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Landwirtschaft - wahrnehmen, verstehen, bewerten

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LANDWIRTSCHAFT -wahrnehmen verstehen bewertenMysterys für die SekundarstufeSchüleraktivierende Materialien zur Förderungder Problemlöse- und Bewertungskompetenz.

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MysteryDüngungMystery zum Thema DüngungDas hier vorgestellte Mystery zum The-ma Düngung greift die Frage auf, wes-halb Landwirt:innen ihre Felder und Grün ächen überhaupt düngen müssen. Diese wird von Schüler:innen als auch von Lehrkräften häu g bei Hofbesuchen an die Landwirt:innen gestellt. Heute können immer weniger Kinder und Erwachsene auf Erfahrungen aus dem eigenen Nutzgarten zurückgreifen. Inzwischen dienen, gerade in städti-schen Ballungsräumen, oftmals Blu-menkübel oder Balkonkästen für den Anbau von Gemüse oder Kräutern. Dass der hier verwendeten, im Baumarkt gekauften Erde, bereits Dünger zuge-mischt wurde, wird nicht wahrgenom-men. Dadurch entsteht der Eindruck, dass Düngung nicht notwendig sei, da im „natürlichen“ Boden bereits alles an Nährstoffen enthalten ist, damit P an-zen optimal gedeihen können. Geprägt durch diese falsche Vorstellung stoßen Landwirt:innen, die ihre Felder düngen, vielfach auf Ablehnung.Gleichzeitig sind Verbraucher:innen heute an eine optische Qualität der Le-bensmittel gewöhnt, wie sie ohne Dün-gung kaum möglich ist. Schon Produkte, die nur eine geringe Abweichung von der Norm aufweisen, werden entweder durch den Handel oder in letzter Hand durch die Käufer:innen im Laden abge-lehnt. Zudem sind die möglichen Folgen von zu viel Düngung vermehrt in der öffentlichen Diskussion. Hierzu zählt u. a. die Verlagerung von Nährstoffen, die nicht von Nutzp anzen aufgenom-men werden, in Ober ächengewässer oder in das Grundwasser. Beides kann, je nach verlagerter Menge, zur Beein-trächtigung der Umwelt beitragen.Damit sich Schüler:innen selbst eine Meinung bilden können, werden in dem folgenden Mystery verschiedene Fakten dargestellt, die in einen Zusammenhang gebracht werden können. Diese Fakten wurden aufgrund der Komplexität der Thematik bewusst auf einzelne Aspekte reduziert und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gerne können Lehr-kräfte die hier dargestellten Sachverhal-te um weitere Informationen ergänzen.Offenlegung: Dieses Material wurde durch den STADT UND LAND e.V. mit fachlicher Beratung und  nanzieller Unterstützung der Unternehmen Agri V Raiffeisen eG, Agravis Raiffeisen AG und West eisch (SCE, europäische Genos-senschaft) erstellt. Die Partner beken-nen sich zu den Prinzipien des „Beutels-bacher Konsenses“. Die Unternehmen nahmen keinen Ein uss auf die darge-stellten Inhalte.(Quelle: Amazone)01MYSTERY | DÜNGUNGEinleitung

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Bezug zum LehrplanInhaltsfeld:Landwirtschaft und Nahrungsmittel-herstellungInhaltliche Schwerpunkte:Landwirtschaftliche Produktion, Ver-braucheraufklärung Übergeordnete Kompetenzerwartungen des KLP WP (Schwerpunkte):Die Schüler:innen können... • …auf der Grundlage vorhandener Hy-pothesen zu untersuchende Variablen (unabhängige und abhängige Variablen, Kontrollvariablen) identizieren und diese in Untersuchungen und Experi-menten systematisch verändern bzw. konstant halten (E4).• …Aufzeichnungen von Beobachtun-gen und Messdaten mit Bezug auf zu-grundeliegende Fragestellungen und Hypothesen interpretieren und daraus qualitative und einfache quantitative Zusammenhänge sowie funktionale Be-ziehungen ableiten (E6). • …recherchieren (K5). • …zur Unterstützung einer Präsenta-tion Medien sowie strukturierende und motivierende Gestaltungselemente an-gemessen und bewusst einsetzen (K7.2). • …Entscheidungen im Hinblick auf zu-grunde liegende Kriterien, Wertungen und Folgen analysieren (B3).Vorhabenbezogene KonkretisierungFragestellung: Was beeinusst den Ern-teertrag?Kompetenzerwartungen des KernlehrplansDie Schüler:innen können …• …Faktoren beschreiben, die die Frucht-barkeit von Böden bestimmen (UF1).• …das Minimumgesetz von Liebig zum Einuss auf Faktoren für das Panzen-wachstum an Beispielen erläutern (UF1).• …den Einuss von äußeren Faktoren auf das Panzenwachstum untersuchen (E3, E4, E5, E6).• …Entscheidungen für den Einsatz von Düngemitteln unter Abwägung der Aus-wirkungen auf Ökosysteme und Men-schen hinterfragen (B1, B2).• …zur Unterstützung einer Präsenta-tion Medien sowie strukturierende und motivierende Gestaltungselemente an-gemessen und bewusst einsetzen (K7.2), (K5).Zentrale HandlungssituationenDie Schüler:innen erhalten die Gelegen-heit …• …Erkenntnisse zu den Kriterien des Panzenwachstums zu wiederholen (Jg. 6 „Boden“)• …ausgewählte Beispiele von Panzen mit Mangelerscheinung durch Mineral-salze zu analysieren (Modell der Mini-mum-Tonne)• …zur Recherche über den Einuss ein-zelner Nährsalze auf Panzen • …zur Durchführung von Versuchsrei-hen zum Panzenwachstum mit unter-schiedlichen Nährlösungen: Stickstoff, Phosphor, Eisen, wahlweise mit Bohnen, Mais, Erbsen oder Kresse.• …den Film „Meilensteine der Natur-wissenschaften – Chemie in der Land-wirtschaft – Justus von Liebig“ anzuse-hen • …ergänzende Schülervorträge z.B. mit PowerPoint vorzubereiten und zu halten: - Einsatz verschiedener Düngemittel (Berücksichtigung des Stickstoffkreis-laufs) - Auswirkungen der chemischen Ein-griffe auf die Umwelt, u. a. Gewässer-güteQuel le:https://www.schulentwicklung.nrw.de/lehrplaene/lehrplannavigator-s-i/gesamt-schule/wahlpflichtunterricht-/natur-wissenschaften/hinweise-und-beispiele/schulinterner-lehrplan/uv-bich-2-oekolo-gischer-landbau.htmlInhaltlicher Schwerpunkt des Mysterys ist die Notwendigkeit von Düngung, so-wohl in der Erzeugung von Nahrungs-mitteln als auch insgesamt für das Wachstum von gesunden Panzen. Die Protagonisten kommen aus der Lebens-welt der Schüler:innen. Das Thema Dün-gung muss anschließend im Unterricht noch vertieft werden. Hierzu können neben der theoretischen Vermittlung durch Filme, Arbeitsblätter und Prä-sentationen auch praktische Versuche angeboten werden. Denkbar wären hier z.B. Aussaatversuche unter verschiede-nen Düngeintensitäten, Nährstoffunter-suchungen von verschiedenen Böden oder die Exkursion auf einen landwirt-schaftlichen Betrieb.Ziel des Mysterys ist es, die Bewer-tungskompetenz der Schüler:innen zu entwickeln. Die Methode ist dafür her-vorragend geeignet, da schlussfolgernd ein Zusammenhang zwischen verschie-denen Personen hergestellt werden muss. Die fachlichen Informationen, die hier vermittelt werden, sind unmittelbar anwendungsbezogen.Als weiterführende Informationen bie-ten sich • der Film „Meilensteine der Naturwis-senschaft und Technik – Chemie in der Landwirtschaft“ (https://www.br.de/fern-sehen/ard-alpha/sendungen/schulfernse-hen/meilensteine-duengemittel-liebig100.html), • das Material des Fonds der chemi-schen Industrie „Panzenernährung, Wachstum, Ernte“ (https://www.vci.de/fonds/schulpartnerschaft/unterrichtsma-terialien/panzenernaehrung-wachstum-ernte.jsp?fsID=30747) sowie die Seite• „Nährstoffbedarf und Mangelsympto-me bei Panzen“ (https://www.neudorff.de/panzenwissen/duengung.html) an.02MYSTERY | DÜNGUNGBezug zum Lehrplan, vorhabenbezogene Konkretisierung

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Moderne Maschinen arbeiten die Gülle direkt in den Boden ein. So gehen kaum Nährstoffe über die Luft verloren. (Quelle: Agri V)Sachanalyse zum Thema DüngungWarum ist Düngung überhaupt notwen-dig?In der Natur-Landschaft oder in Wäl-dern sorgt die Natur selbst dafür, dass genügend Nahrung für die Panzen vorhanden ist. Aus Panzenresten und anderem organischen Material entste-hen durch die Zersetzung immer wieder neue Nährstoffe. Für diese Umsetzungs-prozesse ist das Bodenleben von ent-scheidender Bedeutung: Viele Boden-lebewesen wie Asseln, Regenwürmer oder Käfer sowie zahlreiche Pilze und Bakterien sind daran beteiligt. Durch die Vielfalt und enorme Vielzahl dieser Organismen ist es erst möglich, Blätter, Fallobst oder Erntereste wie z.B. Stroh oder Wurzeln wieder in Nährstoffe um-zuwandeln, die dann den Panzen wie-der zur Verfügung stehen. Ein perfekter Kreislauf! Auf den meisten Feldern und in den meisten Gärten ist das natürliche Recycling von Nährstoffen jedoch ge-stört: Wir ernten Getreide, Kartoffeln, Früchte, Gemüse und Obst und mähen das Gras oder den Rasen. Dadurch ent-nehmen wir aus dem natürlichen Kreis-lauf viele Rohstoffe für unsere Ernäh-rung oder als Tierfutter. Eine zusätzliche Zufuhr von Nährstoffen durch Düngung ist daher notwendig, damit der Boden nicht verarmt und den Panzen ausrei-chend Nährstoffe zur Verfügung stehen.Welches sind die wichtigsten Nährstof-fe?Zu den Hauptnährstoffen zählen Stick-stoff (N), Phosphor (P), Kalium (K), Mag-nesium (Mg), Schwefel (S) und Kalzium (Ca). Daneben gibt es noch eine Reihe von sogenannten Spurennährstoffen. Wie der Name schon verrät, benötigt die Panze von ihnen nur vergleichswei-se geringe Mengen. Dennoch sind sie entscheidend, z. B. für den Stoffwech-sel und ein gutes Wachstum. Zu ihnen gehören Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Bor (B), Zink (Zn), Molybdän (Mo), Silizium (Si) und Mangan (Mn).Welche Dünger gibt es?Man unterscheidet zwei grundlegende Arten von Dünger: Wirtschaftsdünger und Mineraldünger. Zum Wirtschafts-dünger (auch organischer Dünger ge-nannt) zählen Gülle, Mist, Jauche, Gär-reste aus Biogasanlagen und Kompost, also oft Stoffe, die selbst auf dem Hof entstehen. Die Nährstoffe liegen hier in organischer Form vor, also als panzli-ches oder tierisches Material. Gülle ist eine Mischung aus dem Kot und Harn von Nutztieren und besonders reich an Nährstoff-Verbindungen. Bei Mineraldüngern (anorganischer Dün-ger) handelt es sich zumeist um Salze, die im Bergbau abgebaut werden (z.B. Kalisalze) oder aus chemischen Pro-duktionsverfahren (z. B. Haber-Bosch- Verfahren) gewonnen werden. Die Mi-neraldüngerherstellung ist – im Gegen-satz zum organischen Dünger – ein komplexer Prozess, bei dem verschie-dene chemische Verfahren beteiligt sind. Mineraldünger können die Land-wirt:innen als Granulat, Pulver oder in üssiger Form kaufen. Dabei wird in der Nährstoffzusammensetzung zwischen Einnährstoffdünger und Mehrnährstoff-dünger wie z. B. Volldünger, der Stick-stoff, Kalium und Phosphor enthält, unterschieden. Welche Vorteile und Nachteile haben die einzelnen Düngemittel?Der Wirtschaftsdünger hat zunächst den Vorteil, dass der eigene Hof diesen Dünger produziert und die Nährstoffe für die Landwirt:innen nichts kosten. Allerdings liegen die Nährstoffe nicht sehr konzentriert vor. Daher sind die Lagerräume, (z. B. Güllesilos), und der Transport vergleichsweise teuer. Zum 03MYSTERY | DÜNGUNGSachanalyse

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anderen sind die Nährstoffe im Gegen-satz zu Mineraldünger organisch gebun-den und können nicht sofort von den Panzen aufgenommen werden. Dafür werden sie andererseits weniger schnell im Boden ausgewaschen und können langfristig ihre Wirkung entfalten. Die organischen Substanzen (Stroh, Pan-zenreste etc.) sind für die Humusbildung im Boden wichtig und dienen als Nah-rungsgrundlage für Bodenorganismen. Eine besondere Form der organischen Düngung ist die Gründüngung. Nach der Ernte der Hauptfrucht im Herbst werden Zwischenfrüchte, wie Ackersenf oder Phacelia, ausgesät. Mit ihrem Auf-wuchs binden sie Stickstoff, der sonst über den Winter ausgewaschen werden könnte. Im Frühjahr stellen sie diesen, nachdem sie zerkleinert und in den Bo-den eingearbeitet wurden, der nächsten Hauptfrucht zur Verfügung. Nachteile des Wirtschaftsdüngers sind, dass oft schwer abzuschätzen ist, wie viel der gebundenen Nährstoffe zu dem Zeit-punkt, an dem die Kulturpanzen sie benötigen, tatsächlich freigesetzt sind. Mineraldünger wird von den Land-wirt:innen zugekauft, kostet also Geld. Der entscheidende Vorteil ist jedoch, dass die Landwirt:innen ganz gezielt die Nährstoffe einsetzen können, die die Panzen zu einem bestimmten Zeitpunkt tatsächlich benötigen, da sie leicht löslich sind und so schnell ihre Wirksamkeit verbreiten können. Daher tragen Mineraldünger auch kaum zur Humusbildung bei. Eine längere, geziel-te Freigabe ist durch sogenannte Depot-dünger möglich. Hier sind die Nährstof-fe mit einer Hüllschicht umgeben, die eine langsame Freisetzung ermöglicht. Die Lagerung und Ausbringung sind ver-gleichsweise kostengünstig. Was passiert, wenn die Panze zu wenig Dünger erhält?Sobald auch nur ein Nährstoff nicht ausreichend vorhanden ist, kann sich die Panze nicht optimal entwickeln: Sie bleibt klein, wird krankheitsanfällig und trägt wenig bis keine Früchte. Die Landwirt:innen ernten also eine ge-ringere Menge oder nicht die Qualität, die die Verbraucher:innen oder Han-del wünscht. In jedem Fall verdient er/sie weniger Geld. Der Ernteertrag wird dabei vom Minimum-Faktor bestimmt, d.h., dass der Mineralstoff, an dem der größte Mangel herrscht, das Panzen-wachstum begrenzt. Dieses „Gesetz des Minimums“ wurde bereits Mitte des 19. Jahrhunderts durch Justus von Liebig formuliert. Damit also die Panzen op-timal wachsen können, auch wenn der Boden nicht alle Nährstoffe in der pas-senden Menge anbietet, wird dem Bo-den Dünger zugefügt.Was passiert, wenn die Landwirt:innen zu viel düngen?Nährstoffe kosten Geld. Daher müssen sich die Landwirt:innen genau überle-gen, wie viel Dünger sie ausbringen. Für jede Nutzpanze gibt es eine optimale Menge an Nährstoffen, die sie aufneh-men kann. Allerdings ist es nicht immer einfach, diese Menge exakt zu errech-nen, denn sie hängt von der Dünger-form, von der Temperatur und von den Niederschlägen ab. So kann es z.B. bei Wirtschaftsdünger schnell passieren, dass die Nährstoffe bei kaltem und tro-ckenem Wetter nicht mineralisiert wer-den und so die Nutzpanzen nicht op-timal versorgt werden. Daher macht es Sinn, etwas mehr zu düngen als eigent-lich nötig. Bei deutlich zu viel Dünger kann die Menge der Erntefrüchte aller-dings auch abnehmen oder sich deren Qualität verschlechtern. Zudem bleiben die nicht aufgenommenen Nährstoffe auf dem Feld zurück. Sie können, wenn sie z. B. als leicht löslicher Mineral-dünger vorliegen, durch Niederschlä-ge in Oberächengewässer (überwie-gend Phosphat und Stickstoff) oder ins Grundwasser (Stickstoff als Nitrat) aus-gewaschen werden oder in die Luft ent-weichen (Stickstoff als Ammoniak). Dies belastet dann die Umwelt. Können die Landwirt:innen so viel Dün-ger ausbringen wie und wann sie möch-ten?Um eine Überdüngung und Umweltbe-lastungen zu vermeiden, die Panzen aber dennoch ausreichend mit Nähr-stoffen zu versorgen, gibt es die Dün-geverordnung. An sie müssen sich die Landwirt:innen per Gesetz halten. Hier sind z. B. Höchstmengen an Dünger je Fläche und Sperrfristen für die Aus-Düngerstreuer werden für die Ausbringung von Mineraldünger verwendet. (Quelle: Amazone)04MYSTERY | DÜNGUNGSachanalyse

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bringung festgelegt. Zudem müssen die Landwirt:innen pro Feld eine Dünge-bilanz erstellen, in der sie den noch im Boden vorrätigen Dünger auf den Qua-dratmeter genau berücksichtigen. Auch die Art der Lagerung der Wirtschafts-dünger ist genau festgelegt, um Emis-sionen zu vermeiden.Woran erkennen die Landwirt:innen Nährstoffmangel bei den Nutzpanzen?Ein typisches Kennzeichen für eine Nähr-stoff-Unterversorgung sind sogenannte Chlorosen. Hierbei handelt es sich um ein Krankheitssymptom, welches sich zunächst durch eine charakteristische Gelbfärbung einzelner Blattpartien oder ganzer Blätter bemerkbar macht. Später werden diese Stellen dann braun. Neben Blattverfärbungen können auch starke Wachstumsstörungen auftreten. Ebenso häug kommen Symptome an Früchten vor, z.B. ist das Aufplatzen von Toma-ten ein Hinweis auf Kaliummangel. Die-se Früchte lassen sich dann nicht mehr verkaufen.Was bewirken die einzelnen Nährstoffe? Stickstoff gilt als der Motor des Wachs-tums und fördert die Entwicklung der Triebe und Blätter. Er ist zudem ein wichtiger Eiweiß- und Chlorophyllbau-stein in den Panzen. Bei Unterversor-gung kümmert die gesamte Panze, da der Stoffwechsel gestört wird. Fehlt Stickstoff, geht die Photosynthese-Leis-tung der Panze zurück, neue Blätter bleiben klein, schmal und sind blass-grün bis gräulich gefärbt. Ist der Man-gel sehr groß, können die Blätter auch einfach abfallen. Die Blüten lassen sich schwerer befruchten, was zu Ernteein-bußen führt.Kalium bewirkt in der Panze einen guten Wasserhaushalt sowie ein stabi-les Gewebe und Festigkeit. Bei Mangel wirkt die Panze trotz ausreichender Wasserzufuhr schlaff, die Blätter fangen vom Rand beginnend an zu vertrocknen. Ein Überschuss an Kalium bewirkt einen Magnesium-Mangel.Phosphor ist insgesamt wichtig für Blü-ten, Früchte und Samen. Ein Mangel an Phosphor bewirkt einen Kleinwuchs und starre, rötlich verfärbte Blätter. Die Bil-dung von Blüten und Früchten wird be-einträchtigt. Ein Überschuss blockiert die Aufnahme von Eisen.Calcium fördert das Bodenleben und sorgt im Boden für eine stabile Boden-krümelstruktur. Zudem sorgt es für kom-pakte Panzenzellen sowie für ein gut ausgebildetes Wurzelsystem. Bei einem Mangel entstehen an Früchten braune Stellen, beispielsweise Stippigkeit beim Apfel, Blütenendfäule bei Tomate und Paprika. Ein Calcium-Überschuss hemmt die Aufnahme von Magnesium, Kalium und Eisen.Magnesium ist Bestandteil des Blatt-grüns (Chlorophyll) und somit wichtig für die Fotosynthese. Bei einer Unter-versorgung werden vor allem ältere Blätter gelb, die Blatt-Adern bleiben grün. Zu viel Magnesium kann einen Calcium-Mangel hervorrufen.Wie bringen die Landwirt:innen den Dünger auf die Flächen?Mist wird mit dem Miststreuer, Gülle mit dem Güllefass ausgebracht und mög-lichst schnell in den Boden eingearbei-tet. Mineraldünger werden als kleine Kü-gelchen mit dem Düngerstreuer verteilt. Zunehmend werden Mineraldünger aber auch in üssiger Form ausgebracht, da er so gezielter und auch auf Teilächen genauer eingesetzt werden kann.Kalkdünger zur Bodenverbesserung wird als feines Pulver ausgebracht. (Quelle: Agri V)05MYSTERY | DÜNGUNGSachanalyse

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Die Mystery-Methode Die Mystery-Methode ist eine problem-orientierte Unterrichtsmethode, die ur-sprünglich aus dem Geographieunter-richt stammt. Sie lässt sich jedoch auch gut in andere Fächer, wie Biologie bzw. Naturwissenschaften integrieren. Das englische Wort mystery kann mit „Ge-heimnis“ oder „Rätsel“ übersetzt werden. So handelt es sich bei dieser Methode tatsächlich um ein Rätsel, welches die Schüler:innen dazu auffordert, verschie-dene Fakten miteinander in Beziehung zu setzen und dadurch der Lösung näher zu kommen. Diese Methodik kann vor allem als Einstieg in eine Unterrichtsreihe oder auch zur Erarbeitung komplexer Thema-tiken, wie sie bei landwirtschaftlichen Themen häug vorliegen, im Unterricht eingesetzt werden. Zu Beginn der Methode wird zunächst als Impuls eine Aussage oder Frage präsen-tiert, die das zentrale Thema des Myste-rys umschreibt. Diese kann einen schein-baren Widerspruch enthalten oder in sich rätselhaft sein. Die Lehrkraft präsentiert sie entweder durch einfaches Vorlesen oder visuell an der Tafel oder auf einer Folie. Zum Start sollen die Schüler:innen die-se Aussage im Plenum diskutieren und überlegen, welche Bedeutung dahinter stecken könnte. Diese Vermutungen er-folgen rein spekulativ, da den Schüler:in-nen jegliche Hintergrundinformationen und Zusammenhänge der Leitaussage unbekannt sind. Dennoch steigern diese Spekulationen in hohem Maße die Moti-vation der Lernenden. Anschließend wird die Ausgangsgeschich-te von der Lehrkraft vorgelesen. Daran schließt sich die Erarbeitungsphase an, für die etwa 30 bis 45 Minuten angesetzt werden sollten, je nach Komplexität und Umfang des Mysterys oder der Leistungs-stärke der Lerngruppe. Die Schüler:innen arbeiten hier in Kleingruppen von vier bis sechs Personen zusammen. Sie erhalten pro Gruppe einen Arbeitsauftrag, der den Ablauf dieser Phase Schritt für Schritt er-läutert, ein leeres Plakat, Kleber, Filzstif-te sowie einen Umschlag mit Kärtchen. Letztere enthalten Informationen, die zur Lösung der Aufgabe benötigt werden. Die Aufgabe der Kleingruppen ist es nun, diese Kärtchen nacheinander einzeln aus dem Umschlag zu nehmen und einander vorzulesen. Nach und nach legen sie die-se dann lose so auf dem Plakat aus, dass zwischen den Karten logische Verknüp-fungen entstehen, die zur Beantwor-tung der Leitaussage beitragen. Haben die Schüler:innen alle Kärtchen auf dem Plakat verteilt, so können sie diese noch verschieben und über Kategorien und Zu-sammenhänge diskutieren. Es entsteht ein sogenanntes Lege-Bild. Sind die Ler-nenden sich über die Anordnung der Kärt-chen in ihrer Kleingruppe einig, so kön-nen sie diese auf dem Plakat festkleben und mithilfe von Überschriften, Pfeilen oder eigenen Markierungen erkannte Zu-sammenhänge und Kategorien verdeut-lichen. Wichtig ist es, die Schüler:innen darauf hinzuweisen, dass es bei der An-ordnung der Kärtchen im Lege-Bild kei-ne richtigen und falschen Varianten gibt. Vielmehr steht die sinnvolle Verknüpfung der einzelnen Informationen im Vorder-grund. Eine Differenzierung zwischen den Leis-tungsniveaus der Gruppen ist innerhalb dieser Phase gut umzusetzen. Leistungs-stärkeren Kleingruppen können Zu-satzumschläge zur Verfügung gestellt werden, die entweder vertiefende Infor-mationen zur Thematik enthalten oder Kärtchen, die zwar zum Kontext passen, aber für die Beantwortung der Leitaus-sage nicht relevant sind. Leistungsschwä-cheren Kleingruppen können hingegen Hilfekarten angeboten werden, die den Lernenden Hinweise auf eine mögliche Kategorisierung der Kärtchen geben. Während dieser Phase sollte die Lehrper-son darauf achten, dass die Kleingruppen den Arbeitsauftrag gründlich durchge-hen und sich die Kärtchen gegenseitig so vorlesen, dass alle Gruppenmitglie-der den Inhalt verstehen. Die Lehrkraft interagiert währenddessen als Berater und Beobachter. Durch gezielte Fragen nach dem Inhalt der Kärtchen oder mit-hilfe von kritischen Fragen zum Aufbau des Lege-Bildes kann sie gegebenenfalls Unterstützung bieten.In der folgenden Präsentationsphase werden die Ergebnisse der verschiede-nen Kleingruppen vorgestellt. Dies kann beispielsweise durch einen Galeriegang geschehen. Bei dieser Unterrichtsme-thode werden die Plakate an der Wand wie in einer Galerie ausgestellt. Es wer-den neue Kleingruppen gebildet, die aus je einem Mitglied der vorherigen Teams bestehen und im Anschluss von Plakat zu Plakat gehen. Die Plakate werden von dem Gruppenmitglied erklärt, das bei der Erstellung beteiligt war. Nach einer fest-gelegten Zeit begibt sich die Gruppe zum nächsten Plakat.Ziel ist es, alle Arbeiten der einzelnen Kleingruppen wertzuschätzen und Ge-legenheit für Diskussionen zu bieten. Es können beispielsweise die unterschied-lichen Herangehensweisen und Anord-nungen der Kärtchen auf dem Plakat angesprochen werden. Anschließend nennen die einzelnen Gruppen ihre Ant-worten auf die Leitaussage. Diese können direkt auf das Plakat geschrieben wer-den. Anschließend sollte erneut über die Ergebnisse diskutiert werden und eine Reexion folgen, um das Gelernte zu fes-tigen. Hierfür können die Schüler:innen einen vertiefenden Arbeitsauftrag erhal-ten oder die besprochenen Ergebnisse schriftlich festhalten. (Quelle und weiterführende Informa-tionen: Mühlhausen, J, Pütz, N. (Hrsg.) (2013): Mysterys: 9 rätselhafte Fälle für den Biologieunterricht: Materialien Sek. I. Hall-bergmoos: Aulis)06MYSTERY | DÜNGUNGDie Mystery-Methode

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Exemplarischer Verlaufsplan für eine Doppelstunde (90 Minuten)Phase Geplanter VerlaufMedien, Aktions-, Arbeits- und SozialformenImpuls Tafelanschrieb oder Folie mit Leitfrage/-aussage Tafelanschrieb oder Overhead oder BeamerEinstieg(5 Minuten)Was könnte dieser Satz bedeuten? Plenum, evtl. Sammlung der Vermutungen an der TafelInstruktion(5 Minuten)Einteilung der Schüler:innen in Kleingruppen; Arbeitsvorlage mit Anweisungen als Folie; Schüler:innen bekommen Plakate und Umschläge; ggf. Hinweise auf ErweiterungskärtchenPlenum, Arbeitsvorlage mit Anweisungen (Beamer/OHP), Umschläge mit Mysterykärtchen, Plakate oder Flipchart-Blätter, Klebestifte, Eddings in verschiedenen FarbenErarbeitung I (30 bis 45 Minuten)Schüler:innen stellen durch Auslegen der Kärtchen auf den Plakaten Zusammenhänge her und verknüpfen diese mit der Leitfrage/-aussage.Gruppenarbeit, Mystery, Erstellen von Plakaten durch Auslegen und Aufkleben von Kärtchen, Visualisieren der Zusammenhänge z.B. durch beschriftete Pfeile, Überschriften etc. in verschiedenen FarbenErweiterung Gruppen mit leistungsstarken Schüler:innen holen sich zusätzliche Karten ab; Gruppen mit leistungsschwachen Schüler:innen können Hilfestellungen erhalten.Ergänzung der bisher erarbeiteten MysterylösungPräsentation(25 Minuten)Die einzelnen Gruppen präsentieren ihre Lösungen nacheinander im Plenum oder per Galeriegang. Die Gruppen stellen ihre Plakate mit den einzelnen Strängen und Antworten auf die Leitfrage/-aussage vor. Evtl. Darstellung der Erweiterungskärtchen für Schüler:innen, die diese nicht bearbeitet haben.Plenum, PlakateRe exion und Ergebnissicherung(10 Minuten)Schüler:innen untersuchen die Unterschiede der einzelnen Lösungsplakate. Woher kommen diese? Warum wurden einzelne Informationen anders gruppiert oder weggelassen?Als Abschluss wird eine gemeinsame Lösung auf die Leitfrage/-aussage formuliert und schriftlich festgehalten.Plenum, PlakateHinweis: Die Mysterykarten als Kopiervorlagen sowie die Musterlösungen können Sie unter https://stadtundland-nrw.de/lernort-bauernhof/fuer-lehrkraefte/ herunterladen.07MYSTERY | DÜNGUNGDie Mystery-Methode

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Einführungsgeschichte: Warum wächst das Gras bei Bauer Edgar so gut, obwohl er häug mit dem Traktor darüber fährt?Max und Leon spielen im selben Fußball-verein. Leon wohnt auf einem Bauernhof am Stadtrand und sein Vater Edgar küm-mert sich um den Rasen auf dem Fußball-platz. Max ist erst vor kurzem mit seinen Eltern Stefan und Beate aus einer Woh-nung von der Innenstadt an den Stadt-rand gezogen. Dort haben sie sich ein Haus gebaut. Max freut sich, dass seinVater für ihn Fußball- Rasen im Garten einsäen möchte. Beate möchte eigenes Gemüse im Garten anbauen. Nach einiger Zeit müssen sie aber feststellen, dass der Rasen nicht gut wächst und das Gemüse klein bleibt und nicht so aussieht, wie das der Nachbarin oder das aus dem Super-markt. Ganz in der Nähe ihres Hauses liegen die Felder und Wiesen von Bauer Edgar. Dort sehen Stefan und Beate, wie er Gülle, Mist oder Mineraldünger auf die Flächen fährt. Das verstehen sie nicht, denn aus den Medien wissen sie, dass zu viel Dün-ger nicht gut für die Umwelt sein soll. Da-her wollen sie in ihrem Garten komplett auf Dünger verzichten.Auf dem Sommer-Fußball-Turnier kom-men Stefan und Beate mit Bauer Edgar ins Gespräch. Sie wollen wissen, wie er das macht, dass der Rasen so grün und dicht aussieht. Plötzlich wird ihnen klar, warum es in ihrem Garten nicht gut läuft…Mögliche Lernziele des Mysterys Kognitive Lernziele:Die Schüler:innen können …• …neue Informationen und Gedanken-gänge des Mysterys strukturieren, in-dem sie vorhandenes Vorwissen aktivie-ren und benennen.• …Informationen aus dem dargebote-nen Mystery miteinander in Beziehung setzen, indem sie Einzelinformationen der Karten gewichten und analysieren.• …Informationen aus dem Mystery mit-einander in Beziehung setzen, indem sie begründete Hypothesen aufstellen.• …die Informationen der einzelnen Kar-ten miteinander in Beziehung setzen, in-dem sie Stränge und Karten durch Pfeile und Skizzen miteinander verbinden und darstellen.• …Informationen ordnen und struktu-rieren, indem sie die Karten des Mys-terys in einer begründeten Ordnungs-struktur auf einem Plakat präsentieren.• …positive und negative Aspekte der Düngung erkennen, indem sie jeweils einen Vorteil und ein mögliches Risiko von Düngung benennen können.• …im Anschluss an die Bearbeitung des Mysterys ihren individuellen Lernpro-zess und die angewandten Lösungsstra-tegien reektieren, indem sie benennen, was bei der Bearbeitung gut gelungen ist und wo es Schwierigkeiten gab.• …im Anschluss an die Bearbeitung ihre Gruppenarbeit und das Kooperations-vermögen reektieren, indem sie die Schwierigkeiten und positiven Aspekte im sozialen Miteinander benennen.Soziale Lernziele:Die Schüler:innen sind in der Lage…• …in einer Kleingruppe das Mystery zu bearbeiten, indem sie den anderen Ler-nenden zuhören und deren Vorschläge in Bezug auf die eigene Auffassung ab-wägen.• …in den Kleingruppen eine gemeinsa-me Lösung der Leitfrage zu erreichen, indem sie mögliche Konikte im Bear-beitungsprozess lösen und Unstimmig-keiten gemeinsam beheben.• …in ihren Kleingruppen zusammenzu-arbeiten, indem sie die Gesprächsregeln berücksichtigen, auf andere Schüler ein-gehen und sich an Absprachen halten.• …ihre eigene Meinung begründet zu vertreten, indem sie Argumente und Be-lege nennen, die zur Beantwortung der Leitfrage beitragen.Affektive Lernziele:Die Schüler:innen arbeiten motiviert an der Lösung des Mysterys, indem sie ei-genes Vorwissen sowie Vorerfahrungen in den Bearbeitungsprozess einbringen.(Quelle: Adobe Stock)Basiskarten sind grün, optionale Erweiterungskarten z.B. für leistungsstarke Lerngruppen, sind orange gekennzeichnet. Aus den Nummerierungen lassen sich keine direkten Zusammenhänge ableiten.08MYSTERY | DÜNGUNGDie Mystery-Methode, Einführungsgeschichte

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Mysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema Düngung Rasen ungedüngt Rasen gedüngt0201Stefan und Beate sind mit ihrem Sohn Max gerade erst von der Innenstadt an den Stadtrand ins eige-ne, neue Haus mit Garten gezogen. Sie freuen sich darauf, den Garten anzulegen und selbst Kartoffeln,Gemüse und Salat zu ernten. „Das kann doch so schwer nicht sein”, sagt Beate zu Stefan. Wirklich Erfahrung haben sie aber beide nicht.Mysterykarten zum Thema DüngungMax spielt Fußball im Verein. Er freut sich vor al-lem auf den großen Garten, wo er unbedingt ein Fußballtor aufstellen möchte. Noch ist der Garten eher ein brauner, sandiger Acker. Mit seinem Vater geht Max zu einer Gartenbaurma. Dort wollen sie Saatgut für den besten und grünsten Fußballrasen aussuchen.In der Gartenbaurma empehlt der Berater den„Super-Fußball-Rasen” und erklärt: „Damit der Ra-sen gut wächst, muss er regelmäßig bewässert undvor allem gedüngt werden.”Stefan sagt: „Rasen muss man doch nicht düngen,der wächst doch einfach so, wenn er genug Wasserhat! Das Geld können wir sparen.”Max kann nicht mehr abwarten und läuft mit sei-nen Ball auf den Rasen. Sein Vater ruft: „Runter vom frisch ausgesäten Rasen! So wird der nie grün und kräftig!“ Max denkt sich: „Aber Bauer Edgar fährt ständig mit dem Traktor darüber! Wie kann das sein, dass sein Gras so gut aussieht?“0403Mysterykarten zum Thema Düngung Mysterykarten zum Thema Düngung0605Gemeinsam säen Stefan und Max den Rasen genaunach Anleitung ein. Zuerst wächst er sehr gut. Aber nachdem sie ihn mehrfach gemäht und den Grün-schnitt in die Biotonne geworfen haben, bleiben die Halme klein und dünn. Außerdem ist der Rasen gar nicht richtig grün, sondern eher grau.Beate hat ihren Gemüsegarten bepanzt. Sie gießtdort jeden Tag und jätet das Unkraut. Trotzdem bleiben die Panzen klein und schwach. Etwas nei-disch schaut sie über den Gartenzaun auf die gro-ßen, kräftigen Panzen ihrer Nachbarin. „Was ist ihr Geheimnis?”, fragt sie sich.0807Sterben in der freien Natur Panzen oder Panzen-teile ab, so sorgen kleine Tiere, Pilze und Bakterien dafür, dass die organische Masse zersetzt und mit dem Boden vermischt wird. Somit stehen die ab-gebauten Stoffe anderen Panzen wieder als Nähr-stoffe zur Verfügung, bis sie selbst absterben. Man bezeichnet dies als Nährstoffkreislauf.Auf Flächen, die vom Menschen bewirtschaftet wer-den wie Äcker, Gärten und Wiesen, werden große Teile der Panzen als Ernte abgefahren. Die Nähr-stoffe, die hier z.B. in Kartoffeln oder Getreidekör-nern enthalten sind, gehen dem Kreislauf verloren, da sie nicht mehr auf die Felder zurückkehren. Die Bodenfruchtbarkeit nimmt ab.1009Mysterykarten zum Thema Düngung(Quelle: Adobe Stock)(Quelle: Agri V)Mysterykarten zum Thema DüngungLiebigsche Tonne

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Mysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema Düngung1211Die Nachbarin erzählt: „Im Frühjahr habe ich mir von Bauer Edgar hier im Dorf mehrere Schubkarren Mist geholt und als Dünger gut in den Boden ein-gearbeitet. So wachsen die Panzen am besten.”Mysterykarten zum Thema Düngung Mysterykarten zum Thema DüngungLeon ist der Sohn von Bauer Edgar. Max und er spie-len im selben Verein Fußball. Da in den Sommerfe-rien kein Training stattndet, beschließen sie, sich in der Zeit zum Kicken zu treffen. „Lass uns doch bei dir im Garten auf deinem neuen Super-Rasen trai-nieren” schlägt Leon vor. „Mein Rasen ist nicht so doll gewachsen”, sagt Max traurigBeate und Stefan haben bei ihren Spaziergängen beobachtet, dass Bauer Edgar schon mehrfach mit dem Güllefass oder dem Düngerstreuer über seine Felder gefahren ist. „So häug, wie der fährt, bringt der viel zu viel Kunstdünger oder Gülle aus. Das kann nicht gut sein!”, sagt Beate.Erst um 1850 erkannte der Forscher Justus von Lie-big die Notwendigkeit, dem Boden nach der Ern-te wieder Mineralstoffe durch Naturdünger (z. B. Stalldung, Gülle, Kompost) oder durch Mineraldün-ger zurückzugeben. Das Prinzip der Düngung war geboren. Ab 1910 wurde Dünger auch industriell hergestellt. Dies führte zu deutlichen Ertragsstei-gerungen.Die Beobachtung, dass die Bodenfruchtbarkeit ab-nimmt, machten schon die ersten Ackerbauer vor Tausenden von Jahren. Eine richtig gute Lösung dagegen fanden sie nicht. Die Ernten blieben lan-ge Zeit gering und man konnte keine großen Nah-rungsvorräte für schlechte Jahre anlegen.Auf dem Sommer-Fußball-Turnier kommen Beate und Stefan mit Bauer Edgar ins Gespräch. Als Ed-gar erzählt, dass er hier den Rasen des Sportvereins pegt, ist Stefan sehr interessiert. Er will wissen, warum der Rasen dort so gut wächst und so grün ist.1413Mysterykarten zum Thema Düngung Mysterykarten zum Thema Düngung1615Bauer Edgar hat dazu extra an mehreren „Green-keeper”-Fortbildungen teilgenommen und ist stolzdarauf, dass der Rasen immer schön dicht und per-fekt grün ist. Zum Thema Düngung konnte er dortviel Neues lernen1817Edgar erzählt: „Dünger hilft nicht nur, dass der Ra-sen so grün bleibt. Auch die Panzen auf den Fel-dern wachsen schneller, die Ernte ist größer und die Qualität der Früchte ist besser.“Dünger besteht aus verschiedenen Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphor, Kalium. Auch viele Spurenele-mente wie Eisen oder Kupfer sind enthalten.2019(Quelle: Ertragssteigerung Weizen in DeutschlandWeizenertrag in dt/haStickstoffdünger in kg/haStickstoffdünger in kg/ha Weizenertrag in dt/ha10075502501501005001900 1925 1950 1975 2000

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Mysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungTraktor mit Düngerstreuer Mysterykarten zum Thema DüngungGüllefass mit Schleppschlauch Mysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema Düngung2221Edgar erklärt: „Immer wenn ich das gemähte Grasvom Sportplatz oder Früchte vom Feld abfahre, ge-hen dem Boden dadurch Nährstoffe verloren. Diese muss ich dann durch Dünger wieder ersetzen. Sonst wächst bald nicht mehr viel auf der Fläche!”Mysterykarten zum Thema Düngung Mysterykarten zum Thema Düngung„Aber man muss genau darauf achten, dass die Panzen die Nährstoffe auch aufnehmen können. Mehrere kleine Gaben sind hier besser als eine gro-ße”, erklärt Edgar. „Ah, jetzt verstehe ich, warum Edgar so oft mit dem Düngerstreuer über seine Felder fährt”, denkt sich Stefan.Edgar sagt: „Den Fußballplatz zu düngen, ist ein-fach: Die Bodenqualität auf der gesamten Fläche ist gleich. Somit wächst der Rasen überall gleich gut und benötigt die gleiche Düngermenge. Außerdem ist das Fußballfeld rechteckig. Auf meinen Äckern ist das nicht so!“„Hier helfen mir aber verschiedene Computer da-bei, dass kein Dünger über den Feldrand iegt und - je nach Bodenqualität - alle Panzen exakt den Dünger bekommen, den sie benötigen. GPS, digita-le Karten, Apps und Radarsensoren sind heute an modernen Düngerstreuern ganz normal.“, erklärt Edgar.Die Nährstoffe für Mineraldünger werden z. B. im Bergbau abgebaut. Sie werden dann so behandelt,dass man sie in kleinen Kügelchen kaufen kann. Solassen sie sich gut und exakt mit dem Düngerstreu-er ausbringen. Mineraldünger kann gut und schnelldurch die Panzen aufgenommen werden2423Mysterykarten zum Thema Düngung Mysterykarten zum Thema Düngung2625Als Wirtschaftsdünger bezeichnet man die Aus-scheidungen von Tieren (Gülle, Mist…) oder ver-schiedene panzliche Düngerarten wie Kompost.Sie werden auch als organischer Dünger bezeich-net. Ihre Nährstoffe können oft nicht direkt von denPanzen aufgenommen werden und wirken erst nach einiger Zeit.2827Die Zusammensetzung der Nährstoffe ist bei der Düngung wichtig. Fehlt den Panzen ein bestimm-ter Nährstoff, so begrenzt dieser das Wachstum – ganz egal wie viel von den anderen Nährstoffen zur Verfügung steht. Der Mangel an einzelnen Nähr-stoffen zeigt sich deutlich an den Panzen und Früchten. Jeder Nährstoff zeigt dabei ein typisches Mangelsymptom.3029(Quelle: Adobe Stock)(Quelle: Adobe Stock)(Quelle: Agri V)Digitale Feldkarte

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Mysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungCalciummangel Mysterykarten zum Thema DüngungMysterykarten zum Thema DüngungStickstoffmangel Mysterykarten zum Thema Düngung3231Wenn zu viel Dünger oder er außerhalb der Wachs-tumszeit ausgebracht wurde, können die Panzen die Nährstoffe nicht vollständig aufnehmen. Dann kann der Dünger auch zum Problem werden, da sei-ne Nährstoffe die Umwelt belasten können.Mysterykarten zum Thema Düngung Mysterykarten zum Thema DüngungGesetzliche Regelungen stellen inzwischen sicher,dass möglichst wenig Dünger in das Grundwasser,in Flüsse und Seen und in die Luft gelangt. Die meisten Landwirt:innen verwenden heute moderne Technik, die z.B. dafür sorgt, dass die Gülle direkt in den Boden eingearbeitet wird und so die Nährstoffe nicht verloren gehen können.Kalium steuert den Wasserhaushalt der Panze, festigt das Gewebe und steigert das Aroma von Obst und Gemüse. Mangelsymptome: Panzen welken schnell. Ältere Blätter werden vom Rand her gelb und trocknen ein. Geschmack und Haltbarkeit von Obst und Ge-müse sind verringert.Stickstoff sorgt für das Längen- und Blattwachstum der Panze.Mangelsymptome: Insgesamt schwaches Wachs-tum; Blätter werden gleichmäßig hell- bis gelbgrün, bei älteren Blättern beginnend.3433Mysterykarten zum Thema Düngung Kaliummangel Mysterykarten zum Thema Düngung3635Calcium sorgt für kompakte Panzenzellen sowie ein gut ausgebildetes Wurzelsystem. Mangelsymptome: an Früchten braune Stellen, bei-spielsweise Stippigkeit beim Apfel, Blütenendfäule bei Tomate und Paprika.Phosphor und Stickstoff können oberirdisch durch Niederschläge in Seen oder Flüsse gespült werden. Die Nährstoffe regen im Wasser das Algenwachs-tum an. Dadurch entsteht dort ein Sauerstoffman-gel, sodass z.B. in Seen die Fische sterben können.3837Stickstoff kann leicht durch Niederschläge als Nitrat ins Grundwasser gelangen und sich dort anreichern. Will man das Grundwasser als Trinkwasser nutzen, so darf die Menge von 50 mg Nitrat pro Liter Wasser nicht überschritten werden.4039(Quelle: Adobe Stock) (Quelle: Adobe Stock) (Quelle: Adobe Stock)

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Lösungsbild als Download:Warum wächst das Gras bei Bauer Ed-gar so gut, obwohl er häu g mit dem Traktor darüber fährt?13247125Warum wächst der Rasen nicht?811131617211923Bauer EdgarBeates Gemüse2520282726222431394032UmweltWelche Dünger gibt es?Nährstoff-Mangel634363830LÖSUNG:P anzen brauchen für ein optimales Wachstum die richtigen Nährstoffe - idealerweise in mehreren kleinen Gaben.Nutzen der Düngung109141518333537Lösung13MYSTERY | DÜNGUNG

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MysteryFütterungMystery zum Thema „Was fres-sen Schweine?“Das hier vorgestellte Mystery zum The-ma Fütterung greift die Frage auf, wel-ches Futter die Tiere – in diesem Fall Schweine – erhalten, woher es kommt und weshalb auch Futtermittel, die nicht vom Hof selbst produziert wurden, ein Teil der Futterration sind. Diese Fragen werden von Schüler:innen als auch von Lehrkräften häufi g, z. B. im Rahmen von Hofbesuchen, gestellt.Rund um die Fütterung von Nutztieren ranken sich in den Medien viele Mythen. Oft wird der Eindruck erweckt, das Fut-ter käme ausschließlich aus Übersee, was aber auf den meisten Höfen nur zu einem geringen Anteil der Fall ist. Gera-de Futtermittel aus Soja stehen häu g im Zentrum der Kritik. Viele Verbraucher:in-nen verbinden damit brennende Regen-wälder in Südamerika, lange und klima-schädliche Transporte und die Aussage, dass sie aus genveränderten P anzen hergestellt wurden. Schnell steht dann die Forderung im Raum, Soja durch ein-heimische Futterp anzen zu ersetzen. In der Praxis stellt sich dies aber für die Landwirt:innen als schwierig dar. Ent-weder sind sie nicht in ausreichender Menge oder Qualität verfügbar, sind mit deutlichen Mehrkosten verbunden oder beein ussen die Mastdauer oder Tiergesundheit negativ. Da viele Land-wirt:innen bereits mit den derzeitigen Verkaufspreisen kaum ausreichende Ge-winne erwirtschaften können, stellt sich für viele die Frage: „Werden Handel und Verbraucher:innen die Mehrkosten für andere Futtermittel tragen, indem sie höhere Preise für die Produkte im Super-markt bezahlen?“ Obwohl das in vielen Verbraucher:innenbefragungen vor dem Supermarkt bestätigt wird, fallen die tatsächlichen Kaufentscheidungen ganz anders aus: Hier steht fast ausschließlich der Preis im Vordergrund. Damit sich Schüler:innen selbst eine Meinung bilden können, werden in dem folgenden Mystery verschiedene Fakten dargestellt, die in einen Zusammenhang gebracht werden können. Diese Fakten wurden aufgrund der Komplexität der Thematik bewusst auf einzelne Aspekte reduziert und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gerne können Lehr-kräfte die hier dargestellten Sachverhal-te um weitere Informationen ergänzen.Offenlegung: Dieses Material wurde durch den STADT UND LAND e.V. mit fachlicher Beratung und  nanzieller Unterstützung der Unternehmen Agri V Raiffeisen eG, Agravis Raiffeisen AG und West eisch (SCE, europäische Genos-senschaft) erstellt. Die Partner beken-nen sich zu den Prinzipien des „Beutels-bacher Konsenses“. Die Unternehmen nahmen keinen Ein uss auf die darge-stellten Inhalte.(Quelle: Adobe Stock)01MYSTERY | FÜTTERUNGEinleitung

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Bezug zum LehrplanInhaltsfeld:Landwirtschaft und Nahrungsmittel-herstellungInhaltliche Schwerpunkte:Landwirtschaftliche Produktion, Ver-braucheraufklärungÜbergeordnete Kompetenzerwartungen des KLP WP (Schwerpunkte):Die Schüler:innen können... • …auf der Grundlage vorhandener Hy-pothesen zu untersuchende Variablen (unabhängige und abhängige Variablen, Kontrollvariablen) identizieren und diese in Untersuchungen und Experi-menten systematisch verändern bzw. konstant halten (E4).• …Aufzeichnungen von Beobachtun-gen und Messdaten mit Bezug auf zu-grunde liegende Fragestellungen und Hypothesen interpretieren und daraus qualitative und einfache quantitative Zusammenhänge sowie funktionale Be-ziehungen ableiten (E6). • …recherchieren (K5). • …zur Unterstützung einer Präsenta-tion Medien sowie strukturierende und motivierende Gestaltungselemente an-gemessen und bewusst einsetzen (K7.2). • …Entscheidungen im Hinblick auf zu-grundeliegende Kriterien, Wertungen und Folgen analysieren (B3).Vorhabenbezogene KonkretisierungFragestellung: Was fressen Schweine und weshalb kaufen die Landwirt:innen Futtermittel zu?Kompetenzerwartungen des KernlehrplansDie Schüler:innen können …• …Futtermittel und deren Herkunft nennen, die an Schweine verfüttert wer-den (UF1).• …Gründe auisten, weshalb Futtermit-tel zugekauft werden (UF1).• …den Zusammenhang zwischen den Anbaubedingungen und den Preis der Futtermittel benennen (UF1).• …verschiedene Aspekte des Anbaus von Soja hinterfragen und bewerten (B1, B2).• …Gründe bewerten, weshalb Land-wirt:innen trotz Alternativen auf diese Futtermittel zurückgreifen (B1, B2).• …zur Unterstützung einer Präsenta-tion Medien sowie strukturierende und motivierende Gestaltungselemente an-gemessen und bewusst einsetzen (K7.2), (K5).Zentrale HandlungssituationenDie Schüler:innen erhalten die Gelegen-heit …• …Kenntnisse über einheimische Ge-treidearten und andere Futterpanzen zu wiederholen.• …zur Recherche über Anbaubedingun-gen von einheimischen Getreidearten und Soja im Ausland.• …zur Recherche über die Anbau- und die Verwendungsmöglichkeiten ver-schiedener Eiweißfuttermittel.• …zur Diskussion, ob ein höherer Ver-kaufspreis von landwirtschaftlichen Produkten, die unter Verzicht von Im-port-Soja erzeugt wurden, erzielt wer-den kann.• …eigene Befragungen und Beobach-tungen, z.B. in der eigenen Familie, zum Kaufverhalten von tierischen Produkten festzuhalten.• …ergänzende Schülervorträge z.B. mit PowerPoint vorzubereiten und zu halten.Inhaltlicher Schwerpunkt des Mysterys ist die Frage, weshalb Landwirt:innen oftmals Eiweißfutter mit in die Fut-terration ihrer Tiere – in diesem Fall Mastschweine – aufnehmen, anstatt vollständig auf hofeigenes Futter oder auf Futtermittel, die in der EU erzeugt wurden, zurückzugreifen. Kritisiert wird häug, dass dieses Futter meist aus Übersee importiert wird. Die lan-gen Transportwege, der Einsatz von Gentechnik oder der Anbau auf gero-deten Regenwaldächen stehen hier besonders im Fokus. Gleichzeitig sind nur wenige Verbraucher:innen bereit, für mögliche Alternativen, die für die Landwirt:innen deutlich kostenintensi-ver sind, einen höheren Produktpreis zu akzeptieren. Die Protagonisten kommen aus der Le-benswelt der Schüler:innen. Das Thema Tierfutter ist sehr emotional besetzt und muss anschließend im Unterricht noch vertieft werden. Hierzu können neben der theoretischen Vermittlung durch Filme, Arbeitsblätter und Präsen-tationen auch Beobachtungen angebo-ten werden. Denkbar wären hier z. B. Befragungen von Landwirt:innen oder Mitarbeiter:innen von Futtermischwer-ken oder die Exkursion auf einen land-wirtschaftlichen Betrieb.Ziel des Mysterys ist es, die Bewer-tungskompetenz der Schüler:innen zu entwickeln. Die Methode ist dafür her-vorragend geeignet, da schlussfolgernd ein Zusammenhang zwischen verschie-denen Personen hergestellt werden muss. Die fachlichen Informationen, die hier vermittelt werden, sind unmittelbar anwendungsbezogen.Für weiterführende Informationen bie-tet sich u. a. das Internetportal des Bundesinformationszentrums Landwirt-schaft an. Hier nden Sie zahlreiche Me-dien unter dem Stichwort „Eiweißlücke“.02MYSTERY | FÜTTERUNGBezug zum Lehrplan, vorhabenbezogene Konkretisierung

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Sachinformationen Fütterung für die Lehrkraft Welches Futter ist für Schweine geeig-net?Schweine haben nur einen Magen. Sie sind wie Hühner, Kaninchen, Pferde oder wir Menschen sogenannte Mo-nogastrier. Anders als Wiederkäuer, die mehrere Mägen haben, benötigen Schweine leicht verdauliche Futter-mittel. Als kalorienreiches Grund-futtermittel kommen Getreide wie Weizen, Mais und Gerste in den Trog. Eher selten werden Kartoffeln oder Rüben, Maissilage, Magermilch, Molke, Schlempe, Biertreber und Küchenab-fälle gefüttert. Der wichtigste Eiweiß-lieferant ist Sojaextraktionsschrot, da er eine günstige Aminosäurezu-sammensetzung, die für die optimale Versorgung der Schweine wichtig ist, aufweist. Daneben werden teilweise auch Ackerbohnen, Erbsen und Raps-extraktionsschrot aus einheimischer Produktion verfüttert. Allerdings sind diese Futtermittel schlechter geeignet. Rohfaserreiches Futter, wie Gras oder Heu, ist für Schweine kaum verdaubar. Zudem können Schweine nur eine be-stimmte Menge an Futter pro Tag auf-nehmen.Wo kommt das Futter her?Das Getreide wird überwiegend von den Höfen auf den eigenen Ackerächen selbst angebaut. Zusätzliche Mengen kommen aus Übersee und werden über die großen Häfen wie Rotterdam und Antwerpen auf die Höfe geliefert. Soja-schrot kommt meist aus Nord- oder Süd-amerika.Welche Unterschiede gibt es in der Füt-terung?In der Mast unterscheidet man zwischen Ferkeln (0-20 kg), Jungschweinen (20-50 kg) und Mastschweinen (50 - ca. 110 kg). Je nach Alter werden die Tiere unter-schiedlich gefüttert. Das meiste Futter wird in der Phase der Mastschweine eingesetzt. In seinem gesamten Leben frisst ein Schwein in der Masthaltung ca. 260 kg Futter. Mit einem Anteil von rund 40 % nimmt das Futter einen beträcht-lichen Kostenpunkt eines Mastschweins ein. Daher richten die Landwirt:innen ein starkes Augenmerk auf eine mög-lichst angepasste Fütterung, damit das Schwein gesund heranwächst und nach ca. 6 Monaten schlachtreif ist. Nur ge-sunde Schweine bringen den Land-wirt:innen den optimalen Ertrag.Wie sieht eine Futterration für Mast-schweine aus?Damit das Mastschwein eine gute Ge-wichtszunahme erzielt, muss es täglich ca. 2,7 Kilogramm Futter zu sich neh-men. Ein Schwein in Bio-Haltung be-nötigt aufgrund der höheren Bewegung ca. 2,9 Kilogramm Futter täglich. Ziel in Mastbetrieben ist eine durchschnitt-liche Zunahme von mindestens 800 Gramm pro Tag. Dies wird erreicht durch eine optimale Futterration, die aus ca. 80-85 % kalorienreichem Grundfutter und 15-20 % Eiweißfutter besteht. Ein weiterer Bestandteil ist Mineralfutter, das die ernährungsphysiologisch not-wendigen Mineralstoffe und Vitamine Eine ausgewogene Fütterung ist für Schweine sehr wichtig. (Quelle: Adobe Stock)Viele Höfe erzeugen ihr Futtergetreide selbst. (Quelle: Adobe Stock)03MYSTERY | FÜTTERUNGSachinformationen

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liefert. Diese optimale Mischung stellt die Landwirt:innen vor eine große Her-ausforderung bei der Zusammenstellung des Futters. Viele Landwirt:innen haben dabei Unterstützung von Berater:innen und Mischfutterwerken.Was passiert bei nicht optimaler Fütte-rung?Schweineeisch muss für den Handel von Top-Qualität und zudem günstig sein. Daher muss es auch möglichst günstig erzeugt werden. Das Schwein sollte so gefüttert werden, dass es am Ende weder zu mager noch zu fett ist. Sonst bekommen die Landwirt:innen dafür Abzüge. Daneben hat ein unausge-wogener Eiweißgehalt auch Folgen für die Umwelt. Zuviel Eiweiß führt zu mehr Gerüchen im Stall.Wie viele Schweinehalter:innen gibt es in Deutschland?Die Zahl der Schweinehalter:innen ist in den vergangenen Jahren drastisch ge-sunken. Während es noch 1967 fast 1,3 Millionen Höfe mit Schweinen gab, wa-ren es 2019 nur noch 22.000 Betriebe. Zugleich stieg die Gesamtproduktion im selben Zeitraum von 19 Millionen Tieren pro Jahr auf 26 Millionen an. Der Durch-schnittsbestand in Deutschland betrug 1.202 Tiere. Im internationalen Vergleich ist diese Größe unterdurchschnittlich.Wie entsteht Sojaextraktionsschrot?Sojaextraktionsschrot ist ein Nebenpro-dukt der Verarbeitung der Sojabohne zu Öl: Die Sojabohnen werden zerkleinert, erhitzt und das Öl wird herausgepresst. Dabei entsteht der sogenannte Pressku-chen (Sojakuchen). Durch Zugabe eines Lösungsmittels wird auch das restliche Öl extrahiert und es entsteht Sojaex-traktionsschrot (SES), das als eiweißhal-tiges Futtermittel verwertet wird.Welche Bedeutung hat Soja?Soja (Glycine max) gehört zu den Hül-senfrüchten. Es gilt mittlerweile als be-deutendes Nahrungs- und Futtermittel und zählt zu den wichtigsten Ölpan-zen der Welt. Die Sojabohne stammt ursprünglich aus dem asiatischen Som-mermonsungebiet. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts blieb Soja außerhalb der asiatischen Heimat nahezu unbekannt. Erst nach dem II. Weltkrieg wurde die Panze in Nord- und Südamerika ver-breitet. Vor allem südamerikanische Län-der reagierten auf die seit 1990 weltweit immer weiter zunehmende Sojanachfra-ge und begannen mit dem großächigen Anbau. Weltweit ndet man mittlerweile über 120 Millionen Hektar Anbauäche für Sojapanzen, was in etwa der drei-fachen Größe ganz Deutschlands ent-spricht. Die wichtigsten Erzeugerländer für den europäischen Markt sind Brasi-lien, die USA, Argentinien, Paraguay und Kanada.Warum wird so viel Soja angebaut?Die Sojapanze kann in weiten Teilen der Welt sehr unkompliziert angebaut werden: Sie wächst auf großen Flächen, die mit wenigen Arbeitskräften kosten-günstig bestellt werden können. Als Le-guminose benötigt sie im Regelfall kei-ne Stickstoffdüngung, sondern holt sich den Stickstoff mithilfe von Knöllchen-bakterien direkt aus der Luft. Dies ist an sich sehr umweltschonend. Die Sojaboh-ne kann sehr vielfältig für die mensch-liche Ernährung verwendet werden und die Nebenprodukte der Sojaölproduk-tion sind hervorragende Futtermittel mit einer idealen Zusammensetzung an Aminosäuren. Der Transport erfolgt kostengünstig mit Frachtschiffen zu den europäischen Häfen.Warum ist der Soja-Anbau dann so in der Kritik?Sojabohnen werden oft in großächigen Monokulturen angebaut, die mit einem hohen Einsatz von Panzenschutzmit-teln bewirtschaftet werden. In Südame-rika müssen immer mehr Regenwaldä-chen oder artenreiche Savannengebiete, wie der Cerrado in Brasilien, dem Soja-anbau weichen. Dazu kommt, dass in Nord- und Südamerika fast ausschließ-lich genverändertes Soja angebaut wird.Warum wird Soja in vielen Ländern als gentechnisch veränderte Variante an-gebaut?Die häugste gentechnische Verände-rung der Sojabohne betrifft die Resistenz gegen bestimmte Herbizide. Dadurch nimmt die Sojapanze keinen Schaden, während Unkräuter und andere Panzen absterben, sobald sie mit Herbiziden be-Getreidelager (Quelle: Adobe Stock)04MYSTERY | FÜTTERUNGSachinformationen

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handelt werden. Dadurch können Soja-bohnen gegenüber der gentechnikfreien Variante deutlich billiger produziert wer-den. Die Unterschiede betragen bei So-jaextraktionsschrot ca. 100 EUR je Ton-ne. Weltweit übersteigt das Angebot an gentechnikfreiem Soja bisher die Nach-frage. So haben bereits 2014 brasiliani-sche Bauern angekündigt, dass sie sich der Nachfrage anpassen wollen, solange eine faire Bezahlung gewährleistet wird. Felder, auf denen zuvor genbehandelte Sojabohnen gepanzt wurden, können innerhalb von zwei Vegetationsperioden wieder für gentechnikfreie Panzen ge-nutzt werden.Ist die Verfütterung von genveränderten Sojaprodukten in Deutschland zulässig?Gentechnisch verändertes Soja aus Übersee ist als Futtermittel in Deutsch-land zugelassen. Rund 80 Prozent (2020) aller Soja-Importe für den deutschen Markt stammten aus gentechnisch ver-änderten Bohnen. Dies ist zulässig, allerdings muss das Futtermittel ent-sprechend gekennzeichnet sein. Die Kampagnen vieler Naturschutzverbände wie z. B. Greenpeace haben stark dazu beigetragen, dass die Bevölkerung Mit-teleuropas auf Gentechnik sensibilisiert ist. In keinem anderen Erdteil gibt es einen stärkeren Wunsch nach gentech-nikfreien Lebens- und Futtermitteln.Was bedeutet „Eiweißlücke“?In Europa wachsen zu wenig Eiweiß-panzen, um den Bedarf zu decken. Da-her werden ca. 75 % des Eiweißbedarfs importiert. Diese Differenz zwischen Bedarf und Eigenanbau nennt man Ei-weißlücke. Der Selbstversorgungsgrad ist bei Eiweißfuttermitteln in Deutsch-land zwischen 2014 und 2019 von etwa 40 % auf 25 % gesunken. Die Hauptur-sache dafür sind jedoch nicht steigen-de Sojaimporte, sondern der Rückgang beim Rapsanbau.Könnte man Soja auch in Europa anbau-en? Jährlich werden über 40 Millionen Ton-nen Soja und Sojaschrot an Europas Nutztiere verfüttert. 80 Prozent davon kommen aus Nord- und Südamerika. Al-lein für den europäischen Bedarf wer-den in Nord- und Südamerika rund 16 Millionen Hektar Sojabohnen angebaut. Das entspricht in etwa der gesamten Ackeräche Deutschlands. In Europa sind die Soja-Regionen in Italien und Frankreich. Dazu kommen vor allem die klimatisch günstig gelegenen Donau-länder Österreich, Ungarn, Kroatien und Rumänien. Die gesamte EU erzielt derzeit auf einer Fläche von ca. 0,5 Mil-lionen Hektar eine gentechnikfreie So-jaernte von jährlich etwa 2,8 Millionen Tonnen. Auch wenn der Trend aufwärts geht – es sind gerade mal etwa 7,5 % der europäischen Einfuhren.Warum bauen Deutschland oder Europa nicht mehr Soja an? Ein Grund ist unser ungünstiges Klima. Dies führt zu einer schlechteren Qua-lität. Bei Sojaschrot aus Sojabohnen, die in Übersee angebaut wurden, liegt der Rohproteingehalt meist bei 48 %. Bei Sojaschrot aus Sojabohnen, die in Europa angebaut werden, liegt der Roh-proteingehalt mit durchschnittlich 44 % deutlich darunter.Könnte der Anbau von mehr einheimi-schem Raps das Problem der Eiweißlü-cke lösen?Das wichtigste einheimisch erzeugte Eiweißfuttermittel in Deutschland ist Rapsschrot. Rapsschrot fällt bei der Ver-arbeitung von Raps zu Biodiesel oder Öl als eiweißreiches Nebenprodukt an. Er protiert von der wachsenden Nach-frage nach heimischen und damit „gen-technik-freien“ Futtermitteln. Vor allem für Rinderhalter:innen stellt Raps auf-grund der Nährstoffzusammensetzung und des Geschmacks eine Alternative dar, weniger für Schweinemäster:in-nen. Rapsschrot ist viel bitterer als Sojaschrot. Rindern ist das egal, daher erhalten sie fast ausschließlich Raps-schrot. Schweine sind ausgesprochene Feinschmecker und fressen Rapsschrot nicht.Der Rapsanbau in Deutschland ist aus verschiedenen Gründen zurückgegan-gen: Gründe sind die heißen und trocke-nen Sommer sowie Schädlinge wie der Rapserdoh und die Kleine Kohliege. Sie können nicht mehr erfolgreich be-kämpft werden, da gegen sie gerichte-te Wirkstoffe verboten und neue noch nicht zugelassen sind. Aus Sicht der Landwirt:innen lohnte sich der Rapsan-bau wirtschaftlich daher kaum.Verschiedene Futtermittel. (Quelle: Hubert Koll)05MYSTERY | FÜTTERUNGSachinformationen

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Die Mystery-Methode Die Mystery-Methode ist eine problem-orientierte Unterrichtsmethode, die ur-sprünglich aus dem Geographieunter-richt stammt. Sie lässt sich jedoch auch gut in andere Fächer, wie Biologie bzw. Naturwissenschaften integrieren. Das englische Wort mystery kann mit „Ge-heimnis“ oder „Rätsel“ übersetzt werden. So handelt es sich bei dieser Methode tatsächlich um ein Rätsel, welches die Schüler:innen dazu auffordert, verschie-dene Fakten miteinander in Beziehung zu setzen und dadurch der Lösung näher zu kommen. Diese Methodik kann vor allem als Einstieg in eine Unterrichtsreihe oder auch zur Erarbeitung komplexer Thema-tiken, wie sie bei landwirtschaftlichen Themen häug vorliegen, im Unterricht eingesetzt werden. Zu Beginn der Methode wird zunächst als Impuls eine Aussage oder Frage präsen-tiert, die das zentrale Thema des Myste-rys umschreibt. Diese kann einen schein-baren Widerspruch enthalten oder in sich rätselhaft sein. Die Lehrkraft präsentiert sie entweder durch einfaches Vorlesen oder visuell an der Tafel oder auf einer Folie. Zum Start sollen die Schüler:innen die-se Aussage im Plenum diskutieren und überlegen, welche Bedeutung dahinter stecken könnte. Diese Vermutungen er-folgen rein spekulativ, da den Schüler:in-nen jegliche Hintergrundinformationen und Zusammenhänge der Leitaussage unbekannt sind. Dennoch steigern diese Spekulationen in hohem Maße die Moti-vation der Lernenden. Anschließend wird die Ausgangsgeschich-te von der Lehrkraft vorgelesen. Daran schließt sich die Erarbeitungsphase an, für die etwa 30 bis 45 Minuten angesetzt werden sollten, je nach Komplexität und Umfang des Mysterys oder der Leistungs-stärke der Lerngruppe. Die Schüler:innen arbeiten hier in Kleingruppen von vier bis sechs Personen zusammen. Sie erhalten pro Gruppe einen Arbeitsauftrag, der den Ablauf dieser Phase Schritt für Schritt er-läutert, ein leeres Plakat, Kleber, Filzstif-te sowie einen Umschlag mit Kärtchen. Letztere enthalten Informationen, die zur Lösung der Aufgabe benötigt werden. Die Aufgabe der Kleingruppen ist es nun, diese Kärtchen nacheinander einzeln aus dem Umschlag zu nehmen und einander vorzulesen. Nach und nach legen sie die-se dann lose so auf dem Plakat aus, dass zwischen den Karten logische Verknüp-fungen entstehen, die zur Beantwor-tung der Leitaussage beitragen. Haben die Schüler:innen alle Kärtchen auf dem Plakat verteilt, so können sie diese noch verschieben und über Kategorien und Zu-sammenhänge diskutieren. Es entsteht ein sogenanntes Lege-Bild. Sind die Ler-nenden sich über die Anordnung der Kärt-chen in ihrer Kleingruppe einig, so kön-nen sie diese auf dem Plakat festkleben und mithilfe von Überschriften, Pfeilen oder eigenen Markierungen erkannte Zu-sammenhänge und Kategorien verdeut-lichen. Wichtig ist es, die Schüler:innen darauf hinzuweisen, dass es bei der An-ordnung der Kärtchen im Lege-Bild kei-ne richtigen und falschen Varianten gibt. Vielmehr steht die sinnvolle Verknüpfung der einzelnen Informationen im Vorder-grund. Eine Differenzierung zwischen den Leis-tungsniveaus der Gruppen ist innerhalb dieser Phase gut umzusetzen. Leistungs-stärkeren Kleingruppen können Zu-satzumschläge zur Verfügung gestellt werden, die entweder vertiefende Infor-mationen zur Thematik enthalten oder Kärtchen, die zwar zum Kontext passen, aber für die Beantwortung der Leitaus-sage nicht relevant sind. Leistungsschwä-cheren Kleingruppen können hingegen Hilfekarten angeboten werden, die den Lernenden Hinweise auf eine mögliche Kategorisierung der Kärtchen geben. Während dieser Phase sollte die Lehrper-son darauf achten, dass die Kleingruppen den Arbeitsauftrag gründlich durchge-hen und sich die Kärtchen gegenseitig so vorlesen, dass alle Gruppenmitglie-der den Inhalt verstehen. Die Lehrkraft interagiert währenddessen als Berater und Beobachter. Durch gezielte Fragen nach dem Inhalt der Kärtchen oder mit-hilfe von kritischen Fragen zum Aufbau des Lege-Bildes kann sie gegebenenfalls Unterstützung bieten.In der folgenden Präsentationsphase werden die Ergebnisse der verschiede-nen Kleingruppen vorgestellt. Dies kann beispielsweise durch einen Galeriegang geschehen. Bei dieser Unterrichtsme-thode werden die Plakate an der Wand wie in einer Galerie ausgestellt. Es wer-den neue Kleingruppen gebildet, die aus je einem Mitglied der vorherigen Teams bestehen und im Anschluss von Plakat zu Plakat gehen. Die Plakate werden von dem Gruppenmitglied erklärt, das bei der Erstellung beteiligt war. Nach einer fest-gelegten Zeit begibt sich die Gruppe zum nächsten Plakat.Ziel ist es, alle Arbeiten der einzelnen Kleingruppen wertzuschätzen und Ge-legenheit für Diskussionen zu bieten. Es können beispielsweise die unterschied-lichen Herangehensweisen und Anord-nungen der Kärtchen auf dem Plakat angesprochen werden. Anschließend nennen die einzelnen Gruppen ihre Ant-worten auf die Leitaussage. Diese können direkt auf das Plakat geschrieben wer-den. Anschließend sollte erneut über die Ergebnisse diskutiert werden und eine Reexion folgen, um das Gelernte zu fes-tigen. Hierfür können die Schüler:innen einen vertiefenden Arbeitsauftrag erhal-ten oder die besprochenen Ergebnisse schriftlich festhalten. (Quelle und weiterführende Informa-tionen: Mühlhausen, J, Pütz, N. (Hrsg.) (2013): Mysterys: 9 rätselhafte Fälle für den Biologieunterricht: Materialien Sek. I. Hall-bergmoos: Aulis)06MYSTERY | FÜTTERUNGDie Mystery-Methode

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Exemplarischer Verlaufsplan für eine Doppelstunde (90 Minuten)Die Mystery-MethodePhase Geplanter VerlaufMedien, Aktions-, Arbeits- und SozialformenImpuls Tafelanschrieb oder Folie mit Leitfrage/-aussage Tafelanschrieb oder Overhead oder BeamerEinstieg(5 Minuten)Was könnte dieser Satz bedeuten? Plenum, evtl. Sammlung der Vermutungen an der TafelInstruktion(5 Minuten)Einteilung der Schüler:innen in Kleingruppen; Arbeitsvorlage mit Anweisungen als Folie; Schüler:innen bekommen Plakate und Umschläge; ggf. Hinweise auf ErweiterungskärtchenPlenum, Arbeitsvorlage mit Anweisungen (Beamer/OHP), Umschläge mit Mysterykärtchen, Plakate oder Flipchart-Blätter, Klebestifte, Eddings in verschiedenen FarbenErarbeitung I (30 bis 45 Minuten)Schüler:innen stellen durch Auslegen der Kärtchen auf den Plakaten Zusammenhänge her und verknüpfen diese mit der Leitfrage/-aussage.Gruppenarbeit, Mystery, Erstellen von Plakaten durch Auslegen und Aufkleben von Kärtchen, Visualisieren der Zusammenhänge z.B. durch beschriftete Pfeile, Überschriften etc. in verschiedenen FarbenErweiterung Gruppen mit leistungsstarken Schüler:innen holen sich zusätzliche Karten ab; Gruppen mit leistungsschwachen Schüler:innen können Hilfestellungen erhalten.Ergänzung der bisher erarbeiteten MysterylösungPräsentation(25 Minuten)Die einzelnen Gruppen präsentieren ihre Lösungen nacheinander im Plenum oder per Galeriegang. Die Gruppen stellen ihre Plakate mit den einzelnen Strängen und Antworten auf die Leitfrage/-aussage vor. Evtl. Darstellung der Erweiterungskärtchen für Schüler:innen, die diese nicht bearbeitet haben.Plenum, PlakateRe exion und Ergebnissicherung(10 Minuten)Schüler:innen untersuchen die Unterschiede der einzelnen Lösungsplakate. Woher kommen diese? Warum wurden einzelne Informationen anders gruppiert oder weggelassen?Als Abschluss wird eine gemeinsame Lösung auf die Leitfrage/-aussage formuliert und schriftlich festgehalten.Plenum, PlakateHinweis: Die Mysterykarten als Kopiervorlagen sowie die Musterlösungen können Sie unter https://stadtundland-nrw.de/lernort-bauernhof/fuer-lehrkraefte/ herunterladen.07MYSTERY | FÜTTERUNG

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Einführungsgeschichte: Warum kauft Bauer Heinz Futtermittel zu, wo er doch selbst so viel Ge-treide anbaut?Lisa wohnt am Stadtrand. Sie kann den Schulbus nicht leiden. Daher fährt sie gerne mit dem Rad zur Schule, bei Wind und Wetter. Manchmal wird sie dabei von Leon eingeholt, der in ihre Klasse geht. Er wohnt auf einem Bauernhof noch weiter draußen und hilft dort häug seinem Va-ter Heinz. Bauer Heinz hat einen großen Schweinestall. Auf seinen großen Feldernwächst sehr viel Getreide.Unterwegs kommt Lisa regelmäßig ein großer Lastwagen mit der Aufschrift „Futtermittel“ entgegen, der zum Hof von Leon fährt. Da die Straße sehr eng ist, steigt sie lieber ab. Das kostet aber Zeit und sie ist dann wütend. Wieso muss der blöde Laster hier eigentlich so oft fahren? Können die Schweine nicht einfach das Getreide von Leons Vater fressen? Davon baut er doch eine ganze Menge an“, fragt sie sich auf dem Weg zu Schule. Als Leon sie kurz vor dem Klassenzimmer einholt, hat sie beschlossen, dem Ge-heimnis des Futtermittel-Lasters auf die Spur zu gehen…Mögliche Lernziele des Mysterys Kognitive Lernziele:Die Schüler:innen können …• …neue Informationen und Gedanken-gänge des Mysterys strukturieren, in-dem sie vorhandenes Vorwissen aktivie-ren und benennen.• …Informationen aus dem dargebote-nen Mystery miteinander in Beziehung setzen, indem sie Einzelinformationen der Karten gewichten und analysieren.• …Informationen aus dem Mystery mit-einander in Beziehung setzen, indem sie begründete Hypothesen aufstellen.• …die Informationen der einzelnen Kar-ten miteinander in Beziehung setzen, in-dem sie Stränge und Karten durch Pfeile und Skizzen miteinander verbinden und darstellen.• …Informationen ordnen und struktu-rieren, indem sie die Karten des Mys-terys in einer begründeten Ordnungs-struktur auf einem Plakat präsentieren.• …im Anschluss an die Bearbeitung des Mysterys ihren individuellen Lernpro-zess und die angewandten Lösungsstra-tegien reektieren, indem sie benennen, was bei der Bearbeitung gut gelungen ist und wo es Schwierigkeiten gab.• …im Anschluss an die Bearbeitung ihre Gruppenarbeit und das Kooperations-vermögen reektieren, indem sie die Schwierigkeiten und positiven Aspekte im sozialen Miteinander benennen.Soziale Lernziele:Die Schüler:innen sind in der Lage…• …in einer Kleingruppe das Mystery zu bearbeiten, indem sie den anderen Ler-nenden zuhören und deren Vorschläge in Bezug auf die eigene Auffassung ab-wägen.• …in den Kleingruppen eine gemeinsa-me Lösung der Leitfrage zu erreichen, indem sie mögliche Konikte im Bear-beitungsprozess lösen und Unstimmig-keiten gemeinsam beheben.• …in ihren Kleingruppen zusammenzu-arbeiten, indem sie die Gesprächsregeln berücksichtigen, auf andere Schüler ein-gehen und sich an Absprachen halten.• …ihre eigene Meinung begründet zu vertreten, indem sie Argumente und Be-lege nennen, die zur Beantwortung der Leitfrage beitragen.Affektive Lernziele:Die Schüler:innen arbeiten motiviert an der Lösung des Mysterys, indem sie ei-genes Vorwissen sowie Vorerfahrungen in den Bearbeitungsprozess einbringen.Die Mystery-Methode, Einführungsgeschichte(Quelle: Adobe Stock)Basiskarten sind grün, optionale Erwei-terungskarten z.B. für leistungsstarke Lerngruppen, sind orange gekennzeich-net. Aus den Nummerierungen lassen sich keine direkten Zusammenhänge ableiten.08MYSTERY | FÜTTERUNG

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Mystery zum Thema Düngung 0201Schweine haben nur einen Magen, genauso wie Hühner, Kaninchen, Pferde oder wir Menschen. Da-her zählen sie zu den „Monogastriern”. Anders als Wiederkäuer mit mehreren Mägen (etwa Rinder, Schafe oder Ziegen) können Schweine daher Fut-termittel mit viel Rohfaser ( z. B. Gras oder Heu) nur sehr schlecht verwerten. Schweine können nur eine bestimmte Menge an Futter pro Tag fressen. Hierhin müssen dann alle Nährstoffe enthalten sein, die die Tiere brauchen, um gesund zu bleiben und schnell an Gewicht zuzu-legen. Dies stellt die Landwirt:innen vor die große Herausforderung, die optimale Zusammenstellung des Futters zu nden.Ein Schwein wird mit ca. 110 kg Gewicht geschlach-tet. Auf einem konventionellen Betrieb benötigt es, um ein Kilo an Gewicht zuzunehmen, etwa 2,7 Kilo Futter. Ein Bio-Schwein braucht dafür mindes-tens 2,9 Kilo Futter, meistens sogar mehr. Einer der Gründe dafür ist, dass Bio-Schweine mehr Platz und Auslauf haben und sich daher mehr bewegen.Viele Schweinemastbetriebe bauen den Großteil des Futters für ihre Tiere selbst an. Je nach Klima und Boden kann dies von Region zu Region unter-schiedlich sein und aus Weizen, Gerste oder Mais bestehen. Dies macht etwa 80-85 % der Futterra-tion aus.Im Durchschnitt legen Mastschweine um die 800 g pro Tag an Gewicht zu. Für die Landwirte ist die Ta-geszunahme ihrer Schweine sehr wichtig. Die Tiere sollen in kurzer Zeit viel Gewicht zulegen und dafür möglichst wenig Futter verbrauchen.Getreide enthält viele Kohlehydrate. Daneben brau-chen die Tiere aber auch Eiweiß. Haupteiweißquelle für die Schweine ist Sojaextraktionsschrot. Er ent-steht bei der Sojaölgewinnung durch Zerkleinerung von Sojabohnen. Er macht etwa 15-20 Prozent der Futterration bei Mastschweinen aus.04030605Soja kommt überwiegend aus Nord- und Süd-amerika. Vor allem der großächige Sojaanbau in Südamerika steht wegen seiner Auswirkungen auf Mensch und Umwelt in der Kritik.Die Kampagnen vieler Naturschutzverbände wie z. B. Greenpeace haben stark dazu beigetragen, dass die Bevölkerung Mitteleuropas auf Gentechnik sensibilisiert ist. In keinem anderen Erdteil gibt es einen stärkeren Wunsch nach gentechnikfreien Le-bens- und Futtermitteln.Außer Sojaschrot gibt es noch andere Eiweißquel-len, wie zum Beispiel Raps- oder Sonnenblumen-Extraktionsschrote. Sie sind Nebenprodukte aus der Gewinnung von Raps- oder Sonnenblumenöl. Sie spielen mengenmäßig aber nur eine sehr geringe Rolle.Gentechnisch verändertes Soja aus Übersee ist als Futtermittel in Deutschland zugelassen. Es ist deut-lich billiger als die gentechnikfreie Variante. Rund 80 Prozent (2020) aller Soja-Importe für den deutschen Markt stammten aus gentechnisch ver-änderten Bohnen. Dies ist zulässig, allerdings muss das Futtermittel entsprechend gekennzeichnet sein.08071009Mysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema Fütterung Mysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema Fütterung

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1211Die Kritikpunkte an der Produktion von gentech-nisch verändertem Soja in Südamerika sind: hoher Einsatz von Panzenschutzmitteln, Regenwaldab-holzung, großächiger Anbau von nur Soja (Mono-kultur), weite Transportwege und die Gentechnik an sich.Heute ist Soja aus Übersee in großen Mengen und zu vergleichsweise niedrigen Preisen verfügbar. Die Kosten für den Transport mit großen Schiffen spielen eine untergeordnete Rolle. Daher erhalten Europa und auch Deutschland einen Großteil des Sojas aus Nord- und Südamerika.Viele Rapsschrote sind im Geschmack viel bitterer als Sojaschrot. Rindern ist das egal. Daher erhalten sie fast ausschließlich Rapsschrot. Schweine sind ausgesprochene Feinschmecker und fressen diesen Rapsschrot nicht.Allein für den europäischen Bedarf werden in Nord- und Südamerika rund 16 Millionen Hektar Sojaboh-nen angebaut. Das entspricht in etwa der gesamten Ackeräche Deutschlands. In Europa wachsen der-zeit nur auf ca. 0,5 Millionen Hektar gentechnikfreie Sojapanzen.Die Rapspanze ist in den vergangenen Jahren durch die Panzenzucht intensiv bearbeitet worden. So gibt es heute Rapssamen mit geringeren Anteilen an Bitterstoffen. Aus ihnen lässt sich Rapsextrak-tionsschrot, der in Futtermischungen für Schweine zum Einsatz kommt, herstellen.Die Hauptanbaugebiete der Sojabohne liegen in warmgemäßigten und subtropischen Klimaregio-nen. Führende Anbauländer sind die USA, Brasilien, Argentinien, Indien und China.Die Sojabohne ist die wichtigste Öl- und Eiweiß-panze weltweit.Eigentlich möchte Deutschland weniger Soja im-portieren und mehr selbst anbauen. Aber Import-soja ist viel billiger. In den Jahren 2014 bis 2019 ist der heimische Anbau von Panzen für eiweißreiche Futtermittel ( z.B. Raps) u.a. wegen der zunehmen-den Trockenheit bei uns trotzdem stark zurückge-gangen.In Europa sind die Soja-Regionen in Italien und Frank-reich. Dazu kommen vor allem die klimatisch günstig gelegenen Donauländer Österreich, Ungarn, Kroatien und Rumänien. Die gesamte EU erzielt derzeit eine Sojaernte von jährlich etwa 2,8 Millionen Tonnen. Auch wenn der Trend aufwärts geht – es sind gerade mal etwa 7,5 Prozent der europäischen Einfuhren.141316151817Warum baut Deutschland nicht mehr Soja an? Ein Grund ist unser ungünstiges Klima. Dies führt zu einer schlechteren Qualität. Bei Sojaschrot aus Sojabohnen, die in Übersee angebaut wurden, liegt der Rohprotein-gehalt meist bei 48 %. Bei Sojaschrot aus Sojabohnen, die in Europa angebaut werden, liegt der Rohprotein-gehalt mit durchschnittlich 44 % deutlich darunter.Sojabohnen gehören zu den Ölsaaten. Aus ihnen wird Sojaöl gewonnen. Dabei entsteht als Neben-produkt Sojaschrot, das als eiweißhaltiges Futter-mittel verwertet wird.2019Mysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema Fütterung Mysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema Fütterung

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Mystery zum Thema Düngung Im Vergleich mit anderen Ölschroten etwa aus Raps enthält Sojaschrot besonders viel Eiweiß. Ein wei-terer Vorteil ist auch die Zusammensetzung der es-sentiellen Aminosäuren, die für die Verdaulichkeit bei Schweinen und Geügel notwendig sind.Der Selbstversorgungsgrad ist bei Eiweißfuttermit-teln in Deutschland seit 2014 von etwa 40 % auf 25 % (2019) gesunken. Die Hauptursache dafür sind jedoch nicht steigende Sojaimporte, sondern der Rückgang beim Rapsanbau.Der Rapsanbau ging in Deutschland von 2014 – 2019 um mehr als 50 % zurück. Gründe dafür waren heiße und trockene Sommer sowie verschiedene Schäd-linge. Sie können nicht mehr erfolgreich bekämpft werden, da gegen sie gerichtete Wirkstoffe verbo-ten wurden. Aus Sicht der Landwirt:innen lohnte sich der Rapsanbau wirtschaftlich daher kaum.Vor allem für Rinderhalter:innen stellt Rapsschrot aufgrund der Nährstoffzusammensetzung eine Al-ternative zu Sojaschrot dar. Für Schweinemäster:in-nen ist dieses Futtermittel weniger attraktiv.Das wichtigste einheimisch erzeugte Eiweißfutter-mittel in Deutschland ist Rapsschrot. Rapsschrot fällt bei der Verarbeitung von Raps zu Biodiesel oder Öl als eiweißreiches Nebenprodukt an. Er pro-tiert von der wachsenden Nachfrage nach heimi-schen und damit „gentechnik-freien“ Futtermitteln.Verarbeiter und Handelsketten hatten z.B. in Öster-reich versucht, gentechnikfreies Fleisch im Regal neben herkömmlich produziertem zu verkaufen. Die Konsumenten seien nicht bereit gewesen, allein für Gentechnikfreiheit 50 Cent pro Kilo mehr zu zahlen. Der Versuch ist damit gescheitert.Kostete 2020 eine Tonne gentechnikfreies Soja 450 Euro, war gentechnisch verändertes Soja für ca. 350 Euro zu haben. Durch diesen hohen Preisunter-schied müssten die Schweinemäster:innen auch einen höheren Fleischpreis für ihre Mastschweine erzielen.Die Sojabohne gehört zur Familie der Leguminosen. Diese Panzen nehmen mithilfe von Knöllchenbakte-rien Stickstoff aus der Luft auf und düngen sich somit selbst. Daher müssen die Landwirt:innen ihnen keinen extra Stickstoffdünger geben.Der Anbau von Soja ist nicht grundsätzlich umwelt-schädlich. Ein Problem stellt der Sojaanbau dort dar, wo dafür Regenwälder gerodet und Grasland umge-brochen wird und dort große Monokulturen entstehen. Auch der Anbau von Sojapanzen, die gentechnisch verändert wurden, wird kritisch betrachtet. 22212423262528273029Mysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungLKW für Futtermittel Mysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema Fütterung Mysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema Fütterung(Quelle: Adobe Stock)

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Lisa fragt sich:• Warum baut er sein Futter nicht selbst an?• Warum verfüttert Bauer Heinz überhaupt fremdeFuttermittel an seine Schweine, wo er doch selbst so viel Getreide anbaut?• Was sind das überhaupt für Futtermittel?Als Leon um die Ecke biegt, überschüttet ihn Lisa mit vielen Fragen. Leon ist zunächst sprachlos, dann lacht er: „Wenn ich all deine Fragen beantwor-ten will, kommen wir beide viel zu spät zur Schule!“ Sie verabreden sich für den Nachmittag auf dem Bauernhof von Leons Vater. Gemeinsam mit Leons Vater Heinz gehen sie dem Geheimnis des Lasters auf die Spur.Die richtige Menge von Eiweißfutter ist für Schwei-ne sehr wichtig. Nur so bleiben die Tiere gesund und können optimal wachsen. Man kann es also nicht einfach weglassen!Wenn Lisa mit dem Rad zur Schule fährt, kommt ihr regelmäßig ein großer Lastwagen mit der Aufschrift „Futtermittel“ entgegen. Wenn sie ihn sieht, wird sie sauer: „Der fährt sicher wieder zu Bauer Heinz und liefert dort seine Futtermittel ab!“, denkt sie. „Warumkauft er überhaupt Futter, wo er so große Getreide-felder hat?“Bauer Heinz hat einen Schweinemastbetrieb. Sein Sohn Leon geht in die gleiche Klasse wie Lisa. Manchmal, wenn er es schafft pünktlich loszufah-ren, trifft er Lisa mit dem Fahrrad auf dem Schul-weg und sie fahren dann gemeinsam. Das kommt aber nur selten vor.Bauer Heinz erklärt: „Die Futtermischung muss ge-nau den Bedürfnissen der Schweine entsprechen. Nur so bleiben die Tiere gesund und wachsen opti-mal. Ein falscher Eiweißgehalt hat auch Folgen: Zu viel Eiweiß verursacht mehr Gerüche im Stall.“32313433363538374039Mysterykarten zum Thema FütterungRapspanze Rapskörner Mysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungSojapanze Sojabohnen Mysterykarten zum Thema FütterungGetreidelager auf dem Bauernhof Mysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungWeizenfeld Mysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema FütterungMysterykarten zum Thema Fütterung(Quelle: Adobe Stock)(Quelle: Adobe Stock)

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Warum kauft Bauer Heinz Futtermittel zu, wo er doch selbst so viel Getreide anbaut?31323330343536Leon, Lisa und Bauer Heinz1382634Futter Soja1028520271712GentechnikEiweisslücke26919LÖSUNG:Schweine erhalten als Futter Getreide und Eiweissfutter, das überwiegend aus Soja-Schrot besteht. Dieses ist nur schwer durch ein-heimische Futter-mittel zu ersetzen.LösungMYSTERY | FÜTTERUNG13372140161318824Raps als Ersatz?222515142339Kritik72911Lösungsbild als Download:

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MysteryTierhaltung & TierwohlMystery zum Thema Tierhaltung und Tierwohl Das hier vorgestellte Mystery zum The-ma Tierhaltung und Tierwohl greift die Frage auf, weshalb nicht alle Land-wirt:innen sofort ihre Tierhaltung zu-gunsten mehr Tierwohl umstellen kön-nen. Diese Frage wird von Schüler:innen als auch von Lehrkräften häu g, z. B. im Rahmen von Hofbesuchen, gestellt.Der Wunsch der Verbraucher:innen nach Änderungen in der Tierhaltung ist sehr groß. Die Medien suggerieren durch ihre Berichterstattung zudem häu g, dass Tiere in modernen Ställen nicht tier-gerecht gehalten werden und fordern eine sofortige Umstellung. Aber auch viele Landwirt:innen würden ihren Tie-ren gerne mehr Platz im Stall und mehr Auslauf ermöglichen. Doch nicht nur die Stallumbauten dafür kosten die Land-wirt:innen viel Geld, auch durch weniger Tiere auf mehr Raum sinken die Erlöse. Da viele Landwirt:innen bereits mit den derzeitigen Verkaufspreisen kaum mehr Gewinne erwirtschaften können, stellt sich für viele die Frage: „Werden Handel und Verbraucher:innen die Mehrkosten für mehr Tierwohl tragen, indem sie hö-here Preise für die Produkte im Super-markt bezahlen?“ Obwohl das in vielen Verbraucher:innenbefragungen vor dem Supermarkt bestätigt wird, fallen die tatsächlichen Kaufentscheidungen ganz anders aus: Hier steht nicht das Tier-wohl, sondern fast ausschließlich der Preis im Vordergrund.Damit sich Schüler:innen selbst eine Meinung bilden können, werden in dem folgenden Mystery verschiedene Fakten dargestellt, die in einen Zusammen-hang gebracht werden können. Diese Fakten wurden aufgrund der Komplexi-tät der Thematik bewusst auf einzelne Aspekte reduziert und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gerne können Lehrkräfte die hier dargestell-ten Sachverhalte um weitere Informa-tionen ergänzen.Offenlegung: Dieses Material wurde durch den STADT UND LAND e.V. mit fachlicher Beratung und  nanzieller Unterstützung der Unternehmen Agri V Raiffeisen eG, Agravis Raiffeisen AG und West eisch (SCE, europäische Genos-senschaft) erstellt. Die Partner beken-nen sich zu den Prinzipien des „Beutels-bacher Konsenses“. Die Unternehmen nahmen keinen Ein uss auf die darge-stellten Inhalte.(Quelle: Adobe Stock)01MYSTERY | TIERHALTUNG UND TIERWOHL Einleitung

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Bezug zum LehrplanInhaltsfeld:Landwirtschaft und Nahrungsmittel-herstellungInhaltliche Schwerpunkte:Landwirtschaftliche Produktion, Ver-braucheraufklärungÜbergeordnete Kompetenzerwartungen des KLP WP (Schwerpunkte):Die Schüler:innen können... • …auf der Grundlage vorhandener Hy-pothesen zu untersuchende Variablen (unabhängige und abhängige Variablen, Kontrollvariablen) identizieren und diese in Untersuchungen und Experi-menten systematisch verändern bzw. konstant halten (E4).• …Aufzeichnungen von Beobachtun-gen und Messdaten mit Bezug auf zu-grundeliegende Fragestellungen und Hypothesen interpretieren und daraus qualitative und einfache quantitative Zusammenhänge sowie funktionale Be-ziehungen ableiten (E6). • …recherchieren (K5). • …zur Unterstützung einer Präsenta-tion Medien sowie strukturierende und motivierende Gestaltungselemente an-gemessen und bewusst einsetzen (K7.2). • …Entscheidungen im Hinblick auf zu-grunde liegende Kriterien, Wertungen und Folgen analysieren (B3).Vorhabenbezogene KonkretisierungFragestellung: Wie werden Nutztiere heute gehalten und was brauchen Tiere, um sich wohl zu fühlen?Kompetenzerwartungen des KernlehrplansDie Schüler:innen können …• …Faktoren beschreiben, die die Hal-tung von Nutztieren bestimmen (UF1).• …den Zusammenhang zwischen Hal-tungsbedingungen und den Preis der tierischen Produkte benennen (UF1).• …Billigpreisangebote und eigene Kaufentscheidungen unter den Aspek-ten des Tierwohls hinterfragen und be-werten (B1, B2).• …Gründe bewerten, die es Landwirt:in-nen erschweren, schnelle Maßnahmen zur Verbesserung des Tierwohls auf dem eigenen Betrieb umzusetzen (B1, B2). • …zur Unterstützung einer Präsenta-tion Medien sowie strukturierende und motivierende Gestaltungselemente an-gemessen und bewusst einsetzen (K7.2), (K5).Zentrale HandlungssituationenDazu erhalten die Schüler:innen die Ge-legenheit …• …Kenntnisse zur Unterscheidung von Haus- und Nutztieren zu wiederholen• …zur Recherche über die Haltungsbe-dingungen verschiedener Nutztierarten• …sich mit dem Begriff der „Massentier-haltung“ auseinanderzusetzen und die-sen zu quantizieren und zu denieren.• …sich mit dem Zusammenhang von Verbraucherumfragen und dem tatsäch-lichem Handeln von Verbrauchern aus-einanderzusetzen• …eigene Befragungen und Beobach-tungen, z.B. in der eigenen Familie, zum Kaufverhalten von tierischen Produkten festzuhalten• …ergänzende Schülervorträge z.B. mit PowerPoint vorzubereiten und zu halten.Inhaltlicher Schwerpunkt des Mysterys ist die Haltung von Tieren und der vor-dergründige Wunsch vieler Verbraucher, Maßnahmen zur Verbesserung des Tier-wohls schnell auf den Höfen umzuset-zen. Die Protagonisten kommen aus der Lebenswelt der Schüler:innen. Das The-ma Tierhaltung muss anschließend im Unterricht noch vertieft werden. Hierzu sind neben der theoretischen Vermitt-lung durch Filme, Arbeitsblätter und Präsentationen auch eine Exkursionen auf verschiedene tierhaltende landwirt-schaftliche Betriebe denkbar.Ziel des Mysterys ist es, die Bewer-tungskompetenz der Schüler:innen zu entwickeln. Die Methode ist dafür her-vorragend geeignet, da schlussfolgernd ein Zusammenhang zwischen verschie-denen Personen hergestellt werden muss. Die fachlichen Informationen, die hier vermittelt werden, sind unmittelbar anwendungsbezogen.02MYSTERY | TIERHALTUNG UND TIERWOHL Bezug zum Lehrplan, vorhabenbezogene Konkretisierung

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Sachanalyse Tierhaltung und Tierwohl für die Lehrkraft Gibt es eine Denition für den Begriff der Massentierhaltung?Massentierhaltung ist ein nicht de-nierter und eher umgangssprachlicher Begriff. Viele Menschen verstehen dar-unter eine landwirtschaftliche Nutztier-haltung, auf der viele Tiere der gleichen Art auf engem Raum unter schlechten Bedingungen leben. Sie verbrauchen dabei viel Futter und Wasser und erzeu-gen viel Gülle und hohe Umweltbelas-tungen. Oft wird dies auch als „indus-trielle Tierhaltung“ bezeichnet. Beide Begriffe sind wissenschaftlich unüblich. In der Wissenschaft wird häuger das Gegensatzpaar „intensive versus exten-sive Tierhaltung“ genutzt.Eine konkrete Denition des Begriffes Massentierhaltung, die sich auf be-stimmte Anzahlen von Tieren bezieht, ist im deutschen Recht derzeit nicht vorhanden. Jedoch lassen sich einige Merkmale festhalten. Der Duden (2020) versteht unter Massentierhaltung eine „technisierte Tierhaltung in Großbetrie-ben zur Gewinnung möglichst vieler tie-rischer Produkte“. Im Spektrum Lexikon der Biologie (1999) wird als Massentier-haltung eine landwirtschaftliche Nutz-tierhaltung vieler Individuen gleicher Art zur Produktion tierischer Lebens-mittel wie beispielsweise Fleisch, Milch und Eiern verstanden. Maßnahmen der Ökonomisierung, wie Verringerung des Haltungsraumes sowie efzienter Per-sonaleinsatz und der Einsatz kostenspa-render Maschinen, sind hierbei charak-teristisch.Ab wann fängt für Verbraucher in Deutschland subjektiv Massentierhal-tung an?Eine Umfrage aus dem Jahr 2012 stellt fest, dass die meisten Verbraucher Mas-sentierhaltung ab etwa 500 Rindern, 1.000 Schweinen oder 5.000 Masthähn-chen empnden. Schon zu diesem Zeit-punkt lag der tatsächliche Geügel-bestand bundesweit bei 14.900 und in Niedersachsen sogar bei 35.100 Tieren, bei Schweinen bei rund 950 Tieren durch-schnittlich. Seitdem sind die Tierzahlen je Betrieb deutlich gestiegen. Demnach würden nach gesellschaftlicher Auffas-sung sehr viele Betriebe unter die Mas-sentierhaltung fallen.Wie hat sich beispielswiese die Anzahl der Schweinehalter in Deutschland ent-wickelt?Die Zahl der Schweinehalter ist in den vergangenen Jahren drastisch gesun-ken. Während es noch 1967 fast 1,3 Millionen Höfe mit Schweinen gab, wa-ren es 2019 nur noch 22.000 Betriebe. Zugleich stieg die Gesamtproduktion im selben Zeitraum von 19 Millionen Tieren pro Jahr auf 26 Millionen an. Der Durchschnittsbestand in Deutschland betrug 1.202 Tiere. Das hört sich nach sehr viel an, ist aber im internationalen Vergleich unterdurchschnittlich.Warum hat sich die Schweinehaltung so entwickelt?Viele kleine Betriebe haben die Produk-tion aufgegeben. Für die Menschen war Auch in großen Ställen leben Schweine in Kleingruppen zusammen. (Quelle: Adobe Stock)Hühner in Bodenhaltung. (Quelle: Hubert Koll)03MYSTERY | TIERHALTUNG UND TIERWOHL Sachinformationen

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es bequemer, einen Beruf außerhalb der Landwirtschaft anzunehmen. Zu-dem sind die gesetzlichen Auagen für den Stallbau und damit auch die Kos-ten stark gestiegen. Dadurch lohnte es sich nur noch, größere Ställe zu bauen. Weiterhin sind die Preise für Schweine-eisch stark gesunken. Da die Land-wirt:innen pro Tier weniger verdienten, mussten sie immer mehr Tiere halten, um dies auszugleichen.Worin liegen die Vorteile der heutigen Tierhaltung?Fleisch ist heute kein Luxusprodukt mehr. Durch die günstigen Preise kön-nen sich heute alle Schichten der Ge-sellschaft tierische Produkte leisten. So mussten laut Situationsbericht in Deutschland die Menschen im Jahre 1970 rund 96 Minuten für ein Kilo-gramm Schweinekotelett arbeiten. 2019 waren es nur noch 22 Minuten. Das liegt daran, dass der Fleischpreis proportio-nal zu den Gehältern sehr viel langsa-mer ansteigt. Die strukturellen Verän-derungen in den landwirtschaftlichen Tierbetrieben führen für Deutschland zu einer herausragenden internationa-len Marktstellung. Deutschland gehört zu den vier größten Erzeugern von tie-rischen Produkten weltweit. Die hohe Wirtschaftlichkeit in der Landwirtschaft sichert vielen Bauern ein Einkommen und viele Arbeitsplätze. Zudem hat die intensive Fleischproduktion eine gro-ße wirtschaftliche Bedeutung für bei-spielsweise die Futtermittelhersteller, Schlachthöfe, Landtechnik oder den Stallbau.Halten kleinere Betriebe ihre Tiere tier-freundlicher als Großbetriebe?Dafür gibt es keine wissenschaftlichen Belege. Entgegengesetzt zu gesell-schaftlichen Vorstellungen weist der Wirtschaftliche Beirat für Agrarpolitik (2015) darauf hin, dass kritische Zustän-de in der Tierhaltung nicht unbedingt von der Bestandsgröße der Betriebe abhängen. Sowohl in großen als auch kleinen Beständen können problemati-sche Haltungsbedingungen auftreten. Begründet wird dies unter anderem mit fehlender Managementfähigkeit, fach-lichen Wissenslücken und nanziellen Problemen. Auch persönliche Über-arbeitung oder schlecht ausgebildete Arbeitskräfte können hier eine Ursache sein.Wie hängen die moderne Tierhaltung und der Einsatz von Antibiotika zusammen?Im direkten Zusammenhang mit der in-tensiven Tierhaltung steht die Nutzung von Antibiotika gegen Erkrankungen und Infektionen bei Tieren, die häug durch eine Tierhaltung auf engem Raum begünstigt werden. Dadurch werdenjährlich weltweit ungefähr 131.000 Ton-nen Antibiotika, davon ca. 700 Tonnen in Deutschland, bei Tieren eingesetzt, dessen Fleisch die Menschen konsumie-ren. In der Humanmedizin selbst wird etwa nur die Hälfte davon verwendet. Insgesamt ist der Antibiotikaverbrauch in der Nutztierhaltung in Deutschland stark gesunken. Die Gesamtverbrauchs-menge ging zwischen Juli 2014 und Dezember 2017 um 31,6 Prozent zu-rück. Die stärkste Reduktion wurde bei Schweinen erreicht: bei Mastferkeln um 46 Prozent, bei Mastschweinen um 43 Prozent. Deutlich geringer ist der Rück-gang der Antibiotika-Verbrauchsmen-gen bei Mastgeügel und Mastkälbern: Bei Mastputen und Mastkälbern ist der Verbrauch lediglich um vier Prozent, bei Masthühnern sogar nur um ein Prozent zurückgegangen. (Quelle: BZL)Welche Einüsse können auf die Umwelt einwirken?Besonders in Regionen mit einer hohen Tierdichte und gleichzeitig einem hohen Anteil von zugekauftem Futter stellt die Ausbringung von Mist und Gülle ein immer größer werdendes Problem dar. Allein 2017 wurden 208 Millionen Ku-bikmeter Wirtschaftsdünger auf deut-schen Acker- und Grünlandächen aus-gebracht. Zum Teil müssen inzwischen weite Transportwege zwischen Stall und Feld zurückgelegt werden, um die Nährstoffe zu verteilen. Obwohl seit Jahren in Europa der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Trinkwasser besteht, können viele Messstellen in Deutschland diesen Wert nicht einhal-ten. Die Aufbereitung des Trinkwassers wird dadurch immer aufwendiger. Laut eines Gutachtens des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft könnte er bis zu 60 % ansteigen. Zudem verursacht die Tierhaltung Emissionen wie Gerüche, Staub und Lärm.So stellen sich viele Verbraucher die ideale Schweinehaltung vor. (Quelle: Hubert Koll)04MYSTERY | TIERHALTUNG UND TIERWOHL Sachinformationen

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Warum ändern viele Tierhalter nicht ihre Haltungsart sofort zu mehr Tier-wohl?Der Neubau von Ställen, egal für welche Tierart, ist mit sehr hohen Auagen und Kosten verbunden. In der Regel werden Summen von inzwischen deutlich mehr als eine Million Euro pro Stall investiert. Diese Beträge kann kein Landwirt allei-ne aufbringen, sondern er muss sie über eine Bank nanzieren. Entsprechend lange dauert es, bis der Stall abbezahlt ist. Zeiträume von 15 bis 20 Jahren sind hier die Regel. Ein nanzielles Polster für Umbauten besteht dann nicht mehr. Zudem änderten sich die Anforderungen für eine tiergerechte Haltung seitens der Politik und der Handelsunterneh-men in den vergangenen Jahren sehr häug. Somit bestehen hohe Unsicher-heiten, ob sich die Investition tatsäch-lich rechnet.Welche Rolle spielen hier die Verbrau-cher:innen?In Deutschland wird gerne Fleisch ge-gessen. 2023 lag der durchschnittliche Fleischkonsum bei 51,6 kg pro Person, davon waren 27,5 kg Schweineeisch. Der Handel bietet in den Läden das Fleisch an, das auch tatsächlich von den Verbraucher:innen gekauft wird. Hier spielt der Preis eine deutlich größere Rolle als der Aspekt der Tierhaltung. Zwar geben sehr viele Verbraucher:in-nen (89 %) vor dem Supermarkt an, dass sie bereit wären, einen höheren Preis für Fleisch zu bezahlen, wenn dafür die Bedingungen in der Tierhaltung besser würden (2018). Tatsächlich verhalten sie sich im Supermarkt aber völlig an-ders. Laut einer umfangreichen Ver-braucherstudie mit mehr als 16.000 Teilnehmer:innen der Hochschule Os-nabrück (2020) sind es nur 16 Prozent, die tatsächlich Fleisch oder Wurst aus Tierwohlhaltung anstatt konventionell erzeugter Ware kaufen. Zudem wurden lediglich Preisaufschläge von etwa 30 Cent für einen mittelpreisigen Schwei-neeisch-Artikel akzeptiert. Das ent-spricht einer Preiserhöhung von 9 bis 13 Prozent, je nach Ausgangspreis des Artikels. Das ist viel zu wenig, damit sich die Investitionen in neue Ställe und der Mehraufwand an Arbeit für die Landwir-te lohnen würden.Was verdienen die Landwirt:innen an einem Schwein?Gerade bei den Mastschweinen gibt es sehr starke Preisschwankungen, die als „Schweinezyklus“ bekannt sind. Da von der Geburt des Ferkels bis zum schlacht-reifen Mastschwein sechs Monate ver-gehen, können Landwirt:innen nicht schnell auf besonders gute oder be-sonders schlechte Preise reagieren. Sie müssen ihr Schwein, sobald das Idealge-wicht erreicht ist, verkaufen, egal ob sie damit Geld verdienen oder sogar Verlust machen. Grob kann man sagen: Je Mast-schwein bekommen die Landwirt:innen im Mittel rund 160 Euro. Das Ferkel, das zugekauft wird, kostet schon 70 Euro. Für Futter und Wasser müssen rund 60 Euro eingeplant werden. Von den rest-lichen 30 Euro müssen noch Maschinen, Reparaturen und Rücklagen für einen neuen Stall, Zinsen etc. bestritten wer-den. Da bleibt am Ende fast kein Lohn mehr übrig. Sind schon alle Einspa-rungspotentiale ausgereizt (wovon aus-zugehen ist), so bleibt als einzige Mög-lichkeit nur, dass immer mehr Schweine gemästet werden. Im Jahr 2018 kamen von jedem Euro, den Verbraucher:innen für tierische Produkte ausgaben, nur 28 Cent bei den Landwirt:innen an. Der Rest ging an die Transport-, Schlacht- und Zerlegebetriebe sowie den Lebens-mittelhandel.Hühner in Freilandhaltung. (Quelle: Hubert Koll)05MYSTERY | TIERHALTUNG UND TIERWOHL Sachinformationen

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Die Mystery-Methode Die Mystery-Methode ist eine problem-orientierte Unterrichtsmethode, die ur-sprünglich aus dem Geographieunter-richt stammt. Sie lässt sich jedoch auch gut in andere Fächer, wie Biologie bzw. Naturwissenschaften integrieren. Das englische Wort mystery kann mit „Ge-heimnis“ oder „Rätsel“ übersetzt werden. So handelt es sich bei dieser Methode tatsächlich um ein Rätsel, welches die Schüler:innen dazu auffordert, verschie-dene Fakten miteinander in Beziehung zu setzen und dadurch der Lösung näher zu kommen. Diese Methodik kann vor allem als Einstieg in eine Unterrichtsreihe oder auch zur Erarbeitung komplexer Thema-tiken, wie sie bei landwirtschaftlichen Themen häug vorliegen, im Unterricht eingesetzt werden. Zu Beginn der Methode wird zunächst als Impuls eine Aussage oder Frage präsen-tiert, die das zentrale Thema des Myste-rys umschreibt. Diese kann einen schein-baren Widerspruch enthalten oder in sich rätselhaft sein. Die Lehrkraft präsentiert sie entweder durch einfaches Vorlesen oder visuell an der Tafel oder auf einer Folie. Zum Start sollen die Schüler:innen die-se Aussage im Plenum diskutieren und überlegen, welche Bedeutung dahinter stecken könnte. Diese Vermutungen er-folgen rein spekulativ, da den Schüler:in-nen jegliche Hintergrundinformationen und Zusammenhänge der Leitaussage unbekannt sind. Dennoch steigern diese Spekulationen in hohem Maße die Moti-vation der Lernenden. Anschließend wird die Ausgangsgeschich-te von der Lehrkraft vorgelesen. Daran schließt sich die Erarbeitungsphase an, für die etwa 30 bis 45 Minuten angesetzt werden sollten, je nach Komplexität und Umfang des Mysterys oder der Leistungs-stärke der Lerngruppe. Die Schüler:innen arbeiten hier in Kleingruppen von vier bis sechs Personen zusammen. Sie erhalten pro Gruppe einen Arbeitsauftrag, der den Ablauf dieser Phase Schritt für Schritt er-läutert, ein leeres Plakat, Kleber, Filzstif-te sowie einen Umschlag mit Kärtchen. Letztere enthalten Informationen, die zur Lösung der Aufgabe benötigt werden. Die Aufgabe der Kleingruppen ist es nun, diese Kärtchen nacheinander einzeln aus dem Umschlag zu nehmen und einander vorzulesen. Nach und nach legen sie die-se dann lose so auf dem Plakat aus, dass zwischen den Karten logische Verknüp-fungen entstehen, die zur Beantwor-tung der Leitaussage beitragen. Haben die Schüler:innen alle Kärtchen auf dem Plakat verteilt, so können sie diese noch verschieben und über Kategorien und Zu-sammenhänge diskutieren. Es entsteht ein sogenanntes Lege-Bild. Sind die Ler-nenden sich über die Anordnung der Kärt-chen in ihrer Kleingruppe einig, so kön-nen sie diese auf dem Plakat festkleben und mithilfe von Überschriften, Pfeilen oder eigenen Markierungen erkannte Zu-sammenhänge und Kategorien verdeut-lichen. Wichtig ist es, die Schüler:innen darauf hinzuweisen, dass es bei der An-ordnung der Kärtchen im Lege-Bild kei-ne richtigen und falschen Varianten gibt. Vielmehr steht die sinnvolle Verknüpfung der einzelnen Informationen im Vorder-grund. Eine Differenzierung zwischen den Leis-tungsniveaus der Gruppen ist innerhalb dieser Phase gut umzusetzen. Leistungs-stärkeren Kleingruppen können Zu-satzumschläge zur Verfügung gestellt werden, die entweder vertiefende Infor-mationen zur Thematik enthalten oder Kärtchen, die zwar zum Kontext passen, aber für die Beantwortung der Leitaus-sage nicht relevant sind. Leistungsschwä-cheren Kleingruppen können hingegen Hilfekarten angeboten werden, die den Lernenden Hinweise auf eine mögliche Kategorisierung der Kärtchen geben. Während dieser Phase sollte die Lehrper-son darauf achten, dass die Kleingruppen den Arbeitsauftrag gründlich durchge-hen und sich die Kärtchen gegenseitig so vorlesen, dass alle Gruppenmitglie-der den Inhalt verstehen. Die Lehrkraft interagiert währenddessen als Berater und Beobachter. Durch gezielte Fragen nach dem Inhalt der Kärtchen oder mit-hilfe von kritischen Fragen zum Aufbau des Lege-Bildes kann sie gegebenenfalls Unterstützung bieten.In der folgenden Präsentationsphase werden die Ergebnisse der verschiede-nen Kleingruppen vorgestellt. Dies kann beispielsweise durch einen Galeriegang geschehen. Bei dieser Unterrichtsme-thode werden die Plakate an der Wand wie in einer Galerie ausgestellt. Es wer-den neue Kleingruppen gebildet, die aus je einem Mitglied der vorherigen Teams bestehen und im Anschluss von Plakat zu Plakat gehen. Die Plakate werden von dem Gruppenmitglied erklärt, das bei der Erstellung beteiligt war. Nach einer fest-gelegten Zeit begibt sich die Gruppe zum nächsten Plakat.Ziel ist es, alle Arbeiten der einzelnen Kleingruppen wertzuschätzen und Ge-legenheit für Diskussionen zu bieten. Es können beispielsweise die unterschied-lichen Herangehensweisen und Anord-nungen der Kärtchen auf dem Plakat angesprochen werden. Anschließend nennen die einzelnen Gruppen ihre Ant-worten auf die Leitaussage. Diese können direkt auf das Plakat geschrieben wer-den. Anschließend sollte erneut über die Ergebnisse diskutiert werden und eine Reexion folgen, um das Gelernte zu fes-tigen. Hierfür können die Schüler:innen einen vertiefenden Arbeitsauftrag erhal-ten oder die besprochenen Ergebnisse schriftlich festhalten. (Quelle und weiterführende Informa-tionen: Mühlhausen, J, Pütz, N. (Hrsg.) (2013): Mysterys: 9 rätselhafte Fälle für den Biologieunterricht: Materialien Sek. I. Hall-bergmoos: Aulis)06MYSTERY | TIERHALTUNG UND TIERWOHL Die Mystery-Methode

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Exemplarischer Verlaufsplan für eine Doppelstunde (90 Minuten)Die Mystery-MethodePhase Geplanter VerlaufMedien, Aktions-, Arbeits- und SozialformenImpuls Tafelanschrieb oder Folie mit Leitfrage/-aussage Tafelanschrieb oder Overhead oder BeamerEinstieg(5 Minuten)Was könnte dieser Satz bedeuten? Plenum, evtl. Sammlung der Vermutungen an der TafelInstruktion(5 Minuten)Einteilung der Schüler:innen in Kleingruppen; Arbeitsvorlage mit Anweisungen als Folie; Schüler:innen bekommen Plakate und Umschläge; ggf. Hinweise auf ErweiterungskärtchenPlenum, Arbeitsvorlage mit Anweisungen (Beamer/OHP), Umschläge mit Mysterykärtchen, Plakate oder Flipchart-Blätter, Klebestifte, Eddings in verschiedenen FarbenErarbeitung I (30 bis 45 Minuten)Schüler:innen stellen durch Auslegen der Kärtchen auf den Plakaten Zusammenhänge her und verknüpfen diese mit der Leitfrage/-aussage.Gruppenarbeit, Mystery, Erstellen von Plakaten durch Auslegen und Aufkleben von Kärtchen, Visualisieren der Zusammenhänge z.B. durch beschriftete Pfeile, Überschriften etc. in verschiedenen FarbenErweiterung Gruppen mit leistungsstarken Schüler:innen holen sich zusätzliche Karten ab; Gruppen mit leistungsschwachen Schüler:innen können Hilfestellungen erhalten.Ergänzung der bisher erarbeiteten MysterylösungPräsentation(25 Minuten)Die einzelnen Gruppen präsentieren ihre Lösungen nacheinander im Plenum oder per Galeriegang. Die Gruppen stellen ihre Plakate mit den einzelnen Strängen und Antworten auf die Leitfrage/-aussage vor. Evtl. Darstellung der Erweiterungskärtchen für Schüler:innen, die diese nicht bearbeitet haben.Plenum, PlakateRe exion und Ergebnissicherung(10 Minuten)Schüler:innen untersuchen die Unterschiede der einzelnen Lösungsplakate. Woher kommen diese? Warum wurden einzelne Informationen anders gruppiert oder weggelassen?Als Abschluss wird eine gemeinsame Lösung auf die Leitfrage/-aussage formuliert und schriftlich festgehalten.Plenum, PlakateHinweis: Die Mysterykarten als Kopiervorlagen sowie die Musterlösungen können Sie unter https://stadtundland-nrw.de/lernort-bauernhof/fuer-lehrkraefte/ herunterladen.07MYSTERY | TIERHALTUNG UND TIERWOHL

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Einführungsgeschichte: Markus möchte mehr Komfort für seine Tiere - Doch was hat das mit den Menschen im Supermarkt zu tun?Bauer Markus ist ein echter Pro in Sa-chen Schweinehaltung. Vor 20 Jahren, als Markus den Bauernhof übernahm, waren die Ställe nagelneu. Aber so langsam denkt er daran, seine Ställe an die aktuellsten wissenschaftlichen Er-kenntnisse anzupassen und umzubauen. Gerne würde er seinen Schweinen zum Beispiel mehr Platz und einen Zugang nach draußen ermöglichen. Doch der Umbau der Ställe wäre sehr teuer. Mar-kus spricht mit seinem Sohn Moritz und seiner Freundin Lisa darüber. Da haben Lisa und Moritz eine Idee…und wundernsich!Mögliche Lernziele des Mysterys Kognitive Lernziele:Die Schüler:innen können …• …neue Informationen und Gedanken-gänge des Mysterys strukturieren, in-dem sie vorhandenes Vorwissen aktivie-ren und benennen.• …Informationen aus dem dargebote-nen Mystery miteinander in Beziehung setzen, indem sie Einzelinformationen der Karten gewichten und analysieren.• …Informationen aus dem Mystery mit-einander in Beziehung setzen, indem sie begründete Hypothesen aufstellen.• …die Informationen der einzelnen Kar-ten miteinander in Beziehung setzen, in-dem sie Stränge und Karten durch Pfeile und Skizzen miteinander verbinden und darstellen.• …Informationen ordnen und struktu-rieren, indem sie die Karten des Mys-terys in einer begründeten Ordnungs-struktur auf einem Plakat präsentieren.• …im Anschluss an die Bearbeitung des Mysterys ihren individuellen Lernpro-zess und die angewandten Lösungsstra-tegien reektieren, indem sie benennen, was bei der Bearbeitung gut gelungen ist und wo es Schwierigkeiten gab.• …im Anschluss an die Bearbeitung ihre Gruppenarbeit und das Kooperations-vermögen reektieren, indem sie die Schwierigkeiten und positiven Aspekte im sozialen Miteinander benennen.Soziale Lernziele:Die Schüler:innen sind in der Lage…• …in einer Kleingruppe das Mystery zu bearbeiten, indem sie den anderen Ler-nenden zuhören und deren Vorschläge in Bezug auf die eigene Auffassung ab-wägen.• …in den Kleingruppen eine gemeinsa-me Lösung der Leitfrage zu erreichen, indem sie mögliche Konikte im Bear-beitungsprozess lösen und Unstimmig-keiten gemeinsam beheben.• …in ihren Kleingruppen zusammenzu-arbeiten, indem sie die Gesprächsregeln berücksichtigen, auf andere Schüler ein-gehen und sich an Absprachen halten.• …ihre eigene Meinung begründet zu vertreten, indem sie Argumente und Be-lege nennen, die zur Beantwortung der Leitfrage beitragen.Affektive Lernziele:Die Schüler:innen arbeiten motiviert an der Lösung des Mysterys, indem sie ei-genes Vorwissen sowie Vorerfahrungen in den Bearbeitungsprozess einbringen.Die Mystery-Methode, Einführungsgeschichte(Quelle: Adobe Stock)08MYSTERY | TIERHALTUNG UND TIERWOHL

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Mystery zum Thema Düngung 0201Markus ist Landwirt und besitzt einen konventio-nellen Schweinemastbetrieb mit 2.000 Plätzen. Das Wohl und die Gesundheit seiner Tiere liegen ihm sehr am Herzen.Früher hatte der Vater von Markus neben den Schweinen noch Kühe und Hühner. Markus hat sich vor 20 Jahren voll auf die Schweinehaltung spezia-lisiert. Er hat die anderen Tiere abgeschafft und da-für größere Schweineställe gebaut. Markus ist ein echter Pro in Sachen Schweinehal-tung: Nach seiner Meisterprüfung hat er viele weite-re Fortbildungen besucht. Er liest zudem zahlreiche Fachzeitschriften, tauscht sich mit Beratern aus und diskutiert mit Wissenschaftlern online. Das kann er besser, wenn er sich auf eine Tierart konzentriert.Markus weiß, dass seine Ställe jetzt schon älter sind. Sie wurden zwar damals nach den gesetzlichen Vor-gaben und aktuellsten wissenschaftlichen Erkennt-nissen gebaut, allerdings hat die Stallbau-Forschung seitdem große Fortschritte gemacht. Er würde seinen Tieren gerne mehr Platz ermöglichen, sie auf Stroh halten und ihnen Zugang nach draußen ermöglichen.Vor 20 Jahren gab es noch viele Schweinehalter im Ort. Doch fast alle haben in den vergangenen Jah-ren ihren Betrieb aufgegeben. Heute ist Markus der letzte von ihnen!In vielen Familien gab es früher nur am Wochen-ende einen Braten oder Kotelett. Heute können sich viele Menschen mehrfach in der Woche Fleisch leis-ten.04030605Gerne würde Markus seinen Schweinen artgerech-tere Haltungsbedingungen ermöglichen. Doch der Umbau der Ställe wäre sehr teuer und er müsste dann für seine Schweine einen besseren Preis be-kommen. Ob die Verbraucher diesen auch bezahlen würden?Moritz ist der Sohn von Markus. Er ist 18 Jahre alt und überlegt, nach dem Abitur Landwirtschaft zu studieren und den Hof zu übernehmen.Seine Freundin Lisa hilft häug auf dem Hof mit und mag die kleinen Ferkel. Ihre Eltern betreiben den Supermarkt im Ort.08071009Mysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und Tierwohl Mysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und Tierwohl(Quelle: Deutscher Bauernverband)(Quelle: BZL)StallächeAuslaufäche in Quadrat-meter * Angaben für ein 100 Kilo-gramm schweres MastschweinGesetzlicher MindeststandardKennzeichnung:Staatliches Tierwohlkennzeichen (1.Stufe)Staatliches Tierwohlkennzeichen (2.Stufe)Für mehr Tierschutz (Einstiegsstufe)

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1211Während man für ein Kilogramm Kotelett 1950 noch fast vier Stunden arbeiten musste, waren es 1970 noch 96 Minuten und 2019 nur noch 22 Minu-ten. Das kommt auch daher, dass Schweine in gro-ßen Beständen kostengünstiger gehalten werden können.Vor kurzem auf dem Dorffest sagte ein Nachbar zu Markus: „Du Massentierhalter!” Das sollte zwar witzig gemeint sein, tat ihm aber trotzdem sehr weh. „Ich bin doch kein Massentierhalter”, sagt er zu Mo-ritz und Lisa.Unter Massentierhaltung verstehen viele Menschen eine landwirtschaftliche Nutztierhaltung, auf der viele Tiere der gleichen Art auf engem Raum unter schlechten Bedingungen leben. Sie verbrauchen dabei viel Futter und Wasser und erzeugen viel Gül-le und hohe Umweltbelastungen.Moritz und Lisa versuchen herauszunden, was „Massentierhaltung” eigentlich bedeutet. Eine ge-naue Denition oder eine Anzahl der Tiere je Be-trieb, bei der Massentierhaltung beginnt, gibt es nicht.Laut eines Gutachtes des Wissenschaftlichen Bei-rats für Agrarpolitik sind die Begriffe „Massentier-haltung“ bzw. „industrielle Tierhaltung“ wissen-schaftlich eher unüblich. In der Wissenschaft wird häuger das Gegensatzpaar „intensive versus ex-tensive“ Tierhaltung genutzt.„Was soll ich denn machen? Ich möchte, dass es meinen Tiere gut geht, muss aber trotzdem vom Verkauf meiner Tiere leben können. Würden denn die Menschen Fleisch kaufen, das deutlich teurer ist als anderes”, sagt Markus zu Moritz und Lisa.141316151817Im Internet nden Moritz und Lisa viele wissen-schaftliche Untersuchungen, die aber zu ganz un-terschiedlichen Ergebnissen kommen.Moritz und Lisa haben eine Idee: Sie wollen Men-schen im Supermarkt von Lisas Eltern zum Thema Schweineeisch befragen.Familie Müller, Frau Schmitz, Katja Mayer, Familie Schröder, Herr Thurau und Henry Hirsch geben Aus-kunft.2019Mysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und Tierwohl Mysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und Tierwohl(Quelle: Hubert Koll)(Quelle: Hubert Koll)Schweinehaltung auf Stroh Preisschild im Supermarkt

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Mystery zum Thema Düngung Für Familie Müller ist Geld kein Problem. Herr Müller leitet ein Ingenieurbüro, Frau Müller ist Anwältin. Sie essen gerne Fleisch und andere tierische Produkte. „Unsere neue Outdoor-Küche hat mehrere tausend Euro gekostet. Aber dem Fleisch und den Würstchen sieht man es ja nicht an, wie die Tiere gehalten wur-den. Daher kaufen wir möglichst günstig!” Frau Schmitz hat zwei kleine Kinder. Sie ist allein-erziehend und kann daher nur in Teilzeit arbei-ten. Geld ist daher immer knapp. „Ich würde gerne Fleisch aus tiergerechter Haltung kaufen, aber ich kann es mir schlichtweg nicht leisten!“Katja Mayer ist Studentin und ist aus Überzeugung Veganerin. „Mir ist das zu kompliziert, mir bei je-dem tierischen Lebensmittel eine Meinung bilden zu müssen. Ich verzichte daher komplett auf alle tierischen Produkte wie Fleisch, Eier, Milchprodukte oder Honig.” Pia und Johannes Schröder bezeichnen sich als „Auswärts-Vegetarier”: „Für uns ist es wichtig zu wissen, woher das Fleisch kommt und wie die Tie-re gehalten wurden. Daher kaufen wir direkt vom Landwirt. Unterwegs oder in der Mensa verzichten wir auf Fleisch.”Herr Thurau ist Rentner. „Als Verbraucher ist es nicht meine Aufgabe, für mehr Tierwohl zu sorgen und dafür zu bezahlen. Das muss schon die Politik lösen!“, sagt er.Henry Hirsch betreibt Kraftsport und isst sehr gerne Fleisch. Eigentlich ist es ihm schon wichtig, dass die Tiere gut gehalten werden. „Durch die vielen Label und was sie genau bedeuten, steige ich nicht durch. Das ist mir viel zu verwirrend!“Markus hat gerechnet: Je Mastschwein bekommt er rund 160 Euro. Das Ferkel, das er zukauft, kostet schon 70 Euro. Für Futter und Wasser muss er rund 60 Euro einplanen. Von den restlichen 30 Euro muss er noch Maschinen, Reparaturen und Rücklagen für einen neuen Stall, Zinsen etc. bestreiten. Da bleibt am Ende fast kein Lohn mehr für ihn übrig.Im Jahr 2019 kostete ein Kilogramm Schweine-eisch im Durchschnitt etwa 6,30 Euro. Der Land-wirt bekam weniger als 1,30 Euro. Der Rest ging an die Transport-, Schlacht- und Zerlegebetriebe sowie den Lebensmittelhandel.22212423262528273029Mysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und Tierwohl Mysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und Tierwohl(Quelle: Initiative Tierwohl)(Quelle: Hubert Koll)Etikett auf Fleischprodukt Logo der Initiative Tierwohl

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Befragungen zeigen: Viele Konsument:innen wür-den grundsätzlich einen erhöhten Preis für tierische Lebensmittel bezahlen, wenn dies mehr Tierwohl ermöglicht. Für 68 Prozent ist das Thema Tier-schutz in der Landwirtschaft wichtig oder sogar sehr wichtig. Wenn sie dann aber tatsächlich ein-kaufen gehen, entscheidet oft der Preis.Moritz und Lisa nden eine wissenschaftliche Unter-suchung aus dem Jahr 2012:Für die meisten Menschen, die befragt wurden, be-ginnt Massentierhaltung schon bei 1.000 Schweinen.„Dann sind ja in Deutschland inzwischen fast alle Schweinebauern Massentierhalter!”, sagt Markus.(Quelle: Kayser, Schlieker und Spiller 2012)2023 lag der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland bei 61,1 kg Fleisch pro Person. Im Durchschnitt waren davon 27,5 kg Schweineeisch.(Quelle: BLE)Preisorientierte Schnäppchen-jägerSmart Shopper Wenig interessierte FleischkäuferDurchschnitts- käuferTierschutz- Kernzielgruppe- extrem sonder- angebotsorien-tiert,- kein Qualitäts- interesse- starke Sonder- angebotsafni-tät,- hohe Bereit-schaft zum Geschäftsstät-tenwechsel,- mittleres Tierschutz- und Qualitätsinter-esse- mittlere Son-derangebots-afnität,- eher geschäfts- stättentreu, - stark unterdurch- schnittliches Tierschutz- und Qualitätsinter-esse- mittlere Son-derangebots-afnität,- eher geschäfts- stättentreu,- überdurch-schnittliches Tierschutz- und Qualitätsinter-esse- geringe Sonder-angebotsafni-tät,- sehr geringe Bereitschaft zum Geschäfts-stättenwechsel,- sehr starkes Tierschutz- und Qualitätsinter-esse7% der Bevölkerung20% der Bevölkerung12% der Bevölkerung25% der Bevölkerung32% der BevölkerungDas Umweltbundesamt sagt in einem aktuellen Gutachten im Hinblick auf die aktuelle Lage der Landwirtschaft, dass die Politik Maßnahmen ergrei-fen muss, um die Existenz der Landwirte zu sichern. Es sagt weiterhin, dass die Konsumenten eine grö-ßere Wertschätzung für Lebensmittel entwickeln müssen.Eine Untersuchung in Supermärkten hat 2020 er-geben, dass nur 16 Prozent der Kunden tatsächlich Fleisch oder Wurst aus Tierwohl-Haltung anstatt konventionell erzeugter Ware kaufen. Zudem wur-den lediglich Preisaufschläge von etwa 30 Cent für einen Schweineeisch-Artikel akzeptiert. Das ent-spricht einer Preiserhöhung von 9 bis 13 Prozent.Käufertypen in Bezug auf Tierwohl (nach Spiller, 2016; verändert)Von 1995 bis heute haben 90 % der Bauernhöfe in Deutschland die Schweinehaltung aufgegeben. Dagegen ist die Menge an Schweineeisch, die pro-duziert wurde, deutlich angestiegen.Die Landwirte haben in den vergangenen Jahren pro Schwein immer weniger verdient. Damit sie für sich ein ausreichendes Einkommen erzielen können, haben sie mehr Tiere gehalten.Sprich: Die Anzahl der Tiere ist deutlich gestiegen und die Arbeit ist mehr geworden. Mehr verdient haben sie aber nicht.Anteil der Betriebe, die weniger als 100 Schweine hielten: 42,7 %Anteil der Schweine in diesen Betrieben am Gesamtbestand:1,1 %Anteil der Betriebe, die 1.000 oder mehr Schweine hielten: 23,5 % Anteil der Schweine in diesen Betrieben am Gesamtbestand: 75,3 %(Alle Zahlen für 2016)32313433363538374039Mysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und Tierwohl Mysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und TierwohlMysterykarten zum Thema Tierhaltung und Tierwohl(Quelle: BZL)

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Lösungsbild als Download:Lösung13MYSTERY | TIERHALTUNG UND TIERWOHL (Quelle: Amazone)(Quelle: Amazone)Markus möchte mehr Komfort für seine Tiere - doch was hat das mit den Menschen im Supermarkt zu tun?62734183839Preise2811104032Bauer Markus81912345Moritz + Lisa Reizwort „Massentierhaltung“1320LÖSUNG:Der Umbau der Ställe kostet viel Geld. Ob die Ver-braucher*innen auch höhrere Prei-se bezahlen wer-den, ist unklar!716291712Befragung im Supermarkt212223242526141531Höfesterben Tierwohl35930Zahlungsbereitschaft333637

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MysteryPfl anzenschutzMystery zum Thema P anzen-schutz Das hier vorgestellte Mystery zum The-ma P anzenschutz greift die Frage auf, weshalb Landwirt:innen ihre Felder und Grün ächen überhaupt schützen müs-sen. Diese Frage wird von Schüler:innen als auch von Lehrkräften häufi g ge-stellt.Heute können immer weniger Kinder und Erwachsene auf Erfahrungen aus dem eigenen Nutzgarten zurückgreifen. Den wenigsten ist bewusst, wie anfäl-lig Nutzp anzen sind und wie schnell die Ernte beeinträchtigt wird, wenn kein angemessener P anzenschutz be-trieben wird. Die meisten Menschen verstehen unter P anzenschutzmittel ausschließlich die Verwendung von chemischen Zusammensetzungen, welche von ihnen direkt als schädlich für die Umwelt eingestuft werden. Ge-prägt durch diese Vorstellungen sto-ßen Landwirt:innen, die ihre Felder mit P anzenschutzmitteln behandeln, viel-fach auf Ablehnung.Gleichzeitig sind Verbraucher:innen heute an eine tadellose optische Quali-tät der Lebensmittel gewöhnt, wie sie ohne P anzenschutz kaum möglich ist. Schon Produkte, die nur eine geringe Abweichung von der Norm aufweisen, werden entweder durch den Handel oder in letzter Hand durch die Käufer:in-nen im Laden abgelehnt. Zudem sind die möglichen negativen Folgen von z. B. nicht sachgerecht angewandten P anzenschutzmitteln vermehrt in der öffentlichen Diskussion. Hierzu zählt u.a. der Eintrag in Ober ächengewäs-ser, die Verlagerung ins Grundwasser oder die Auswirkungen auf Flora und Fauna. Dies kann zur Beeinträchtigung der Umwelt beitragen.Damit sich Schüler:innen selbst eine Meinung bilden können, werden in dem folgenden Mystery verschiedene Fakten dargestellt, die in einen Zusammenhang gebracht werden können. Diese Fakten wurden aufgrund der Komplexität der Thematik bewusst auf einzelne Aspekte reduziert und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gerne können Lehr-kräfte die hier dargestellten Sachverhal-te um weitere Informationen ergänzen.Offenlegung: Dieses Material wurde durch den STADT UND LAND e.V. mit fachlicher Beratung und  nanzieller Unterstützung der Unternehmen Agri V Raiffeisen eG, Agravis Raiffeisen AG und West eisch (SCE, europäische Genos-senschaft) erstellt. Die Partner beken-nen sich zu den Prinzipien des „Beutels-bacher Konsenses“. Die Unternehmen nahmen keinen Ein uss auf die darge-stellten Inhalte.(Quelle: Amazone)01MYSTERY | PFLANZENSCHUTZEinleitung

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Bezug zum LehrplanInhaltsfeld:Landwirtschaft und Nahrungsmittel-herstellungInhaltliche Schwerpunkte:Landwirtschaftliche Produktion, Ver-braucheraufklärung Übergeordnete Kompetenzerwartungen des KLP WP (Schwerpunkte):Die Schüler:innen können... • …auf der Grundlage vorhandener Hy-pothesen zu untersuchende Variablen (unabhängige und abhängige Variablen, Kontrollvariablen) identizieren und diese in Untersuchungen und Experi-menten systematisch verändern bzw. konstant halten (E4).• …Aufzeichnungen von Beobachtun-gen und Messdaten mit Bezug auf zu-grundeliegende Fragestellungen und Hypothesen interpretieren und daraus qualitative und einfache quantitative Zusammenhänge sowie funktionale Be-ziehungen ableiten (E6). • …recherchieren (K5). • …zur Unterstützung einer Präsenta-tion Medien sowie strukturierende und motivierende Gestaltungselemente an-gemessen und bewusst einsetzen (K7.2). • …Entscheidungen im Hinblick auf zu-grunde liegende Kriterien, Wertungen und Folgen analysieren (B3).Vorhabenbezogene KonkretisierungFragestellung: Weshalb benötigen Nutzpanzen Schutz?Kompetenzerwartungen des KernlehrplansDie Schüler:innen können …• …den Einuss von äußeren Faktoren auf die Panzengesundheit untersu-chen (E3, E4, E5, E6).• …Entscheidungen für den Einsatz von Pestiziden bzw. Herbiziden unter Abwä-gung der Auswirkungen auf Ökosysteme und Menschen hinterfragen (B1, B2).• …das Zustandekommen von Grenz-werten für Schadstoffe in Lebensmit-teln erläutern und die Aussagekraft die-ser Grenzwerte beurteilen (B3). (B1, B2).• …zur Unterstützung einer Präsenta-tion Medien sowie strukturierende und motivierende Gestaltungselemente an-gemessen und bewusst einsetzen (K7.2), (K5).Zentrale HandlungssituationenDie Schüler:innen erhalten die Gelegen-heit …• …ausgewählte Beispiele von Panzen mit Schadeinwirkungen zu analysieren• …zur Recherche über den Einuss ein-zelner Wirkstoffgruppen auf Panzen• …zur Durchführung von Beobach-tungsreihen zum Panzenschutz an unterschiedlichen Nutzpanzen und de-ren Schaderregern z. B. im Schulgarten: Kartoffeln – Kartoffelkäfer; Tomaten – Mehltau etc.• …ergänzende Schülervorträge z.B. mit PowerPoint vorzubereiten und zu halten: - Einsatz verschiedener Panzen-schutzmittelgruppen (Berücksichti-gung des Stickstoffkreislaufs) - Auswirkungen der chemischen Ein-griffe auf die Umwelt, u. a. Gewässer-güteQuel le:https://www.schulentwicklung.nrw.de/lehrplaene/lehrplannavigator-s-i/gesamt schule/wahlpflichtunterricht-/natur wissenschaften/hinweise-und-beispiele/schulinterner-lehrplan/uv-bich-2-oekolo gischer-landbau.htmlInhaltlicher Schwerpunkt des Mysterys ist die Notwendigkeit von Panzen-schutz sowohl in der Erzeugung, der Lagerung und beim Transport von Nah-rungsmitteln als auch insgesamt für das Wachstum von gesunden Panzen. Die Protagonisten kommen aus der Le-benswelt der Schüler:innen. Das Thema Panzenschutz muss anschließend im Unterricht noch vertieft werden. Hierzu können neben der theoretischen Ver-mittlung durch Filme, Arbeitsblätter und Präsentationen auch praktische Versuche angeboten werden. Denk-bar wären hier z.B. Beobachtungen im Schulgarten, auf Feldern unter verschie-denen Bewirtschaftungsweisen oder die Exkursion auf einen landwirtschaftli-chen Betrieb.Ziel des Mysterys ist es, die Bewer-tungskompetenz der Schüler:innen zu entwickeln. Die Methode ist dafür her-vorragend geeignet, da schlussfolgernd ein Zusammenhang zwischen verschie-denen Personen hergestellt werden muss. Die fachlichen Informationen, die hier vermittelt werden, sind unmittelbar anwendungsbezogen.Für weiterführende Informationen bie-tet sich u. a. die Dokumentation „Pes-tizide: Panzenschutz mit Nebenwir-kungen“ des Bayrischen Rundfunks an. (Video: https://youtu.be/QR5iUWtgOjA).02MYSTERY | PFLANZENSCHUTZBezug zum Lehrplan, vorhabenbezogene Konkretisierung

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Sachinformationen Panzen-schutz für die Lehrkraft Warum ist Panzenschutz überhaupt notwendig?Der Befall von Kulturpanzen mit Schad-organismen ist seit Erndung des Acker-baus keine Ausnahmesituation, sondern der Normalzustand. Die Kulturpanzen werden dabei von Insekten, Milben und anderen Schädlingen befallen. Zudem leiden sie unter Krankheitserregern wie Pilzen, Bakterien und Viren. Zahlreiche Unkräuter konkurrieren mit den Kultur-panzen, die relativ konkurrenzschwach sind, um Nährstoffe, sowie Wasser und Licht und verunreinigen das Erntegut. Bedroht sind nicht nur die Panzen auf dem Feld. Auch während der Lagerung oder auf dem Transport nach der Ernte sind die Erzeugnisse in Gefahr. Schad-organismen verursachen erhebliche Er-tragseinbußen bis hin zu Totalverlusten und beeinträchtigen die Qualität und Lagerfähigkeit der Erzeugnisse.Welche Formen von Panzenschutz gibt es?Chemische Panzenschutzmittel können in üssiger Form verspritzt, versprüht oder vernebelt werden. Zum Ausbringen werden Panzenschutzspritzen verwen-det. Die Größe der Tröpfchen bestimmt dabei, von welchem Verfahren man spricht. Außerdem gibt es feste und gas-förmige Panzenschutzmittel. Unter physikalischen Panzenschutz-maßnahmen versteht man „alle mecha-nischen, thermischen, akustischen und optischen Verfahren zur Fernhaltung“ oder Bekämpfung von Schaderregern. Zu den mechanischen Methoden zählen zum Beispiel der Einsatz von Striegeln, das Absammeln von Schaderregern auf kleinen Flächen oder auch der Einsatz von Fallen gegen Schadnager. Bei thermischen Verfahren wird Hitze eingesetzt, um z. B. Unkräuter zu ver-nichten. Nach der Ernte verhindern bei der Lagerung und dem Transport tiefe Temperaturen von 2 - 6 Grad Celsius, dass Schaderreger sich entwickeln kön-nen.Beim biologischen Panzenschutz wer-den gezielt Organismen zum Schutz vor Schaderregern eingesetzt. In diesem Zu-sammenhang spricht man auch von Nütz-lingen als tierische Gegenspieler, die z.B. gegen Milben und Insekten wirken.Wie funktioniert das „Schadschwellen-prinzip“?Panzenschutzmaßnahmen sind auf-wendig und teuer. Daher werden sie nicht auf gut Glück durchgeführt, sondern erst nach genauer Beobachtung und Ana-lyse. Ein gewisser Befall (mit Insekten, Pilzen, Unkräutern etc.) kann durchaus akzeptiert werden. Erst wenn die Verlus-te durch die Schädlinge die Kosten der Bekämpfung übersteigen, lohnt es sich, Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. Man bezeichnet diese Vorgehensweise als „Schadschwellenprinzip“. Die Schwellen können dabei sehr unterschiedlich sein: Während in Ackerkulturen Klatschmohn als Unkraut erst ab 40 Panzen je Qua-dratmeter bekämpft wird, liegt die ent-sprechende Schwelle bei Klettenlabkraut bei einer Panze je zehn Quadratmeter.Größere Panzenschutzspritzen werden an den Traktor angehängt. Die Arbeitsbreite kann 36 m und mehr betragen. (Quelle: Amazone)Getreideähre mit Pilzbefall. (Quelle: Adobe Stock)03MYSTERY | PFLANZENSCHUTZSachinformationen

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Was sind Panzenschutzmittel?Panzenschutzmittel sind alle Produk-te, die Panzen oder deren Erzeugnisse vor schädlichen Organismen schützen (z. B. Tomaten vor Mehltau oder Kir-schen vor Madenbefall), unerwünschte Panzen vernichten, die Lebensvor-gänge von Panzen beeinussen (z. B. Wachstumsregler oder Reifungsmittel) oder Panzenerzeugnisse konservieren (z. B. Schalen von Zitrusfrüchten).Welche Formen von Panzenschutzmit-teln gibt es?Für Panzenschutzmittel wird auch der Begriff Pestizide verwendet, der sich von dem englischen Begriff „pest“ (= Schädling) ableitet. Folgende Pan-zenschutzmittelgruppen werden unter-teilt, nach ihren Anwendungsberei-chen, unterschieden: Herbizide (gegen Unkräuter), Fungizide (gegen Schad-pilze) und Insektizide (gegen Schador-ganismen). Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von spezisch wirksamen Panzenschutzmitteln, wie Akarizide (gegen Milben), Aphizide (gegen Blatt-läuse), Molluskizide (gegen Schne-cken), Rodentizide (gegen Nagetiere) oder Locustizide (gegen Heuschrecken). Auch Keimhemmungsmittel und andere Wachstumsregler gelten rechtlich als Panzenschutzmittel.Wie bringen Landwirt:innen die Pan-zenschutzmittel auf die Flächen?Landwirt:innen verwenden Panzen-schutzgeräte, die die Mittel in feinen Tropfen oder als Nebel (z. B. im Obst-bau) auf der Fläche ausbringen. Sie müssen den Anforderungen der Maschi-nenrichtlinien entsprechen und eine CE-Kennzeichnung erhalten, bevor sie eingesetzt werden dürfen. Panzen-schutzgeräte müssen alle drei Jahre in anerkannten Kontrollwerkstätten auf ihre Funktionsfähigkeit hin überprüft werden. Als Nachweis erhalten Land-wirt:innen, ähnlich wie beim TÜV für Autos, eine Prüfplakette für ihr Gerät und einen Prüfbericht, den sie bei einer Kontrolle vorzeigen müssen. Alle drei Jahre müssen die Landwirt:innen eine Nachschulung vornehmen. So bleiben sie immer auf dem aktuellsten Stand.Welche Vorteile besitzt chemischer Panzenschutz?Die Vorteile von chemischen Panzen-schutzmitteln sind, dass sie für große Flächen vergleichsweise kostengünstig sind und eine schnelle, gezielte und um-fassende Wirkung haben. Im Gegensatz zu anderen Maßnahmen können sie oft auch kurativ eingesetzt werden, also wenn der Befall (Insekten, Pilze etc.) schon aufgetreten ist. Es ist mit moder-nen Panzenschutzgeräten gut möglich, schnell eine große Fläche zu bearbeiten.Welche Gefahren können von Panzen-schutzmitteln ausgehen?Für Panzenschutzmittel bestehen sehr viele gesetzliche Auagen und Vorschriften. Doch selbst bei der ge-nauesten Anwendung bestehen immer Risiken. Durch den Wind können die Mittel beim Ausbringen versehentlich auf andere Flächen in Saumbiotope oder in Gewässer gelangen. Die mo-dernen Herbizide und Insektizide sind hochwirksam. Dies führt dazu, dass Unkräuter und leider auch Insekten, die gleichzeitig auch Glieder der natür-lichen Nahrungskette sind, zuverlässig vernichtet werden. Somit wird vielen Vogel-, Säuger- und anderen Tierar-ten der Agrarlandschaft die Nahrungs-grundlage weitestgehend entzogen. In zahlreichen wissenschaftlichen Studien wurden Zusammenhänge zwischen dem Einsatz von Panzenschutzmitteln und dem Rückgang verschiedener Feldvo-gelarten, wie zum Beispiel der Feld-lerche, der Goldammer oder des Reb-huhns, nachgewiesen. Ebenso bei dem Rückgang von Wildbienen wird dieser Zusammenhang diskutiert. Auch für die behandelten landwirtschaftlichen Flä-chen selbst können Panzenschutzmit-tel ein Problem darstellen. So kann die Bodenfruchtbarkeit beeinträchtigt wer-den. Auch „gebundene Rückstände“ als Langzeithypothek im Boden, Einträge von Panzenschutzmitteln im Grund-wasser oder in Oberächengewässern sowie die mögliche Belastung von Nah-rungsmitteln können auftreten.Um was geht es bei der aktuellen Gly-phosat-Diskussion?Glyphosat ist Bestandteil verschiede-ner Unkrautvernichtungsmittel. Das bekannteste Mittel mit diesem Wirk-stoff wird unter dem Namen „Roundup“ vertrieben. Das Mittel wird in üssiger Form ausgebracht. Der Wirkstoff ge-Kartoffelkäferlarve. (Quelle: Hubert Koll)04MYSTERY | PFLANZENSCHUTZSachinformationen

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langt in die Panze, greift dort in den Stoffwechsel ein und hemmt ein le-benswichtiges Enzym. Die Panze stirbt in der Folge ab.Es wirkt bei allen grünen Panzen. Da-her wird Roundup als Totalherbizid be-zeichnet. Landwirt:innen setzen das Herbizid in erster Linie nach der Ernte auf Stoppelfeldern ein, um dort sämt-liches Unkraut zu beseitigen und so die Fläche für die nächste Aussaat im Frühjahr vorzubereiten. Dadurch kann weitgehend auf das Pügen der Felder verzichtet werden und eine puglose Anbautechnik zum Einsatz kommen. Dies hat den Vorteil, dass der Boden vor Austrocknung besser geschützt wird sowie Treibstoff und Arbeitszeit einge-spart werden. Außerdem sagen Land-wirt:innen, dass durch den gezielten Einsatz von Glyphosat die Intensität der Bodenbearbeitung reduziert und damit sogar ein Humusaufbau und damit eine CO2-Festlegung im Boden erreicht wer-den kann. Außerhalb der Landwirtschaft wird bzw. wurde das Mittel eingesetzt, um z. B. an Weg- und Straßenrändern, auf Bahngleisen oder in privaten Gärten unerwünschten Bewuchs zu beseitigen.Besonders in Europa ist Glyphosat in Kritik geraten. Der Wirkstoff steht im Verdacht, krebserregend zu sein und hormonähnlich zu wirken. Andere welt-weit anerkannte Behörden hingegen stufen ihn bei bestimmungsgemäßer Anwendung als sicher ein. Häug wird als Folge des Glyphosat-Einsatzes auch der Rückgang der Biodiversität auf Ackerächen kritisiert. Hierzu lässt sich sagen, dass ein „Totalherbizid“ be-stimmungsgemäß die Biodiversität re-duziert. Allerdings trifft dies auch auf alternative Unkrautbekämpfungsmaß-nahmen zu wie Pug, Striegel, thermi-sche Behandlung etc.Findet im ökologischen Landbau kein Panzenschutz statt?Auch der ökologische Landbau kann nicht auf Panzenschutz verzichten. Neben Kupfer- und Schwefelpräparaten kommen verschiedene Brühen oder Jau-chen zum Einsatz, die zum Beispiel aus Extrakten des indischen Neem-Baums, aus Brennnesseln oder Chrysanthemen gewonnen werden. Chemisch-syntheti-sche Panzenschutzmittel sind im öko-logischen Landbau allerdings nicht er-laubt. Ein begrenzter Schädlingsbefall wird toleriert, der sich aber auf die Qua-lität des Ernteguts (Aussehen, Farbe, Größe, Haltbarkeit etc.) auswirken kann.Darf jeder Panzenschutzmittel aus-bringen?Alle Landwirt:innen oder andere Perso-nen, die Panzenschutzmittel beruich anwenden wollen, müssen einen soge-nannten Sachkundenachweis vorweisen können. Dieser ist mit einer Schulung und Prüfung verbunden und kann bei den zuständigen Behörden beantragt werden. Er muss alle drei Jahre wieder-holt werden.Dürfen Panzenschutzmittel auch in Haus- und Kleingärten ausgebracht werden?Panzenschutzmittel in Haus- und Kleingärten dürfen ohne Sachkunde-nachweis nur angewendet werden, wenn sie den Aufdruck „Anwendung durch nichtberuiche Anwender zuläs-sig“ tragen. Diese Mittel sind vergleichs-weise einfach in der Handhabung, aber müssen dennoch mit dem nötigen Ver-antwortungsbewusstsein angewendet werden. Auch für nichtberuiche An-wender gelten die gesetzlichen Vor-schriften zur Anwendung von Panzen-schutzmitteln. Eine wichtige Vorschrift im Panzenschutzgesetz besagt, dass Panzenschutzmittel nur auf landwirt-schaftlich, forstwirtschaftlich oder gärt-nerisch genutzten Flächen angewendet werden dürfen und nicht auf befestig-ten Flächen. Auf anderen Flächen, z. B. Wegen, Wegrändern, Garagenzufahrten, Stellplätzen und anderen befestigten Plätzen sind Panzenschutzmittel seit einigen Jahren tabu.Gefahrenhinweise auf einem Panzenschutzmittel-Kanister. (Quelle: AGRAVIS)05MYSTERY | PFLANZENSCHUTZSachinformationen

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Die Mystery-Methode Die Mystery-Methode ist eine problem-orientierte Unterrichtsmethode, die ur-sprünglich aus dem Geographieunter-richt stammt. Sie lässt sich jedoch auch gut in andere Fächer, wie Biologie bzw. Naturwissenschaften integrieren. Das englische Wort mystery kann mit „Ge-heimnis“ oder „Rätsel“ übersetzt werden. So handelt es sich bei dieser Methode tatsächlich um ein Rätsel, welches die Schüler:innen dazu auffordert, verschie-dene Fakten miteinander in Beziehung zu setzen und dadurch der Lösung näher zu kommen. Diese Methodik kann vor allem als Einstieg in eine Unterrichtsreihe oder auch zur Erarbeitung komplexer Thema-tiken, wie sie bei landwirtschaftlichen Themen häug vorliegen, im Unterricht eingesetzt werden. Zu Beginn der Methode wird zunächst als Impuls eine Aussage oder Frage präsen-tiert, die das zentrale Thema des Myste-rys umschreibt. Diese kann einen schein-baren Widerspruch enthalten oder in sich rätselhaft sein. Die Lehrkraft präsentiert sie entweder durch einfaches Vorlesen oder visuell an der Tafel oder auf einer Folie. Zum Start sollen die Schüler:innen die-se Aussage im Plenum diskutieren und überlegen, welche Bedeutung dahinter stecken könnte. Diese Vermutungen er-folgen rein spekulativ, da den Schüler:in-nen jegliche Hintergrundinformationen und Zusammenhänge der Leitaussage unbekannt sind. Dennoch steigern diese Spekulationen in hohem Maße die Moti-vation der Lernenden. Anschließend wird die Ausgangsgeschich-te von der Lehrkraft vorgelesen. Daran schließt sich die Erarbeitungsphase an, für die etwa 30 bis 45 Minuten angesetzt werden sollten, je nach Komplexität und Umfang des Mysterys oder der Leistungs-stärke der Lerngruppe. Die Schüler:innen arbeiten hier in Kleingruppen von vier bis sechs Personen zusammen. Sie erhalten pro Gruppe einen Arbeitsauftrag, der den Ablauf dieser Phase Schritt für Schritt er-läutert, ein leeres Plakat, Kleber, Filzstif-te sowie einen Umschlag mit Kärtchen. Letztere enthalten Informationen, die zur Lösung der Aufgabe benötigt werden. Die Aufgabe der Kleingruppen ist es nun, diese Kärtchen nacheinander einzeln aus dem Umschlag zu nehmen und einander vorzulesen. Nach und nach legen sie die-se dann lose so auf dem Plakat aus, dass zwischen den Karten logische Verknüp-fungen entstehen, die zur Beantwor-tung der Leitaussage beitragen. Haben die Schüler:innen alle Kärtchen auf dem Plakat verteilt, so können sie diese noch verschieben und über Kategorien und Zu-sammenhänge diskutieren. Es entsteht ein sogenanntes Lege-Bild. Sind die Ler-nenden sich über die Anordnung der Kärt-chen in ihrer Kleingruppe einig, so kön-nen sie diese auf dem Plakat festkleben und mithilfe von Überschriften, Pfeilen oder eigenen Markierungen erkannte Zu-sammenhänge und Kategorien verdeut-lichen. Wichtig ist es, die Schüler:innen darauf hinzuweisen, dass es bei der An-ordnung der Kärtchen im Lege-Bild kei-ne richtigen und falschen Varianten gibt. Vielmehr steht die sinnvolle Verknüpfung der einzelnen Informationen im Vorder-grund. Eine Differenzierung zwischen den Leis-tungsniveaus der Gruppen ist innerhalb dieser Phase gut umzusetzen. Leistungs-stärkeren Kleingruppen können Zu-satzumschläge zur Verfügung gestellt werden, die entweder vertiefende Infor-mationen zur Thematik enthalten oder Kärtchen, die zwar zum Kontext passen, aber für die Beantwortung der Leitaus-sage nicht relevant sind. Leistungsschwä-cheren Kleingruppen können hingegen Hilfekarten angeboten werden, die den Lernenden Hinweise auf eine mögliche Kategorisierung der Kärtchen geben. Während dieser Phase sollte die Lehrper-son darauf achten, dass die Kleingruppen den Arbeitsauftrag gründlich durchge-hen und sich die Kärtchen gegenseitig so vorlesen, dass alle Gruppenmitglie-der den Inhalt verstehen. Die Lehrkraft interagiert währenddessen als Berater und Beobachter. Durch gezielte Fragen nach dem Inhalt der Kärtchen oder mit-hilfe von kritischen Fragen zum Aufbau des Lege-Bildes kann sie gegebenenfalls Unterstützung bieten.In der folgenden Präsentationsphase werden die Ergebnisse der verschiede-nen Kleingruppen vorgestellt. Dies kann beispielsweise durch einen Galeriegang geschehen. Bei dieser Unterrichtsme-thode werden die Plakate an der Wand wie in einer Galerie ausgestellt. Es wer-den neue Kleingruppen gebildet, die aus je einem Mitglied der vorherigen Teams bestehen und im Anschluss von Plakat zu Plakat gehen. Die Plakate werden von dem Gruppenmitglied erklärt, das bei der Erstellung beteiligt war. Nach einer fest-gelegten Zeit begibt sich die Gruppe zum nächsten Plakat.Ziel ist es, alle Arbeiten der einzelnen Kleingruppen wertzuschätzen und Ge-legenheit für Diskussionen zu bieten. Es können beispielsweise die unterschied-lichen Herangehensweisen und Anord-nungen der Kärtchen auf dem Plakat angesprochen werden. Anschließend nennen die einzelnen Gruppen ihre Ant-worten auf die Leitaussage. Diese können direkt auf das Plakat geschrieben wer-den. Anschließend sollte erneut über die Ergebnisse diskutiert werden und eine Reexion folgen, um das Gelernte zu fes-tigen. Hierfür können die Schüler:innen einen vertiefenden Arbeitsauftrag erhal-ten oder die besprochenen Ergebnisse schriftlich festhalten. (Quelle und weiterführende Informa-tionen: Mühlhausen, J, Pütz, N. (Hrsg.) (2013): Mysterys: 9 rätselhafte Fälle für den Biologieunterricht: Materialien Sek. I. Hall-bergmoos: Aulis)06MYSTERY | PFLANZENSCHUTZDie Mystery-Methode

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Exemplarischer Verlaufsplan für eine Doppelstunde (90 Minuten)Die Mystery-MethodePhase Geplanter VerlaufMedien, Aktions-, Arbeits- und SozialformenImpuls Tafelanschrieb oder Folie mit Leitfrage/-aussage Tafelanschrieb oder Overhead oder BeamerEinstieg(5 Minuten)Was könnte dieser Satz bedeuten? Plenum, evtl. Sammlung der Vermutungen an der TafelInstruktion(5 Minuten)Einteilung der Schüler:innen in Kleingruppen; Arbeitsvorlage mit Anweisungen als Folie; Schüler:innen bekommen Plakate und Umschläge; ggf. Hinweise auf ErweiterungskärtchenPlenum, Arbeitsvorlage mit Anweisungen (Beamer/OHP), Umschläge mit Mysterykärtchen, Plakate oder Flipchart-Blätter, Klebestifte, Eddings in verschiedenen FarbenErarbeitung I (30 bis 45 Minuten)Schüler:innen stellen durch Auslegen der Kärtchen auf den Plakaten Zusammenhänge her und verknüpfen diese mit der Leitfrage/-aussage.Gruppenarbeit, Mystery, Erstellen von Plakaten durch Auslegen und Aufkleben von Kärtchen, Visualisieren der Zusammenhänge z.B. durch beschriftete Pfeile, Überschriften etc. in verschiedenen FarbenErweiterung Gruppen mit leistungsstarken Schüler:innen holen sich zusätzliche Karten ab; Gruppen mit leistungsschwachen Schüler:innen können Hilfestellungen erhalten.Ergänzung der bisher erarbeiteten MysterylösungPräsentation(25 Minuten)Die einzelnen Gruppen präsentieren ihre Lösungen nacheinander im Plenum oder per Galeriegang. Die Gruppen stellen ihre Plakate mit den einzelnen Strängen und Antworten auf die Leitfrage/-aussage vor. Evtl. Darstellung der Erweiterungskärtchen für Schüler:innen, die diese nicht bearbeitet haben.Plenum, PlakateRe exion und Ergebnissicherung(10 Minuten)Schüler:innen untersuchen die Unterschiede der einzelnen Lösungsplakate. Woher kommen diese? Warum wurden einzelne Informationen anders gruppiert oder weggelassen?Als Abschluss wird eine gemeinsame Lösung auf die Leitfrage/-aussage formuliert und schriftlich festgehalten.Plenum, PlakateHinweis: Die Mysterykarten als Kopiervorlagen sowie die Musterlösungen können Sie unter https://stadtundland-nrw.de/lernort-bauernhof/fuer-lehrkraefte/ herunterladen.07MYSTERY | PFLANZENSCHUTZ

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Einführungsgeschichte: Warum muss Bauer Wehner seine Pan-zen schützen, obwohl sie gar nicht krank aussehen?Es ist im späten Frühling und die Klasse 6b unternimmt mit ihrer Klassenlehrerin Frau Hohlbein einen Wander-Ausug. Sie sind schon fast auf dem Rückweg, als sie Bauer Wehner begegnen. Er fährt mit seinem Traktor, an dem ein seltsa-mes Gerät hängt, den Feldweg entlang. Als er die Klasse sieht, hält er an. Er und Frau Hohlbein kennen sich aus dem Kar-nevalsverein. Neugierig fragen die Kinder, was das für ein Gerät ist, das da hinten am Trak-tor hängt. Bauer Wehner erklärt: „Das ist meine neue Panzenschutzspritze! Die brauche ich, damit meine Panzen gesund bleiben und gut wachsen kön-nen.” „Wieso, Ihre Panzen sehen doch gar nicht krank aus ?”, fragt Felix. Bauer Wehner lacht: „Kommt doch zu mir auf den Bauernhof und ich erkläre es euch.”Mögliche Lernziele des Mysterys Kognitive Lernziele:Die Schüler:innen können …• …neue Informationen und Gedanken-gänge des Mysterys strukturieren, in-dem sie vorhandenes Vorwissen aktivie-ren und benennen.• …Informationen aus dem dargebote-nen Mystery miteinander in Beziehung setzen, indem sie Einzelinformationen der Karten gewichten und analysieren.• …Informationen aus dem Mystery mit-einander in Beziehung setzen, indem sie begründete Hypothesen aufstellen.• …die Informationen der einzelnen Kar-ten miteinander in Beziehung setzen, in-dem sie Stränge und Karten durch Pfeile und Skizzen miteinander verbinden und darstellen.• …Informationen ordnen und struktu-rieren, indem sie die Karten des Mys-terys in einer begründeten Ordnungs-struktur auf einem Plakat präsentieren.• …positive und negative Aspekte des Panzenschutzes erkennen, indem sie je-weils einen Vorteil und ein mögliches Risi-ko von Panzenschutz benennen können.• …im Anschluss an die Bearbeitung des Mysterys ihren individuellen Lernpro-zess und die angewandten Lösungsstra-tegien reektieren, indem sie benennen, was bei der Bearbeitung gut gelungen ist und wo es Schwierigkeiten gab.• …im Anschluss an die Bearbeitung ihre Gruppenarbeit und das Kooperations-vermögen reektieren, indem sie die Schwierigkeiten und positiven Aspekte im sozialen Miteinander benennen.Soziale Lernziele:Die Schüler:innen sind in der Lage…• …in einer Kleingruppe das Mystery zu bearbeiten, indem sie den anderen Ler-nenden zuhören und deren Vorschläge in Bezug auf die eigene Auffassung ab-wägen.• …in den Kleingruppen eine gemeinsa-me Lösung der Leitfrage zu erreichen, indem sie mögliche Konikte im Bear-beitungsprozess lösen und Unstimmig-keiten gemeinsam beheben.• …in ihren Kleingruppen zusammenzu-arbeiten, indem sie die Gesprächsregeln berücksichtigen, auf andere Schüler ein-gehen und sich an Absprachen halten.• …ihre eigene Meinung begründet zu vertreten, indem sie Argumente und Be-lege nennen, die zur Beantwortung der Leitfrage beitragen.Affektive Lernziele:Die Schüler:innen arbeiten motiviert an der Lösung des Mysterys, indem sie ei-genes Vorwissen sowie Vorerfahrungen in den Bearbeitungsprozess einbringen.Die Mystery-Methode, Einführungsgeschichte(Quelle: Hubert Koll)08MYSTERY | PFLANZENSCHUTZ

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Mystery zum Thema Düngung 0201Die Klasse 6b mit ihrer Klassenlehrerin Frau Hohl-bein unternimmt einen Wander-Ausug. Unterwegs treffen Sie Bauer Wehner. Alle im Ort kennen Bauer Wehner, da er an Karneval mit seinem großen Trak-tor immer den Prinzenwagen zieht.Heute hat Bauer Wehner aber ein sonderbares „Plastikfass mit Rädern und vielen Stangen” an sei-nen Traktor angehängt. Als er anhält, fragen ihn die Schüler:innen: „Was ist das für ein Gerät?”Bauer Wehner sagt: „Das ist meine neue Panzen-schutzspritze! Die brauche ich, damit meine Pan-zen gesund bleiben und gut wachsen können”. „Wovon werden Ihre Panzen denn krank?”, fragt Felix. Bauer Wehner lacht: „Alle Panzen haben viele Feinde und sind immer in Gefahr! Kommt doch zu mir auf den Bauernhof und ich erkläre es euch!”Zwei Wochen später besucht die Klasse 6b Bauer Wehner. Dort berichten die Kinder, was sie über Nutzpanzen und ihren Schutz erfahren haben.Die Schüler:innen sind verwirrt. Dass Panzen Fein-de haben oder dass sie krank werden könnten, dar-über haben sie noch nie nachgedacht. Zur Vorberei-tung gibt Frau Hohlbein folgende Hausaufgabe auf: „Warum muss Bauer Wehner seine Panzen schüt-zen, obwohl sie gar nicht krank aussehen?“Eva sagt: „Meine Eltern haben in ihrem Garten ei-nen Zaun um die Beete gebaut, damit die Kanin-chen nicht das ganze Gemüse fressen.“04030605„So ähnlich mache ich das auch: Um meine Mais-felder habe ich einen Elektrozaun gegen die Wild-schweine gespannt”, erklärt Bauer Wehner. „Das nennt man ‘vorsorglichen Panzenschutz’“.Vorsorglicher oder auch integrierter Panzen-schutz bedeutet, dass bereits im Vorfeld Maßnah-men ergriffen werden, ehe die Panzen überhaupt in Gefahr sind. Hierzu gehören auch die richtige Sortenwahl, eine optimale Bodenbearbeitung und die Förderung von natürlichen Gegenspielern von Schädlingen.0807Philipps Großeltern haben viele Kartoffelbeete im Garten. “Die Kartoffelkäfer sehen zwar schön aus, fressen aber schnell das gesamte Grün der Pan-zen auf. Dann kann man keine Knollen ernten. Hier müssen wir ganz genau aufpassen, dass es nicht zu viele Käfer werden”, erzählt er.Bauer Wehner sagt: „Genauso wie Philipps Groß-eltern mache ich es auch: Ich beobachte, wie viele Schädlinge und Unkräuter auf den Flächen vorhan-den sind. Bei den Kartoffelkäfern zähle ich die „Ei-pakete“ auf der Unterseite der Blätter. Erst wenn es zu viele werden, dann greife ich ein. Das nennt man Schadschwellenprinzip.1009Mysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema Panzenschutz Mysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema Panzenschutz

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1211„Viel hilft viel“ ist beim Einsatz von Panzenschutz-mitteln kein Motto. Denn die Maßnahmen sind auf-wendig und teuer. Daher werden sie erst nach genau-er Beobachtung durchgeführt. Ein gewisser Befall mit Insekten, Pilzen, Unkräutern etc. kann durchaus akzeptiert werden. Erst wenn die Verluste die Kosten der Bekämpfung übersteigen, lohnen sich Abwehr-maßnahmen.Der Kartoffelkäfer ist weitverbreitet und gefürch-tet: Da seine Larven und die Käfer die Blätter der Kartoffelpanzen vernichten, kann der wirtschaft-liche Schaden beträchtlich sein. Das Weibchen legt gelbe „Eipakete“ an der Unterseite der Blätter ab. Daraus schlüpfen wenige Tage später die jungen, gefräßigen Larven.Philipp berichtet weiter: „Im vergangenen Jahr wur-den die Kartoffelpanzen bei uns im Garten plötz-lich braun und sind schnell abgestorben. Die Knollen hatten schon bei der Ernte seltsame Flecken. Nach einigen Wochen hat es aus dem Keller ganz fürchter-lich gestunken und alle Kartoffeln waren verfault.“Bei der Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln tre-ten von den Blatträndern her dunkelbraune Flecken auf. Auf der Unterseite der Blätter bildet sich ein weißer Pilzrasen. Der Pilz gelangt schnell in die Kartoffelknollen. Sie bekommen graublau verfärb-te Flecken und braunes Knolleneisch und werden so ungenießbar.„Das war die Kraut- und Knollenfäule, eine ziem-lich ese Pilzkrankheit, die bei feuchtem Wetter auftreten kann. Schon eine einzige inzierte Knolle in meinem Kartoffellager kann ausreichen, um alle anderen Kartoffeln anzustecken. Das kann dann die gesamte Ernte vernichten!“, sagt Bauer Wehner.14131615Chemischer Panzenschutz wird dann eingesetzt, wenn andere Maßnahmen entweder nicht zum ge-wünschten Erfolg führen oder nicht zu vertretbaren Kosten einsetzbar sind. 1817In Irland gab es zwischen 1846 und 1849 mehrere Missernten aufeinander, die durch die Kraut- und Knollenfäule verursacht wurden. Da Kartoffeln die Hauptnahrung waren, führte der Ausfall der Ernte zu einer Hungerkatastrophe, in deren Folge über eine Million Menschen starben. Mehr als eineinhalb Millionen Iren wanderten nach Amerika aus.Im 19. Jahrhundert vernichtete die auch als Kartof-felpest bezeichnete Kraut- und Knollenfaule die Kartoffelernte in vielen Regionen Europas. Die Er-ndung von Mitteln zur Pilzbekämpfung dagegen rettete viele Menschen vor dem Hungertod.2019Mysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema Panzenschutz A u s w e i s S a c h k u n d e n a c h w e i s P  a n z e n s c h u t z Mysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema Panzenschutz Larve eines Kartoffelkäfers Mysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema Panzenschutz(Quelle: Hubert Koll)(Quelle: Landwirtschaftskammer NRW)

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Mystery zum Thema Düngung Erst durch den modernen Panzenschutz, den es erst seit wenigen Jahrzenten gibt, können die Land-wirt:innen ihre Ernte schützen und damit die Bevöl-kerung sicher ernähren.Seit Beginn des Ackerbaus versuchen die Bauern, Ern-te- und Vorratsverluste möglichst gering zu halten. Bereits im Altertum war bekannt, dass Schwefel eine pilzabtötende (fungizide) Wirkung besitzt. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts versuchte man mit giftigen Stoffen, wie Petroleum, Blei und Kalkarsen, Schwefel- oder Kupferkalkbrühe, die Ernten zu retten.Weltweit betrachtet gehen heute noch über 40 Pro-zent der Ernten durch Schädlinge, Panzenkrank-heiten oder Unkrautkonkurrenz verloren. In den industrialisierten Ländern ist dieser Prozentsatz niedriger, in Schwellen- oder Entwicklungsländern dagegen zum Teil deutlich höher.Für Panzenschutzmittel wird auch der Begriff Pestizide verwendet, der sich von dem englischen Begriff „pest“ (= Schädling) ableitet. Folgende Panzenschutzmittelgruppen werden, nach ihren Anwendungsbereichen, unterschieden: Herbizide (gegen Unkräuter), Fungizide (gegen Schadpilze) und Insektizide (gegen Schadorganismen).Panzenschädlinge und -krankheiten waren schon immer die Feinde der Bauern. Die vergleichsweise schwachen Nutzpanzen mussten vor dem Befall durch Pilze, dem Fraß durch Insekten oder Schäd-linge und die Konkurrenz durch Unkräuter um Nähr-stoffe, Licht und Wasser geschützt werden. Gelang dies nicht, traten Missernten auf.Luca erzählt, dass seine Eltern ganz viele Schne-cken im Garten haben, die den ganzen Salat auf-fressen. Er ndet das nicht so schlimm, da er keinen Salat mag. Aber sein Vater hat „Schneckenkorn“ ausgestreut, ein Köder, der den Schnecken die Lust auf das Fressen nimmt. So ist der Salat sicher.Panzenschutzmittel greifen in den Naturhaushalt ein: Wenn Schnecken oder Insekten, die den Pan-zen Schaden zuführen (Schädlinge), durch Spritz-mittel getötet werden, fehlen sie als Nahrungs-grundlage von Igeln oder Vögeln.Schnecken, Insekten und Würmer hinterlassen nicht nur Fraßschäden an der Panze, sondern können auch Krankheiten übertragen.Beim „Spritzen-TÜV” werden Panzenschutzgeräte alle drei Jahre von anerkannten Kontrollwerkstät-ten geprüft. Hier müssen sie beweisen, dass sie die hohen Umwelt- und Sicherheitsauagen erfüllen. Es handelt sich um eine Pichtkontrolle. Als Nach-weis erhalten die Landwirt:innen eine Plakette für ihr Gerät.Moderne Panzenschutzgeräte sind Hightech-Ge-räte. Sie kosten so viel wie ein Mittelklassewagen. Über Computer- und GPS-Steuerung wird sicher-gestellt, dass die exakte Menge ausgebracht wird, Flächen nicht zweimal besprüht werden (z.B. wenn ein Feld nicht rechteckig ist) oder Abstände, z.B. zu Gewässern, eingehalten werden.22212423262528273029Mysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema Panzenschutz Mysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema Panzenschutz

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Unkräuter sind gegenüber den Nutzpanzen oft deutlich konkurrenzstärker. Sie wachsen schneller und nehmen den Nutzpanzen Wasser, Licht, Nähr-stoffe und Bodenraum weg. Deshalb werden Nutz-panzen, sofern sie nicht geschützt werden, vom Unkraut verdrängt und können nicht wachsen.Mit Panzenschutz soll erreicht werden, dass die Ertragseinbußen möglichst gering bleiben und die Früchte eine optimale Qualität haben – das gilt für Landwirt:innen und Hobbygärtner:innen gleicher-maßen. Weniger Erträge oder eine schlechte Qua-lität der Früchte haben zur Folge, dass die Land-wirt:innen weniger verdienen.Die Verbraucher:innen haben hohe Erwartungen: Landwirt:innen sollen möglichst keine chemischen Panzenschutzmittel einsetzen. Gleichzeitig sollen die Lebensmittel aber möglichst günstig sein, ma-kellos aussehen und eine innere und äußere Top-Qualität haben.Landwirt:innen oder andere Personen dürfen nur dann Panzenschutzmittel anwenden, über Pan-zenschutz beraten oder Panzenschutzmittel ver-treiben, wenn sie über einen Sachkundenachweis verfügen. Alle drei Jahre müssen die Landwirt:innen eine Nachschulung vornehmen. So bleiben sie im-mer auf dem aktuellsten Stand.Panzenschutzmittel dürfen nicht ins Grundwasser oder in Lebensmittel gelangen. In der EU liegt der Grenzwert im Trinkwasser bei 0,1 Mikrogramm pro Liter. Das entspricht einem Verhältnis von eins zu zehn Millionen. Zum Vergleich: Das wäre etwa eine Prise Salz (0,5 Gramm) in einem Olympia-Schwimm-becken mit 500 000 Liter Wasser.Firmen oder Läden dürfen Panzenschutzmittel, die für beruiche Anwender, wie Landwirt:innen, zugelassen sind, nur gegen Vorlage des Sachkunde-nachweises abgeben.32313433363538374039Mysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzPräzise Steuerung der Spritzmittelmenge durch digitale Hilfsmittel Mysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzUnkraut in Getreidefeld Mysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema PanzenschutzMysterykarten zum Thema Panzenschutz Mysterykarten zum Thema PanzenschutzTraktor mit Panzenschutzspritze Mysterykarten zum Thema PanzenschutzG e f a h r e n h i n w e i s e a u f S p r i t z m i t t e l k a n i s t e r Mysterykarten zum Thema Panzenschutz(Quelle: Hubert Koll)(Quelle: Lemken) (Quelle: AGRAVIS)(Quelle: Agri V)

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Lösungsbild als Download:(Quelle: Amazone)(Quelle: Amazone)Warum muss Bauer Wehner seine P anzen schützen, obwohl sie gar nicht krank aussehen?24221933182340Geschichte171125213436Bauer Wehner322012345FeldspritzeUmwelt377LÖSUNG:Mit verschiedenen Pflanzenschutz-maßnahmen kann der/die Landwirt/in die Ernte schüt-zen.6928Lösung13MYSTERY | PFLANZENSCHUTZ13262938Beispiele108121416152731353930

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MysteryTransportMystery zum Thema „Tiertrans-porte“Das hier vorgestellte Mystery zum The-ma Tiertransporte greift die Fragen auf, warum überhaupt Tiere transportiert werden, welche Vorschriften für diese Transporte innerhalb von Deutschland gelten und wo die Unterschiede zu den internationalen Transporten sind. Diese Fragen werden sowohl von Schüler:in-nen als auch von Lehrkräften häu g, z.B. im Rahmen von Hofbesuchen, ge-stellt.Wir alle kennen aus den Medien die verstörenden Bilder von Tiertranspor-ten, die verletzte oder sogar tote Tiere zeigen. Hier gibt es nichts zu beschöni-gen: Solche Transporte dürfen so nicht statt nden und alle Kontrollbehörden müssen hier ihr Möglichstes tun, um dies zu verhindern und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Gleich-zeitig wird aber auch durch die Medien der Eindruck erweckt, als wären solche Transporte in Deutschland an der Tages-ordnung. Dem ist nicht so. Diese Bilder stammen ausschließlich von Transpor-ten, die über die EU-Grenzen hinaus füh-ren. Hier greift das europäische Kontroll-system nicht. Durch diese verzerrte Darstellung be-schleicht uns, wenn wir einen Tiertrans-port auf der Autobahn oder Landstraße überholen, oft das Gefühl: Geht hier al-les mit rechten Dingen zu? Sind die Tie-re unverletzt? Warum müssen die Tiere überhaupt unterwegs sein? In der Praxis haben viele Landwirt:innen überhaupt keine Wahl: Sie kaufen die Jungtiere von Züchter:innen ein und die schlachtrei-fen Tiere müssen zu den Schlachthöfen transportiert werden. Damit sich Schüler:innen selbst eine Meinung bilden können, werden in dem folgenden Mystery verschiedene Fakten rund um den Transport von Nutztieren dargestellt, die in einen Zusammenhang gebracht werden können. Diese Fakten wurden aufgrund der Komplexität der Thematik bewusst auf einzelne Aspekte reduziert und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Gerne können Lehr-kräfte die hier dargestellten Sachverhal-te um weitere Informationen ergänzen.Offenlegung: Dieses Material wurde durch den STADT UND LAND e.V. mit fachlicher Beratung und  nanzieller Unterstützung der Unternehmen Agri V Raiffeisen eG, Agravis Raiffeisen AG und West eisch (SCE, europäische Genos-senschaft) erstellt. Die Partner beken-nen sich zu den Prinzipien des „Beutels-bacher Konsenses“. Die Unternehmen nahmen keinen Ein uss auf die darge-stellten Inhalte.(Quelle: Adobe Stock)01MYSTERY | TRANSPORTEinleitung

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Bezug zum LehrplanInhaltsfeld:Landwirtschaft und Nahrungsmittelher-stellungInhaltliche Schwerpunkte:Landwirtschaftliche Produktion, Ver-braucheraufklärungÜbergeordnete Kompetenzerwartungen des KLP WP (Schwerpunkte):Die Schüler:innen können... • …auf der Grundlage vorhandener Hy-pothesen zu untersuchende Variablen (unabhängige und abhängige Variablen, Kontrollvariablen) identizieren und diese in Untersuchungen und Experi-menten systematisch verändern bzw. konstant halten (E4).• …Aufzeichnungen von Beobachtun-gen und Informationen mit Bezug auf zugrundeliegende Fragestellungen und Hypothesen interpretieren und daraus qualitative und einfache quantitative Zusammenhänge sowie funktionale Be-ziehungen ableiten (E6). • …recherchieren (K5). • …zur Unterstützung einer Präsenta-tion Medien sowie strukturierende und motivierende Gestaltungselemente an-gemessen und bewusst einsetzen (K7.2). • …Entscheidungen im Hinblick auf zu-grunde liegende Kriterien, Wertungen und Folgen analysieren (B3).Vorhabenbezogene KonkretisierungFragestellung: Warum müssen Nutztie-re transportiert werden und welche Vor-schriften gibt es dafür?Kompetenzerwartungen des KernlehrplansDie Schüler:innen können …• …Gründe benennen, weshalb Nutztie-re transportiert werden müssen (UF1).• …Vorschriften aufzählen, die beim Transport erfüllt sein müssen (UF1).• …Argumente auisten, weshalb der professionelle Transport für Land-wirt:innen sinnvoll und für die Tiere tiergerechter sein kann (UF1).• …analysieren, welcher Anteil der kon-trollierten Transporte in Deutschland nicht korrekt durchgeführt wird (B1, B2).• …diskutieren, warum Transporte in Drittländer nicht durch deutsche Kon-trollbehörden überwacht werden kön-nen. (B1, B2).• …zur Unterstützung einer Präsenta-tion Medien sowie strukturierende und motivierende Gestaltungselemente an-gemessen und bewusst einsetzen (K7.2), (K5).Zentrale HandlungssituationenDie Schüler:innen erhalten die Gelegen-heit …• …zur Recherche über die Transportbe-dingungen verschiedener Nutztierarten.• …Unterschiede im Transport über ver-schiedene Entfernungen oder verschie-den Tierarten zu erarbeiten.• …zur Recherche bzgl. der Kontrollen in verschiedenen EU-Ländern.• …eigene Beobachtungen, z.B. auf Zu-fahrtsstraßen zu Schlachthöfen, festzu-halten.• …ergänzende Schülervorträge z. B. mit PowerPoint vorzubereiten und zu halten.Inhaltlicher Schwerpunkt des Mysterys sind die Fragen, warum überhaupt Tiere transportiert werden, welche Vorschrif-ten für diese Transporte innerhalb von Deutschland gelten und wo die Unter-schiede zu den internationalen Trans-porten sind. Die Protagonisten kommen aus der Lebenswelt der Schüler:innen. Das Thema Tiertransport und Tierwohl ist sehr emotional besetzt und muss anschließend im Unterricht noch ver-tieft werden. Hierzu können neben der theoretischen Vermittlung durch Filme, Arbeitsblätter und Präsentationen auch Beobachtungen angeboten werden. Denkbar wäre hier z. B. das direkte Ge-spräch mit Landwirt:innen im Rahmen einer Bauernhoferkundung.Ziel des Mysterys ist es, die Bewer-tungskompetenz der Schüler:innen zu entwickeln. Die Methode ist dafür her-vorragend geeignet, da schlussfolgernd ein Zusammenhang zwischen verschie-denen Personen hergestellt werden muss. Die fachlichen Informationen, die hier vermittelt werden, sind unmittelbar anwendungsbezogen.Für weiterführende Informationen bie-tet sich u. a. das Internetportal des Bundesinformationszentrums Land-wirtschaft an. Hier nden Sie zahlreiche Medien unter dem Stichwort „Tiertrans-porte“.02MYSTERY | TRANSPORTBezug zum Lehrplan, vorhabenbezogene Konkretisierung

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Sachinformation Tiertransporte für die Lehrkraft Was versteht man unter einem Tier-transport?Als Tiertransport wird der Transport lebender Tiere mit dem LKW, Pkw oder Traktor mit Anhänger, der Bahn, mit dem Flugzeug oder mit dem Schiff be-zeichnet.Wo ist der Transport von Nutztieren ge-regelt?Auf europäischer Ebene regelt die EU-Tiertransport-Verordnung den Transport von Nutztieren (VO (EG) Nr. 1/2005). Die Verordnung beruht auf einer Stellung-nahme des Wissenschaftlichen Aus-schusses für Tiergesundheit und Tier-schutz. Deutschland wiederum setzt die europäischen Vorgaben mittels einer nationalen Tierschutztransportverord-nung (TierSchTrV) um. Sie konkretisiert einige grobe Vorgaben der europäischen Verordnung und regelt manche Bereiche strenger.Was sind die allgemeinen Anforderun-gen an einen Tiertransport?• Transportfähigkeit der Tiere• Vorschriften für Transportfahrzeuge• Befähigungsnachweis des FahrersWer ist zuständig für die Kontrollen?Zuständig für die Kontrollen der Tier-transporte sind in Deutschland die Ve-terinärbehörden. Die Tierärzte erhalten dabei Unterstützung von der Polizei. Die Ergebnisse der Kontrollen werden von Deutschland regelmäßig an die Euro-päische Kommission übermittelt. Im Ausland können andere Einrichtungen damit betraut sein, denn jedes Land ist selbst für die Kontrollen im Inland zu-ständig.Wo wird kontrolliert?Die Kontrollen nden beim Transport u. a. auf der Straße und an Bestim-mungsorten, wie z. B. an Schlachthö-fen, auf Märkten und an Kontrollstellen statt. Vor dem Verladen am Versandort bei langen, grenzüberschreitenden Be-förderungen (> 8 Stunden) sind tier-ärztliche Kontrollen gemäß den Ve-terinärvorschriften der Europäischen Gemeinschaft vorgeschrieben. Nur dann gibt es die für den Transport notwendi-gen Begleitpapiere.Warum nden Tiertransporte überhaupt statt?Landwirtschaftliche Betriebe haben sich heute aus Management- und Kosten-gründen oft auf Teilbereiche der Tier-produktion spezialisiert: Einige sind für die Zucht der Elterntiere und Geburt der Jungtiere zuständig, andere für die Auf-zucht der Jungtiere, wiederum andere für die Mast oder für die Milch- oder Ei-produktion. Am Beispiel eines Ferkels sieht dies wie folgt aus: Geburt des Ferkels im Sauen-betrieb (Verbleib dort ca. 3-4 Wochen)  TRANSPORT  Mastbetrieb (ca. 16 Wochen)  TRANSPORT  Schlachtbe-trieb. So werden die Tiere meist ein- bis dreimal in ihrem Leben transportiert.Wie viele Tiere werden pro Jahr inner-halb Deutschlands transportiert?Die Anzahl aller Tiertransporte lässt sich nicht genau beziffern, da Transporte in-nerhalb desselben Betriebes im Regelfall gar nicht erfasst werden. 2020 wurden beispielsweise 53,21 Millionen Schwei-ne und 3,24 Millionen Rinder in deut-schen Schlachthöfen geschlachtet und mussten dazu von den Betrieben zu den Schlachthöfen transportiert werden.Welche Vorschriften gelten für Trans-portfahrzeuge?Für alle Tiertransportmittel gelten sehr viele Vorschriften. Dazu gehört bei-spielsweise:• Die maximale Fahrzeughöhe beträgt Damit sich Tiertransporter durch Sonneneinstrahlung im Sommer nicht aufheizen, sind sie hell lackiert. (Quelle: Westeisch)03MYSTERY | TRANSPORTSachinformationen

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laut Straßenverkehrs-Zulassungs-Ord-nung 4 m. • Alle Transportfahrzeuge sollen so ausgestattet sein, dass für die Tiere keine Verletzungs- oder Sicherheitsgefahr be-steht. • Sie sollen gut zu reinigen und zu des-inzieren sein. • Die Konstruktion muss ein Entwei-chen der Tiere verhindern. • Während des Transports müssen die Tiere ausreichende Frischluft und Luftzir-kulation bekommen. • Der Boden muss rutschfest sein. • Die Trennwände sollten variabel, aber gleichzeitig fest xierbar sein, damit die Tiere z. B. in Kurvenfahrten oder beim Bremsen nicht verrutschen können. • Gut sichtbar muss außen ein Hinweis-schild „Lebende Tiere“ angebracht sein. Für lange Transporte über 8 Stunden gel-ten zusätzliche Vorgaben, u.a.:• Das Dach muss eine helle Farbe auf-weisen und über eine Isolierung verfügen.• Um den Tieren Hygiene und best-möglichen Komfort zu bieten, sollen die Ladeächen eingestreut werden. • Falls keine geeigneten Futtervorrich-tungen vorhanden sind, müssen diese zu-sätzlich mitgeführt werden. Gleiches gilt für einen zusätzlichen Vorrat an Futter. • Der Zugang zu den Trinkvorrich-tungen darf nicht versperrt sein. Die Wasserversorgung muss während des Transports nachfüllbar sein, einwand-frei funktionieren und zu der zu trans-portierenden Tierart passen.• Die Belüftungs- und Temperatur-überwachung soll eine Innentempe-ratur von 5 °C bis 30 °C während des gesamten Transports, ob fahrend oder stehend, gewährleisten. Kommt es zu einem Ausfall des Motors, muss eine weitere gleichmäßige Belüftung von bis zu 4 Stunden erfolgen. Außerdem verfügt jeder Transporter über ein Tem-peraturüberwachungssystem. Es ist mit dem Datenschreiber verbunden und ver-fügt über ein Warnsystem, das bei Über-schreitung der Grenzwerte Alarm gibt.Warum nden anstatt Lebendtiertrans-porten nicht mehr Fleischtransporte statt?Der Transport zum Schlachthof ist zwin-gend notwendig, um die Schlachtung durchzuführen. Hausschlachtungen sind nur für den Eigenbedarf erlaubt.Wie viele Tiere dürfen in einem Tier-transporter transportiert werden?Dies ist genau geregelt in der VO (EG) Nr. 1/2005 und in der Tierschutztransport-verordnung (TierSchTrV). Je nach Tier-art dürfen ein bis vier Ladeebenen ge-nutzt werden: Pferde (einstöckig), Rinder (zweistöckig), Schweine, Schafe und Käl-ber (dreistöckig), Jungtiere wie Lämmer und Ferkel (vierstöckig). Für den Transport muss jedem Tier eine Mindestäche zur Verfügung stehen, die sich nach dem Lebendgewicht des Tie-res richtet. Der Flächenbedarf je Tier ist in nebenstehender Tabelle dargestellt:Welche Schulungen und Qualikationen benötigen Fahrer:innen eines Tiertrans-porters?Um Nutztiere weiter als 65 Kilometern in Verbindung mit einer wirtschaftli-chen Tätigkeit transportieren zu dür-fen, braucht man einen Befähigungs-nachweis. Dabei ist es egal, ob es sich um Landwirt:innen, Tierhalter:innen oder angestellte Fahrer:innen handelt. Für Tierhalter, die einen Berufsab-schluss als Landwirt:in, Pferdewirt:in, Tierwirt:in oder ein Hochschulstudium im Bereich Landwirtschaft oder Tierme-dizin ab 2007 erworben haben, gilt die Qualikation mit ihrer Ausbildung als er-worben. Alle anderen Personen müssen einmalig einen Lehrgang absolvieren.Wie lange dauern Tiertransporte?Das ist sehr unterschiedlich. Wenn Land-wirt:innen beispielsweise Ferkel in einen anderen Stall transportieren, dauert dies mitunter nur wenige Minuten. Der über-wiegende Teil von Tiertransporten zum Schlachtbetrieb innerhalb Deutschlands erfolgt unter acht Stunden.Wo werden die Ergebnisse der Kontrol-len bei Tiertransporten veröffentlicht?Die Ergebnisse aller EU-Länder sind öf-fentlich und können eingesehen werden unter: https://ec.europa.eu/food/animals/an imal-welfare/animal-welfare-practice/animal-welfare-during-transport/inspection-reports_enLebendge-wicht bis zu kg je TierMindestbo-denäche pro Tier in qm6 0,0710 0,1115 0,1220 0,1425 0,1830 0,2135 0,2340 0,2645 0,2850 0,3060 0,3570 0,3780 0,4090 0,43100 0,45110 0,50120 0,55über 120 0,70Mindestbodenäche beim Tiertransport nach VO (EG) 1/2005 und TierSchTrV.Jeder Tiertransport muss deutlich als solcher gekenn-zeichnet sein. (Quelle: Westeisch)04MYSTERY | TRANSPORTSachinformationen

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Die Mystery-Methode Die Mystery-Methode ist eine problem-orientierte Unterrichtsmethode, die ur-sprünglich aus dem Geographieunter-richt stammt. Sie lässt sich jedoch auch gut in andere Fächer, wie Biologie bzw. Naturwissenschaften integrieren. Das englische Wort mystery kann mit „Ge-heimnis“ oder „Rätsel“ übersetzt werden. So handelt es sich bei dieser Methode tatsächlich um ein Rätsel, welches die Schüler:innen dazu auffordert, verschie-dene Fakten miteinander in Beziehung zu setzen und dadurch der Lösung näher zu kommen. Diese Methodik kann vor allem als Einstieg in eine Unterrichtsreihe oder auch zur Erarbeitung komplexer Thema-tiken, wie sie bei landwirtschaftlichen Themen häug vorliegen, im Unterricht eingesetzt werden. Zu Beginn der Methode wird zunächst als Impuls eine Aussage oder Frage präsen-tiert, die das zentrale Thema des Myste-rys umschreibt. Diese kann einen schein-baren Widerspruch enthalten oder in sich rätselhaft sein. Die Lehrkraft präsentiert sie entweder durch einfaches Vorlesen oder visuell an der Tafel oder auf einer Folie. Zum Start sollen die Schüler:innen die-se Aussage im Plenum diskutieren und überlegen, welche Bedeutung dahinter stecken könnte. Diese Vermutungen er-folgen rein spekulativ, da den Schüler:in-nen jegliche Hintergrundinformationen und Zusammenhänge der Leitaussage unbekannt sind. Dennoch steigern diese Spekulationen in hohem Maße die Moti-vation der Lernenden. Anschließend wird die Ausgangsgeschich-te von der Lehrkraft vorgelesen. Daran schließt sich die Erarbeitungsphase an, für die etwa 30 bis 45 Minuten angesetzt werden sollten, je nach Komplexität und Umfang des Mysterys oder der Leistungs-stärke der Lerngruppe. Die Schüler:innen arbeiten hier in Kleingruppen von vier bis sechs Personen zusammen. Sie erhalten pro Gruppe einen Arbeitsauftrag, der den Ablauf dieser Phase Schritt für Schritt er-läutert, ein leeres Plakat, Kleber, Filzstif-te sowie einen Umschlag mit Kärtchen. Letztere enthalten Informationen, die zur Lösung der Aufgabe benötigt werden. Die Aufgabe der Kleingruppen ist es nun, diese Kärtchen nacheinander einzeln aus dem Umschlag zu nehmen und einander vorzulesen. Nach und nach legen sie die-se dann lose so auf dem Plakat aus, dass zwischen den Karten logische Verknüp-fungen entstehen, die zur Beantwor-tung der Leitaussage beitragen. Haben die Schüler:innen alle Kärtchen auf dem Plakat verteilt, so können sie diese noch verschieben und über Kategorien und Zu-sammenhänge diskutieren. Es entsteht ein sogenanntes Lege-Bild. Sind die Ler-nenden sich über die Anordnung der Kärt-chen in ihrer Kleingruppe einig, so kön-nen sie diese auf dem Plakat festkleben und mithilfe von Überschriften, Pfeilen oder eigenen Markierungen erkannte Zu-sammenhänge und Kategorien verdeut-lichen. Wichtig ist es, die Schüler:innen darauf hinzuweisen, dass es bei der An-ordnung der Kärtchen im Lege-Bild kei-ne richtigen und falschen Varianten gibt. Vielmehr steht die sinnvolle Verknüpfung der einzelnen Informationen im Vorder-grund. Eine Differenzierung zwischen den Leis-tungsniveaus der Gruppen ist innerhalb dieser Phase gut umzusetzen. Leistungs-stärkeren Kleingruppen können Zu-satzumschläge zur Verfügung gestellt werden, die entweder vertiefende Infor-mationen zur Thematik enthalten oder Kärtchen, die zwar zum Kontext passen, aber für die Beantwortung der Leitaus-sage nicht relevant sind. Leistungsschwä-cheren Kleingruppen können hingegen Hilfekarten angeboten werden, die den Lernenden Hinweise auf eine mögliche Kategorisierung der Kärtchen geben. Während dieser Phase sollte die Lehrper-son darauf achten, dass die Kleingruppen den Arbeitsauftrag gründlich durchge-hen und sich die Kärtchen gegenseitig so vorlesen, dass alle Gruppenmitglie-der den Inhalt verstehen. Die Lehrkraft interagiert währenddessen als Berater und Beobachter. Durch gezielte Fragen nach dem Inhalt der Kärtchen oder mit-hilfe von kritischen Fragen zum Aufbau des Lege-Bildes kann sie gegebenenfalls Unterstützung bieten.In der folgenden Präsentationsphase werden die Ergebnisse der verschiede-nen Kleingruppen vorgestellt. Dies kann beispielsweise durch einen Galeriegang geschehen. Bei dieser Unterrichtsme-thode werden die Plakate an der Wand wie in einer Galerie ausgestellt. Es wer-den neue Kleingruppen gebildet, die aus je einem Mitglied der vorherigen Teams bestehen und im Anschluss von Plakat zu Plakat gehen. Die Plakate werden von dem Gruppenmitglied erklärt, das bei der Erstellung beteiligt war. Nach einer fest-gelegten Zeit begibt sich die Gruppe zum nächsten Plakat.Ziel ist es, alle Arbeiten der einzelnen Kleingruppen wertzuschätzen und Ge-legenheit für Diskussionen zu bieten. Es können beispielsweise die unterschied-lichen Herangehensweisen und Anord-nungen der Kärtchen auf dem Plakat angesprochen werden. Anschließend nennen die einzelnen Gruppen ihre Ant-worten auf die Leitaussage. Diese können direkt auf das Plakat geschrieben wer-den. Anschließend sollte erneut über die Ergebnisse diskutiert werden und eine Reexion folgen, um das Gelernte zu fes-tigen. Hierfür können die Schüler:innen einen vertiefenden Arbeitsauftrag erhal-ten oder die besprochenen Ergebnisse schriftlich festhalten. (Quelle und weiterführende Informa-tionen: Mühlhausen, J, Pütz, N. (Hrsg.) (2013): Mysterys: 9 rätselhafte Fälle für den Biologieunterricht: Materialien Sek. I. Hall-bergmoos: Aulis)05MYSTERY | TRANSPORTDie Mystery-Methode

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Exemplarischer Verlaufsplan für eine Doppelstunde (90 Minuten)Die Mystery-MethodePhase Geplanter VerlaufMedien, Aktions-, Arbeits- und SozialformenImpuls Tafelanschrieb oder Folie mit Leitfrage/-aussage Tafelanschrieb oder Overhead oder BeamerEinstieg(5 Minuten)Was könnte dieser Satz bedeuten? Plenum, evtl. Sammlung der Vermutungen an der TafelInstruktion(5 Minuten)Einteilung der Schüler:innen in Kleingruppen; Arbeitsvorlage mit Anweisungen als Folie; Schüler:innen bekommen Plakate und Umschläge; ggf. Hinweise auf ErweiterungskärtchenPlenum, Arbeitsvorlage mit Anweisungen (Beamer/OHP), Umschläge mit Mysterykärtchen, Plakate oder Flipchart-Blätter, Klebestifte, Eddings in verschiedenen FarbenErarbeitung I (30 bis 45 Minuten)Schüler:innen stellen durch Auslegen der Kärtchen auf den Plakaten Zusammenhänge her und verknüpfen diese mit der Leitfrage/-aussage.Gruppenarbeit, Mystery, Erstellen von Plakaten durch Auslegen und Aufkleben von Kärtchen, Visualisieren der Zusammenhänge z.B. durch beschriftete Pfeile, Überschriften etc. in verschiedenen FarbenErweiterung Gruppen mit leistungsstarken Schüler:innen holen sich zusätzliche Karten ab; Gruppen mit leistungsschwachen Schüler:innen können Hilfestellungen erhalten.Ergänzung der bisher erarbeiteten MysterylösungPräsentation(25 Minuten)Die einzelnen Gruppen präsentieren ihre Lösungen nacheinander im Plenum oder per Galeriegang. Die Gruppen stellen ihre Plakate mit den einzelnen Strängen und Antworten auf die Leitfrage/-aussage vor. Evtl. Darstellung der Erweiterungskärtchen für Schüler:innen, die diese nicht bearbeitet haben.Plenum, PlakateRe exion und Ergebnissicherung(10 Minuten)Schüler:innen untersuchen die Unterschiede der einzelnen Lösungsplakate. Woher kommen diese? Warum wurden einzelne Informationen anders gruppiert oder weggelassen?Als Abschluss wird eine gemeinsame Lösung auf die Leitfrage/-aussage formuliert und schriftlich festgehalten.Plenum, PlakateHinweis: Die Mysterykarten als Kopiervorlagen sowie die Musterlösungen können Sie unter https://stadtundland-nrw.de/lernort-bauernhof/fuer-lehrkraefte/ herunterladen.06MYSTERY | TRANSPORT

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Einführungsgeschichte: Warum lässt Bauer Karl seine Tiere von fremden Menschen transportie-ren, obwohl er ansonsten fast al-les für sie tut?Ben ist 15 Jahre alt und lebt auf dem Land. Sein Onkel Karl hat einen Bauern-hof, auf dem er Mastschweine hält. Die Tiere werden aber nicht auf dem Hof geboren, sondern er kauft sie als vier Wochen alte Ferkel von einem anderen Bauernhof in der Nähe zu. Ein großer LKW bringt sie auf den Hof. Einige Mo-nate später, wenn die Tiere ausgewach-sen sind und sie ihr Schlachtgewicht erreicht haben, holt sie ein anderer Transporter wieder ab. Ben hilft oft aufdem Bauernhof mit. Er sieht, wie sehr sich sein Onkel Tag für Tag um seine Tiere kümmert und versteht nicht, wes-halb er sie dann von Fremden transpor-tieren lässt. In einem Schuppen auf dem Hof ndet Ben einen alten Anhänger. Da kommt ihm eine scheinbar gute Idee…Mögliche Lernziele des Mysterys Kognitive Lernziele:Die Schüler:innen können …• …neue Informationen und Gedanken-gänge des Mysterys strukturieren, in-dem sie vorhandenes Vorwissen aktivie-ren und benennen.• …Informationen aus dem dargebote-nen Mystery miteinander in Beziehung setzen, indem sie Einzelinformationen der Karten gewichten und analysieren.• …Informationen aus dem Mystery mit-einander in Beziehung setzen, indem sie begründete Hypothesen aufstellen.• …die Informationen der einzelnen Kar-ten miteinander in Beziehung setzen, in-dem sie Stränge und Karten durch Pfeile und Skizzen miteinander verbinden und darstellen.• …Informationen ordnen und struktu-rieren, indem sie die Karten des Mys-terys in einer begründeten Ordnungs-struktur auf einem Plakat präsentieren.• …im Anschluss an die Bearbeitung des Mysterys ihren individuellen Lernpro-zess und die angewandten Lösungsstra-tegien reektieren, indem sie benennen, was bei der Bearbeitung gut gelungen ist und wo es Schwierigkeiten gab.• …im Anschluss an die Bearbeitung ihre Gruppenarbeit und das Kooperations-vermögen reektieren, indem sie die Schwierigkeiten und positiven Aspekte im sozialen Miteinander benennen.Soziale Lernziele:Die Schüler:innen sind in der Lage…• …in einer Kleingruppe das Mystery zu bearbeiten, indem sie den anderen Ler-nenden zuhören und deren Vorschläge in Bezug auf die eigene Auffassung ab-wägen.• …in den Kleingruppen eine gemeinsa-me Lösung der Leitfrage zu erreichen, indem sie mögliche Konikte im Bear-beitungsprozess lösen und Unstimmig-keiten gemeinsam beheben.• …in ihren Kleingruppen zusammenzu-arbeiten, indem sie die Gesprächsregeln berücksichtigen, auf andere Schüler ein-gehen und sich an Absprachen halten.• …ihre eigene Meinung begründet zu vertreten, indem sie Argumente und Be-lege nennen, die zur Beantwortung der Leitfrage beitragen.Affektive Lernziele:Die Schüler:innen arbeiten motiviert an der Lösung des Mysterys, indem sie ei-genes Vorwissen sowie Vorerfahrungen in den Bearbeitungsprozess einbringen.Die Mystery-Methode, Einführungsgeschichte(Quelle: Adobe Stock)Basiskarten sind grün, optionale Erwei-terungskarten z.B. für leistungsstarke Lerngruppen, sind orange gekennzeich-net. Aus den Nummerierungen lassen sich keine direkten Zusammenhänge ableiten.07MYSTERY | TRANSPORT

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0201Als Tiertransport wird der Transport lebender Tiere mit dem Lkw, Pkw oder Traktor mit Anhänger, der Bahn, mit dem Flugzeug oder mit dem Schiff be-zeichnet. Transporte innerhalb Deutschlands wer-den nahezu ausschließlich per Lkw, Pkw oder Trak-tor mit Anhänger durchgeführt.Es gibt viele verschiedene Kategorien von Tier-transporten, für die unterschiedliche Vorschriften gelten. Am häugsten werden transportiert:• Zuchttiere • Masttiere• Sporttiere • Hobby- und Heimtiere• Zoo- oder ZirkustiereGründe für den Transport können sein, dass die Tie-re geschlachtet werden sollen (Schlachttiertrans-porte; z.B. Schweine), dass sie auf anderen Höfen weitergemästet werden (Lebendtiertransporte; z.B. Ferkel) oder dass sie zur Zucht verwendet werden (Zuchttiertransporte; z.B. Bullen oder Pferde).Die Spezialisierung der Tierhaltung in Deutschland macht Transporte notwendig: Es gibt Zucht- und Vermehrungsbetriebe, Brütereien, Aufzuchtbetrie-be für Jungtiere, Mastbetriebe und Betriebe für die Ei- oder Milcherzeugung. So werden die meisten Tiere mehrmals in ihrem Leben transportiert.04030605Je nach Tierart dürfen auf dem Transporter ein bis vier Ladeebenen genutzt werden.Pferde: einstöckigRinder: zweistöckigSchweine, Schafe und Kälber: dreistöckigJungtiere wie Lämmer und Ferkel auch vierstöckigDie fertig gemästeten, schlachtreifen Schweine von Bauer Karl werden mit einem Lkw abgeholt. Auf ein Zugfahrzeug mit Anhänger passen je nach Gewicht ca. 150 Tiere.Für den Transport muss jedem Tier eine Mindest-äche zur Verfügung stehen, die sich nach dem Lebendgewicht des Tieres richtet. Schweine mit einem Endmastgewicht von 120 Kilogramm benö-tigen beispielsweise eine Fläche von 0,55 Quadrat-metern.08071009 Tiertransporter Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema Transport Ferkel Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportSchweine beim Verladen zum Transport Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema Transport Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema Transport(Quelle: Westeisch)(Quelle: Adobe Stock)(Quelle: Westeisch)

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1211Der Schlachthof, der die Schweine von Bauer Karl schlachtet, ist rund 100 Kilometer entfernt. Bauer Karl bekommt keine Tiere aus dem Ausland und verkauft seine gemästeten Tiere auch immer in Deutschland. Deshalb nutzt er keine internationa-len Tiertransporte, die noch mehr und höhere An-forderungen erfüllen müssen.Tiertransporte dauern unterschiedlich lange: Wenn Landwirt:innen beispielsweise Ferkel in einen an-deren Stall transportieren, dauert dies manchmal nur wenige Minuten. Innerhalb Deutschlands darf der Transport zu einem Schlachtbetrieb höchstens 8 Stunden dauern.Allgemeine Anforderungen an Tiertransporte:• Transportfähigkeit der Tiere• Vorschriften für Transportfahrzeuge• Befähigungsnachweis des FahrersAuf europäischer Ebene regelt die „EU-Tiertrans-port-Verordnung 1/2005“ den Transport von Nutz-tieren. Die Verordnung beruht auf einer Stellung-nahme des Wissenschaftlichen Ausschusses für Tiergesundheit und Tierschutz.Wer lebende Tiere gewerblich transportieren will, muss sich an die Tiertransportverordnung (EG) Nr. 1/2005 halten. Wichtigste Voraussetzung ist, dass die Tiere gesund auf den Transport gehen. Wer Tie-re transportiert, die dieses Kriterium nicht erfüllen, macht sich strafbar.Lkws, mit denen Tiertransporte über Langstrecken (mehr als 8 Stunden) durchgeführt werden (Typ-2-Fahrzeuge), müssen zusätzliche Anforderungen erfüllen:• Tränkevorrichtung für Tiere• Belüftungs- und Temperaturüberwachungssystem• Dach mit heller Farbe (Hitzeschutz) und ausreichend isoliertDie Lkws, die Bauer Karl die Ferkel bringen und sei-ne Mastschweine abholen, sind Fahrzeuge für den Kurzstreckentransport bis 8 Stunden (Typ-1-Fahr-zeuge). Sie müssen viele Anforderungen erfüllen:• keine Verletzungs- oder Sicherheitsgefahr für die Tiere • ausreichende Frischluft und Luftzirkulation • Trennwände beweglich und positionierbar, sodass Tiere z. B. in Kurven nicht verrutschen könnenBis auf wenige Ausnahmen benötigt jeder, der Tiere transportieren möchte, einen „Befähigungsnach-weis“, für den man eine spezielle Schulung für den Umgang mit den Tieren braucht.141316151817Das Wohlbenden der Tiere während des Trans-ports muss vom Fahrer regelmäßig kontrolliert und aufrechterhalten werden.Tiertransporte werden unter strengen gesetzlichen Auagen durchgeführt und kontrolliert. Zuständig für die Kontrollen der Tiertransporte sind die Vete-rinärbehörden. Dabei erhalten die Tierärzte Unter-stützung von der Polizei oder vom Zoll.2019Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema Transport Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema Transport

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Mystery zum Thema Düngung Die Kontrollen nden beim Transport vor allem auf der Straße und an Bestimmungsorten, wie z.B. an Schlachthöfen, auf Märkten und an Kontrollstellen statt.Kontrolliert wird dabei die gesamte Transportpra-xis. Dazu gehören u. a. die Transportfähigkeit der Tiere, die Ladedichte, die Beförderungsdauer und das Transportmittel. Weiterhin erfolgt eine Doku-mentenkontrolle u.a. auf Vollständigkeit und Plau-sibilität der Unterlagen.Tierschützer kritisieren jedoch, dass die EU-Tier-transport-Verordnung einige wichtige Empfehlun-gen aus der Stellungnahme des Wissenschaftlichen Ausschusses für Tiergesundheit und Tierschutz ignoriert. Dazu gehört beispielsweise das empfoh-lene vollständige Verbot, angebundene Tiere zu transportieren.Stationen eines Mastschweins:Geburt des Ferkels im Sauenbetrieb  TRANSPORT der Ferkel  Mast des Ferkels im Mastbetrieb bis zur Schlachtreife  TRANSPORT des Mastschweins  SchlachtbetriebDeutschland setzt die europäischen Vorgaben mittels einer nationalen „Tierschutztransportver-ordnung“ (kurz: TierSchTrV) um. Sie ist in einigen Punkten genauer und strenger als die europäische Verordnung.2016 wurden in Deutschland über 753 Mio. Tiere zu einem Schlachtbetrieb transportiert. 80 % dieser Tiere waren Masthühner; doch auch Schweine, Pu-ten, Enten, Bullen, Kälber, Legehennen oder Milch-kühe gehörten dazu.2015 wurden in Deutschland rund 320.000 Kontrol-len an Tiertransporten mit mehr als 470 Mio. Tieren durchgeführt.Quelle: Jahresbericht 2015 der Bundesrepublik Deutschland zum mehrjährigen nationalen Kontrollplan nach Verordnung (EG) Nr. 882/2004Als nicht transportfähig gelten z.B. Tiere, die sich nicht schmerzfrei oder ohne Hilfe bewegen können, große offene Wunden haben oder zu jung sind und über 100 km befördert werden (z. B. weniger als drei Wochen alte Ferkel, weniger als eine Woche alte Lämmer und weniger als zehn Tage alte Käl-ber).Insgesamt wurden 4.986-mal Maßnahmen zur Be-hebung der festgestellten Mängel ergriffen. Über-wiegend wurden Empfehlungen und Belehrungen ausgesprochen. Daneben gab es Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten mit und ohne Bußgeld (ca. 30 %). Am seltensten wurden Strafverfahren einge-leitet (39 Kontrollen = 0,01 Prozent).Für Transporte in Nicht-EU-Staaten sind die Tiere länger unterwegs. Eine tierschutzgerechte Versor-gung muss auch hier bis zum Zielort gewährleistet werden. Transportunternehmer müssen zwingend Ruheorte und Versorgungsstellen nachvollziehbar belegen. Kontrolliert wird dies jedoch von den Kon-trollstellen im Ausland.22212423262528273029Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema Transport Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema Transport

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Onkel Karl kauft Ferkel von einem befreundeten Betrieb, der sich auf das Erzeugen von Ferkeln spe-zialisiert hat. Die Ferkel werden mit einem Lkw von dem etwa 50 Kilometer entfernten Bauernhof ge-bracht.Bauer Karl lacht: „Mit dem alten Anhänger darf ich gar keine Tiere transportieren. Außerdem müsste ich dafür nochmals die Schulbank drücken. Denn zum Schlachthof sind es mehr als 65 km und dafür bräuchte ich dann einen Befähigungsnachweis und eine Transportzulassung.„Wenn ein Tiertransport professionell und sorgfäl-tig durchgeführt wird und alle gesetzlichen Rege-lungen beachtet werden, sind Tiertransporte wenig stressig für die Tiere“, weiß Bauer Karl.„Mir ist sehr wichtig, dass meine Schweine wenig Stress beim Transport haben, daher sollten alle Transportwege möglichst kurz sein!“, sagt Bauer Karl. „Aus der Region – für die Region“ ist sein Motto.Ben hat dazu jede Menge Fragen: „Gibt es denn Re-geln, die auf der Fahrt eingehalten werden müssen? Kann jeder, der einen entsprechenden Führerschein hat, Tiere transportieren?“Bei Bauer Karl wachsen aus den Ferkeln in rund 16 Wochen dann Schweine. Am Ende der Mast, also nach fünf bis sechs Monaten, erreichen sie ein Ge-wicht von 110 bis 130 Kilogramm.Ben ist der Neffe von Bauer Karl und hilf gerne auf dem Bauernhof mit.Ben fragt: „Warum fährst du denn die Tiere nicht selbst mit deinem alten Anhänger? Den könnten wir zusammen zum Tiertransporter umbauen. Du kennst die Tiere doch am besten und würdest dich auch gut um sie während des Transportes küm-mern!“An jedem deutschen Schlachthof kontrollieren amtliche Tierärzte die Anlieferung und prüfen den Gesundheitsstatus der Tiere. So werden auch Bauer Karls Schweine bei der Ankunft am Schlachthof ge-nau begutachtet.32313433363538374039Mysterykarten zum Thema TransportÜberprüfung der Frachtpapiere Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportSchweine beim Verladen Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema Transport Mysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema TransportMysterykarten zum Thema Transport(Quelle: Westeisch)(Quelle: Westeisch)

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Lösungsbild als Download:(Quelle: Adobe Stock)Lösung12MYSTERY | TRANSPORT(Quelle: Adobe Stock)Warum lässt Bauer Karl seine Tiere von fremden Menschen transportie-ren, obwohl er ansonsten fast alles für sie tut?405Bauer Karl383235363118BenRegeln für Transport1291012LÖSUNG:Für den Transport von Tieren müs-sen viele Regeln eingehalten wer-den.1373920Kontrollen21372228296Kritik23333481611Warum Transporte?253426141519272417Transporte in Nicht-EU-Ländern30

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