 Millionen Euro, im kommen-den Jahr 35 Millionen Euro. „Mit der Novelle der kommunalen Investitionsgesetze können in Zukun einfacher wichtige Investitionen in den Gemeinden getätigt werden“, betont der Fi-nanzminister. www.land-oberoesterreich.gv.atFinanzminister zu Gast im Linzer Landhaus Arbeitsgespräch zwischen BM Marterbauer und LH Stelzer. OberösterreichLH Mag. Thomas Stelzer (r.) und BM für Finanzen Dr. Markus Marter-bauer (l.).Foto: © Land OÖ/Peter Mayr Foto: © NLK PfefferROTWEISSROT41DIE 9 BUNDESLÄNDER040-044_Bundesländer_korr.indd 2040-044_Bundesländer_korr.indd 2 27.07.25 12:5227.07.25 12:52

Page 42

VOR 500 JAHREN wurde Salzburg vom Bau-ernkrieg – Aufstände von Bauern und Berg-knappen gegen die Obrigkeit – erschüttert. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern erinnert das Land Salzburg im Gedenkjahr und darüber hinaus in einer kritischen historischen Ausei-nandersetzung an diese Zeit. Bei einer Presse-konferenz auf der Festung Hohensalzburg, die vor 500 Jahren ebenfalls Schauplatz der Auf-stände war, wurden die Eckpunkte des Lan-desprojekts präsentiert, mit dem die histori-sche Brücke zur Gegenwart geschlagen werden soll. Unter Federführung des Landes Salzburg wurde in Zusammenarbeit mit der Geschichts-wissenscha der Paris-Lodron-Universität, Archiven, Landes- und Regionalmuseen, Kul-tur, Volkskultur, Landwirtscha, Gemeinden, Tourismus, Wirtscha, Kunstschaffenden und weiteren Beteiligten ein umfassendes Pro-gramm zum Bauernkrieg erstellt. www.salzburg.gv.at/bauernkriegSalzburg erinnert an Bauernkrieg vor 500 Jahren Kritische Auseinandersetzung mit Aufständen 1525/26.. SalzburgDer damalige Landeshauptmann Wilfried Haslauer (M.) bei der Projekt-präsentation mit Martin Knoll (Universität Salzburg) (l.), Andreas Zech-ner (Salzburg Museum) (2. v. l.), Doris Fuschlberger (Projektleiterin, Land Salzburg) und Oskar Dohle (Direktor Landesarchiv) (r.).IM MITTELPUNKT der biennal stattfinden-den STEIERMARK SCHAU steht 2025 das Schloss Eggenberg in Graz, das mit seinen 24 Prunkräumen nicht nur zum UNESCO-Welt-erbe zählt, sondern in diesem Jahr auch sein 400-jähriges Jubiläum feiert. Grund genug, den Besuchern unter dem Motto „Ambition & Illusion“ Einblicke in die glamouröse Welt der Eggenberger zu eröffnen, die vom Aufstieg und Fall der fürstlichen Familie erzählen. Prunk-volles Highlight der Schau ist der im 17. Jh. gefertigte Goldene Wagen von Johann Anton I. von Eggenberg, der als Leihgabe des Staat-lichen Schlosses Krumau erstmals seit 360 Jahren Böhmen verlässt. Die STEIERMARK SCHAU, die am 26. April 2025 u. a. von FLH-Stv. Manuela Khom, LR Karlheinz Kornhäusl und Universalmuseum-Joanneum-Geschäsführer Marko Mele eröffnet wurde, lädt Interessierte noch bis 2. November 2025 ein – als „Alpen --Adria-Pavillon“ macht sie übrigens auch in Ljubljana Station. europa.steiermark.atSteiermarkIm Zuge der Eröffnungsfeierlichkeiten der STEIERMARK SCHAU trafen Marko Mele, wissenschalicher Geschäsführer UMJ, LR Karlheinz Kornhäusl, Naděžda Goryczková, Direktorin des NPU Tschechien, FLH-Stv. Manuela Khom und Paul Schuster, Leiter Schloss Eggenberg (v. l. n. r.), vor dem Highlight der Ausstellung, dem Goldenen Wagen, zusammen. Foto: © Universalmuseum JoanneumFoto: © Land Salzburg/Neumayr/LeopoldDIE 9 BUNDESLÄNDERROTWEISSROT42STEIERMARK SCHAU 2025 Schloss Eggenberg im Mittelpunkt.040-044_Bundesländer_korr.indd 3040-044_Bundesländer_korr.indd 3 27.07.25 12:5227.07.25 12:52

Page 43

21 BUNDESSIEGE und 78 erste Preise: Einmal mehr war Tirol das erfolgreichste Bundesland beim Bundeswettbewerb „prima la musica“ in Wien. Der renommierte Jugendmusikwettbe-werb feierte heuer sein 30-jähriges Bestehen – und Tirols junge Talente überzeugten auf gan-zer Linie. „Die Leistungen unserer jungen Mu-sikerinnen und Musiker sind vor allem eines: schlichtweg beeindruckend“, zeigen sich LH Anton Mattle und Bildungslandesrätin Cornelia Hagele begeistert. „Wir gratulieren unseren Ta-lenten ganz herzlich zu ihren großartigen Erfol-gen!“ Schon seit den Anfängen zählt Tirol zu den Spitzenreitern bei „prima la musica“. Die kons-tanten Topergebnisse spiegeln unter anderem die Qualität des Tiroler Musikschulwerks und des Tiroler Landeskonservatoriums wider. Im März traten beim Landeswettbewerb in Land-eck mehr als 900 Instrumentalisten aus Tirol und Südtirol gegeneinander an – die besten 164 Talente wurden von den Fachjurys zum Bundes-wettbewerb nach Wien entsandt. www.tirol.gv.atTirols Musiknachwuchs glänzte in Wien Tirol holte die meisten Bundessiege bei „prima la musica“ 2025.TirolLevente Bubreg – hier beim Tiroler Landeswettbewerb in Landeck – wurde in Wien Bundessieger in der Kategorie Fagott.CHRISTOPH KÖNIG wird mit dem Vorarl-berger Wissenschaspreis ausgezeichnet. „Mit dieser Auszeichnung bringt das Land Vorarl-berg die hohe Priorität, die wir der Förderung von Wissenscha und Forschung beimessen, zum Ausdruck“, betont LR Barbara Schöbi-Fink. Dieser Preis wird seit 2000 für hervorra-gende wissenschaliche Leistungen vergeben. König, 1956 in Bregenz geboren, studierte Ger-manistik, Philosophie und Amerikanistik in Innsbruck und promovierte dort „sub auspici-is Praesidentis“. Nach Stationen am Brenner-Archiv und als Leiter einer Forschungsstelle am Deutschen Literaturarchiv Marbach war er Professor für neuere deutsche Literatur in Os-nabrück. König gilt als einer der bedeutends-ten Germanisten der Gegenwart. Sein „Inter-nationales Germanistenlexikon 1800–1950“ ist ein Standardwerk zur Wissenschasgeschichte der Germanistik. Gastprofessuren und zahlrei-che Publikationen unterstreichen sein interna-tionales Renommee. www.vorarlberg.atVorarlberger Wissenschaftspreis 2025 Auszeichnung für Germanist Christoph König.VorarlbergChristoph König erhält den Hauptpreis des diesjährigen Vorarlberger Wissenschaspreises.Foto: © Schoening/HoffotografenFoto: © Land Tirol/veniartROTWEISSROT43DIE 9 BUNDESLÄNDER040-044_Bundesländer_korr.indd 4040-044_Bundesländer_korr.indd 4 27.07.25 12:5327.07.25 12:53

Page 44

Park statt Autobahnauffahrt: Der neue Tangentenpark in Favoriten ist eines der 344 Begrünungsprojekte der Stadt Wien.Südansicht des „Landhauses Alt“ am Europaplatz in der bur-genländischen Hauptstadt Eisenstadt und links ein kleiner Teil vom „Landhaus Neu“.WIEN HAT in der vergangenen Legislatur-periode einen Rekord bei der Stadtbegrünung aufgestellt: 344 „Raus aus dem Asphalt“-Pro-jekte wurden in allen 23 Bezirken umgesetzt. Mit 100 Millionen Euro Fördergeldern entstan-den 85.500 Quadratmeter neue Grünflächen im Straßenraum, mehr als 3.300 Bäume wur-den gepflanzt und 2.000 Quadratmeter Was-serspiele geschaffen. Zu den Highlights gehö-ren der sechs Hektar große Tangentenpark in Favoriten, die begrünte Linke Wienzeile und die künige Umwandlung des Naschmarkt-Parkplatzes in einen Park. „Bäume und Wasser sind der Gamechanger bei Hitzehotspots“, sagt Planungsstadträtin Ulli Sima. Die Grünraum-offensive soll Wien klimafit für die Zukun machen und das Mikroklima für die Bewoh-ner verbessern. Weitere 400.000 Quadratmeter Grünraum sind schon in Planung. Auf der neuen interaktiven Wien-Karte www.wienwirdwow.at gibt es alle 344 „Raus aus dem Asphalt“-Projekte zu entdecken.Rekordbilanz für Wiener Begrünungsoffensive 344 Projekte verwandeln Asphalt in grüne Oasen..WienFoto: © Stadt Wien/Christian FürthnerDIE 9 BUNDESLÄNDERROTWEISSROT442025 BRINGT für Eisenstadt ein rundes Jubiläum: Seit 100 Jahren ist die Stadt Sitz der burgenländischen Landes-regierung und somit Landeshauptstadt des Burgenlandes. Als das Burgenland 1921 zu Österreich kam, war Eisenstadt aber nicht der einzige Kandidat für diese Funktion. Es gab daneben noch Mattersburg, Bad Sauerbrunn und Pinkafeld. Schließlich fiel am 30. April 1925 die Entscheidung nach langen Auseinandersetzungen im Landtag für Eisenstadt.Vorerst wurde Eisenstadt als Sitz der Landesregierung definiert. Das Landhaus wurde 1929 fertig und die Rhein-landsiedlung für ca. 1.000 Landesbeamte gebaut. Sie wur-de allerdings erst 1965 im Stadtrecht und sogar erst 1981 in der Landesverfassung als Landeshauptstadt verankert. „Wir haben das ganze Jahr hindurch unterschiedliche Ini-tiativen und Projekte“, so der Eisenstädter Bürgermeister Thomas Steiner. Das Motto lautet „Mein Eisenstadt. Meine Landeshauptstadt“. Die Stadtvilla in Eisenstadt wird zum Museum und bietet einen Streifzug durch die Geschichte der Landeshauptstadt. Nach dem Neujahrsempfang am 9. Jänner folgten rund um die Eröffnung der Stadtvilla eine Festsitzung des Ge-meinderats am 29. April und ein Festgottesdienst im Mar-tinsdom am 4. Mai. Eine Festsitzung des Landtags ist für den 25. September geplant.Fotos: © C.Stadler/BwagEISENSTADT FEIERT 100 JAHRE LANDESHAUPTSTADT040-044_Bundesländer_korr.indd 5040-044_Bundesländer_korr.indd 5 27.07.25 12:5327.07.25 12:53

Page 45

Austria-Club TessinAußergewöhnlicher Erfolg der Wiener Sängerknaben im LAC LuganoVertreter der österreichischen Gemeinscha und Ehren-gäste beim exklusiven Empfang nach dem Konzert.LAC, der Österreichischen Botscha in der Schweiz, dem Österreichischen Honorarkonsulat im Tessin sowie dem AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND, setzte ein starkes Zeichen für die ver-bindende Kra der Musik. MIT STEHENDEN Ovationen wurde das Konzert der Wiener Sän-gerknaben gemeinsam mit dem Ensemble Claudiana gefeiert. Das musikalische Ereignis zu Ehren des 340. Geburtstags von Jo-hann Sebastian Bach überzeugte mit künstlerischer Exzellenz und berührender Ausdruckskra und würdigte die große Wiener Musiktradition.Im Anschluss an das Konzert fand ein exklusiver Empfang statt, an dem zahlreiche Vertreter der österreichischen Gemeinscha teilnahmen. Unter den Ehrengästen befanden sich die österrei-chische Botschaerin in der Schweiz, Dr. Maria Rotheiser-Scotti, Helga Martinelli (Präsidentin Austria Club Ticino) und Ingrid Tschirk De Marinis (Präsidentin Austria Italia Club). Prof. Giuseppe Perale, Honorarkonsul und Wissenschaler, engagiert sich für die kulturellen und akademischen Beziehun-gen zwischen Österreich und der Schweiz. Helga Martinelli trägt als Präsidentin des Austria Club Tessin maßgeblich zur Förde-rung österreichischer Kulturveranstaltungen in der Region bei, Botschaerin Dr. Maria Rotheiser-Scotti, Ehrengast des Abends, blickt auf eine beeindruckende diplomatische Lauahn zu-rück. Das Konzert, realisiert in Zusammenarbeit zwischen dem DAS 10. BUNDESLANDROTWEISSROT45Foto: © privatDER AUSTRIAN BUSINESS CLUB in Russia hielt am 14. April eine Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Moskauer Memoran-dums ab, das die Grundlage für den Staatsver-trag bildete.Das „Wunder von Moskau“ geschah am 14. April 1955 um 17 Uhr, als sich die beiden höchsten Vertreter der beiden Länder, Nikita Chruschtschow und Julius Raab, trafen und das Ergebnis der Verhandlungen der vergange-nen drei Tage bestätigten, wodurch der Staats-vertrag möglich wurde. Diesen für Österreich so bedeutenden Handschlag wiederholten am gleichen Ort der ABCR-Vereinsobmann und ein russischer Teilnehmer auf die Minute genau nach 70 Jahren und brachten damit die freund-liche Verbundenheit der Menschen unserer beiden Länder zum Ausdruck.Auch das, was seit 1955 durch die Zusammen-arbeit erreicht wurde, konnte ausführlich be-sprochen werden. Im Anschluss an die Ge-denkfeier fand ein Vereinstreffen in der BOSCO Bar im Kauaus GUM am Roten Platz statt, wobei auch der Jahres-tag ausgiebig gefeiert wurde. Das nächste Clubtreffen ist im Herbst geplant, wenn der 200. Geburtstag von Johann Strauß gefeiert wird. Johann Strauß war mehr als zehn Jahre in St. Petersburg und hat dort viele seiner berühmten Melodien komponiert. Austrian Business Club in Russia Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Moskauer MemorandumsABCR-Vereinsobmann und ein russischer Teilnehmer wiederholten nach 70 Jahren am gleichen Ort den bedeutenden Handschlag.Foto: © Gerald Sakuler045-047_10.Bundesland_korr.indd 1045-047_10.Bundesland_korr.indd 1 27.07.25 12:5227.07.25 12:52

Page 46

IM RAHMEN eines Festaktes Ende 2024 würdigte die Organisation der SOS-Kinderdörfer Spanien (auf Spa-nisch: Aldeas Infantiles SOS España) das Engagement der Unternehmen und Einrichtungen zur Unterstüt-zung von Kindern unter sozialer Bedrohung, die mit dem Programm Corporate Alliance zusammengearbei-tet haben. Die Veranstaltung umfasste einen geschicht-lichen Rückblick sowie eine emotionsgeladene Ge-sprächsrunde mit verschiedenen Mitarbeitern der SOS-Kinderdörfer in Spanien und einigen Teilnehmern ihres Programms. Der Festakt beinhaltete unter ande-rem auch die Intervention des Präsidenten der Organi-sation in Spanien, Pedro Puig, der dem Österreicher-Verein Madrid für seine langjährige Zusammenarbeit dankte und uns einen Gedenkpokal überreichte. In ei-ner Veröffentlichung im August 2024 hat SOS-Kinder-dörfer Spanien die großzügige Unterstützung des Ös-terreicher-Vereins in Madrid hervorgehoben. In den letzten Jahren konnte unser Verein über das Programm „Not im Heim“ 120 Kindern pro Jahr helfen.Österreicher-Verein MadridSOS-Kinderdörfer Spanien würdigt Österreicher-Verein MadridDAS 10. BUNDESLANDROTWEISSROT46Foto: © privatDER PRÄSIDENT der Österreichischen Gesellscha Düssel-dorf, Gerald Sonnleitner, war am 24. März 2025 Gast beim Haaner Rathausgespräch und hielt einen inspirierenden Vortrag, in dem er Themen der österreichischen Geschichte und der internationalen Zusammenarbeit beleuchtete. Mit besonderem Fokus auf den Erfolg des 70-jährigen österrei-chischen Staatsvertrags erläuterte er, wie dieses historische Abkommen maßgeblich zur Stabilität und Entwicklung des Landes beitrug. Sonnleitner erklärte, dass der Staatsvertrag nicht nur politische Rahmenbedingungen festlegte, son-dern auch als Symbol für Frieden und Selbstbestimmung dient. Ein weiterer Schwerpunkt seines Vortrags war der EU-Beitritt Österreichs vor 30 Jahren, der das Land in die euro-päische Gemeinscha integrierte und neue Chancen für Wirtscha und Kultur eröffnete. Präsident Sonnleitner be-tonte bildha, wie der EU-Beitritt den Weg für innovative Kooperationen und eine vertiee europäische Zusammen-arbeit ebnete. Zudem widmete er sich dem Nationalfeiertag von Österreich, der jährlich als Fest der Einheit, Freiheit und Identität gefeiert wird. Abschließend hob er hervor, dass Nordrhein-Westfalen mittlerweile als der fünwich-tigste Handelspartner Österreichs gilt. Diese wirtschaliche Partnerscha stärke beide Regionen und fördere zukuns-weisende Projekte, welche die bilateralen Beziehungen wei-ter intensivierten und nachhaltig zum Wohlstand beitrü-gen. Er betonte abschließend, dass der Dialog zwischen Politik, Wirtscha und Gesellscha essenziell sei, um zu-künige Erfolge weiter auszubauen.Österreichische Gesellschaft Düsseldorf e. V.Rathausgespräch zu ÖsterreichMartin Kurth (Leiter VHS Hilden/Haan), Georg Schmidt (Honorarkonsul Österreichs), Gerald Sonnleitner (Präsi-dent Österreichische Gesellscha Düsseldorf), Wolfgang Je-godowski (Vorsitzender Europa-Union Haan) (v. l. n. r.).Christoph Felder, Pedro Puig, Sabine Wimpissinger bei der Überreichung des Gedenkpokals (v. l. n. r.).Foto: © Europa-Union Haan045-047_10.Bundesland_korr.indd 2045-047_10.Bundesland_korr.indd 2 27.07.25 12:5227.07.25 12:52

Page 47

DAS 10. BUNDESLANDROTWEISSROT47„WIE FRUCHTBAR ist der kleinste Kreis, wenn man ihn zu pflegen weiß …“, denn jener kleine Freundeskreis von damals wurde gehegt und gepflegt, ist gewachsen, wo-bei die herrlich vielen Momente miteinander in den ver-gangenen 75 Jahren wunderbare Erinnerungen für alle Mitglieder geworden sind! Der Austria Italia Club wählte für dieses 75. Club-Jubiläumsjahr 2024/2025 Musik als Leitmotiv und begann im Oktober 2024 mit einem einfühlsamen Kla-vier-Rezital. Es folgten viele geselli-ge Traditionsabende mit Musikbe-gleitung, einige in Erinnerung an das Johann-Strauss-Jahr, auch eine Reise zu den Sternen mit Klavierbe-gleitung im Planetarium. Mit einem Musik-Crescendo von Gesang-Rezi-tals, einem Museumsbesuch im Tempel der Musik und mehreren Opernbesuchen in dem wohl be-rühmtesten Opernhaus, der SCALA Mailand, wurde dieses Jubiläums-jahr klangvoll beendet! Eine anerkennende Jubiläums-urkunde vonseiten des AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUNDES bekräigt und ehrt Engagement und Pflichtbewusstsein von Mitgliedern und Vorstand des Austria Italia Club gleichermaßen! Das ist für uns ein Ansporn für weitere erfolgreiche Clubjahre MITEINAN-DER!2025 BEGANN wieder festlich mit dem Dreikönigskon-zert anlässlich des 200. Geburtstags von Johann Strauss. Im April bot Botschaer a. D. Dr. Wendelin Ettmayer fun-dierte Einblicke in die ersten 100 Tage der neuen US-Prä-sidentscha – sachlich, differenziert und hoch-aktuell. Ein Frühlingsausflug führte uns im Mai ins Markus Wasmeier Freilichtmuseum am Schliersee. Es war ein eindrucksvolles Er-lebnis bayerischer Geschichte in traumhaer Voralpenkulisse. Im Juni sprach Josef Kraus über die Herausforderungen der Generation Z in einem Vortrag, der zum Nachdenken anreg-te. Ebenfalls im Juni erlebten wir einen beein-druckenden musikalisch-literarischen Abend der antiken Dichterin Sappho – eine Zusam-menarbeit des ÖBF von Prof. Lukas-Kinder-mann, der Glyptothek und des Mozarteum Salzburg. Den Abschluss bildete unser Som-merfest in der Residenz München: mit Son-nenschein, Regen und herzlicher Atmosphäre. In diesem Rahmen verabschiedeten wir uns von Generalkonsulin Dr. Eva Maria Ziegler, die sich stets für unsere Vereine in München starkgemacht hat. Wir sagen: danke und auf Wiedersehen!Austria Italia Club Mailand75 Jahre Austria Italia ClubÖsterreichisch-Bayerische Gesellschaft, MünchenMusikalische Höhepunkte und gesellschaspolitische Denkanstöße Museumsbesuch im „Teatro alla SCALA“ Mailand; Präsidentin Ingrid de Marinis mit Mitgliedern des AIC.Traumhae Voralpenkulisse beim Frühlingsausflug ins Markus Wasmei-er Freilichtmuseum am Schliersee.Foto: © privatFoto: © privat045-047_10.Bundesland_korr.indd 3045-047_10.Bundesland_korr.indd 3 27.07.25 12:5227.07.25 12:52

Page 48

1 Zuerst werden die Erdäpfel gekocht, geschält und noch warm durch eine Kar-toffelpresse gedrückt. Sobald sie ausge-kühlt sind, vermischt man sie mit den Eiern, dem Hartweizengrieß, Mehl, But-ter und einer Prise Salz. Der Teig sollte geschmeidig, aber nicht klebrig sein – bei Bedarf etwas Mehl ergänzen. Anschlie-ßend lässt man ihn kurz ruhen.2 In der Zwischenzeit werden die Ma-rillen vorbereitet. Dazu nimmt man den Stiel eines Holzkochlöffels und drückt damit vorsichtig den Kern aus der Frucht, ohne sie zu halbieren. In jede entkernte Marille gibt man nun ein Stück Würfel-zucker – wer möchte, beträufelt diesen vorab mit etwas Rum für ein intensiveres Aroma.3 Nun teilt man den Teig in 15 gleich große Portionen, formt jeweils eine flache Scheibe und schlägt sie sorgfältig um die gefüllten Marillen. Die Knödel sollten gut verschlossen sein, damit beim Kochen keine Flüssigkeit austritt.4 Ein großer Topf wird mit Wasser ge-füllt und mit einer Prise Salz, einem Esslöffel Zucker und einem Schuss Rum aromatisiert. Sobald das Wasser siedet, nicht kocht, gibt man die Knödel vorsich-tig hinein und lässt sie für etwa 15 bis 20 Minuten ziehen, bis sie an die Oberfläche steigen. Danach hebt man sie mit einem Siebschöpfer heraus und lässt sie kurz ab-tropfen.5 Für die Butterbrösel schmilzt man die Butter in einer großen Pfanne und röstet die Semmelbrösel darin langsam gold-braun. Erst ganz zum Schluss rührt man den Kristallzucker unter – so bleiben die Brösel locker und knusprig, ohne zu kara-mellisieren.6 Für den Marillenröster werden die halbierten Früchte mit Zucker, Zitronen-sa, einem Schuss Wasser und der ge-wünschten Gewürznote (Zimt oder Vanil-le) in einem Topf aufgekocht. Nach 5 bis 10 Minuten leichtem Köcheln hat sich die Konsistenz in eine sämig-fruchtige Sauce geändert.7 Die gegarten Knödel wälzt man nun in den duenden Butterbröseln und richtet sie auf Tellern an. Wer möchte, bestäubt sie noch mit etwas Staubzucker und ser-viert sie mit einem Löffel Marillenröster.Foto: © Hofmeisterei HirtzbergerFotos: © Pamela SchmatzSchmankerleckUnserEinfach gut kochen mit Rezepten und Tipps von Österreichs besten KöchenOriginal Wachauer MarillenknödelGEKOCHT BEI …GEKOCHT IN DER „HOFMEISTEREI HIRTZBERGER“ZUTATENTief verwurzelt in der Wachau und bekannt für exzellente Weine, verbindet die Familie Hirtzberger seit Generationen Tradition mit höchster Qualität. Die Hofmeis-terei, geführt von Maître Hartmuth Rameder und Küchenchef Erwin Windhaber, ist seit 2014 ein kulinarischer Treffpunkt, an dem regionale Verbundenheit auf internationale Kreativität trifft. In stilvollem Ambiente vereinen sich moderne Küche, herzliche Gastfreundschaft und feine Weine zu einem genussvollen Erlebnis – inspiriert von der Wachau, getragen von Leidenschaft.www.hofmeisterei.comZutaten (für ca. 15 Knödel) Erdäpfelteig:500 g mehlige Erdäpfel, 2 Eier (Größe M), 50 g Hartweizengrieß, 150 g griffiges Mehl, 40 g Butter, 1 Prise SalzFüllung:15 reife Marillen, 15 Stück WürfelzuckerButterbrösel:500 g Semmelbrösel, 375 g Butter, 250 g KristallzuckerMarillenröster:500 g Marillen (halbiert und entsteint), 100 g Zucker, 1 Spritzer Zitronensa, 1 Schuss Wasser, 1 Zimtstange oder Vanilleschote (nach Geschmack)Optional:pro Portion 1 Kugel VanilleeisROTWEISSROT48048_Rezept_korr.indd 1048_Rezept_korr.indd 1 27.07.25 12:5327.07.25 12:53

Page 49

1525 BRACH im Südwesten Deutschlands der Große Bau-ernkrieg aus, der sich bald auch nach Österreich ausbreitete. Zahlreiche Publikationen widmen sich diesem Volksaufstand, der vor 500 Jahren begann. Der Wissenschasjournalist Chris-tian Pantle hat dazu im Propyläen-Verlag eine lebendige Zu-sammenfassung der Ereignisse verfasst, die den aktuellen For-schungsstand widerspiegelt. Im Zentrum seines Werkes stehen der Bauernführer Matern Feuerbacher und der Feldherr Georg Truchsess von Waldenburg, der die Bauern bekämpe. Neben Kurzbiografien der wichtigsten Akteure verweist der Autor auch immer wieder auf die sich verändernde historische Rezeption der Ereignisse. Das Buch eignet sich damit besonders gut zum Ein-stieg in das Thema.Deutlich ausführlicher ist das Werk „Für die Freiheit“ der aus-tralischen Historikerin Lyndal Roper. Ropers Buch befasst sich detailliert mit den Hintergründen und den Lebenswelten der Menschen jener Zeit und verweist insbesondere auf die Refor-mation als Triebfeder des Aufstandes. Dabei bleiben ihre Aus-führungen aber immer gut lesbar.ROTWEISSROT49Georg MarkusFRANZ JOSEPH & ELISABETH EIN DOPPELPORTRÄT – A DOUBLE PORTRAIT.Text: Georg Markus, Brigitte Hamann. Amalthea-Signum-Verlag, Wien 2025, 256 Seiten. ISBN 978-3-99050-288-4Lyndal RoperFÜR DIE FREIHEITDER BAUERNKRIEG 1525 S.-Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 2024, 676 Seiten. ISBN 978-3-10397-475-1Christian PantleDER BAUERNKRIEGPropyläen-Verlag, Berlin 2024, 335 Seiten. ISBN 978-3- 54910- 051-6BUCHtippsDER AMALTHEA-VERLAG legt einen neuen Buchtypus vor. Man folgt in der Doppelbiografie des Kaiserpaares einem neuen Stil, auch mit riesigen, o spek-takulär auereiteten Bildern. Die Texte sind doppelt gestaltet, die Seiten zweispal-tig, links auf Deutsch, rechts auf Englisch. Doppelt ist das Buch auch bezüglich der Autoren, für den Text wird neben Georg Markus auch die bereits verstorbene Elisa-beth-Expertin Brigitte Hamann genannt. Chronologisch wird erzählt, wie zwei Menschen, die unter völlig verschiedenen Bedingungen aufwuchsen, zusammen-fanden. Dieses Buch bringt für jenen, der sich mit Habsburger-Biografien befasst hat, nicht wirklich Neues. Von Franz Jo-seph, der so o kritisch gesehen wird, zeichnet Markus ein positives Bild. Hier ist ein Mann, der unter der Last der An-sprüche wie auch seiner Pflichten verknö-cherte, wobei er sein Pflichtgefühl nie ver-lor – während Elisabeth sich diesem des Öeren entzog.Immerhin legt das Doppelporträt Wert darauf, das Ehepaar als Zweisamkeit zu betrachten. Schließlich hatte das Paar vier gemeinsame Kinder, aus dynasti-schen Gründen war es wichtig, dem Volk eine „Familie“ zu präsentieren. Während Franz Joseph in zahlreichen Fotografien und auch Gemälden vor den Augen der Öffentlichkeit alterte, sorgte Elisabeth da-für, dass man sie mit zunehmendem Alter kaum mehr zu Gesicht bekam.Markus erzählt in seiner bekannten Art, wobei eingestreute Anekdoten nicht ge-scheut werden. Bemerkenswert an dem Buch ist auch die reiche Bebilderung, man sieht Gemälde, Fotografien, Briefe, Zeich-nungen und Dokumente, dazu große In-serts mit prägnanten Aussagen aller Art. 049_Buchtipps_korr.indd 1049_Buchtipps_korr.indd 1 27.07.25 13:1027.07.25 13:10

Page 50

IMPRESSUMOFFENLEGUNG NACH § 25 MEDIENGESETZROTWEISSROT50Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: AUSLANDSÖSTERREICHER-WELTBUND (AÖWB), Postgasse 6/1/2, 1010 Wien. Präsident: Werner Götz. Chefredaktion und für den Inhalt verantwortlich: Dr. Irmgard Helperstorfer, Tel.: +43/1/533 52 24-20, Fax: +43/1/533 52 24-9, E-Mail: rotweissrot@weltbund.at; office.wien@weltbund.at. Produktion: nw_PUBLISHING GmbH, Kaiserbrunnstraße 42, 3021 Pressbaum, Projektleitung: Sabine Wolfram/nw_PUBLISHING, Grak: Max Niederschick/nw_PUBLISHING. Lektorat: Irene Mihatsch. Druck: Dockner, Druck & Medien, Kuffern. Coverfoto: Waldviertel Tourismus/Line Sulzbacher. Die Informationen in diesem Magazin entsprechen dem Stand zum Zeitpunkt der Drucklegung. Druck- und Satzfehler vorbehalten. ROTWEISSROT wird auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt, das aus nachhaltig bewirtschaeter Forstwirtscha stammt. Alle Artikel sind geschlechtsneutral gemeint. Soweit personen-bezogene Ausdrücke verwendet werden, umfassen sie Frauen und Männer gleichermaßen.Grundlegende Richtung und Blattlinie: ROTWEISSROT, das Auslandsöster-reicher-Magazin, informiert seine Leser im In- und Ausland über öster-reichrelevante Themen zu Politik, Wirtscha, Kultur, Aktuellem etc. Auage: 20.000 StückErscheinungsart: ROTWEISSROT erscheint viermal jährlich.Präsident: Werner GÖTZ, Berlin/DeutschlandErste Vizepräsidentin:Edith PÜRSCHEL, MBA, Nidderau/DeutschlandZweiter Vizepräsident:Dr. Wolfgang RUSO, Otterfing/DeutschlandEhrenpräsident:Dkfm. Ing. Gustav CHLESTIL, Ainring/DeutschlandVorstandsmitglieder:Jürgen BISCHOF, London/GBGes. Mag. Bernhard FAUSTENHAMMER, WienMag. Astrid FIXL-PUMMER, WienBirgit HAYDEN, Portland/USAEgbert KUNRATH, Portland/USAIng. Josef LABSCHÜTZ, MBA, Berlin/DeutschlandWolfgang MATL, Stockholm/SchwedenEduard NICKA, Bad TatzmannsdorfRoland K. PIRKER, Ottawa/KanadaNicole A. PRUTSCH, BA, GrazDr. László SCHMIDT, Pécs/UngarnMag. Andrea SCHÖLLNAST, Kaiser-augst/SchweizMichael SCHÖPF, Hannover/DeutschlandGeneralsekretärin:Dr. Irmgard HELPERSTORFER, WienEhrenschutz:Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten,Mag. Beate MEINL-REISINGER, MESLandeshauptleute derösterreichischen Bundesländer:Mag. Hans Peter DOSKOZIL, BurgenlandMario KUNASEK, SteiermarkMag. Karoline EDTSTADLER, SalzburgDr. Peter KAISER, KärntenDr. Michael LUDWIG, WienAnton MATTLE, TirolMag. Johanna MIKL-LEITNER, NiederösterreichMag. Thomas STELZER, OberösterreichMag. Markus WALLNER, Vorarlberg* Geben Sie bei der Bestellung Ihre WELTBUND-Mitgliedsnummer an und Ihr Rabatt wird automatisch abgezogen. Preise gültig bis auf Widerruf. Satz- und Druckfehler vorbehalten. Mindestbestellsumme: EURO 25,–AustrianSupermarket.com Ihr führender Online-Supermarkt für die beliebtesten Einzelhandelsmarken der ÖsterreicherInnen –Die beliebtesten Produkte Öster-reichs, weltweit, bequem online bestellbar & express geliefert.–10 %für WELTBUND-Mitglieder050_Impressum.indd 2050_Impressum.indd 2 27.07.25 13:1127.07.25 13:11

Page 51

Der AÖWB veranstaltete in Zusammenarbeit mit dem Land Niederösterreich, der Bildungsdirektion NÖ, der Jugend:info NÖ, sowie Europe Direct Niederösterreich erstmals einen Essay-Contest für engagierte und reektierte Jugendliche. Ziel war es, junge Menschen dazu anzuregen, sich mit ihren persönlichen Erfahrungen, Erwartungen und Visionen in Bezug auf Auslandsaufenthalte auseinanderzusetzen – sei es durch vergangene Erlebnisse oder künftige Pläne. Gesucht waren kreative und zukunftsorientierte Beiträge, die das Potenzial unserer Jugend in einer globalen Welt sichtbar machen.Die feierliche Preisverleihung ndet im Rahmen der Weltbund-Tagung am 5. September 2025 in St. Pölten statt.Infos und aktuelles zum Wettbewerb gibt es auf: www.weltbund.at/essay-contestEssay-Contest: Österreichs Jugend – unser weltweites Potenzial: Perspektiven und Chancen eines Aufenthalts außerhalb Österreichs – inwiefern trägt ein Auslandsaufenthalt zur persönlichen Entwicklung bei?050_Impressum.indd 3050_Impressum.indd 3 27.07.25 13:1127.07.25 13:11

Page 52

Eine Initiative vomEIN HERZ FÜR DEINE ROTWEISSROTE STIMME!GLEICH INFORMIEREN &REGISTRIEREN!Wenn Sie Ihren Hauptwohnsitz nicht in Österreich haben und sich dennoch an Wahlen, Volks-abstimmungen, Volksbefragungen oder Volksbegehren beteiligen wollen, müssen Sie in der Wählerevidenz einer österreichischen Gemeinde eingetragen sein. Um die Position der Österreicherinnen und Österreicher, die im Ausland leben, innerhalb der demokratiepolitischen Entscheidungen in Österreich weiter zu stärken, hat sich der AUSLANDS-ÖSTERREICHER-WELTBUND das Ziel gesetzt, die Zahl der in die Wählerevidenz eingetragenen Staatsbürger in aller Welt zu erhöhen.Infos und Antragstellung: www.oesterreich.gv.at/themen/leben_in_oesterreich/wahlen050_Impressum.indd 4050_Impressum.indd 4 27.07.25 13:1127.07.25 13:11