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Das Leuchten der Feen kdp Lesepr

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Kirsten Greco Das Leuchten der Feen Silvanubis 3 (Leseprobe) Copyright © 2024 Kirsten Greco Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Personen und Handlung sind frei erfunden, etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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Prolog Was zur Hölle! Schweiß brannte in seinen Augen und langsam ermüdeten die Arme. Warum ließ er sich eigentlich immer wieder auf diese Kämpfe ein? Erneut trafen die Schwerter klirrend aufeinander und der Klang von Stahl auf Stahl erfüllte die Luft. »Gib endlich auf, Kleiner!«, stieß er hervor. »Früher oder später verlierst du sowieso.« »Das hättest du wohl gerne.« Sein Kampfpartner griff erneut an und wieder parierte Sam. Genauso wie sein Gegenüber den nächsten Schlag. Marco hatte eindeutig dazugelernt. Er wurde einfach nicht müde, obwohl er mit seinen neunzehn Jahren noch längst nicht die Muskelmasse vorweisen konnte, die Sam sich mit knapp dreißig angeeignet hatte. Wieder holte Lauras Sohn aus, doch dieses Mal hatte er nicht mit Sams seitlichen Sprung gerechnet. Der Schlag ging ins Leere, er stolperte, fiel und sein Schwert glitt ihm aus den Fingern. »Endlich«, stöhnte Sam. »Nicht schlecht.« Er reichte ihm die Hand und zog ihn hoch. »Das nächste Mal lasse ich dich nicht gewinnen, Kumpel.« Marco griff nach seiner Waffe und richtete den Blick auf die zwei Zuschauer, die das Geschehen von der Veranda aus beobachteten. »Noch jemand Lust?« »Wir haben uns alle schon mit dir im Dreck gewälzt, Brüderchen.« Der linke Mundwinkel seiner

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Schwester hob sich. »… und dich geschlagen.« Sie strich sich demonstrativ über das sandfarbene Oberteil, das bei ihrer Ankunft eindeutig sauberer ausgesehen hatte. So wie immer, wenn sie zusammenkamen, hatten sie sich im Schwertkampf, im Bogenschießen und in der Magie geübt. »Außerdem habe ich Hunger.« »Ich auch.« Luca warf seinem Bruder einen amüsierten Blick zu. »Aber Respekt. Du hast es Sam nicht leicht gemacht. Keine Sorge, irgendwann schlägst du ihn.« »Wenn die Hölle zufriert.« Sam strubbelte Marco durch die zerzausten, pechschwarzen Haare und grinste, weil er wusste, wie sehr sein Freund das hasste. »Ausweichen kann jeder.« Die grünen Augen verengten sich. Marco schob Sam mit beiden Händen zur Seite, trat neben die Verandatreppe und legte seine Waffe zu denen seiner Geschwister. »Das merke ich mir fürs nächste Mal.« »Du hast dich wirklich nicht schlecht geschlagen.« Luca lehnte sich gegen die Haustür, blies sich eine rote Strähne aus der Stirn und legte den Kopf schief. »Gäbe es die Krieger Silvanubis‘ noch, dann würdest du wöchentlich trainieren«, fügte er mit einem Seitenblick auf Sam hinzu. Natürlich. Sam verzog das Gesicht. Er hatte schon darauf gewartet, dass dieses leidige Thema wieder angesprochen wurde. Sein Ziehvater erinnerte sie

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pausenlos daran und die Trainingskämpfe waren immer ein willkommener Anlass, die Krieger ein weiteres Mal zu erwähnen. Wo er wohl blieb? Eigentlich hätten Aaron und Laura längst hier sein sollen. Gemeinsam warteten sie an der Quelle auf die monatliche Nachricht von Lauras Eltern. Vielleicht dauerte der Austausch heute länger als sonst. Sam presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Sie konnten die Krieger Silvanubis‘ so oft erwähnen, wie sie wollten. Er würde den Teufel tun und helfen, sie wieder zu vereinen. Hätte es diese Truppe nie gegeben, dann wären seine Eltern noch am Leben. »Lasst uns das Essen schon mal zu den Decken bringen«, wechselte Luca das Thema und deutete auf die Körbe vor dem Verandageländer. So wie immer, wenn sie sich bei ihm trafen und das Wetter es zuließ, gab es nach dem Training ein Picknick neben der großen Scheune. »Vielleicht traut ihr euch später ja doch noch einmal.« Marco wackelte mit den Brauen und sprang die Treppe hinauf. »Wenn du dir den Bauch wieder so vollschlägst, hast du nicht den Hauch einer Chance gegen mich, alter Mann«, bemerkte er und drückte im Vorbeilaufen Sams Schulter. »Du freust dich doch schon seit Tagen auf Judiths legendäre Pasteten.« »Und auf den Wein …«, fügte diese hinzu, bevor sie sich an ihren Bruder wandte. »Leider befürchte

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ich, dass Sam dich selbst nach einem ausgiebigen Festmahl noch schlagen wird, Brüderchen.« »Das käme auf den Versuch an«, konterte Marco, hob das Tuch von einem der Körbe und fächerte ihnen den würzigen Duft entgegen. Sam zuckte mit den Schultern und kämpfte gegen dieses Gefühl an, dass sich mit nervtötender Regelmäßigkeit einstellte, wenn sie alle zusammen waren. Sein Blick glitt über die Gesichter der drei Menschen, die in seiner dunkelsten Stunde nicht von seiner Seite gewichen waren. Für jeden von ihnen würde er durchs Feuer gehen … auch für den Hitzkopf, der gerade den Korb wieder mit dem Tuch bedeckte, sich gegen die Tür des Einzimmerhauses lehnte und die kräftigen Arme vor der Brust verschränkte. Marco war so wie seine Geschwister ein ausgezeichneter Kämpfer, und Sam war sicher, irgendwann würde er sowohl seine Schwester als auch seinen Bruder schlagen. Doch noch war es nicht so weit. »Nun hör schon auf zu schmollen.« Judith kniff ihm in die Wange und grinste. Wer die Drei nicht kannte, würde niemals auf die Idee kommen, dass sie Geschwister waren. Marco war seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Von den pechschwarzen Haaren, über die opalgrünen Augen bis zu dem Lächeln, das irgendwie immer an seinem rechten Mundwinkel zupfte, war er das Abbild der Frau, die nicht nur Sam

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all die Jahre die Mutter ersetzt hatte. Auch für Marcos Geschwister war Laura dagewesen, als Aaron viel zu früh Witwer geworden war. Luca hingegen war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Dieselben kupferfarbenen Haare, dieselben breiten Schultern, sogar der stoppelige Bart war derselbe. Von wem er allerdings die Besonnenheit geerbt hatte, war Sam bis heute ein Rätsel. Weder seine Eltern noch seine Geschwister verfügten über die Qualität, die den stillen Mann ausmachte. Judith, die nicht nur die langen blonden Haare und die zierliche Gestalt von ihrer leiblichen Mutter geerbt hatte, war angeblich genauso mutig, selbstbewusst und spontan wie diese. Kyra. Wie von selbst ballten sich Sams Hände zu Fäusten. Sophies Tod ging ebenso wie der seines Vaters auf ihr Konto. Die skrupellose Magierin trug Schuld daran, dass die Erinnerung an seine Eltern immer mehr verblasste. Es war ihre Schuld, dass er sich gerade wieder einmal wie ein Außenseiter vorkam – wohl wissend, dass er eigentlich längst zu dieser besonderen Patchworkfamilie dazugehörte. »Hör auf zu grübeln, Sam!«, riss ihn Luca aus seinen Gedanken, schnappte sich die zwei Körbe, drückte seinem Freund einen in die Hand und lief die Treppe hinunter. Mit wenigen Schritten umrundete er den riesigen Bretterberg, der einfach nicht kleiner werden wollte, während Sam den Blick auf die Baustelle sorgsam mied. Er wusste, wie lächerlich

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der winzige Raum hinter der viel zu großen Veranda aussah. An seinem Können lag es nicht, dass das Haus einfach nicht fertig werden wollte. Auch nicht an mangelnden helfenden Händen. Nein, er brachte es schlichtweg nicht übers Herz, weiterzubauen. Lieber wohnte er auch die nächsten Jahre mit seinen Pferden in der großen Scheune. Wenigstens die Küche hatte er inzwischen fertiggestellt. Seufzend setzte er sich in Bewegung und folgte Luca. »Deine Fee scheint übrigens meiner Meinung zu sein.« Sein Freund wies mit dem Ruck seines Kinns auf das bunte Licht, das sich ihnen näherte. Sam stöhnte leise. Von wegen Feen sind scheu … Fiona besuchte ihn täglich, ob er sie rief oder nicht. Das bunte Leuchten, das sie umgab, löste sich auf, als sie sich ihm auf Armlänge näherte. Einen Herzschlag später saß das Wesen mit den blonden langen Haaren und den perlmuttfarbenen Flügeln auf seiner Schulter. Ob sie spürte, dass er mal wieder mit seinem Schicksal haderte? Vielleicht gab es ja so etwas wie einen siebten Feensinn. Fiona war da, wenn er nachts aus Albträumen hochschreckte, sie war da, wenn die Wut in Trauer umschlug und sie war da, wenn er sich inmitten seiner Freunde einsam fühlte. So wie gerade. »Okay, Sam. Was ist los?« Luca stieß ihn mit der Schulter an und deutete auf die Decken, die Judith bereits für das Picknick auf der Wiese neben der

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Scheune ausgebreitet hatte. »Ist es, weil ich die Krieger erwähnt habe?« »Auch«, gab er leise zu. Seinem besten Freund hatte er noch nie etwas vormachen können. »Sam …«, seufzte Luca und schüttelte traurig den Kopf. »Wann kapierst du endlich, dass du zu uns gehörst? Dass du hierhin gehörst? Ich verstehe ja, dass du wütend bist, aber du musst irgendwann nach vorne sehen. Das ist ungesund … Bau dein Haus fertig. Lebe. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du in der alten Welt glücklicher sein wirst. Ja, du hast deine Eltern verloren. Beide. Niemand wird sie ersetzen. Aber auch meine Mutter lebt nicht mehr … und Laura ist so gut meine wie deine Stiefmutter.« Sein Blick zuckte zu Marco und Judith, die auf der Veranda in ein hitziges Gespräch verwickelt waren. »Und die beiden Nervensägen da vorne sind ebenso deine Geschwister, wie meine.« Seufzend griff er nach Sams Korb und setzte ihn mit dem anderen auf dem Boden ab. »Und was die Krieger angeht«, fuhr er fort, »… ohne sie haben wir keine Chance Robert und seinen Anhängern irgendwann das Handwerk legen zu können.« »Nur, dass du die Krieger Silvanubis nicht wieder vereinen sollst«, stöhnte Sam. »Diese Idee habe ich Aaron und Laura zu verdanken.« »… und du weißt, dass sie recht haben. Kyras Sohn macht noch nicht einmal ein Geheimnis daraus, dass er inzwischen eine kleine Armee mobilisiert hat.

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Es müssen Hunderte sein, die ihm folgen. Ohne die Krieger wird es schwer sein zu reagieren, wenn er zuschlägt. Und er wird zuschlagen. Genauso wie seine Mutter es getan hat. Jeden Tag verschwinden Menschen, Sam. Begabte Heiler, Magier und Kämpfer, die ihm im Gegensatz zu seinen Anhängern ganz sicher nicht freiwillig folgen. Ich will gar nicht wissen, was er mit ihnen vorhat. Und was tun wir?« Er hob die Hände zu einer Geste der Hilflosigkeit. »Wir sind zerstritten wie nie zuvor. Die Najaden und Okeaniden geben sich gegenseitig die Schuld an dem Verschwinden. Dass er sich noch keinen von uns geschnappt hat, liegt einzig und allein daran, dass er weiß, dass der Feuervogel Laura jederzeit zu uns führen könnte. Es muss jemand auf die Menschen zugehen … jemand, der eine Vergangenheit hat wie du. Die Zeit drängt.« Sam schluckte. So viele Sätze hintereinander hatte sein Freund seit Ewigkeiten nicht mehr von sich gegeben. Genervt ließ er sich auf eine der Decken fallen, lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Luca war offenbar noch nicht fertig mit seiner Predigt. »Mir kannst du nichts vormachen, mein Lieber. Du hängst an deiner Heimat und an allem was dazugehört - genauso wie wir.« Er musterte die Fee, die immer noch auf Sams Schulter saß und offenbar nicht vorhatte, den Platz in nächster Zeit zu räumen.

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»Du bist ein begnadeter Kämpfer, Sam. Und verrate es Marco nicht … aber er wird dich niemals schlagen. Genauso wenig wie ich oder Judith. Oder meine Eltern. Im Bogenschießen bist du ebenfalls überdurchschnittlich gut. Und was die Magie angeht …« Sam stöhnte leise. Darauf hatte er nur gewartet. »Niemand von uns hat Kontakt zu einem magischen Wesen wie du zu deiner Pixie. Sam, das ist nicht normal. Die Fee klebt geradezu an dir. Nicht einmal Lauras Verbindung zu dem Feuervogel ist … so.« »Bist du jetzt fertig?«, fragte er und drehte sich um. Wo blieben bloß die anderen? »Fast.« Luca hielt seinen Blick fest und setzte sich neben ihn. »Du bist der geborene Anführer, Sam. Spring endlich über deinen Schatten.« Sam biss die Zähne zusammen und schluckte den bitteren Geschmack im Mund hinunter. »Ich war acht Jahre alt, als sie gestorben sind, Luca. Acht! Ich schulde Silvanubis gar nichts. Sobald die Passagen wieder offen sind, bin ich weg.« Luca legte beruhigend die Hand auf seine Schulter. »Es war eine Person, die dir das angetan hat. Die mir das angetan hat.« Sein Blick wanderte ins Leere, bevor er ihn wieder auf Sam richtete. »Es ist nicht die Schuld der Krieger. Und auch nicht die Silvanubis‘. Wir stehen alle an deiner Seite, Mann. Siehst du nicht, wie sehr dich die Menschen hier

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bewundern? Sie warten nur auf jemanden wie dich, der ihnen sagt, wo es lang geht.« Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Und jetzt bin ich fertig. Wir sollten …« »Sie kommen!«, wurde er von einer hellen Stimme unterbrochen. Laura. Gefolgt von Aaron, Judith und Marco. Seine Ziehmutter hielt auf sie zu und winkte aufgeregt mit einem Stück Papier. »Sie hat Silvanubis gesehen! Luca! In zwei Wochen triffst du deine Schwester.« Sie strich sich die schwarzen Haare aus dem Gesicht und blieb atemlos vor ihnen stehen. »Endlich.« Sam erhob sich und trat zur Seite. Er gönnte ihnen diese Freude von ganzem Herzen. Luca, Judith und Marco würden ihre Schwester kennenlernen und Laura und Aaron ihre Tochter in die Arme schließen können. Und er? Er würde feststellen, ob Fiona ihn durch die Passagen in die alte Welt führen konnte. Endlich.

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Nebeltraum 15 Stunden zuvor Das Licht schimmerte in allen Farben des Regenbogens. Als ob der Nebel die Sonne jagte, die Strahlen in ihre Spektralfarben zerlegte und diese in schimmernden Kugeln einfing. Das Funkeln verdichtete sich zu einem steten Leuchten und die Farben perlten von zwei winzigen weiblichen Wesen mit perlmuttfarbenen Flügeln ab. Nebeneinander landeten sie auf dem Rücken des schneeweißen Einhorns. Gewaltige Schwingen, durchzogen von purpurrotem Feuer, trieben den Nebel auseinander und hinterließen eine rotglänzende Spur, als der Phönix sich zu ihnen gesellte. »Catrin«, flüsterte das winzige Wesen mit den langen blonden Haaren und flog auf sie zu. »Fiona?« Catrin streckte die Hand aus. »Warte!« Sie reckte sich, verfing sich in der dünnen Bettdecke und landete hart auf den dunklen Dielen. Keuchend riss sie die Augen auf und holte erleichtert Luft. Der Nachtwind blähte die beigefarbenen Vorhänge auf, Mondlicht floss durch das offene Fenster ins Zimmer. Sie zwang sich zu einigen tiefen Atemzügen, presste die frische Frühlingsluft durch ihre Lungen und ließ den Blick durch das Halbdunkel gleiten. Nein. Hier war niemand. Was für ein komischer Traum. So … echt? Mit Daumen

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und Zeigefinger massierte sie die Stelle zwischen den Augenbrauen. Diese Kopfschmerzen. Die Zimmertür wurde aufgeschoben und ihre Großmutter schob den Kopf durch den Spalt. »Bist du aus dem Bett gefallen?« Mit energischen Schritten durchquerte sie das Zimmer, reichte ihr die Hand und zog sie hoch, bevor sie Catrin mit sanfter Gewalt auf die Bettkante drückte. »Alles in Ordnung?« Sie knipste die kleine Lampe auf dem Nachttisch an, setzte sich neben sie und legte den Handrücken auf ihre Stirn. »Kein Fieber.« Ihre Großmutter nickte zufrieden und schob die Hände in die Taschen ihres hellgrünen Morgenmantels. »Ich muss wohl geträumt haben«, murmelte Catrin und gähnte. »Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.« Sie strich sich das verschwitzte Haar aus dem Gesicht und seufzte leise. »Ein Traum? Kannst du dich erinnern?« Etwas in der Stimme ihrer Großmutter ließ sie aufhorchen. Ein Funkeln trat in die bernsteinfarbenen Augen, und die Hände, die eben noch in den Taschen gesteckt hatten, bebten leicht, als sie sie in ihrem Schoß verknotete. Und ob sie sich erinnern konnte. Catrins Blick wanderte zu dem Fenster. »Ich dachte erst, es wäre zugeschlagen. Du weißt ja, dann wache ich meistens auf und …« Sie hielt inne, weil es ihr jedes Mal dumm vorkam, darüber zu reden. Seit sie denken konnte, lösten geschlossene Räume Panikattacken

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aus. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sie aufgewacht wäre, weil der Wind das Fenster zugedrückt hatte. »Was hast du geträumt, Catrin?«, hakte ihre Großmutter nach. Inzwischen saß sie kerzengerade neben ihr. So. Nun machte sie ihr Angst. Nicht nur die alten Hände bebten, in ihrer Stimme lag eine Dringlichkeit, die ihr einen Schauder über den Rücken jagte. »Also … ähm. Eigentlich war es ziemlich schräg.« »Catrin.« Die alte Hand legte sich auf ihre und drückte sie kurz. »Bitte.« »Also gut.« Schwer war es nicht, sich die vier Wesen in Erinnerung zu rufen. »Es war, als ob sie wirklich hier gewesen waren, Oma. Eine … nein zwei kleine … winzige Mädchen mit Flügeln. Fiona und Felia«, fügte sie überrascht hinzu, als ihr klar wurde, dass sie beide Namen wusste. Gleich würde ihre Großmutter in Lachen ausbrechen. Doch ihr Blick hing an ihren Lippen, als würde ihr Leben davon abhängen. (…)