BACHELORTHESISWIE WIRD DURCH GRAFIKEN EIN AUTHENTISCH WIRKENDES ZEITKOLORIT FÜR FILM- UND FERNSEHPRODUKTIONEN ERSCHAFFEN?GRAFISCHE REQUISITEN FÜR DEN ROMAN »LUNAPARK« VON VOLKER KUTSCHERBachelorthesis zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts (B.A.) im Studiengang Mediendesign an der SRH Berlin University of Applied Sciences – Berlin School of Popular Arts.VORGELEGT VON:Ella KrugEisenacher Straße 4310823 Berlinella.krug@yahoo.comMatrikelnummer: 161000043DATUM DER ABGABE: Berlin, den 31.01.2022PRÜFUNGSKOMMISSION:1. Gutachterin: Prof. Ricarda Wallhäuser 2. Gutachter: Prof. Dr. Gerald Geilert
WIE WIRD DURCH GRAFIKEN EIN AUTHENTISCH WIRKENDES ZEITKOLORIT FÜR FILM UND FERNSEHPRODUKTIONEN ERSCHAFFEN?GRAFISCHE REQUISITEN FÜR DEN ROMAN »LUNAPARK« VON VOLKER KUTSCHER Bachelorthesis zur Erlangung des akademischen Grades Bachelor of Arts (B.A.) im Studiengang Mediendesign an der SRH Berlin University of Applied Sciences – Berlin School of Popular Arts.Vorgelegt von:Ella KrugEisenacher Straße 4310823 Berlinella.krug@yahoo.comMatrikelnummer: 161000043Datum der Abgabe: Berlin, den 31.01.2022Prüfungskommission:1. Gutachterin: Prof. Ricarda Wallhäuser 2. Gutachter/in: Prof. Dr. Gerald Geilert
Abbildungsverzeichnis1. Was sind Grasche Requisiten?2. Geschichtliches zum Grakdesign beim Film2.1. Arbeitsbereiche3. Arbeitsprozess3.1. Arbeiten mit einem Drehbuch3.2. Drehplan & Continuity 3.3. Recherche3.3.1 Das Sichten von Quellen4. Die Praktische Arbeit Grasche Requisiten für den Roman »Lunpark« von Volker Kutscher4.1 Die Zündholzschachtel als Werbemittel4.2 Wahrsagekarten: Madame Luna Blickt in Ihre Zukunft4.3 Wahrsageautomat »Madame Luna«4.4 Kassiber auf einem Skatzettel4.5 Telegramm4.6 Tierarzt-Rechnungsformular5. Was bedeutet Authentizität? Kritische Auseinandersetzung mit diesem Begriff im Zusammenhang mit Requisiten und Filmkulissen5.1 Eine kurze Antwort auf eine lange Frage Literaturverzeichnis Eidesstattliche Erklärung 913171921212325283334384246505661646771INHALTSVERZEICHNIS
9Abbildung 3.2.1 I Unbekannter Fotograf, Gemüsestand um 1926, 136x89mm, Fundort: Ebay, Quelle: Eigene Darstellung,Scan, Original im Privatarchiv der AutorinAbbildung 3.2.1 II Unbekannter Fotograf, Pärchen vor einem Gebäude, 1935, 45x60mm, Fundort: Flohmarkt Rathaus Schöneberg, Quelle: Eigene Darstellung,Scan, Original im Privatarchiv der AutorinAbbildung 3.2.1 III Historische Fotografie, Barbier, Ramlerstraße 33, Wedding, 1911, Unbekannter Fotograf, Quelle: Alte Berliner Läden, Nicolaische Verlagsbuchshandlung Berlin: 1982, S. 51, Privatarchiv Wilfried SchlepegrellAbbildung 4. I Fotografie fünf identischer Requisiten, Zündholzschachteln Hotel Sterner, Quelle: Eigene Darstellung, FotografieAbbildung 4. IIRequisiten, Quelle: Eigene Darstellung, FotografieAbbildung 4.1 I Requisit Zündholzschachteln Hotel Sterner, 35 x 50mm, Etiketten gedruckt auf Munken Creme 90g, Ge-färbt mit Schwarzer Tee [Rezept: 170ml Wasser, 6 Teebeutel, Ziehzeit: 3 min Ziehzeit, Färbedauer: 1 min], mit Gummi arabicum auf zeitgemäße Zündholzschachteln aus Spanholz geklebt, Quelle: Eigene Darstellung, FotografieAbbildung 4.1 I & 4.1 II Haushaltsware und Welt-Hölzer, Etiketten der Zündholzschachteln der Deutschen Zündwarenmonopolgesellschaft der 30er Jahre, 35x50 mm, Fundort: Ebay, Quelle: Eigene Darstellung, ScanAbbildung 4.1 IV Welt-Hölzer-Etikett, vermutlich 20er/30er Jahre, 35x50 mm, Quelle: zuendholzetiketten.de, Copyright: Unbekannt, URL: http://www.zuendholzetiketten.de/images/steuernummer/210.gif2828313232343637ABBILDUNGSVERZEICHNIS
10Abbildung 4.2 I & 4.2 II Requisit Madame Luna Wahrsagekarte Vorder- und Rückseite, gedruckt auf grüner Trennstreifenpappe für Akten, 85x53 mm, Quelle: Eigene Darstellung, ScanAbbildung 4.2 III & 4.2 IV Requisit Madame Luna Wahrsagekarten mit weiteren Prophezeiungen und handschriftlicher Notiz, 85x53 mm Quelle: Eigene Darstellung, Scan Abbildung 4.2 V Kiste mit Wahrsagekarten »Princess Doraldina‘s Prophecies«, Ausschnitt eines Fotos von der Auktion für den Wahrsageautomat Princess Doraldina aus den USA von 1928, Quelle: Morphy Auctions, URL: https://auctions.morphyauctions.com/5__PRINCESS_DORALDI-NA_FORTUNE_TELLER_MACHINE__-LOT505156.aspxAbbildung 4.2 VI Franz von Stuck (1863-1928), Plakat Internationale Hygiene Ausstellung Dresden, 1911, Reklamemarke, 36x43mm, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privat-Archiv der AutorinAbbildung 4.3. I Requisiten-Entwurf für den Schriftzug auf dem Wahrsageautomaten Madame Luna, Umsetzung auf iPad in ProCreate Format: DIN A4, Quelle: Eigene DarstellungAbbildung 4.3 II Requisiten-Entwurf für ein Metallschild mit Münzeinwurf, Umsetzung auf iPad in ProCreate, Format: DIN A4, Quelle: Eigene DarstellungAbbildung 4.3 III 5¢ Princess Doraldina Fortune Teller Machine, Wahrsageautomat von 1928, Quelle: Morphy Auctions, URL: https://auctions.morphyauctions.com/5__PRINCESS_DORALDI-NA_FORTUNE_TELLER_MACHINE__-lot483555.aspxAbbildung 4.3 IV Münzeinwurf eines Princess Doraldina Wahrsageautomaten, Ausschnitt eines Fotos von der Auktion für den Wahrsageautomat Princess Doraldina aus den USA von 1928, Quelle: Morphy Auctions, URL: https://auctions.morphyauctions.com/5__princess_doraldina_the_fortune_teller_-lot272701.aspxAbbildung 4.4 I & 4.4 II Requisit Kassiber Rück- (links) und Vorderseite (rechts), Laserdruck auf Biotop Recyclingpapier 80g, Gefärbt mit einer Kanne Bialetti Kaffee für je 30 Sekunden, 85x140mm, Quelle: Eigene Darstellung, ScanAbbildung 4.4 IIIFotografie der fünf identischen Kassiber, Quelle: Eigene Darstellung, Scan38404141424244444647
11Abbildung 4.4 I V Skatzettel, Werbegeschenk für Löwentiner Abtei Likör von Löwentor-Fleischhauer, ca. 1930er, 113x158mm, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privatarchiv der AutorinAbbildung 4.4 I V Skatzettel, Werbegeschenk für KIOS Cigaretten,Türk, Tabak-& Cigaretten-Fabrik „Kios“, E. Robert Böhme, ca. 1910er, 113x198mm, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privatarchiv der AutorinAbbildung 4.4 VISkatzettel Africola, 40er Jahre, 85x145mm, Quelle: Sampor.de, Copyright: Christian Sakowski, URL: https://www.sampor.de/index.php?id=2906Abbildung 4.5 IRequisit TelegrammQuelle: Eigene Darstellung, FotografieAbbildung 4.5 IIRequisit Telegramm zusammengefaltet, Quelle: Eigene Darstellung, ScanAbbildung 4.5 IIITelegramm aus Rom nach Berlin, 1936, DIN A5, Fundort: Ebay, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privat-Archiv der AutorinAbbildung 4.5 IVProzess des Färbens eines Telegramm-Formblatts mit Tee, Quelle: Eigene Darstellung, FotografieAbbildung 4.5 V Rückseite eines historischen Original Telegramms aus dem Jahr 1938, DIN A5, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Besitz der Autorin Abbildung 4.6. I Requisit Tierarzt-Rechnungsformular, Quelle: Eigene Darstellung, FotografieAbbildung 4.6. II Tierarzt-Rechnung von Dr. Oberwinter, 8.November 1939, DIN A5, Fundort: Ebay, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privat-Archiv der AutorinAbbildung 4.6 III Tierarzt-Rechnung von Dr. med. vet. Georgi, 27. März 1919, 140x225mm, Fundort: Ebay, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privat-Archiv der Autorin4848485050525354565859
131. WAS SIND GRAFISCHE REQUISITEN?Wer hat nicht schon einmal den Wunsch verspürt, das Goldene Ticket aus Char-lie und die Schokoladenfabrik1 einmal selbst in die Hand zu nehmen? Oder sich gefragt, aus welchem Museum oder Archiv dieses oder jenes Dokument in einer Filmkulisse entliehen wurde? Oftmals wird womöglich angenommen, das Art De-partment hätte hunderte Flohmärkte durchforstet, um beispielsweise das origina-le alte Hinweisschild aus der Jahrhundertwende und all die anderen Requisiten der historischen Kulisse zu nden. Dass jede einzelne dieser Requisiten eigentlich nagelneu ist und der Stapel Papier letzte Woche noch mit Tee gefärbt wurde, ist weitgehend unbekannt. Grakdesigner*innen spielen als Teil des Art Departments bei Film- und Fernsehpro-duktionen eine wichtige Rolle. Dennoch ist dieses Berufsfeld kaum jemandem bekannt. Grakdesigner*innen beim Film erstellen alle graphic props, zu deutsch grasche Requisiten/ Grakrequisiten. Graphic props ist eine aus dem Englischen übernomme-ne und mittlerweile auch im deutschen Filmjargon gebräuchliche Bezeichnung für alle Graken, die bei Filmen Teil der Requisite sind und für das Verständnis der Handlung und insbesondere für die zeitliche Einordnung nötig sind. Zu diesen zählen unter anderem: Menükarten in Restaurants, Zugtickets, Ausweisdokumente, Logos, Etiketten, Urkunden, Zeitschriften, handgeschriebene Schriftstücke jeglicher Art wie Briefe und Notizzettel, Beschilderungen für Türen, Läden und Straßenkreuzungen. 1 Burton, Tim: Charlie und die Schokoladenfabrik [Film], USA, UK, Australien, 2005.EINFÜHRUNG
14Bekommt also jemand in einem Film einen Brief, so wurde dieser von eine*r*m Grakdesigner*in handgeschrieben, der Umschlag beschriftet, ein Poststempel und sofern nötig sogar die Briefmarke gestaltet. Nahezu nichts Grasches, was der Betrachter in einem Film sieht, stammt aus der realen Welt und ist doch nicht frei erfunden. Wahrscheinlich verschwendet kaum ein Zuschauer beim Schauen eines Films allzu viele Gedanken an diese Dinge. Eher noch werden Animatio-nen gelobt, die Spezialeffekte oder die Leistung der Schauspieler*innen. Darin liegt allerdings auch das Geheimnis der Branche. Wenn Zuschauer*innen keine Gedanken an alltägliche Gebrauchsgraken in einer Filmkulisse verschwenden, sondern diese beiläug und selbstverständlich wahrnehmen, der Handlung folgen können ohne gedanklich abzuschweifen, haben die Grakdesigner*innen ihre Aufgabe verstanden.In den letzten Jahren ist dieses Berufsfeld durch Filme wie Harry Potter2 oder Wes Andersons Grand Budapest Hotel3 bei Grakdesigner*innen bekannter ge-worden. Annie Atkins, die sich durch ihre Arbeit für Filme wie Grand Budapest Hotel oder Bridge of Spies4 als Grakdesignerin einen Namen machte, hat sich auf dieses Gebiet spezialisiert und bietet regelmäßig den zweitägigen Work-shop Graphic Design for Filmmaking in Dublin an, in dem sie den Teilnehmen-den Wissen und Techniken zu dem Thema vermittelt. Für Personen, die sich be-ruich in diese Richtung bewegen möchten, bietet der Workshop einen guten ersten Einblick in die Branche, die einem ansonsten weitgehend verschlossen bleibt. Es gibt keine entsprechende Ausbildung oder einen Studiengang, der dieses Feld von A bis Z abdeckt. Zudem stammt die wenige verfügbare Literatur aus dem englischen 2 Columbus, Chris / Alfonso Cuarón / Mike Newell / David Yates: Harry Potter [Filmreihe], UK, USA, 2001-2011. 3 Anderson, Wes: Grand Budapest Hotel [Film], Deutschland, Vereinigte Staaten, 2014.4 Spielberg, Steven: Bridge of Spies [Film], Vereinigte Staaten, Deutschland, 2015.
15Sprachraum. Glücklicherweise ist die Filmwelt und deren Praktik sehr international und unterscheidet sich allenfalls durch Begrifichkeiten.Wer diese Welt durch Zufall entdeckt hat und als Berufswunsch verfolgen möchte, hat einen ungewissen Weg vor sich. Die Frage »Wie wird durch Graken ein authentisch wirkendes Zeitkolorit für Film- und Fernsehproduktionen erschaffen?« muss sich also jede*r Interessent*in anhand der wenigen vorhandenen Quellen selbst erarbeiten. Besonders reizvoll im Bereich Filmgrak sind historische Produktionen, die in ver-gangenen Epochen spielen. Profunde Kenntnisse der damals angewandten Druck-techniken oder auch eines Handwerks, beispielsweise des Schildermalens, müssen hier erlangt werden, um ein authentisches Zeitkolorit erschaffen zu können. Die jeweiligen Gestaltungselemente der Zeit, Schriftarten, Formulierungen, jegliche Besonderheit der dargestellten Epoche kann späteren Betrachter*innen des lmi-schen Werks diese näher bringen und erlebbar machen. Eine beeindruckende und zudem preisgekrönte Serienproduktion im deutschsprachi-gen Raum ist Babylon Berlin5, deren Handlung von den Kriminalromanen des Autors Volker Kutscher inspiriert ist. Die ersten beiden Staffeln der Serie haben den Roman Der nasse Fisch6 – den ersten der bisher insgesamt acht Romane – zum Vorbild. Die Reihe handelt von dem Kölner Kriminalkommissar Gereon Rath, der im Jahre 1929 nach Berlin kommt, um im Polizeipräsidium am Alexanderplatz zu arbeiten. Die Stadt bendet sich inmitten politischer und gesellschaftlicher Umbrüche und die Anfänge des Nationalsozialismus sind deutlich herauszulesen, von Band zu Band immer prä-senter und mit der Handlung verwoben. 5 Tywker, Tom / Achim von Borries / Hendrik Handloegten: Babylon Berlin [Fernsehserie], 2017. 6 Kutscher, Volker: Der nasse Fisch [Roman], Köln: Kiepenheuer & Witsch: 2007.
16Dieses Bachelor-Projekt behandelt eine Auseinandersetzung mit graschen Requisiten für Gereon Raths sechsten Fall im Band »Lunapark«7, der bisher noch nicht verlmt worden ist. Dieser spielt bereits im Berlin des Jahres 1934. Der Pro-tagonist der Romanhandlung Gereon Rath, der dem Anführer eines kriminellen Ringvereins noch einen Gefallen schuldet, erhält von diesem den Mordauftrag an der Romangur Leo Juretzka. Kommissar Rath gerät in einen Zwiespalt, da sich die von ihm zu untersuchenden Tötungen mehrerer SA-Männer (die fälschlicherweise den Kommunisten angelastet werden sollen) und sein Mordauftrag miteinander verstricken. Für Rath deutet nämlich alles daraufhin, dass der eigentliche Täter die Person ist, die er umbringen soll. Schauplatz der Handlung ist unter anderem der bereits ein Jahr zuvor geschlossene Lunapark. Der »größte, berühmteste und am längsten bestehende Vergnügungspark Berlins«8, der von 1909 bis 1933 in Berlin-Halensee Besucher empng.9In der hypothetischen Annahme, der sechste Roman würde ebenfalls verlmt, soll-te der Roman, wie ein Skript behandelt werden, wobei eine Reihe benötigter Graken aus dem Buch herauszuarbeiten und anzufertigen sind. Hierbei werden, die durch Nachforschung und durch den Workshop bereits erlangten Kenntnisse angewendet und durch erweiterte Literatur untermauert. Ein wichtiger Teil dieser Arbeit besteht unter anderem darin, sich intensiv mit graschen Gestaltungsele-menten der 20er- und frühen 30er-Jahre auseinanderzusetzen. Für die jeweils anzufertigenden Graken müssen Referenzen gefunden werden, deren Charakte-ristika als Vorlage für die Requisiten dienen können.7 Kutscher, Volker: Lunapark [Roman], Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2016. 8 Morat, Daniel et al.: Weltstadtvergnügen. Berlin 1880-1930. Göttingen, Deutschland: Vandenhoeck & Rup-recht. 2016. S. 168.9 Vgl. Morat et al., 2016, S. 168ff.
172. GESCHICHTLICHES ZUM GRAFIKDESIGN BEIM FILMIn den Credits eines Films tauchen Grakdesigner*innen meist als Graphic Artist oder Graphic Designer auf, allerdings kann auch ein Art Department Trainee oder Assistant derartige Aufgaben übernehmen. Heutzutage beschäftigt jeder Film und jede Serie mindestens eine*n professionelle*n Grakdesigner*in. Je nach Budget und Größe der Produktion auch drei bis vier. Dabei spielt die Art des Schauplatzes natürlich eine große Rolle. Ein Film, der zu 2/3 in einem Wald spielt, benötigt weniger Graken, als eine historische Produktion im London des 19. Jahrhunderts.10 Verglichen mit anderen Berufsbezeichnungen in der Filmbranche ist der Beruf des Graphic Artist beim Film relativ neu. Das liegt vor allem daran, dass festangestellte Grakdesigner*innen bis in die 1990er Jahre beim Film kaum notwendig waren. Benötigte das Art Department zuvor grasche Requisiten, wurden diese in der Re-gel unter den unterschiedlichen Mitarbeitenden des Art Departments aufgeteilt. Ein Trainee oder Assistant Art Director wäre dann zusätzlich zu anderen Aufgaben für die Grak verantwortlich gewesen. Ein Schild etwa wurde handgemalt oder auch geliehen; eine Zeitung bei einem Drucker in Auftrag gegeben, also outgesourct.11 Die Rolle des Grakdesigners, so Annie Atkins weiter in ihrem Buch »Fake Love Letters, Forged Telegrams, and Prison Escape Maps – Designing Graphic Props for Filmmaking«12, dem einzigen bis dato zu diesem Thema veröffentlich-ten Buch, wurde erstmals obligatorisch, als es in der Filmbranche vermehrt zu 10 Vgl. Atkins, Annie: Fake Love Letters, Forged Telegrams, and Prison Escape Maps. Designing Graphic Props for Filmmaking. London: Phaidon Press Limited, 2020, S. 12.11 Vgl. Atkins, 2020, S. 12.12 Atkins, Annie: Fake Love Letters, Forged Telegrams, and Prison Escape Maps. Designing Graphic Props for Filmmaking. Phaidon Press Limited, London, 2020.
18Urheberrechtsklagen kam. Es wurde notwendig, jemanden zu beschäftigen, der originale Graken erstellen konnte, die die Produktionsrma legal besitzen würde.13 Ein weiterer wichtiger Grund für die Notwendigkeit des Graphic Artist beim Film ist die Vermeidung sogenannter Schleichwerbung, wobei aus juristischer Sicht da-von ausgegangen wird, dass ein Produkt, das im Bild zu sehen ist, automatisch eine Werbewirkung hat – unabhängig davon, in welchem Kontext es gezeigt wird.14 Anders verhält es sich bei der Produktplatzierung, bei der Marken-Inhaber eine Filmproduktionsrma dafür bezahlen, ihre Produkte im Film zu platzieren. Dabei spielt eine positive Assoziation mit dem Markenprodukt eine wichtige Rolle. »Spezielle Placement-Agenturen bzw. -Agenten fungieren als Vermittler zwischen Filmwirtschaft und den Unternehmen. Sie arbeiten Drehbücher auf Placement-Mög-lichkeiten durch, planen, gestalten und überwachen den Placement-Einsatz.«15 Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist Schleichwerbung und Produktplatzierung laut §8, Abs. 7 des Medienstaatsvertrags unzulässig und nur unter bestimmten Vorraussetzungen erlaubt.16 Falls Produktplatzierungen vermieden werden sollen oder müssen, können stattdessen ktive Markenprodukte zum Einsatz kommen. Diese sind in ihrem Erscheinungsbild an existierende Produkte angelehnt, müssen jedoch urheberrechtlich unanfechtbar sein, was bei der Gestaltung berücksichtigt werden muss. 13 Vgl. Atkins, 2020, S. 12.14 Vgl. Staatsvertrag zur Modernisierung der Medienordnung in Deutschland (Medienstaatsvertrag) vom 14.–28.04.2020 in Kraft getreten am 07.11.2020: in: Das Erste, 28.04.2020, https://www.daserste.de/ard/die-ard/Medienstaatsvertrag-100.pdf, §2, Abs. 9, (abgerufen am 15.01.2022). 15 Product Placement | marktforschung.de: in: marktforschung.de, o. D., URL: https://www.marktforschung.de/wiki-lexikon/marktforschung/Product%20Placement/ (abgerufen am 18.02.2021).16 Vgl. Staatsvertrag zur Modernisierung der Medienordnung in Deutschland (Medienstaatsvertrag) vom 14.–28.04.2020 in Kraft getreten am 07.11.2020, §8, Abs. 7.
192.1 ARBEITSBEREICHEGrakdesigner*innen arbeiten für jeden Bereich des Art Departments: Ausstat-ter*innen benötigen zum Beispiel Plakate für eine Litfaßsäule; Pässe braucht die Requisite, um sie an die Schauspieler zu verteilen; Ein Design für einen Namens-schriftzug geht ans Kostümdepartment, um als Stickerei in das Kostüm einer Kran-kenschwester integriert zu werden.17 Unter Umständen kann es sich bei den anzufertigenden Graken auch um Dinge handeln, an die Graker*innen zunächst nicht denken. Szenenbildner Will Hughes-Jones sagte dem Online-Magazin Architectural Digest über die britischen Serienproduktion Bridgerton18, die im London des Jahres 1813 spielt und für dessen Kulisse selbst antike authentische Möbel gebaut werden muss-ten: »We had our graphic designer create a vinyl print to use on top of the console tables, and it looks just like marble and marquetry«.19 Die Arbeit des Graphic Artist beim Film beschränkt sich also nicht nur auf Graken, sondern kann in alle Gestaltungsbereiche hineinragen. Nicht selten werden beispielsweise auch Muster für einen Fliesenboden entworfen, um dann – statt aufwendig in Hand-arbeit von Fliesenleger*innen gelegt zu werden – gedruckt zu werden und dabei einen authentischen Eindruck machen sollen.20 Das mit Buntstiften gemalte Bild eines Kindes in einem Film stammt auch nicht 17 Vgl. Atkins, 2020, S. 13. 18 Van Dusen, Chris: Bridgerton [Netflixserie], USA: 2020. 19 Whitlock, Cathy: Bridgerton Is a Bright Twist on Regency Style, in: Architectural Digest, 18.12.2020, https://www.architecturaldigest.com/story/bridgerton-is-a-bright-twist-on-regency-style/amp (abgerufen am 09.01.2021). 20 Vgl. Atkins, 2020, S. 33.
20von dem Kind selbst, sondern aus der Hand der Graker*innen. Wer beim Film arbeitet, sollte auch in der Lage sein, dem ästhetischen Empnden zum Trotz, alle Regeln der graschen Gestaltung zu missachten und vermeintlich „schlechtes Gra-kdesign“ umzusetzen, z.B. schlechtes Kerning, eine fehlerhafte Schreibweise, schiefe, unebene Schrift, die wie von Amateuren angefertigt wirkt. Für Wes Andersons Grand Budapest Hotel hat Atkins den Entwurf für den Schriftzug auf dem Dach des Hotels absichtlich schlecht gekernt und die Ab-stände einiger Buchstaben sehr groß gewählt. Dazu inspiriert war sie von ei-nem Foto eines Hotelschildes aus Kairo bei dem zwei Buchstaben extrem nah beieinander stehen. Laut ihrer Überlegung el einige Jahre nach der Mon-tage des Schildes ein Buchstabe vielleicht hinunter und wurde von einem Mit-arbeitendem des Hotels an der falschen Stelle wieder angebracht. Sie fand, es sei plausibel und authentisch, dass die einzelnen Lettern nicht den selben Abstand zueinander hätten. Tatsächlich hat der Propmaster von Grand Budapest Hotel das unregelmäßige Kerning bei der Umsetzung zunächst korri-giert. Wes Anderson bestand jedoch auf den unperfekten Entwurf von Atkins. Derlei Überlegungen anzustellen und als Details umzusetzen, kann dem Werk seinen entsprechenden Charme verleihen und einen Anschein von Wahrhaftigkeit erwecken.2121 Vgl. Atkins, Annie: Annie Atkins | The secret world of graphic design for filmmaking, AIGAdesign, in: You-Tube, 15.12.2017, YouTube, [Video] URL: https://www.youtube.com/watch?v=SzGvEYSzHf4 (abgerufen am 15.01.2021), Minute 22:37.
213. ARBEITSPROZESS3.1 ARBEITEN MIT EINEM DREHBUCHDie Arbeit für einen Graphic Artist beim Film beginnt mit dem Lesen des Dreh-buchs.22 Das Drehbuch beinhaltet alle wichtigen Informationen für jedes Filmde-partment. Dazu gehören folgende Angaben: In der Überschrift INN. (für innen) oder AUSS. (für außen), der Schauplatz und ob es TAG oder NACHT (ggf. DÄM-MERUNG) ist, darunter folgt eine Beschreibung der Handlung, die Charaktere und der Dialog, ggf. auch Kameraeinstellungen, Kameraanweisungen und Töne.23 Nach dem ersten Lesen des Drehbuchs werden alle Begriffe markiert, die als Requisit gebraucht werden könnten oder mit solchen im Zusammenhang stehen. Neben explizit genannten Requisiten kann das zum Beispiel auch ein Drehort selbst sein; für eine Szene in einem Büro werden höchstwahrscheinlich auch Dressing Graphics gebraucht: beschriftete Ordner, Notizzettel, Briefe und Dokumente jegli-cher Art.24 All diese Dinge machen eine Kulisse lebendig und können die Handlung voranbringen oder uns etwas über die Persönlichkeit oder den Geisteszustand der Protagonist*innen erzählen, z.B. ob der/die Besitzer*in des Büros eine ordentliche oder chaotische Person ist. Neben Dressing Graphics gibt es weitere spezielle Be-griffe für Requisiten. Als Hero Props werden die Requisiten bezeichnet, die von ei-nem Hauptcharakter gehandhabt werden oder eine Schlüsselrolle in der Handlung spielen, z.B. ein Telegramm mit einer wichtigen Nachricht. Hero (englisch Held*in) ist ein allgemeiner Begriff, der sich auf ein Filmset, einen Ausstattungsgegenstand, 22 Atkins, 2020, S. 108.23 Vgl. Wie ein Drehbuch aussehen sollte, in: Drehbuchwerkstatt München, o.D., [online] URL: https://www.drehbuchwerkstatt.de/relaunch/2020/11/wie-ein-drehbuch-aussehen-sollte-2/ (abgerufen am 30.01.2021).24 Atkins, 2020, S. 108f.
22ein Requisit oder ein Fahrzeug beziehen kann, das mit einer Hauptgur zu tun hat. Er kann sich sowohl auf eine*n Helden*Heldin oder Bösewicht*in beziehen, etwa das Hero-Fluchtauto oder die Hero-Hotelsuite.25 Ferner gibt es Construction Graphics (die Graken, die zum Aufbau der Kulisse benötigt werden, etwa ein Ladenschild) und Action Graphics (Graken, die die Schauspieler*innen handha-ben, meist in Nahaufnahmen zu sehen, dabei handelt es sich zum Beispiel auch um Dokumente, welche von dem Charakter beschriftet oder zerrissen werden).26Aus dem Drehbuch entsteht eine Liste – Script Breakdown genannt – der benötig-ten Graken in Form einer Tabelle mit Informationen zu Szene, Tageszeit [T/N, also Tag/Nacht], INN/AUSS, Set (z.B. Büro des Kommissars), der benötigten Grak und der Beschreibung des Props im Drehbuch. Es gibt departmentübergrei-fende allgemeine Script Breakdowns, die in der Regel von der Regieassistenz er-stellt werden und alles für den Film Erforderliche auisten. Diese Kategorien sind: Besetzung/Charaktere, Komparsen, Requisiten, Ausstattung, Kostüme, Make-up, Fahrzeuge, Stunts, Spezialeffekte oder VFX (englisch visual effects), Tiere, Ton, Musik und Spezialausrüstung.27 Viele Filmdepartments haben eigene Listen, die aus dem Skript herausgearbeitet werden. Die jeweilige Praxis kann von Produk-tion zu Produktion unterschiedlich sein. Wahrscheinlich ist jedoch, dass diese de-partmentübergreifende Liste und die Requisitenauszüge, die die Innenrequisite anfertigt mit der eigenen Liste des Graphic Artists verglichen und dann gegebe-nenfalls ergänzt werden. Atkins nennt als Zeitangabe für die Erstellung der Liste mindestens eine Woche.2825 Vgl. Rizzo, Michael: The Art Direction Handbook for Film & Television, 2. Auflage, Burlington, USA: Focal Press, 2015, S. 502. 26 Vgl. Atkins, 2020, S. 12. 27 Vgl. Studiobinder: How to Break Down a Script (with FREE Script Breakdown Sheet), in: Studiobinder, 15.04.2019, [online] URL: https://www.studiobinder.com/blog/free-script-breakdown-sheet/ (abgerufen am 01.02.2021).28 Vgl. Atkins, 2020, S. 114.
233.2 DREHPLAN & CONTINUITYEin Film wird nicht in chronologischer Reihenfolge gedreht, also so wie das Dreh-buch es vorgibt. Meistens werden die Szenen, die am selben Drehort spielen nacheinander abgedreht. Die Jahreszeit, Verfügbarkeit der Schauspieler*innen, der Drehorte, des besonderen Equipments und Komparsen haben Einuss auf den Drehplan. Es ist nicht wirtschaftlich und kaum efzient, die Filmcrew Szene für Szene zu versetzen, die Ausrüstung und Lichter erneut aufbauen zu müssen, so Atkins.29 Die letzte Szene im Film kann also eine der ersten sein, die gedreht wird. Weitere Herausforderungen können sich daraus ergeben, dass sich Requisiten im Lauf der lmischen Erzählung verändern. Im Film Abbitte30 beispielsweise, der im Jahr 1934 in England spielt, schreibt Robbie in einer Szene Cecilia einen Liebes-brief mit der Schreibmaschine. Die Zuschauer*innen sehen ihn an seinem Schreib-tisch den Brief tippen. Viele seiner Entwürfe zerknüllt er vor der Kamera und schmeißt sie in den Papierkorb bis er sich für eine Version entscheidet. Den Brief steckt er in einen Umschlag, um ihn Cecilia zu geben, da er es nicht fertigbringt, ihr seine Gefühle frei heraus zu gestehen. Am Abend ist er bei Cecilias Familie zum Dinner eingeladen. Auf dem Weg dorthin trifft er die kleine Schwester von Cecilia – Brionny. Er bittet sie, den Brief schnellstmöglich Cecilia zu bringen und ihn nicht zu öffnen, was sie jedoch tut. Unglücklicherweise hat Robbie versehent-lich eine schlüpfrige Version seines Liebesbriefes in den Umschlag gesteckt. Die junge, unreife Brionny, die den Inhalt des Briefes missversteht, sorgt durch unbe-dachtes Handeln im Verlauf des Dinnerabends dafür, dass Robbie eines schweren 29 Atkins, 2020, S. 118. 30 Wright, Joe: Abbitte [Film], UK, 2007.
24Verbrechens bezichtigt wird. Dieses Hero Prop ist für die Handlung essenziell und kommt im Film mehrmals vor – in Robbies Zuhause, in Robbies Hand auf dem Weg zu Cecilias Haus, dann in der Szene mit Brionny, die den Brief öffnet und schließ-lich wie Cecilia selbst den Brief liest. Das vermeintlich selbe Requisit muss für den Film also in seinen unterschiedlichen Zuständen hergestellt werden – der halbfertig geschriebene Brief, der fertige verschlossene Brief, der geöffnete Brief. Von jedem graschen Requisit werden zudem identische Kopien hergestellt. Atkins schreibt dazu: Because graphic props are for the most part made out of paper, they tend to be quite fragile. Film sets are dark, busy places, and while a candlestick can be wiped clean, if someone spills coffee on your telegram, it‘s all over. To avoid any issues with graphics while the shoot takes place, we make extra identical copies of any given paper prop, called „repeats“.31Diese Kopien herzustellen kann eine mühselige und kleinliche Arbeit sein, be-sonders dann, wenn die identischen Kopien handgeschrieben sein müssen. Atkins bildet hier mit ihren Mitarbeiter*innen Fertigungsketten für die verschie-denen Arbeitsschritte. Eine*r beschriftet den Umschlag, jemand anders klebt die Briefmarke darauf und jemand drittes stempelt die Marke ab.32 31 Atkins, 2020, S. 114. 32 Vgl. Atkins, 2020, S. 114.
253.3 RECHERCHEMit der Sichtung des Skripts beginnt auch die Recherchephase, die je nach Zeit-plan und Größe der Produktion mehrere Wochen bis zwei Monate in Anspruch nehmen kann. Rizzo beschreibt in seinem Buch The Art Direction Handbook for Film & Television:During the earliest stages of pre-production, the art department by default becomes the center of visual source materials for the entire production. Gathering research during pre-production is a time to steep your psyche into the era presented within the pages of the script, and it is a time to become deeply knowledgeable about the historical context of your lm to help resolve whatever questions that might arise.33 Recherche wird überall betrieben. Dabei ist das Internet heutzutage meist die erste Anlaufstelle. Der weltweite Zugang zu vielen Online-Archiven, zu Bildmate-rial von Privatpersonen, spezische Blogs und Online-Auktionen auf Ebay und Co. lässt das Internet als Resource sehr attraktiv erscheinen. Allerdings sind Angaben zu Entstehungsjahr, Haptik, Form, Maßen und Art der Materialien oft nicht gege-ben oder fehlerhaft, Details, die sehr wichtig sein können.34 Ein Scan eines Doku-ments anno 1910 ohne Maßangabe ist beispielsweise problematisch, da DIN-For-mate erstmals 1922 eingeführt wurden. Davor hatten die Papierhersteller jeweils ihre eigenen Maße und unterschiedlichste Papiergrößen waren im Umlauf.35 33 Rizzo, 2015, S.126. 34 Vgl. Atkins, 2020, S. 47.35 Vgl. Eisele, Petra/Isabel Naegele/Michael Lailach: Moholy-Nagy und die Neue Typografie: Ein A-Z, Wein-heim, Deutschland: Kettler Verlag, 2019, S. 35.
26Das Internet kann also nicht die einzige Quelle sein. Flohmärkte, Museen, Archive, Buchläden, Büchereien und Antiquitätenläden sind hier weitere Anlauf-stellen. Es lohnt sich zudem ein eigenes Archiv anzulegen, beispielsweise mit Handschriften verschiedenster Epochen, mit Tickets, Rechnungen und sonstigen Gebrauchsgraken, um dann bei Bedarf das richtige Original gleich zur Hand zu haben. Für jede Gestaltung einer Grak, ob einzelner Notizzettel, ein Logo oder Hin-weisschild, werden Originale benötigt. Diese können Vorlage für die Erstellung eines Faksimile36 sein, zur Orientierung dienen oder Inspirationsquelle sein. Die Tatsache, dass die meisten der anzufertigenden Graken höchstwahrscheinlich im fertigen Film nicht zu sehen sein werden, spielt dabei keine Rolle. Graker*innen können zudem nie wissen, welche grasche Requisite nicht vielleicht doch un-erwartete Aufmerksamkeit erhält. Im Gegenteil, es ist jederzeit damit zu rechnen, dass eine Grak gar in einer Nahaufnahme zu sehen ist oder von einem Protagonist in die Hand genommen wird. Daher ist detailgenaues Arbeiten wichtig. Das bedeutet allerdings auch: Jede Grak und wenn sie noch so klein und unbedeutend scheint, muss vor dem Druck auf Urheberrechte geprüft werden. Diesen Part übernimmt beim Film ein*e eigens dafür zuständige*r Mitarbeiter*in – ein Clearance Coordinator. 36 Faksimile |mit einem Original in Größe und Ausführung genau übereinstimmende Nachbildung, Wiedergabe, besonders als fotografische Reproduktion, in: Duden online, URL: https://www.duden.de/node/44642/revi-sion/44671 (abgerufen am 04.02.2021).
27Rizzo beschreibt die Tätigkeiten des Clearance Coordinators in seinem Buch The Art Direction Handbook for Film & Television folgendermaßen:A product placement and clearance coordinator employed in the production ofce, or the parent lm studio, or from an independent company must clear any likeness, individual name, business name, telephone number, license plate number, street addresses, actual pro-duct depiction, signage, or item of set dressing or clothing placed in front of the camera displaying a logo, graphic or icon for use on a particular lm production. If this clearance is not sought or if the pro-cess is not effective, lawsuits are not unlikely.37Insbesondere wenn die Rechte für eine Grak/eine Marke nicht eingeholt werden können, ist es Aufgabe der Grakdesigner*innen, etwas zu erschaffen, was den Originalen nah genug kommt und die erzählerische Intention bedient, ohne dabei Urheberrechte zu verletzen. 37 Rizzo, 2015, S. 334.
28Abbildung 3.2.1 I Unbekannter Fotograf, Gemüsestand um 1926, 136x89mm, Fundort: Ebay, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Origi-nal im Privatarchiv der AutorinAbbildung 3.2.1 II Unbekannter Fotograf, Pärchen vor einem Gebäude, 1935, 45x60mm, Fundort: Flohmarkt Rathaus Schöneberg, Quelle: Eigene Darstellung,Scan, Original im Privatarchiv der Autorin3.2.1 I3.2.1 II
293.3.1 DAS SICHTEN VON QUELLEN Eine Herausforderung der Recherchephase für Props besteht in der Suche nach Originalen. Ladenfronten, Schilder, Tafeln, Anschläge – insbesondere solche ohne ungewöhnlichen ästhetischen Wert – überdauern selten ihre Zeit. Wichtige Quelle kann hier Straßenfotograe aus der entsprechenden Epoche sein, in der z.B. Straßenschilder zu erkennen sind, handgeschriebene Tafeln, Litfaßsäulen, handgemalte Ladenschilder, Verbots- und Hinweisschilder. Diese Schnappschüsse zu studieren, kann einen guten Einblick in die Eigenheiten einer Epoche bieten. Bildbände mit historischen Stadtansichten gibt es viele und eine zeitliche Eingren-zung ist meistens gegeben.38In ihrem Buch »Designing Graphic Drops for Filmmaking« bezieht sich Annie At-kins zum Beispiel auf ein Foto vom Ende des 19. Jahrhunderts, auf dem Besitzer vor ihrem Ladengeschäft in London stehen. Eine handgeschriebenes Schild über der Ladentür preist hier in Blocklettern »Stewed Eels & Mashed Potatoes« an. Der Zusatz »Always Ready« in einer verschnörkelten Schreibschrift ist für sie der Hinweis darauf, dass es sich bei diesem Gericht um das Fast Food des 19. Jahr-hunderts handelt – die "Hot Dogs der damaligen Zeit".39 Der Schriftzug dieses Schildes wurde nachempfunden und war Bestandteil der Außenkulisse der Serie Penny Dreadful40. 38 Vgl. Atkins, 2020, S. 127.39 Vgl. Atkins, 2020, S. 127. 40 Logan, John: Penny Dreadful [Serie], USA, UK, 2014-2016.
30Abbildung 3.2.1 I zeigt eine historische Fotograe um 1926, auf der Besitzer vor ihrem Gemüsestand stehend zu sehen sind. Auf einer Tafel im rechten Teil des Bildes steht in einer zeitgemäßen Schrift – jedoch etwas uneben und in verschiedenen Neigungswinkeln – »Bestellungen auf Winterkar-toffeln werden hier angenommen«. Ein solches Schild im Hintergrund zu integ-rieren, kann eine besondere, authentische Atmosphäre erzeugen, denn dieses Schild macht die Unterschiede zu unserer Zeit deutlich. Heutzutage muss niemand Kartoffeln für den Winter im Voraus bestellen, um in der kalten Jahreszeit genug zu Essen zu haben. Durch Supermärkte ist alles stets verfügbar – egal, ob ein Ge-müse Saison hat oder nicht. Antiquiert sind auch die angebotenen Dienstleistungen dieses Barbiers, zu sehen in Abbildung 3.2.1 III, aus einem Bildband über alte Berliner Läden der Grün-derzeit. So wird in der oberen rechten Ecke »Schröpfen« und »Blutegel setzen« beworben und »Kopfwaschen für Damen« zeigt auf, dass nicht jede Frau die Möglichkeit hatte, sich die Haare zu Hause zu waschen. Doch nicht nur die Dienst-leistungen sind zeitgenössisch, auch die Schreibweisen sind es: »Champoonie-ren«, »Heilgehülfe«, machen offensichtlich, dass wir uns in einer anderen Zeit befinden.Ein weiteres Beispiel für einen Schriftzug an einer Fassade bietet Abbildung 3.2.1 II. Dieser private Schnappschuss eines unbekannten Pärchens in den 1930er Jahren (rückseitig ist handschriftlich 1935 vermerkt) zeigt außer-dem eine Fassade, auf der einige Schriftzüge zu erkennen sind. Kleinere Unregelmäßigkeiten, beispielsweise die leicht unterschiedlichen Längen der
31Schleifen des g in den Wörtern Zigarren und Zigaretten machen deutlich, dass es sich hier um handgemalte Schriftzüge handelt. Wer also auf Authentizität Wert legt, sollte bei seiner Arbeit für Grakrequisiten, viel altes Bildmaterial oder Originale suchen und ungewöhnliche Details in seine Arbeit integrieren. Abbildung 3.2.1 III Historische Fotografie, Barbier, Ramlerstraße 33, Wedding, 1911, Unbekannter Fotograf, Quelle: Alte Berliner Läden, Nicolaische Verlagsbuchshand-lung Berlin: 1982, S. 51, Privatarchiv Wilfried Schlepegrell3.2.1 III
324. I4. IIAbbildung 4. I Fotografie fünf identischer Requisiten, Zündholzschachteln Hotel Sterner, Quelle: Eigene Darstellung, FotografieAbbildung 4. IIRequisiten, Quelle: Eigene Darstellung, Fotografie
33GRAFISCHE REQUISITEN FÜR DEN ROMAN » LUNAPARK« VON VOLKER KUTSCHERIm Folgenden werden die angefertigten graschen Requisiten für den Roman »Lunapark« im Einzelnen gezeigt und dem jeweiligen Zitat und Kontext, in dem es im Roman auftaucht, gegenübergestellt. Es wird anschließend auf die jeweiligen Besonderheiten in der Gestaltung sowie der Anfertigung eingegangen, mit denen sich ein Graphic Artist bei der Arbeit konfrontiert sieht. Welche Überlegungen müssen angestellt werden? Wo sind Referenzen aufndbar? Wo liegen eventuelle Schwierigkeiten? Dieser Bachelorarbeit sind die Requisiten zudem im Original als Handmuster zur Ansicht beigefügt. Von jedem Requisit existieren jedoch fünf identische Kopien.Dies entspricht auch der Vorgehensweise in einer Filmproduktion, wie bereits im Kapitel 3.2. Drehplan und Continuity behandelt. Um beispielsweise auch die farb-liche Veränderung des Papiers durch Färben für die Leser*innen wahrnehmbar zu machen, liegt außerdem ein Umschlag mit einigen ungefärbten Druckerzeug-nissen bei. 4. DIE PRAKTISCHE ARBEIT
34»Lunapark«, Kapitel 7, S. 66»Reden Sie mit Helmut«, sagte Alex. »Und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas wissen.«Sie holte ein Streichholzbriefchen aus ihrer Handtasche und legte es auf den Tisch. Hotel Sterner las Charly.»Da erreichen Sie mich. Marlene Keller. Zimmer sechszehn.«Das Hotel lag im Westend, nicht in Friedrichshain, wo die Familie Reinbold gelebt hatte, bevor sie obdachlos geworden war, sondern am anderen Ende der Stadt.4141 Kutscher, 2016, S. 66.Abbildung 4.1 I Requisit Zündholzschachteln Hotel Sterner,35 x 50mm, Etiketten gedruckt auf Munken creme 90g,Gefärbt mit Schwarzer Tee [Rezept: 170ml Wasser, 6 Teebeutel, Ziehzeit: 3 min Ziehzeit, Färbedauer: 1 min], mit Gummi arabicum auf zeitgemäße Zündholzschach-teln aus Spanholz geklebt, Quelle: Eigene Darstellung, Fotografie 4.1 I
354.1 DIE ZÜNDHOLZSCHACHTEL ALS WERBEMITTELDie zweite Hauptgur Charly trifft zu Beginn der Handlung eine Frau namens Alexandra Reinbold (aus einem früheren Band der Romanreihe) wieder. Diese bittet Charly um Hilfe bei der Suche nach ihrem Bruder, der als Kommunist verfolgt wird. Beide sitzen in einem Café. Alexandra, die selbst verfolgt wird, überreicht Charly ein Streichholzbriefchen des Hotels, in dem sie logiert, um ihr diskret mit-zuteilen, wie sie erreichbar ist. Aufgabe ist demnach ein zeitgemäßes Streichholz-briefchen zu entwerfen mit dem Schriftzug des Hotels.Eingehende Recherche über die Gestaltung von Streichholzschachteln in den 20er und 30er Jahren ergab, dass Streichholzbriefchen als Werbemittel vor allem in Amerika weit verbreitet waren – oft in sehr vielfältigen und kreativen Aus-führungen.42 In Deutschland hingegen war die Produktion und der Verkauf von Streichhölzern durch das am 29. Januar 1930 verabschiedete Zündwarenmono-polgesetz streng geregelt.43 »Die Monopolgesellschaft ist zugleich Ventil und Überwachungsbehörde. Gesetzliche Vorschriften bestimmen, wie die Haushalts-ware auszusehen hat, wie Imprägnierung und Reibäche und Verpackung be-schaffen sein müssen«, schreibt Deiters in »Die Welt auf der Zündholzschachtel«.44 Dazu ndet sich im Deutschen Reichsgesetzblatt von 1930 im siebten Abschnitt unter §32 folgendes:42 Vgl. Böcher, Hans-Georg: Design in Hülle & Fülle: gefaltete Schachteln – entfaltete Marken. Die schönsten Faltschachteln aus über 100 Jahren Design- und Kulturgeschichte der künstlerischen Warenverpackung, Biberach: Höhn Print + Medien, 2001, S. 27.43 Vgl. Zündwarenmonopolgesetz – Wikisource: in: Wikisource, 29. Januar 1930, [online] URL: https://de.wiki-source.org/wiki/Z%C3%BCndwarenmonopolgesetz (abgerufen am 19.12.2021).44 Deiters, Heinz-Günther: Die Welt auf der Zündholzschachtel, Hamburg: Christian Wegner Verlag, 1968, S. 25.
36Die Schachteln sind aus Holz herzustellen und müssen die handels-übliche Festigkeit besitzen. Die Außenschachtel darf bei der von der Monopolgesellschaft gelieferten Ware auf der oberen Seite nur das Einheitsetikett tragen.[…]Die Haushaltsware muß auf den Etiketten die Bezeichnung als Haushaltsware sowie den Kleinverkaufspreis enthalten. Die Anbringung von Reklame ist unzulässig.45 Die Gestaltung der Schachteln beschränkt sich also auf die zwei Etiketten der Markennamen: Haushaltsware und Welthölzer (siehe Abbildung 4.1 II und 4.1 III) Werbung oder eine andere dekorative Etikettengestaltung wie beispielsweise die traditionellen schwedischen Safety Matches um 1880 bis 1900 mit diversen bun-ten Etiketten mit Abbildungen von Tieren oder Gegenständen46 gab es nicht.45 Deutsches Reichsgesetzblatt, Jahrgang 1930, Teil 1, Österreichische Nationalbibliothek, ALEX Historische Rechts- und Gesetzestexte Online [online PDF] URL: https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&da-tum=1930&page=250&size=45, S. 180 (abgerufen am 02.01.2022). 46 Vgl. Böcher, 2001, S. 28f. 4.1 II4.1 IIIAbbildung 4.1 I & 4.1 II Haushaltsware und Welt-Hölzer, Etiketten der Zündholz-schachteln der Deutschen Zündwarenmonopolgesellschaft der 30er Jahre, 35x50 mm, Fundort: Ebay, Quelle: Eigene Darstellung, Scan
37Allerdings steht im selben Reichsgesetzblatt in einem späteren Paragraph (§35) die Anbringung von Etiketten oder Reklamen ohne »vorherige Zustimmung der Monopolgesellschaft« sei verbo-ten.47 Dies lässt darauf schließen, dass es unter Umständen mög-lich war, eine Streichholzschachtel als Werbeträger zu nutzen, wie auch das hier aufgeführte Beispiel der Abbildung 4.1 IV nahelegt. Diese zeigt zwar im oberen Drittel das Einheitsetikett, bietet im un-teren Teil aber zusätzlichen Platz für einen Werbeschriftzug. Dabei handelt es sich allerdings um das einzige derartige Etikett, welches aufndbar war. Da zudem eine Angabe der genauen Jahreszahl fehlt, handelt es sich folglich um Annahmen – keine Tatsachen. Historisch korrekt ist ein Streichholzbriefchen als Requisit anno 1934 in Deutschland also nicht und auch eine Streichholzschach-tel mit Schriftzug muss für ein kleines Hotel ein eher kostspieliges Werbemittel gewesen sein. Dennoch lässt sich mit diesem Requisit die Handlung bildlich sehr gut erzählen. Folglich wurde, um ein an-nähernd zeitgemäßes Objekt zu gestalten, in der Umsetzung auf dieses schlichte Design zurückgegriffen und anstelle eines Streich-holzbriefchens ein Etikett für eine Streichholzschachtel entworfen. Dieses Requisit ist demnach auch ein gutes Beispiel dafür, wie viel Rechercheaufwand betrieben und welche Überlegungen selbst für so ein kleines Requisit angestellt werden müssen.47 Vgl. Deutsches Reichsgesetzblatt, Jahrgang 1930, Teil 1, Österreichische Nationalbiblio-thek, in: ALEX Historische Rechts- und Gesetzestexte Online, [online PDF] URL: https://alex.onb.ac.at/cgi-content/alex?aid=dra&datum=1930&page=250&size=45, S. 180 (abgeru-fen am 02.01.2022)Abbildung 4.1 IV Welt-Hölzer-Etikett, ver-mutlich 20er/30er Jahre, 35x50 mm, Quelle: zuendholzetiketten.de, Copyright: Unbekannt, URL: http://www.zuend-holzetiketten.de/images/steuernummer/210.gif4.1 IV
38»Lunapark«, Kapitel 27, S. 129f»Raths Blick fiel auf eine blassgrüne Karte, die im Schatten des Bordsteins lag. Ohne darüber nachzudenken, hob er sie auf und drehte sie um. Madame Luna blickt in Ihre Zukunft las er.Und darunter ein kitschiger Wahrsagetext, der alles und nichts sag-te: Hören Sie nicht auf das, was die Menschen Ihnen sagen. Hören Sie auf Ihr Herz, dann werden Sie Ihre Liebe bald finden. Und seien Sie gewiß: Madame Luna steht an Ihrer Seite!«48 48 Kutscher, 2016, S. 129f. 4.2 I4.2 IIAbbildung 4.2 I & 4.2 II Requisit Madame Luna Wahrsagekarte Vorder- und Rückseite, gedruckt auf grüner Trennstreifenpappe für Akten, 85x53 mm, Quelle: Eigene Darstellung, ScanQuelle des verwendeten Augenmotifs: Karen Watson, Scan aus einem nicht näher bezeichneten Printer‘s Book, ca. 1828, URL: https://thegraphicsfairy.com/free-pu-blic-domain-image-watching-eye/
394.2 WAHRSAGEKARTEN : MADAME LUNA BLICKT IN IHRE ZUKUNFT Für Wahrsagekarten der 1920er Jahre aus Wahrsageautomaten, wie im weiteren Verlauf der Geschichte beschrieben, gibt es kaum Quellen. Lediglich die Online-Auktion mit einem Wahrsageautomaten aus den USA von 1928 war aufschlussreich, da dort eine der Auktion zugehörige Box mit Wahrsagekarten abgebildet ist (siehe Abbildung 4.2 V).Die für »Lunapark« entworfenen Karten sind für eine bessere Lesbarkeit des Schriftzuges beidseitig gestaltet, obwohl die Karte im Buch als einseitig bedruckt beschrieben wird. Für die Vorderseite schien die Grak eines Auges umgeben von Sternen, das dadurch zu einem Mond wird, passend zu sein, da es Bezug nimmt auf die Beschriftung Madame Luna blickt in Ihre Zukunft. Diese Veranschaulichung in einem Himmelsszenario hat zudem eine weitere Bedeutung, denn bei der Dar-stellung eines Augens umgeben von einem Strahlenkranz handelt es sich um ein christliches Sinnbild – das allsehende Auge Gottes. Als ikonograsches Symbol der göttlichen Allwissenheit sind ähnliche Darstellungen in der jüngeren Kunstgeschich-te seit dem 17. Jahrhundert nachweisbar.49 Ein Auge als Mond dargestellt ndet sich auch auf dem Plakat-Entwurf des deutschen Künstlers Franz von Stuck für die Internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden von 1911, wie auf der Reklamemarke der Abbildung 4.2 VI zu sehen. 49 Vgl. Schmidt-Burkhardt, Astrit: Sehende Bilder. Die Geschichte des Augenmotivs seit dem 19. Jahrhundert, Berlin: Akademie Verlag, 1992, S. 13f.
40In »Lunapark« tauchen die Wahrsagekarten mit unterschiedlichen Prophezeiun-gen als Hero Prop immer wieder auf und werden, versehen mit einer handschriftli-chen Notiz, von dem Gesuchten Leo Juretzka gegen Ende der Handlung benutzt, um den Helden Gereon in den Lunapark zu locken (Abbildung 4.2. III). Hier ndet der Showdown des Romans statt und Gereon steht auf dem Gelände des Vergnügungsparks erneut vor dem Wahrsageautomaten. Wie mit einem Augen-zwinkern rettet ihm Madame Luna schließlich das Leben, denn in der Spiegelung des Schaukastens der Maschine entdeckt Gereon Juretzka und dessen Waffe und entgeht so rechtzeitig einem tödlichen Schuss.50 50 Vgl. Kutscher, 2016, S.525f.4.2 IV4.2 III
414.2 IIIAbbildung 4.2 III & 4.2 IV Requisit Madame Luna Wahrsagekarten mit weiteren Prophezeiungen und handschriftlicher Notiz, 85x53 mm Quelle: Eigene Darstellung, Scan Abbildung 4.2 V Kiste mit Wahrsagekarten »Princess Doraldina‘s Prophecies«, Ausschnitt eines Fotos von der Auktion für den Wahrsage-automat Princess Doraldina aus den USA von 1928, Quelle: Morphy Auctions, URL: https://auctions.morphyauc-tions.com/5__PRINCESS_DORALDINA_FORTUNE_TEL-LER_MACHINE__-LOT505156.aspxEs ist erkennbar, dass die Karten doopelseitig auf verschie-denfarbiger grober Pappe bedruckt wurden. Die Vorderseite ist von einer ornamentalen Einfassung umrandet. Der Text ist im Blocksatz in einer französischen Renaissance-Antiqua gesetzt. Abbildung 4.2 VI Franz von Stuck (1863-1928), Plakat Internationale Hygiene Ausstellung Dresden, 1911, Reklamemarke, 36x43mm, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privat-Archiv der Autorin4.2 V4.2 VI
424.3 II4.3 IAbbildung 4.3 I Requisiten-Entwurf für den Schriftzug auf dem Wahrsage-automaten Madame Luna, Umsetzung auf iPad in ProCreateFormat: DIN A4, Quelle: Eigene DarstellungAbbildung 4.3 II Requisiten-Entwurf für ein Metallschild mit Münzeinwurf,Umsetzung auf iPad in ProCreate, Format: DIN A4,Quelle: Eigene DarstellungBasierend auf dem Metallschild des Orginal-Automaten in Abbildung 4.3 IV. Die Länge des Wortes Einwurf machte eine veränderte Anordnung notwendig. Das Cent-Symbol ist durch ein Pfennig-Symbol ersetzt. Der Münzeinwurfschlitz befindet sich in der Pupille eines Auges; ein amüsantes Detail, da es au-genzwinkernd auch darauf hinweist, dass der einzige Zweck dieses Automaten das Generieren von Umsatz ist. "Die Dienste des allsehenden Auges in Anspruch zu nehmen, ist nicht gra-tis." »Lunapark«, Kapitel 60, S. 373»Und dann sah er sie. Zwischen der Losbude und dem Kinderkarus-sel stand sie. Oder besser gesagt: stand der Glaskasten in dem sie saß. Madame Luna im Licht des Vollmondes.«5151 Kutscher, 2016, S. 373.
434.3 WAHRSAGEAUTOMAT »MADAME LUNA« Im Lunapark, auf der Suche nach Leo Juretzka, der Person, die er im Auftrag von Marlow umbringen soll, begegnet Gereon Rath der Wachsgur im Wahrsage-automaten, deren Gestalt ihm im Mondlicht sehr lebendig erscheint und deren Blick ihn in den Bann zieht.Ein entsprechender Automat aus der Epoche – gebaut in New York 1928 – wurde im Mai 2021 online auf der Seite Morphy Auctions versteigert. 52 Die Maschine heißt 5¢ Princess Doraldina Fortune Teller Machine und entspricht in Aussehen und Funktionsweise genau der von Volker Kutscher beschriebenen Madame Luna, deren Wahrsagekarten in der Handlung immer wieder auftauchen. Doch nicht nur die Karten sind ein grasches Requisit, sondern auch die Schriftzüge auf dem Automaten, die den Besuchern des Vergnügungsparks mitteilen, was ihnen hier geboten wird. Bei einer Filmproduktion würde der Graphic Artist den Schriftzug für dieses Requisit entwerfen, der Entwurf dann an die Requisite, bzw. den/die Schildermaler*in zur Ausführung weitergeleitet. Für dieses Requisit muss also ein handgezeichneter Entwurf abgeliefert werden. Eine mit digitalen Fonts erstellte Grak wäre dem Zweck nicht dienlich, da die kleinen Ungenauigkeiten im Design der handgemalten Ausführung gewollt sind. Dies wurde bereits im Kapitel »Das Sichten von Quellen« zu Abbildung 3.2.1 II geschildert. 52 Vgl. Morphy Auctions: 5¢ Princess Doraldina Fortune Teller Machine, in: Morphy Auctions, Mai 2021, [online] URL: https://auctions.morphyauctions.com/5__PRINCESS_DORALDINA_FORTUNE_TELLER_MACHINE__-LOT483555.aspx (abgerufen am 15.12.2021).
444.3 IIIAbbildung 4.3 III 5¢ Princess Doraldina Fortune Teller Machine, Wahrsage-automat von 1928, Quelle: Morphy Auctions, URL: https://auctions.morphyauctions.com/5__PRINCESS_DORALDI-NA_FORTUNE_TELLER_MACHINE__-LOT483555.aspxAbbildung 4.3 IV Münzeinwurf eines Princess Doraldina Wahrsageautomaten, Ausschnitt eines Fotos von der Auktion für den Wahrsage-automat Princess Doraldina aus den USA von 1928, Quelle: Morphy Auctions, URL: https://auctions.morphyauctions.com/5__princess_doraldina_the_fortune_teller_-lot272701.aspx4.3 IV
45In der eben erwähnten amerikanischen Ausführung steht auf einem verzierten Holzschild über dem Kasten, in dem die Wachsgur sitzt: »Princess Doraldina – TELLS – PAST, PRESENT, FUTURE«, links und rechts daneben jeweils der Preis für die Wahrsagekarte, dieser beträgt »5¢«. Es gibt allerdings auch bereits in den 1890er Jahren Wahrsageautomaten, z.B. Madame Zita. »Mlle. Zita Tells Your Fortune For 1 Cent«. 53 Die Requisiten-Skizze in Abbildung 4.3 I wurde für den im Roman geschilder-ten Wahrsageautomat Madame Luna entworfen. Hier wird als Preis für eine Wahrsagekarte von einem Groschen gesprochen (früher umgangssprachlich für 10 Pfennig). Da der Wahrsageautomat als Hero Prop eine bedeutende Rol-le in der Handlung einnimmt und als geheimnisvoll und teils gar menschlich be-schrieben wird, schien es als müsste die Gestaltung des Schriftzugs etwas spiele-rischer angegangen werden als bei den genannten Originalen, um die Mysthik Madame Lunas zu unterstreichen. Die Schriftästhetik des Jugendstils schien hier passend zu sein und es ist auch möglich, dass es den in der Geschichte beschrie-benen Wahrsageautomaten im Lunapark schon längere Zeit gab. Wobei an dieser Stelle auch erwähnt werden sollte, dass keinerlei Anhaltspunkte dafür gefunden wurden, dass im deutschsprachigen Raum ein solcher Wahrsageautomat jemals existiert hat. Die Schriftart der Worte Madame Luna ist die Art Gothic, entworfen 1885 von Gustav F. Schroeder. Die Schrift der Worte Blickt in Ihre Zukunft ist eine einfache Blockantiqua.53 Live Auctioneers: 1¢ ROOVERS BROS. MLLE. ZITA FORTUNE TELLER MACHINE Lot 1195, in: Live Auctio-neers, o.D., [online] URL: https://www.liveauctioneers.com/item/43117824_1-roovers-bros-mlle-zita-fortune-teller-machine (abgerufen am15.12.2021).
46Abbildung 4.4 I & 4.4 II Requisit Kassiber Rück- (links) und Vorderseite (rechts)Laserdruck auf Biotop Recyclingpapier 80g,Gefärbt mit einer Kanne Bialetti Kaffee für je 30 Sekunden, 85x140mmQuelle: Eigene Darstellung, Scan4.4 I4.4 II»Lunapark«, Kapitel 30, S. 213»„Das hat Rechtsanwalt Scherer aus dem Keller schmuggeln können”, hatte sie gesagt. „Wir sind noch glimpflich davonge-kommen, dieser Herr sitzt schon seit Wochen in SA-Haft. Offen-sichtlich, weil er sich weigert, für seine Freilassung zu zahlen.”Der Buddha hatte den Zettel unerwartet geschickt auseinan-dergefaltet.Eine feine, etwas krakelige Handschrift. Ich, Adolf Osterberg, stand da mit dünnem Bleistift, Textilfabrikant aus Cottbus, werde widerrechtlich von der SA gefangen gehalten. Bitte informieren Sie meine Familie und RA Spiegel über meinen Verbleib. Polizei einschalten! Unter keinen Umständen zahlen!«54 54 Kutscher, 2016, S.213.
474.4 KASSIBER AUF EINEM SKATZETTELWenn eine Geisel eine Nachricht aus der Gefangenschaft herausschmuggeln will, ist das eine heikle Angelegenheit und es stellt sich die Frage, wie gelangt die Geisel an ein Stück Papier ? Vorstellbar wäre z.B, dass die diensthabenden SA-Männer im Kellerloch zum Zeitvertreib Skat spielten und die erzielten Punkte auf einem mit Werbung versehenen Skatblock notierten. Solche Blöcke oder Einzelblätter werden (oft sogar noch unbeschrieben) ab und an von Sammlern von Ephemera auf Plattformen wie Ebay angeboten oder in Sammlerportalen präsentiert. Meist ist darauf eine vier- oder fünfspaltige Tabelle abgebildet und enthält Werbung für ein Genussmittel, z.B. Spirituosen oder Tabak. Abbildung 4.4 III Fotografie der fünf identischen Kassiber, Quelle: Eigene Darstellung, Scan
48Das Requisit Skatzettel (Abbildung 4.4 II) wurde auf Basis der vorliegenden Beispiele gestaltet. Der Lommatzscher Kräuterlikör existierte in Wahrheit nie und ist frei erfunden, jedoch ist die Anordung der Elemente und der Spruch »gut...und deutsch!« von einem Africola Skatzettel der 40er-Jahre übernommen (Abbildung 4.4 VI). Es schien ein für die Geschichte und den Schauplatz (SA-Keller) passen-des Detail zu sein, dass hier nur Deutsche Erzeugnisse konsumiert werden. Eine Bezeichnung, die sich auf vielen Produkten aus der Epoche findet. Der Entwurf wurde zunächst auf dünnes Recyclingpapier gedruckt und anschlie-ßend mit Kaffee gefärbt, da die im Laserdruckverfahren erstellte Grak gegen-über Wasser unempindlich ist. Beim Patinieren von Papier mit Kaffee oder Tee ist darauf zu achten, dass der Vorgang des Färbens vor jeglicher Beschriftung mit 4.4 VI4.4 IV4.4 VAbbildung 4.4 IV Skatzettel, Werbegeschenk für Löwentiner Abtei Likörvon Löwentor-Fleischhauer, ca. 1930er, 113x158mmQuelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privatarchiv der AutorinAbbildung 4.4 IV Skatzettel, Werbegeschenk für KIOS Cigaretten,Türk, Tabak-& Cigaretten-Fabrik „Kios“, E. Robert Böhme,ca. 1910er, 113x198mm, Quelle: Eigene Darstellung, Scan Original im Privatarchiv der AutorinAbbildung 4.4 VISkatzettel Africola, 40er Jahre, 85x145mmQuelle: Sampor.de, Copyright: Christian SakowskiURL: https://www.sampor.de/index.php?id=2906
49Bleistift, Tinte oder der Schreibmaschine erfolgt, da sonst die Farbe verläuft. Nach dem Trocknen wurde die bedruckte Seite mit den Punkteständen der imagi-nären Skatrunde beschriftet und schließlich die Rückseite mit der geheimen Nach-richt des Kassibers. Hierzu war es notwendig, sich die damals noch verwendete alte deutsche Schreibschrift Kurrent anzueignen. Die Handschrift Osterbergs muss fein sein und dennoch etwas krakelig. Eine besondere Herausforderung, wenn ei-nem das Schreiben in Kurrent sonst nicht geläug ist. Diese Schreibschrift des 19. und 20. Jahrhunderts war Vorgänger der später von Ludwig Sütterlin entworfenen Schulausgangsschrift Sütterlin von 1911, die erst einige Jahre später in preußischen Grundschulen gelehrt wurde.55 Personen älterer Semester werden Kurrent also in den 30er Jahren noch verwendet haben.Um den Zettel aussehen zu lassen, als sei er von einem Block abgerissen worden, wurde die obere Kante mit einem Schnittmusterrädchen perforiert. Damit alle Zettel identisch sind, musste jeder auf dieselbe Weise und mehrfach gefaltet werden, damit er abgegriffen aussieht. Kutscher beschreibt an einer anderen Stelle im Roman: »ein speckiger Zettel, der aussah, als sei er schon hundert-mal zusammen- und wieder auseinandergefaltet worden.«56 So wurde das Stück Papier tatsächlich häug in die Hand genommen, gefaltet sowie über Zeitungs-papier und Erde gerieben. Das Fingieren von Alterung, Dreck und Schmutz wi-derspricht zwar dem persönlichen Drang, mit der eigenen Arbeit sorgsam und sauber umzugehen, ist aber wesentlicher Teil der Arbeit eines Graphic Artists. Die entscheidenen Arbeitsschritte, die ein Requisit letztlich authentisch erscheinen lassen, geschehen erst dann, wenn "gewöhnliche" Grakdesigner*innen ihre tadel-losen Druckerzeugnisse an ihre Kundschaft übergeben.55 Vgl. Süß, Harald: Deutsche Schreibschrift. Lesen und Schreiben lernen, München: Knaur Ratgeber Verlage, 2004, S. 9ff.56 Kutscher, 2016, S. 209.
50»Lunapark«, Kapitel 30, S. 213»Und mit diesen Worten hatte er das Telegramm aus seinem Schreibtisch geholt, welches nun neben seiner Kaffeetasse lag. ERBITTE DRINGENDST TELEGRAFISCH 20.000 MARK HAUPT-POST BERLIN. ADOLF OSTERBERGRath schaute Gennat ebenso fragend an wie Charly.„Herr Osterberg wird seit über zwei Wochen vermisst“, erklärte der Buddha. „Dieses Telegramm war bislang das einzi-ge Lebenszeichen. Aufgegeben im hiesigen Haupttelegrafenamt. Wir haben es bereits mit der Urschrift abgeglichen. Es handelt sich nicht um Osterbergs Handschrift, eine plumpe Fälschung.“„Ein Fall aus Cottbus? Wie kommt der auf Ihren Schreibtisch?“, fragte Charly.„Emilie Osterberg“ ist eine alte Freundin.“Mehr sagte der Buddha nicht. Er räusperte sich und tippte auf das Telegramm. „Ihr Mann ist am achtzehnten Mai von einer Ge-schäftsreise hier in Berlin nicht zurückgekommen“, fuhr er fort.«5757 Kutscher, 2016, S.213. 4.5. I4.5 IIAbbildung 4.5 IRequisit Telegramm,Quelle: Eigene Darstellung, FotografieAbbildung 4.5 IIRequisit Telegramm zusammengefaltet, Quelle: Eigene Darstellung, Scan
514.5 TELEGRAMMIn diesem kurzen Abschnitt ist herauszulesen, welche Informationen das Telegramm beinhaltet. Ein Telegramm, das von dem vermissten jüdischen Textilfa-brikanten Adolf Osterberg verschickt worden sein soll, tatsächlich aber nicht von ihm stammt. Es ist wahrscheinlich unmittelbar nach dem 18. Mai 1934 im Berliner Haupttelegrafenamt aufgegeben worden. Die Adressatin ist Osterbergs Frau, Emilie Osterberg aus Cottbus, wo das Telegramm auch empfangen wurde, was aus Char-lys Frage „Ein Fall aus Cottbus?“ hervorgeht. Der Text ist ebenfalls vorgegeben.Ein Telegramm ist eine Nachricht, die mittels Telegraf übermittelt wurde. Die durch den Telegrafen mittels elektrischer Signale empfangene Nachricht existiert zunächst in Form eines Lochstreifens, der in lesbaren Text übersetzt auf einen 9,5mm breiten Papierstreifen gedruckt wird.58 Diese Nachricht wird dann per Hand zerschnitten und auf das Telegramm-Formular geklebt. Im Folgenden geht es darum, Telegramme aus der Zeit in Hinblick auf Material, Format und Grak zu analysieren. So sind alle Telegramme der Epoche bereits im DIN-A 5 Format gedruckt (zur Kaiserzeit dagegen war das Format noch grö-ßer). Jedes Telegramm ist ungefähr mittig durch eine schmale horizontale Linie geteilt. Der obere Teil ist in mehrere Spalten gegliedert. In der Mitte bendet sich meist ein freies Feld für die telegrasch übermittelte Empfänger-Adresse, links die Information über die Aufnahme des Telegramms – also Datum, Ort des Telegrafenamts – rechts Hinweise über die Beförderung. Dabei ist auffällig, dass 58 Vgl. GeSt TelekomHistorik: Fernschreiber Siemens T100S, in: YouTube [Video], URL: https://www.youtube.com/watch?v=En9z1LL41ig (abgerufen am 31.11.2021).
52die Informationen über die Beförderung häug nicht gegeben sind, wohingegen Ort und Datum der Aufnahme fast immer vermerkt sind. Die Formblätter mussten also nicht zwangsläug komplett ausgefüllt werden. Meist unterhalb des Schrift-zugs Deutsche Reichspost ist eine relativ schwer nachvollziehbare Zeile, die eine Zahlenkombination enthält, sowie den Ort aus dem das Telegramm stammt. Es ist allerdings erkennbar, dass zumindest die mittlere Zahl die Anzahl der Wörter wiedergibt, die das Telegramm enthält. Dies ist wichtig, da Telegramme nach Wortgebühr abgerechnet wurden. Die übrigen Zahlen könnten eine Kennzahl des jeweiligen Telegrafenamtes sein oder die exakte Uhrzeit der Übermittlung per Fernschreiber. Die untere Hälfte bietet Platz für die eigentliche Nachricht. Das Papier untersuchter Originale ist faserig und unterschiedlich stark ver-gilbt. Meist weisen sie Falze entlang der zuvor beschriebenen Spalten auf. Ist das Telegramm zusammengefaltet, das heißt einmal längs und jeweils entlang der Spalten ist nur noch die Empfänger-Adresse erkennbar. So war das auch für Telegramme geltende Briefgeheimnis während der Auslieferung gewahrt. Die Informationen zur Aufnahme des Telegramms sind meist mittels Stempel oder handschriftlich vermerkt. Abbildung 4.5 IIITelegramm aus Rom nach Berlin, 1936, DIN A5, Fundort: Ebay, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privat-Archiv der AutorinBei Beurteilung der Farbigkeit und des Grades der Vergil-bung des Papiers ist immer der bisher erfoglte Alterungspro-zess zu berücksichtigen. Zu seiner Entstehung war das Tele-gramm natürlich nicht so dunkelt. Dies wurde beim Gestalten des Requisits (siehe Abbildung 4.5 II) berücksichtigt. 4.5 III
53Im Folgenden werden beispielhaft und stichwortartig die unterschiedlichen Fertigungsschritte geschildert, die bis zum fertigen Requisit nötig waren:Anfertigen einer Reproduktion auf Basis historischer Originale des blanko Telegramm-Formblatts in InDesign (siehe dazu auch Abbildung 4.5 VII)Einen Buchdruckeffekt in Photoshop erzeugen Druckbogen mit dem Telegrammtext erstellen, Schriftart: Telegram HPLHSDrucken auf das zuvor ausgewählte Papier: Munken Cremeweiß, 80gFärben des Telegramms mit Tee (zwecks exakter Reproduzierbarkeit das Rezept genau dokumentieren)Zuschneiden auf Endformat Telegrammstreifen schneiden und aufkleben, dabei darauf achten, dass alle Exemplare identisch sindTelegrammnummer mit Paginierstempel stempeln (ein gusseiserner Stempel, der fortlaufende Nummern vergibt) Datum und Uhrzeit stempeln mit einem Datumsstempel in roter FarbeKürzel der Stadt und der Person, die es bearbeitet mit Bleistift notierenFalten mit einem Papierfalzwerkzeug❖❖❖ ❖❖❖❖❖❖❖❖Abbildung 4.5 IVProzess des Färbens eines Telegramm-Formblatts mit Tee, Quelle: Eigene Darstellung, FotografieJe stärker der Aufguss, umso dunkler der Farbton. Allerdings lässt sich auch durch kürzeres oder längeresEintauchen des Papiers der Farbton leicht beeinflussen.REZEPT:1. Versuch: 1,7l Wasser, 4 Teebeutel Ceylon Assam von ja!, 3 min. Ziehzeit, Papier für ca. 1min. 30s getränkt, Ergebnis: zu hell2. Versuch: 1,7l Wasser, 6 Teebeutel Ceylon Assam von ja!, 4 min. Ziehzeit, Papier für ca. 2 min. getränkt4.5 IV
54Abbildung 4.5 V Rückseite eines historischen Original Telegramms aus dem Jahr 1938, DIN A5, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Besitz der Autorin
56»Lunapark«, Kapitel 59, S. 365»Na, nun ist es auch zu spät, sich darüber Gedanken zu ma-chen. Fräulein Plewe vorne wird Ihnen eine Rechnung ausstel-len. Wir kümmern uns dann um alles Weitere und werden Ihren Hund der Tierkörperverwertung zuführen. Er nickte. Ging aus dem Behandlungszimmer. Wagte es nicht, dem toten Tier noch einen Blick zuzuwerfen. Ging hinaus und schloss die Tür. Musste sich jetzt, da er nichts und niemanden mehr in seinen Armen trug, zusammenreißen, um nicht alles in seiner Umgebung kurz und klein zu schlagen. Alles, die Tische, die Stühle, die Fenster, den Garderobenständer, den Empfangs-tresen vor der ebenso verlogen wie mitfühlend dreinschauen-den Sprechstundenhilfe, die schon ein Rechnungsformular in die Schreibmaschine gespannt hatte. Tierkörperverwertung.Ein noch schlimmeres Wort als Kadaver.«5959 Kutscher, 2016 , S. 365Abbildung 4.6 I Requisit Tierarzt-Rechnungsformular, Quelle: Eigene Darstellung, Fotografie
574.6 TIERARZTRECHNUNGSFORMULAR Rechnungsformulare der 1920er und 1930er Jahre wurden nicht zwangsläug mit Schreibmaschine ausgefüllt. Insbesondere bei Tierarztpraxen scheint dies nicht die Regel gewesen zu sein, wie beide Beispiele zeigen. Die vorliegenden Formate sind einmal DIN A5 sowie ein Sonderformat, wie die Abbildung 4.6 III der Rech-nung des Dr. Med vet. Georgi von 1919 zeigt. Diese stammt jedoch aus der Zeit vor der Einführung der DIN-Formate. Eine auffällige Gemeinsamkeit beider Vor-drucke liegt in dem zu vervollständigenden Satzteil Für tierärztliche Bemühungen, mit der die Spalte für die Auistung der tierärztlichen Leistungen überschrieben ist.Das für das imaginäre »Lunapark«-Projekt angefertigte Rechnungsformular ist wie die vorliegenden Originale sehr einfach und schmucklos gestaltet. Be-sondere Briefköpfe, wie sie während dieser Zeit für große Unternehmen und Firmen beliebt waren, scheinen für Tierarztpraxen keinen Nutzen gehabt zu haben. Funktionalität war womöglich wichtiger als Prestige und Geltungssucht. Es handelt sich bei diesen Formularen womöglich sogar um Katalogware eines Druckers, der lediglich Namen und Kontaktdaten austauschte und ähnliche Entwürfe auch an anderen Kunden verkaufte. Neben einem blanko Formular liegt hier als weiteres Requisit auch noch ein voll-ständig ausgefülltes Rechnungsformular vor, da dieses in der weiteren Handlung zwecks Set Dressing ein weiteres Mal auftauchen könnte. Gereon könnte es bei sich tragen, wenn er nach Hause kommt und seiner Frau Charly vom Tod des Hun-des berichtet, es könnte aber auch auf dem Schreibtisch seiner Wohnung liegen.
58 Das ausgefüllte Exemplar wurde auf einer zeitgemäßen Original Erika Schreibma-schine getippt. Dies ist insbesondere bei Hero Props wichtig. Atkins schreibt dazu, es gäbe zwar hervorragende digitale Schreibmaschinen-Fonts, die nach Original Schriften entworfen wurden, es sei jedoch effektiver die Texte analog zu tippen, da die natürlichen Anomalien des Schriftbildes, beispielsweise unterschiedlich stark hervortretende Buchstaben, hier schon gegeben sind, was dem Requisit mehr Authentizität verleiht.6060 Vgl. Aktins, 2020, S.190Abbildung 4.6 II Tierarzt-Rechnung von Dr. Oberwinter, 8.November 1939, DIN A5, Fundort: Ebay, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privat-Archiv der Autorin4.6 IIAbbildung 4.6 III (rechts) Tierarzt-Rechnung von Dr. med. vet. Georgi, 27. März 1919, 140x225mm, Fundort: Ebay, Quelle: Eigene Darstellung, Scan, Original im Privat-Archiv der Autorin
594.6 III
61KRITISCHE AUSEINANDERSETZUNG MIT DIESEM BEGRIFF IM ZUSAMMENHANG MIT REQUISITEN UND FILMKULISSENWie schon die Recherche zu Werbung auf Zündholzschachteln der dreißi-ger Jahre deutlich machte, ist der Begriff Authentizität ein zentrales Thema. Da sich diese Problematik in der praktischen Arbeit häug ergibt, ist es notwen-dig, den Begriff einmal im Zusammenhang mit Film- und Fernsehproduktionen nä-her zu betrachten. Hinter der Formulierung »authentisch wirkendes Zeitkolorit« verbirgt sich selbst-verständlich bereits ein Widerspruch. Einerseits bezieht sie sich auf Wahrhaftig-keit, um schon beim nächsten Wort von einer Wirkung zu sprechen, also nur von einem Anschein. Auch das dritte Wort Zeitkolorit klingt eher nach Fassade und Anstrich. Doch sind diese Widersprüche nicht wirklich verwunderlich, da es beim Film kaum möglich ist, zu jedem Zeitpunkt die wahren Umstände einer Epoche originalgetreu abzubilden. Um komplexe Geschichten in 100 Minuten erzählen zu können, zwingt die Filmsprache natürlicherweise zu extremer Verdichtung und klischeehafter Erzählweise. Es kann daher tatsächlich nur von einem »authen-tisch wirkenden Zeitkolorit« gesprochen werden, nicht jedoch von einem wirklich »authentischen«. Der Duden nennt als Synonyme für Authentizität die Be-griffe Echtheit, Glaubwürdigkeit, Sicherheit sowie Verlässlichkeit.61 Doch 61 Dudenredaktion (o. J.): „Authenthizität“, in: Duden online, URL: https://www.duden.de/node/11519/revi-sion/11546 (abgerufen am 19.02.2021)5.WAS BEDEUTET AUTHENTIZITÄT?
62hundertprozentig verlässlich sind die Quellen vergangener Epochen nicht, son-dern kulturelle Überbleibsel, Schnipsel des großen Ganzen. Es kann nur mit dem gearbeitet werden, was die Zeit überdauert hat, in schriftlicher, wie auch bildli-cher Form und derlei Überlieferungen sind immer subjektiv. Die damals lebende Bevölkerung und jedes Individuum sah die Welt aus einem anderen Blickwinkel als die heutige, fand andere Aspekte für würdig, festgehalten, aufgezeichnet und überliefert zu werden. Was im Bewusstsein der Jetztzeit ankommt, ist nicht sel-ten abhängig vom Zufall, denn Speichermedien sind grundsätzlich fragil. Papier zum Beispiel ist ein Material, welches stark auf Umwelteinüsse reagiert – Licht, Temperatur, Feuchtigkeit, können ein papierenes Zeitdokument angreifen und bei falscher Aufbewahrung unlesbar machen. Was heute für authentisch gehalten wird, basiert auf lückenhaften Kenntnissen über die Vergangenheit und kann demnach nicht vollumfänglich sein. Zudem wird die menschliche Auffassung der Vergangenheit auch geprägt durch die Sekundärquellen, die wir konsumieren; ob sorgsam recherchierte Fachliteratur oder ein historischer Roman – auch hier schleichen sich Ungenauigkeiten ein, die schwer überprüfbar sind. Ein gutes Beispiel ist das in der Romanhandlung vorkommende Streichholzbriefchen, welches es so an diesem Ort du dieser Zeit wahrscheinlich gar nicht geben konnte, jedenfalls der vorhandenen Sachlage nach zu urteilen. Dennoch werden viele Leser dieses kleine Detail – so unbe-deutend es auch sein mag – als gegeben hinnehmen und wiederum weiterver-breiten – so wird die Geschichte nach und nach ungenauer, wie die Fotokopie einer Fotokopie einer Fotokopie.
63Es ist also durchaus eine wichtige Rolle, die ein Graphic Artist inne hat. Gute Re-cherche-Arbeit und Auseinandersetzung mit vorliegenden Originalquellen, kann helfen die Geschichte – gemeint ist die Weltgeschichte – möglichst authentisch wiederzugeben und für die Zuschauer erfahrbar zu machen. In der Realität des lmischen Erzählens von Geschichten mit historischem Hinter-grund, werden der künstlerischen Freiheit natürlich viele Zugeständnisse gemacht, denn immerhin handelt es sich bei den Film- und Fernsehproduktionen zumeist um Unterhaltung und seltener um Geschichtsunterricht. Eine gewisse Freizügigkeit im Umgang mit historischer Korrektheit kann eine Handlung auch besser erzähl-bar machen.62 So schreibt Atkins schon in der Einleitung ihres Buches Designing Graphic Props for Filmmaking: »Creating something that feels authentic is quite different from creating something realistic. While we want to be inspired by real references, we‘re not always stuck on realism.«63 Graphic Artists befinden sich ge-wissermaßen zwischen den Stühlen. Sie stehen nicht selten vor der Wahl zwischen historischer Korrektheit und einer visuell griffigen Erzählweise.62 Vgl. Atkins, 2020, S.14f.63 Atkins, 2020, S.14.
645.1 EINE KURZE ANTWORT AUF EINE LANGE FRAGEWie wird durch Graken ein authentisch wirkendes Zeitkolorit für Film- und Fern-sehproduktionen erschaffen?Da alle Graken auf Originalen basieren und ein anspruchsvoller Graphic Artist seiner Kreativität nicht beliebig freien Lauf lassen kann, bedeutet das für jedes noch so kleine Requisit einen hohen Anteil an Recherchearbeit. Auch beim Erstellen dieser Bachelorthesis nahm das Sichten historischer Quellen viel Raum ein, was in seinem ganzen Ausmaß kaum zum Ausdruck gelangt.Das zeitaufwendige Aufnden historischer Schriftarten, die den Originalen so nah wie möglich kommen, nahm teilweise mehr Zeit in Anspruch als das Gestalten der graschen Requisiten selbst. So wurden beispielsweise die Ergebnisse zur Re-cherche über Streichholzbriefchen und Streichholzetiketten der 1930er Jahre, die mehrere Tage dauerte, letztlich auf knapp drei Seiten verdichtet. Die Arbeit des Graphic Artists besteht zu großen Teilen aus dem Studium und der Analyse von Originalen, zu deren Gestaltung es insbesondere bei Gebrauchsgraken kaum Fachliteratur gibt. Trotzdem ist es eine Arbeit, die Menschen mit nostalgischer Veranlagung viel Freude bereiten kann. Denn es ist etwas Wunderbares, sich be-ruich auf die Spuren der Vergangenheit begeben zu dürfen.Die knappe Antwort auf die eingangs gestellte Frage lautet demzufol-ge: Durch saubere und geschickte handwerkliche Arbeit, vor allem aber gründliche Recherche, die der Gestaltung vorausgeht.
67LITERATURVERZEICHNISAnderson, Wes: Grand Budapest Hotel, Deutschland, Vereinigte Staaten, 2014.Atkins, Annie: Fake Love Letters, Forged Telegrams, and Prison Escape Maps. Designing Gra-phic Props for Filmmaking, London: Phaidon Press Limited, 2020.Atkins, Annie: Annie Atkins | The secret world of graphic design for filmmaking, AIGAde-sign, in: YouTube, 15.12.2017, YouTube, [Video] URL: https://www.youtube.com/watch?v=SzGvEYSzHf4 (abgerufen am 15.01.2021). Böcher, Hans-Georg: Design in Hülle & Fülle: gefaltete Schachteln – entfaltete Marken. Die schönsten Faltschachteln aus über 100 Jahren Design- und Kulturgeschichte der künstlerischen Warenverpackung, Biberach: Höhn Print + Medien, 2001.Burton, Tim: Charlie und die Schokoladenfabrik, USA, UK, Australien, 2005.Columbus, Chris / Alfonso Cuarón / Mike Newell / David Yates: Harry Potter [Filmreihe], UK, USA, 2001-2011. Deiters, Heinz-Günther: Die Welt auf der Zündholzschachtel, Hamburg: Christian Wegner Verlag, 1968. Drehbuchwerkstatt München: Wie ein Drehbuch aussehen sollte, in: Drehbuchwerkstatt Mün-chen, o.D., [online] URL: https://www.drehbuchwerkstatt.de/relaunch/2020/11/wie-ein-drehbuch-aussehen-sollte-2/ (abgerufen am 30.01.2021).Dudenredaktion (o. J.): „Authenthizität“, in: Duden online, URL: https://www.duden.de/node/11519/revision/11546 (abgerufen am 19.02.2021)Eisele, Petra et al.: Moholy-Nagy und die Neue Typografie: Ein A-Z, Weinheim, Deutsch-land: Kettler Verlag, 2019.
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71EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG„Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Bachelorthesis sowie die Umsetzung der präsentierten Anteile der Bachelorthesis selbstständig erarbeitet und verfasst habe und keine anderen Hilfs-mittel als die angegebenen verwendet habe. Die Textanteile, grafischen, illustrativen oder fotografischen und au-ditiven Materialen, die aus anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach übernommen wurden, habe ich in jedem einzelnen Fall durch Urheber- und Quellenangaben gekennzeichnet.“Ella KrugBerlin, den 31.01.2022